Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Brittany
Beiträge: 1015
Registriert: 11. Aug 2021, 02:29
3

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#26

Beitrag von Brittany »

rabenschwinge hat geschrieben:Ich finde Vergleiche ziehen immer schräg.
Das möchte ich sehr stark unterstreichen. Das bringt einen auch nicht wirklich weiter. Und es wird auch schnell irgendwie anmaßend. Was weiß ich denn schon über ein Leben mit Amputation? Im Detail: gar nichts. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich irgendwo über meine Erfahrung in einer Arztpraxis geschimpft habe, die akustisch unmöglich eingerichtet ist. Da habe ich geschrieben: Auf Helligkeit und Sichtbarkeit wird immer geachtet, aber auf "Hörbarkeit"??
Da hat Dani! kommentiert: "So, auf Sichtbarkeit wird also immer geachtet? HaHaHA!!!" (Frei zitiert. :mrgreen: )

Ich bin auch oft sauer und genervt und erschöpft. Aber wenn man sich dem zu sehr hingibt, dann endet man in Verbitterung und Einsamkeit. Und das ist das Allerletzte, was ich will.

Brittany
Zimtschnecke
Beiträge: 8
Registriert: 24. Feb 2023, 07:28
2

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#27

Beitrag von Zimtschnecke »

Tut mir leid, wenn das falsch rüber gekommen ist.
Ich habe hier Forum oft eben den Vergleich Hörgerät / Gehstock und CI / Beinprothese gelesen.
Deshalb habe ich das aufgegriffen.
Ich wollte niemanden zu Nahe treten, vergleichen oder eben die eine Behinderung der anderen vorziehen.

Jeder hat sein Päckchen 📦 zu tragen im Leben

Manche Behinderungen sieht man eben und manche sind unsichtbar.

Niemand darf darüber urteilen was schlimmer oder nicht so schlimm ist.

Ich hoffe ihr versteht was ich meine....
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#28

Beitrag von rabenschwinge »

Brittany hat geschrieben: 7. Mär 2023, 13:59

Ich bin auch oft sauer und genervt und erschöpft. Aber wenn man sich dem zu sehr hingibt, dann endet man in Verbitterung und Einsamkeit. Und das ist das Allerletzte, was ich will.

Brittany
Ja, das bin ich auch, aber es ändert nichts. Also wieder aufstehen, Krönchen richten, Haare öffnen und durchwuscheln und die Kiste so gut wie möglich rocken.

Ich will mein Leben so gut es geht autonom und selbstbestimmt leben und mich weder selbst bemitleiden noch mich bemitleiden lassen.

Es gibt immer Idioten, die rücksichtslos und selbstverliebt sind. Und? Wieviel Macht gebe ich denen über mich?
Dani!
Beiträge: 4058
Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
13
Wohnort: Landkreis München

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#29

Beitrag von Dani! »

Zimtschnecke, alles gut. Dennoch weiß ich nicht so recht, warum zwischen "sichtbarer" und "unsichtbarer" Behinderung unterschieden wird. Beides läuft auf dasselbe hinaus, dass das Gegenüber es nicht "begreift". Ja, man sieht den Rollstuhl. Die Frage, ob der Weg zum gemeinsamen Ziel barrierefrei ist, wird oft bejaht, obwohl sie das nicht ist. D.h. auch das Laufen ist eine Selbstverständlichkeit die dazu führt, dass das Überwinden von Stufen gar nicht erst bemerkt wird, für den Rollstuhlfahrer aber das Ende der Strecke bedeutet. Selbst das eigene Heim wird als vollständig barrierefrei tituliert und stillschweigend vergessen, dass selbiges erst über Trittstufen vor dem Haus erreichbar ist. Selbst der Besuch der heimischen Toilette kann zu einem Problem werden. Denn nicht jedem Häuslebauer ist klar, dass man dort zwingend rangieren können muss.

Ich persönlich mache den Leuten keinen Vorwurf, dass sie das vergessen - passiert mir schließlich auch und ich kann es nicht verhindern. Oft handelt es sich zwar um lösbare Probleme. Aber als Betroffener ist man permanent mit solchen Unwägbarkeiten konfrontiert. Ständig! Das zermürbt. Genauso wie man als Schwerhöriger immer zynischer werden kann, wenn im eigenen Freundeskreis die Normalhörenden stets akustisch ungünstige Lokalitäten aussuchen, obwohl sie es eigentlich besser wissen.

Vielleicht kennt ihr ja folgende Folge aus der "Anstalt":
https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 2-100.html
Wenn's nicht so traurig wäre.

Eine Brille ist zwar auch sichtbar. Aber wenn nur 10-20% der Netzhaut vorhanden ist, kann man Straßenschilder/den Abfahrtsplan am Bahnhof in 10m Entfernung/Höhe trotz Gleitsichtbrille mit 1000€-Zeissgläsern nicht lesen. Oder den Abfahrtsplan an der Bushaltestelle. Oder die Speisenkarte. Oder die 12-sprachige Bedienungssanleitung des Funkdimmers. Das richtige Klingelschild der Arztpraxis. Naja, es gibt schon verdammt viele Dinge, die man heutzutage lesen können muss, das aber trotz Brille einfach nicht möglich ist. Wer es kann, dem fallen die permanenten Probleme überhaupt nicht auf und begreift es demzufolge auch nicht. Egal ob die Behinderung nun sichtbar ist oder nicht.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
Johannes B.
Beiträge: 2345
Registriert: 28. Mai 2020, 20:58
4

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#30

Beitrag von Johannes B. »

Zimtschnecke hat geschrieben: 7. Mär 2023, 14:01
Jeder hat sein Päckchen 📦 zu tragen im Leben

Manche Behinderungen sieht man eben und manche sind unsichtbar.

Niemand darf darüber urteilen was schlimmer oder nicht so schlimm ist.

Ich hoffe ihr versteht was ich meine....
moin Zimtschnecke,
ich habe lernen dürfen, dass jeder Mensch sein Bedeutungslos trägt.
Das meint: Alle Dinge dieser Welt sind erst einmal bedeutungslos.
Sie kriegen nämlich immer erst dann genau DIE Bedeutung, die DU ihnen gibst.
Mehr nicht, weniger nicht und Andere schon gleich gar nicht.
Eigentlich ganz einfach, wenn man´s mal verinnerlicht hat.
LG
Johannes
"8samkeit ist praktizierte Hörhilfe" :sm(89):
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#31

Beitrag von rabenschwinge »

Es gibt Vorlesestifte und Rollis, die Treppen überwinden und am Strand einsetzbar sind.
Es gibt Untertitel und Bluetoothschnittstellen.
Schönes Beispiel das von mir und meiner Tochter besuchte Culcha Candela Konzert. Es war gut besucht und als es beendet war ging es nur langsam raus.
Die Security ratlos. An der Seite eine Tür nach draußen und .... wie kann es anders sein... eine Treppe.
Tja, und doch wurde es möglich gemacht, das die Rollifahrer die Location über diesen Weg verlassen konnten. By manpower der Security.
Zwei Möglichkeiten: Warten und nölen das es so lange dauert oder der Security vertrauen und samt Rolli die Treppe getragen werden?

Meine Tochter ließ sich tragen. War praktisch. Wir landeten unversehens am Auto meines Partners, der uns abholte.
Es kommt immer darauf an, wie ich unterwegs bin und was ich ausstrahle. Welche Chancen ich ergreife und welche Möglichkeiten ich nutze .
Dani!
Beiträge: 4058
Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
13
Wohnort: Landkreis München

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#32

Beitrag von Dani! »

Ja, rabenschwinge, ist richtig. Ich schrieb ja auch, dass es oft lösbare Probleme sind. Es nagt aber trotzdem an einem, weil man andauernd improvisieren muss, was anderen überhaupt nicht in den Sinn kommt. Und ich vermute mal, dass deine Tochter keinen E-Rolli fahren muss.

Ich will mich ja nicht beschweren. Sondern wollte nur darstellen, dass es egal ist, ob die Behinderung sichtbar ist oder nicht. Man kann entweder ein Problem offensiv angehen und es lösen. Oder mit dem Problem leben und in Zukunft alles meiden was selbiges auslöst (ok, ist im engeren Sinne auch eine "Lösung", nur halt eine aus meiner Sicht denkbar schlechte).
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#33

Beitrag von rabenschwinge »

Stimmt, der Rolli meiner Tochter ist E-unterstützt. Arthrose in den Schultern, Du verstehst sicher.

Oh Gott, Improvisation nervt??? Jedes Mal wenn ich koche oder mit dem Hund unterwegs bin, Dogscooter fahre, am PC hocke, meinen Hobbies nachgehe, unterwegs bin oder ähnliches... ich komme immer wieder in die Situation improvisieren zu müssen oder mich auf Improvisationen einzulassen.

Das das Leben, unser Leben mal standardgerecht abläuft ist selten und wir müssen oft andere Wege gehen.
Und ja, manchmal nervt es und? Ändert das irgendwas? Macht es das irgendwie leichter, einfacher?

Oder hindert es mich, zieht mich und verleitet mich dazu mir selbst Steine in den Weg zu legen?
Brittany
Beiträge: 1015
Registriert: 11. Aug 2021, 02:29
3

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#34

Beitrag von Brittany »

Hm... Es ist vielleicht nicht die Improvisation als solche, die das Problem ist. Weiter oben schrieb Dani!: "Das zermürbt."
Das trifft etwas, was ich sehr gut verstehe. Es ist ja etwas anderes, ob man beim Kochen improvisiert oder beim Hobby, oder ob man das tut, weil man im Alltag immer immer wieder unversehens darauf gestoßen wird, dass etwas für einen selbst eben nicht so leicht klappt wie für andere. Sondern dass man da "was extra" machen muss. Und zwar auch dann, wenn man gerade sowieso müde oder gestresst ist, also sozusagen obendrauf.
Also diesen "Zermürbefaktor" kann ich sehr gut wiedererkennen. Und ab und zu hilft es durchaus, sich und anderen klarzumachen, dass man heute fix und fertig ist, weil eben immer noch dies Extra obendrauf kommt.
Das heißt ja nicht, dass man dann liegenbleibt. :-)

Brittany
tabbycat
Beiträge: 805
Registriert: 24. Jul 2019, 08:20
5

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#35

Beitrag von tabbycat »

@Brittany ich glaube ich weiß, was du meinst.
Bei mir ist es trotz noch moderater Schwerhörigkeit so, daß ich nach einem actionreichen Bürotag oder auch nur einem Kaffeeklatsch mit mehr als drei Leuten gern mal platt bin.
Ich will dann einfach meine Ruhe und kann mich nicht mehr konzentrieren, während manche Normalhörende gerade erst in Fahrt kommen.

Wer mich einigermaßen kennt, weiß inzwischen daß es bei mir so ist und "Nein" wirklich "Nein" heißt.

Anstrengend finde ich es an solchen Tagen, wenn man mich - bestimmt in gut gemeinter Absicht - überreden will, doch noch mit hier oder dorthin zu gehen und ich haarklein erklären muss warum ich weder will noch kann.
*********************************
Entweder wir finden einen Weg,
oder wir machen einen. 🤗
(Hannibal Barkas)
Brittany
Beiträge: 1015
Registriert: 11. Aug 2021, 02:29
3

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#36

Beitrag von Brittany »

Hi tabbycat,

ja, sowas. Und die Vitalitäts- und Powerkurve ist ja auch ansonsten dynamisch. Z.B. ist man ja gehalten, immer auf Hörprobleme hinzuweisen etc.
Aber manchmal habe ich einfach keine Lust mehr, schon wieder und nochmal was/mich zu erklären. Ich habe manchmal auch einfach keine Lust auf das Hörthema. Es ist so, als ob ich manchmal gerne einen "Normalhörtag" hätte, einfach um mich von alledem zu erholen.
Aber den gibt´s eben nicht. Also weitermachen. :-)

Brittany
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#37

Beitrag von rabenschwinge »

Ohje.... ja es kann zermürbend sein. Vorallem wenn man den Gedanken hat: *Warum ich? Warum kann ich nicht wie alle anderen? Wieso muss das bei mir... und wenn ich dann....*

welche Vorbilder habt Ihr so?
Ich kannte jene junge Frau: https://www.bild.de/ratgeber/2013/laehm ... .bild.html

Kannte, weil sie ist mittlerweile verstorben.

Sie war beeindruckend. Unheimlich neugierig, sehr intelligent, unglaublich wissbegierig und von einer Energie und Lebensfreude die unglaublich war.

Eine ehemalige Schulfreundin meiner Tochter, die ihr Abi machte und studierte. Dante hat sie übrigens noch geheiratet.
Eines meiner ganz großen Vorbilder.

Marlee Matlin wäre das nächste und nicht zu vergessen Gandhi und Nelson Mandela.
Dani!
Beiträge: 4058
Registriert: 9. Mär 2012, 14:22
13
Wohnort: Landkreis München

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#38

Beitrag von Dani! »

Wenn nicht mal Schwerhörige verstehen, was andere Schwerhörige mitmachen müssen, dann wundert es mich nicht, dass Nicht-Schwerhörige ihre Probleme damit haben.
Aber ich finde es schon sehr bemerkenswert, rabenschwinge, wie selektiv du meine Beiträge liest. Ich wiederhole einen entscheidenden Satz aus #32 hier nochmal, den ich auch schon in #29 ähnlich geschrieben hatte:

"Ich will mich ja nicht beschweren. Sondern wollte nur darstellen, dass es egal ist, ob die Behinderung sichtbar ist oder nicht."
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#39

Beitrag von rabenschwinge »

Dani! hat geschrieben: 7. Mär 2023, 18:46 Wenn nicht mal Schwerhörige verstehen, was andere Schwerhörige mitmachen müssen, dann wundert es mich nicht, dass Nicht-Schwerhörige ihre Probleme damit haben.
Aber ich finde es schon sehr bemerkenswert, rabenschwinge, wie selektiv du meine Beiträge liest. Ich wiederhole einen entscheidenden Satz aus #32 hier nochmal, den ich auch schon in #29 ähnlich geschrieben hatte:

"Ich will mich ja nicht beschweren. Sondern wollte nur darstellen, dass es egal ist, ob die Behinderung sichtbar ist oder nicht."
nur das auf Brittany`s und tabbycat`s Post antwortete und nicht auf Deines.
ArsMachina
Beiträge: 546
Registriert: 6. Dez 2022, 15:35
2

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#40

Beitrag von ArsMachina »

Dani! hat geschrieben: 7. Mär 2023, 14:54 Das richtige Klingelschild der Arztpraxis. Naja, es gibt schon verdammt viele Dinge, die man heutzutage lesen können muss, das aber trotz Brille einfach nicht möglich ist.
Oder noch schlimmer :-)

Bild

Grüße Jochen
Resound Custom 9 (Onlinekauf bei Hearly)
R: -25 -25 -35 -30 -25 -40 -60 -70 -75
L: -25 -35 -35 -25 -40 -50 -70 -115 -xxx
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#41

Beitrag von rabenschwinge »

Hmmm, nur ist das die Preisfrage: Können wir nicht gucken oder nicht rückwärts einparken :D
AlfredW
Beiträge: 653
Registriert: 14. Nov 2005, 23:39
19
Wohnort: Worms

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#42

Beitrag von AlfredW »

Hallo,
rabenschwinge hat geschrieben: 5. Mär 2023, 16:33
Es ist wie es ist. Da gehen Aufzüge nicht, da fällt mal ein Waggon aus und die Rollifahrer reisen im Gepäckwagen. da sind Öffis eine Herausforderung usw. usf. . Unser Hausarzt sitzt übrigens in einem Ärztehaus um ersten Stock ohne Fahrstuhl....
Und trotzdem kriegen wir alles gemanagt.
Das würde mich mal interessieren als Gehbehinderter wie
rabenschwinge hat geschrieben: 5. Mär 2023, 16:33
Weil Madame die Ich will Linie hat und das nicht zu knapp. Es geht so nicht? Gut, dann müssen wir den Weg finden, wie es anders geht.
so war ich in jungen Jahren auch drauf. Glaub mir: der Elan läßt mit der Jahrzehnte deutlich nach.

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
Phonak Audeo R P50 13T UP + TV-Link
AlfredW
Beiträge: 653
Registriert: 14. Nov 2005, 23:39
19
Wohnort: Worms

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#43

Beitrag von AlfredW »

Hallo,
cherusker hat geschrieben: 6. Mär 2023, 10:37 Vorab muss ich dazu sagen, dass ich früher ebenfalls davon ausgegangen bin, dass ein Hörgerät ausreicht, um ohne größere Beeinträchtigungen am Leben teilzunehmen. Ich konnte immer nicht verstehen, warum meine Oma sich beschwerte, dass sie beim Kaffeekränzchen nichts verstanden hat. Heute weiß ich es besser, da ich die gleiche Erfahrung mache.
Genau das ist der Punkt, aber mir stellt sich da immer die Frage, weshalb hast Du deiner Oma nicht einfach geglaubt dass Sie trotz Höris noch Probleme beim Verstehen hat und dich entsprechend verhalten? Man muss doch nicht immer alles bis ins letzte Detail wissen, um sich adäquat zu verhalten.

Man muß ja auch nicht selber beinamputiert sein, um sich denken zu können, dass man mit einer Beinprothese nicht mehr so gut laufen kann wie mit 2 gesunden Beinen.

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
Phonak Audeo R P50 13T UP + TV-Link
AlfredW
Beiträge: 653
Registriert: 14. Nov 2005, 23:39
19
Wohnort: Worms

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#44

Beitrag von AlfredW »

Hallo,
rabenschwinge hat geschrieben: 7. Mär 2023, 18:38 Ohje.... ja es kann zermürbend sein. Vorallem wenn man den Gedanken hat: *Warum ich? Warum kann ich nicht wie alle anderen? Wieso muss das bei mir... und wenn ich dann....*
Sehe ich nicht so; jeder Jeck ist anders gestrickt; nicht jeder hat immer die Power alles wegzustecken. Deswegen ist man aber kein Weichei.
rabenschwinge hat geschrieben: 7. Mär 2023, 18:38 welche Vorbilder habt Ihr so?
keine

rabenschwinge hat geschrieben: 7. Mär 2023, 18:38 Eine ehemalige Schulfreundin meiner Tochter, die ihr Abi machte und studierte. Dante hat sie übrigens noch geheiratet.
Eines meiner ganz großen Vorbilder.
tja, manchmal braucht man auch Glück. Wenn es nach der Schulbehörde gegangen wäre, wäre ich nicht auf die Regelschule gegangen.
Meine provokante Frage: und jeder andere Behinderte mit gleichartigen Einschränkungen , der das nicht schafft ist ein Looser?


Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
Phonak Audeo R P50 13T UP + TV-Link
AlfredW
Beiträge: 653
Registriert: 14. Nov 2005, 23:39
19
Wohnort: Worms

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#45

Beitrag von AlfredW »

Hallo,
Dani! hat geschrieben: 7. Mär 2023, 18:46 Aber ich finde es schon sehr bemerkenswert, rabenschwinge, wie selektiv du meine Beiträge liest. Ich wiederhole einen entscheidenden Satz aus #32 hier nochmal, den ich auch schon in #29 ähnlich geschrieben hatte:

"Ich will mich ja nicht beschweren. Sondern wollte nur darstellen, dass es egal ist, ob die Behinderung sichtbar ist oder nicht."
Ich weiß nicht, ob Sie selektiv liest, aber ich habe den Eindruck, dass Sie erwartet, dass jeder Behinderte hart gegen sich selbst ist und nicht jammert. Und man hat sein Schicksal immer tapfer und klaglos zu ertragen. Auch wenn der Grundsatz ja schon richtig ist, dass es an der Situation nix ändert, so kann man dennoch zugestehen, dass nicht jeder gleich gut mit seiner Behinderung umgeht.
Jedenfalls kommt das bei mir so an und mitunter empfinde ich das als leicht empathielos.

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
Phonak Audeo R P50 13T UP + TV-Link
cherusker
Beiträge: 683
Registriert: 4. Okt 2022, 16:28
2

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#46

Beitrag von cherusker »

AlfredW hat geschrieben: 8. Mär 2023, 21:53 Hallo,
cherusker hat geschrieben: 6. Mär 2023, 10:37 Vorab muss ich dazu sagen, dass ich früher ebenfalls davon ausgegangen bin, dass ein Hörgerät ausreicht, um ohne größere Beeinträchtigungen am Leben teilzunehmen. Ich konnte immer nicht verstehen, warum meine Oma sich beschwerte, dass sie beim Kaffeekränzchen nichts verstanden hat. Heute weiß ich es besser, da ich die gleiche Erfahrung mache.
Genau das ist der Punkt, aber mir stellt sich da immer die Frage, weshalb hast Du deiner Oma nicht einfach geglaubt dass Sie trotz Höris noch Probleme beim Verstehen hat und dich entsprechend verhalten? Man muss doch nicht immer alles bis ins letzte Detail wissen, um sich adäquat zu verhalten.

Man muß ja auch nicht selber beinamputiert sein, um sich denken zu können, dass man mit einer Beinprothese nicht mehr so gut laufen kann wie mit 2 gesunden Beinen.

Gruß

Alfred
Von "nicht glauben", habe ich nichts geschrieben, sondern "konnte nicht verstehen". Da gibt es schon einen Unterschied.
Warum machst du mir überhaupt den Vorwurf, ich hätte mich nicht adäquat verhalten?
Grüße vom cherusker :cheers:
- - -
R 55 55 50 60 60 65 70 70 60 40 40
L 25 50 50 50 55 60 55 50 40 40 55
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#47

Beitrag von rabenschwinge »

Ganz schön verbittert klingst Du, Alfred.
Wir machen das beim Arzt so, wie alle anderen auch: den Rolli abstellen und mit viel Hilfe die Treppe rauf.
Im Bedarfsfall macht der Gute auch Hausbesuche.
Meine Tochter ist jetzt 32 und Frauenbeauftragte der ElbeWerkstätten. Ich glaube nicht, daß der Elan so schnell nachlassen wird.
Die junge Frau hat sie Schule für körperbehinderte Kinder besucht. Da war nichts mit Glück sondern ganz viel mit Eigenleistung und Willenskraft.
rabenschwinge
Beiträge: 2678
Registriert: 22. Nov 2017, 19:47
7

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#48

Beitrag von rabenschwinge »

Es gibt zwei Arten mit Scheißsituationen umzugehen:
1. Selbstmitleid und damit auch sich als hilfloses Opfer der Umstände sehen. Was beinhaltet, das man das Alte wieder haben will und sehr an Vergangenem orientiert ist.

2.Annahme der Umstände nach Trauer und Wut und damit arbeiten.
Mit den Gegebenheiten umgehen und auf die Gegenwart und Zukunft fokussieren.

Dabei können Vorbilder sehr gut helfen und auch pushen.
muggel
Beiträge: 1634
Registriert: 19. Jun 2013, 13:34
11

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#49

Beitrag von muggel »

Hallo,

Behinderung ist nicht gleich Behinderung und Rollstuhlfahrer ist nicht gleich Rollstuhlfahrer. Ich zB käme nie auch nur 5 Stufen hoch, auch nicht mit Hilfe. Meine Rolli mal eben tragen geht bei 300+ kg auch nicht. Von daher hilft es nicht sich „hinzustellen“ und zu behaupten, dass solche Aktionen wie oben kein Problem sind, wenn man nur will. Das nur mal am Rande.

Ansonsten finde ich nicht, dass ich im Mittelpunkt stehe(n muss), weil ich im Rolli sitze oder CIs trage. Ich kenne Situationen, wo ich ausgeschlossen bin, obwohl ich mitten in einer Gruppe von Menschen bin. Das ist halt so. Dann baut es mich aber auf, wenn nur eine einzige Person fragt, ob wir zum Reden rausgehen wollen, wenn eine Person trotz 10 Mal nachfragen mich anlächelt und das noch mal wiederholt oder ich ganz ernsthaft gefragt werde, wie denn bei dem Lärm für mich das Verstehen ist.
Leute, die auch nach x Erklärungen null Verständnis zeigen, die meide ich halt und „zieh mit denen um die Häuser“, die dieses Verständnis aufbringen - egal, ob selbst betroffen oder nicht.
Auf mehrfachen Wunsch einer bestimmten Moderatorin hier die Warnung:
Achtung, auch gelegentlich bissig!
michmart
Beiträge: 113
Registriert: 13. Jul 2022, 17:22
2

Re: Schwerhörigkeit, die unsichtbare Behinderung

#50

Beitrag von michmart »

cherusker hat geschrieben: 8. Mär 2023, 22:49
AlfredW hat geschrieben: 8. Mär 2023, 21:53 Hallo,
cherusker hat geschrieben: 6. Mär 2023, 10:37 Vorab muss ich dazu sagen, dass ich früher ebenfalls davon ausgegangen bin, dass ein Hörgerät ausreicht, um ohne größere Beeinträchtigungen am Leben teilzunehmen. Ich konnte immer nicht verstehen, warum meine Oma sich beschwerte, dass sie beim Kaffeekränzchen nichts verstanden hat. Heute weiß ich es besser, da ich die gleiche Erfahrung mache.
Genau das ist der Punkt, aber mir stellt sich da immer die Frage, weshalb hast Du deiner Oma nicht einfach geglaubt dass Sie trotz Höris noch Probleme beim Verstehen hat und dich entsprechend verhalten? Man muss doch nicht immer alles bis ins letzte Detail wissen, um sich adäquat zu verhalten.

Man muß ja auch nicht selber beinamputiert sein, um sich denken zu können, dass man mit einer Beinprothese nicht mehr so gut laufen kann wie mit 2 gesunden Beinen.

Gruß

Alfred
Von "nicht glauben", habe ich nichts geschrieben, sondern "konnte nicht verstehen". Da gibt es schon einen Unterschied.
Warum machst du mir überhaupt den Vorwurf, ich hätte mich nicht adäquat verhalten?
Ich frage mich auch, was das soll.
Antworten