Vorstellung und Rückblick auf vorige HG-Versorgung

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
Antworten
kroki
Beiträge: 16
Registriert: 24. Apr 2023, 22:17
1

Vorstellung und Rückblick auf vorige HG-Versorgung

#1

Beitrag von kroki »

Hallo, ich möchte mich auch mal vorstellen, nachdem ich schon seit vielen Jahren immer mal wieder mitlese.

Ich bin nun Mitte 30, schwerhörig seit meinem 7. Lebensjahr (sehr wahrscheinlich durch Masern).
- Leider wurde das erst viele Jahre später festgestellt - laut Kinder-Ohrenarzt habe ich top gehört und das wäre ein rein psychologisches Problem: ich will einfach nicht hören! :lol: Dabei habe ich immer mitgeteilt habe, dass ich beim Testen Ohrgeräusche wie Tinnitus höre und nicht mehr unterscheiden kann, wann der Ton aus dem Kopfhörer kommt. Als endlich ein anderer HNO-Arzt Jahre später eine BERA Gehirnstammaudiometrie gemacht hat, wurde endlich die Schwerhörigkeit korrekt diagnostiziert.
- Die dann verschriebenen analogen HGs waren nicht gut eingestellt, alle Stimmen robotermäßig und ich habe sie deshalb kaum getragen, musste das nach jahrelangem "Du willst nur nicht hören sagt der Arzt" auch erstmal verarbeiten.
- Nochmal ein paar Jahre später habe ich mich pünktlich zum Abitur doch noch einmal auf das Thema eingelassen. Neue Geräte (Phonak) einstellen lassen, diesmal waren es "digitale" und es war ein Unterschied wie Tag und Nacht.
- Als die Phonak-HG nach ca. 8 Jahren kaputt waren uns es keine Ersatzteile mehr gab, habe ich neue Geräte getestet und bin am Ende beim Oticon OPN gelandet. Nochmal ein Wahnsinnssprung zu Vorher, endlich auch mit Bluetooth (laut Akustiker ja unnötiger Luxus) und Verbesserung in schwierigen Situationen.
- Nun sind 6 Jahre um und eine Neuversorgung könnte wieder anstehen - dachte ich, bis mein Akustiker mir erstmal erzählte, dass dies nach neuen Verträgen nur nach 9 Jahren sicher wäre, man es aber probieren könnte.

Und an dem Punkt bin ich nun. Aktuell teste ich das Oticon Real, allerdings mit meinen alten Ex-Hörern, damit beim Testen keine Kosten entstehen. Ist ein bisschen besser bei Wind und Hall, aber irgendwie war es das auch schon. Laut neuer Messung falle ich auch in WHO 4 und müsste somit sowieso ganz andere UltraPower(?)-Geräte erhalten, d.h. beim nächsten Termin wird es vielleicht ein Signia. Ich bin mir gar nicht sicher, ob Hörgeräte überhaupt noch Sinn machen, oder ob es Zeit für ein Implantat wird :(

Da kenne ich mich gar nicht aus, werde vielleicht noch eine Beratung wahrnehmen. Laut Gutachter für den Schwerbehinderten-Ausweis war ich auch schon bei den Hörtests der letzten HG-Versorgung nicht hochgradig, sondern an Taubheit grenzend schwerhörig und er hat deshalb vermutet, dass bei der nächsten Neuversorgung (also jetzt) eventuell Implantate besser helfen könnten. Falls jemand hier Erfahrungen hat - später Umstieg auf Implantate nach so langer Schwerhörigkeit - würde ich mich sehr freuen! Aber auch Empfehlungen für aktuelle Geräte, oder generell eure Lebenserfahrungen :) In meinem Umfeld kenne ich niemanden mit diesem Problem.

Falls relevant: Bin berufstätig (Vollzeit), mache zwar meist Home Office, bin aber auch mal im Büro (Großraumbüro), habe dann viele Meetings (englisch, deutsch), brauche definitiv Bluetooth und Telespule und ich merke bei meinen aktuellen Geräten, dass diese am Limit sind. Wenn mein Kleinkind mal laut ruft oder schreit, verzerrt das Gerät den Ton fehlerhaft/stockend. Seitdem die Geräte bei einer Anpassung etwas lauter gestellt wurden, habe ich permanent Rückkopplung. Eine gute Lösung ist nicht nur für mich, sondern auch mein Kind wichtig: laut Logopädin redet es sehr laut und hat vermutlich dadurch eine Sprachstörung, weil die Silbenbildung in der Lautstärke erschwert ist. Das belastet mich natürlich sehr, und ich hoffe auf schnelle Hilfe mit den nächsten HGs oder Implantaten.

Ferner graut es mir jetzt schon vor dem formalen Prozess mit Akustiker und Krankenkasse. Phonak und Oticon waren damals natürlich keine "Kassengeräte" und ich hatte jeweils jahrelange Widersprüche und sogar einen Rechtsstreit beim Gericht deswegen (damals noch in der Kinderversorgung). Diese waren letztendlich erfolgreich und die besseren Geräte mussten gutbegründet übernommen werden, aber das schlaucht natürlich und eine Garantie, das ausgelegte Geld zurück zu erhalten, hat man ja auch nicht. Akustiker haben auf sowas sowieso keine Lust und bei den aktuellen Kostenvoranschlägen flattern mir die Ohren.

Liebe Grüße! :sonne1:
Pedigr - ohr
Beiträge: 92
Registriert: 4. Aug 2018, 07:26
6
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Vorstellung und Rückblick auf vorige HG-Versorgung

#2

Beitrag von Pedigr - ohr »

Guten Tag,

ich weiß, dass der Beitrag von Dir schon eine Weile her ist, aber ich wollte zu dem einen Punkt noch etwas schreiben.
Also zum einen, Du machst mir Mut, dass Du schon so erfolgreich um Hörgeräte gekämpft hast. Aber natürlich ist das schwer, und so sollte das nicht sein. Daher machen mich Deine Erfahrungen mit dem "Nichtbezahlen" von notwendigen Hörgeräten, und das sind leider, unverständlicherweise oft die mit der oft, bei hochgradigen Hörschäden nötigen Bluetooth- und sonstigen Koppelbarkeitsfunktion, fassungslos und wütend. Ich bin Betroffene, und mein Hörschaden ist auch an Taubheit grenzend.
Wir sollen kommunikativ fit sein (und dafür ohne teures Hörgerät im Vorstellungsgespräch kommunikativ überzeugen, was ohne teures HG nicht möglich ist, denn dafür müssen wir eine Zuzahlung zu Hörgeräten von 5/6K leisten können) Ja klar.

Zu dem Punkt mit Deinem auffällig sprechenden Kind. Die Logopädin ist ja dreist, Dir als kommunikativ Benachteiligtem Druck zu machen. Ich bin selbst aus der Branche, und sehe es so, dass sie die Aufgabe bekommen sollte, Deinem Kind eine Sprechweise beizubringen, die seine Stimme nicht überlastet. Stimmtherapie beherrschen Logopädinnen, und sonst fällt mir dazu ein, Dein Kind und Du müssen sich wohl oder übel räumlich näher kommen, oder über verstärkende Mikro- und Empfänger-technik kommunizieren. Kostet eben, gibt es beim Akustiker. Vielleicht kann der Dich dazu beraten. Bitte schreibe etwas dazu, wenn Du in dem Bereich ein gutes Modell findest. Ich könnte so etwas gut gebrauchen, aber scheue bisher die Kosten.

Mit freundlichen Grüßen,
Pedigr - Ohr
kroki
Beiträge: 16
Registriert: 24. Apr 2023, 22:17
1

Re: Vorstellung und Rückblick auf vorige HG-Versorgung

#3

Beitrag von kroki »

Hallo Pedigr - Ohr,

vielen Dank für die lieben Worte! :)

Es hilft total zu wissen, dass es anderen genau so geht. Bin da ganz bei dir: mich macht das eben auch total fassungslos - wenn ich bedenke, dass Bluetooth vor 6 Jahren als unnötiger Schnickschnack beschrieben wurde, puh... der Punkt mit Jobs und Vorstellungsgesprächen ist definitiv auch sehr wichtig. Bei der letzten Hörgeräteversorgung hat das Thema Job vermutlich auch zur Übernahme der Kosten geführt, 3,5 Jahre später nach langem Hin und Her - allerdings nicht von der Krankenkasse, sondern von der Arbeitsagentur. Die hatten vorher noch Mitarbeiter zu meiner Arbeitsstelle geschickt, welche dort gemessen hatten, wieviel dB Lärm im Büro vorherschen. War ein Großraumbüro, entsprechend war es recht laut - von allen Seiten musste man ansprechbar sein und von allem Seiten kam aber auch Lärm, also eine klassische 360°-Automatiksituation, bei der ich mit Kassengeräten keine Chance hatte, und das war ja nur eine von vielen Situationen.
Die Zuzahlung muss man ja aber auch erstmal auslegen können, und das kann nicht jeder. Die Vorstellung, dass jemand so ein Gerät bräuchte, es sich vielleicht aber nicht leisten kann, finde ich schrecklich. Ich selbst mache ich so, dass ich 6 Jahre lang immer schon Geld auf ein extra Sparkonto für die Zuzahlung der nächsten Hörgeräte spare - aber wenn absolut nichts übrig ist, kann ja auch das nicht jeder :( Bei der Kinderversorgung war es tatsächlich so, dass der damalige Akustiker es mitgemacht hat, 4 (!) Jahre auf sein Geld zu warten, bis das Gerichtsurteil fiel und die Krankenkasse den Akustiker bezahlt hat. Das würde heute wohl niemand mehr mit machen :angel: War damals mein Glück, da meine Eltern das Geld nicht gehabt hätten. Das war für mich dann der Anlass, für die nächste Versorgung irgendwie etwas anzusparen.

Danke für den Hinweis mit meinem Kind. Dann werde ich bei der Logopädin mal nachhaken, ob sie solch eine Sprechweise beibringen kann, das klingt gut. Aktuell sind die 10 verschrieben Stunden erstmal vorbei und wir wollten nochmal einen 2. Versuch wagen, wenn mein Kind etwas älter (4 Jahre, oder vielleicht 4,5?) alt ist. Aber deine Worte helfen da wirklich sehr, da man sich als Mutter natürlich schon Vorwürfe und Sorgen macht.

LG Kroki
Pedigr - ohr
Beiträge: 92
Registriert: 4. Aug 2018, 07:26
6
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Vorstellung und Rückblick auf vorige HG-Versorgung

#4

Beitrag von Pedigr - ohr »

Liebe Kroki,

also ich würde der Logopädin, falls Ihr wieder ein Rezept habt, damit sie nicht "beleidigt" reagiert vielleicht möglichst fragend gegenübertreten. Also vielleicht so:" Mein armes Kind muss ja laut genug mit mir sprechen, um sich mit ihm austauschen zu können. Das müssen Gesprächspartner von Schwerhörigen leisten. Und die Stimme kann das belasten, stimmt das?" Die Logopädin wird das bejahen, das hat sie so gelernt. Dann kannst Du vielleicht fragen, ob sie Deinem Kind (und wenn möglich Dir so nebenbei) Spiele zeigen kann, mit denen er/sie ohne Sprechanstrengung lauter sprechen übt. Falls sie argumentiert, dass sie dafür eine passende Diagnose vom Arzt auf dem Rezept braucht, hmmmm - das ist schwer, ein Arzt verordnet Stimmtherapie, nur, wenn er es hört, dass die Stimme angeschlagen und heiser ist. Ich suche mal nach passenden Übungen, und was man macht, ist, dass man entpannt rufen trainieren würde. Eine Anweisung, wie man entspannt ruft, wäre die: "Stelle Dir/Stellen Sie sich vor, Sie wollen jemandem etwas zurufen, der neben unserem Haus an der Straße etwas repariert/putzt/sonstwas, und rufe/rufen Sie "He, Sie da!""Dann registiere, wie die Stimme tief und laut wurde, ohne dass man sich stark anstrengen musste. Das ist eine Fähigkeit der Stimme. Wenn man mit so tiefergestelltem Kehlkopf und weitem Rachenraum lauter spricht und ruft, belastet das die Stimme nicht so. Dabei benutzt man die Bauchdecke ganz automatisch mit, um viel Luft zu nutzen. Nach Spielideen dafür werde ich suchen, theoretisch könntest Du mit Deinem Kind einfach mal Ballspiele machen, bei denen man sich einfach beim Ball zuwerfen auch etwas zuruft, und merkt, dass das jetzt laut war, und man sich nur etwas anstrengen musste, und man konnte merken, dass der Bauch nach dem rufen wieder entspannt. Man könnte sich vielleicht kurze Fragen und Antworten zurufen. Ziel ist es, die Bauchdecke beim Sprechen/Rufen nach innen zu nehmen, wie man das ohnehin beim Sprechen tut. Aber zum Erzeugen von mehr Lautstärke ist dann der Kraftaufwand im Bauchraum, und der relativ kleine Kehlkopf kann im entspannten Halsbereich leichter seine Funktion erfüllen als Toninstrument, dass nicht viel Kraft sondern feines Arbeiten braucht.

Mit freundlichen Grüßen,

Pedigr - Ohr
Kolja
Beiträge: 403
Registriert: 4. Mär 2022, 14:51
2
Wohnort: nördlich

Re: Vorstellung und Rückblick auf vorige HG-Versorgung

#5

Beitrag von Kolja »

Ist ja total interessant, wie Du hier das "lauter sprechen trainieren" beschreibst.
Ich habe ja auch oft das Problem, dass man mich schnell anschreit, weil es zwischen normal (leise) reden und laut schreien "nix gibt".

Ich las mal auf einer Homepage eines Betroffenens, dass man zum lauter sprechen
"mit gestützter Stimme"
sprechen versuchen soll. So, als wollte man singen. Das geht nicht zu leise und auch nicht schreiend.

So versuche ich es dann jenen Mitmenscchen zu erklären, die ein Interesse zeigen, "Wie soll ich denn mit dir sprechen?".
Ist dieser Gedanke hier richtig angsiedelt?
Oder hab ich jetzt was durcheinander gebracht und am Kernthema etwas vorbei geantwortet?
"Musik drückt das aus, worüber nicht gesprochen werden kann, und worüber zu schweigen unmöglich ist." Victor Hugo
"Das Gefühl von Gesundheit erwirbt man sich nur durch Krankheit" Georg Christoph Lichtenberg
Antworten