Sprachentwicklung eines bilingualen schwerhörigen Kindes

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Inesina
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Sprachentwicklung eines bilingualen schwerhörigen Kindes

#1

Beitrag von Inesina »

Hallo zusammen,

mein Name ist Maria, und ich bin die Mutter eines schwerhörigen Mädchens. Wir kennen die Ursache nicht, denn der Hörtest, den sie bei der Geburt gemacht hat, war in Ordnung. Als sie drei Jahre alt war, sprach sie sehr wenig Spanisch (ihre Muttersprache, da sowohl ich als auch ihr Vater Spanier sind) und kein Deutsch, obwohl sie in eine deutsche Kita geht. Wir gingen zum HNO-Arzt, und man sagte uns, dass sie Flüssigkeit in den Ohren hatte und operiert werden müsse. Nach langem Warten (zwei Operationen wurden aus verschiedenen Grunden abgesagt), wurde sie im Mai dieses Jahres im Alter von dreieinhalb Jahren operiert. Dabei wurden eine Adenotomie durchgeführt und Paukenröhrchen eingesetzt. Einen Monat später wurde sie in der Hörberatungsstelle in Berlin untersucht und erhielt die Diagnose: bds. Hochgradige kombinierte Schwerhörigkeit.

Wir sind zu dieser Beratungsstelle gegangen, weil sie uns in der Kita empfohlen wurde. Wenn wir den üblichen Weg – Kinderarzt und die drei HNO-Ärzte, die wir besucht haben – genommen hätten, hätten wir immer noch keine Diagnose und könnten unserer Tochter nicht helfen.

Sie trägt nun seit fast vier Monaten Hörgeräte, und obwohl wir sehr froh sind, weil sie diese sehr gut angenommen hat und schon angefangen hat zu sprechen, machen wir uns vor allem um ihre Sprachentwicklung Sorgen. Wenn es schon eine Herausforderung ist, im Alter von dreieinhalb Jahren mit dem Sprechenlernen zu beginnen, stellen wir uns vor, dass die Tatsache, dass sie in einem zweisprachigen spanisch-deutschen Umfeld aufwächst, eine zusätzliche Schwierigkeit darstellt. Haben Sie Erfahrungen mit Kindern, bei denen eine Schwerhörigkeit ab dem dritten Lebensjahr diagnostiziert wurde, oder mit Schwerhörigen, die in einem zweisprachigen Umfeld aufgewachsen sind?

Wir würden uns über jede Erfahrung und jeden Kommentar freuen. Vielen Dank und herzliche Grüße.

Maria
misterref
Beiträge: 982
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Re: Sprachentwicklung eines bilingualen schwerhörigen Kindes

#2

Beitrag von misterref »

Hallo Maria

Bei mir war es ähnlich (aber ohne OP) man hat bei mir gemerkt das ich sehr undeutlich rede und nur meine Mutter mich verstehen konnte und es ging lange bis ein Arzt gesagt hat gehen sie zum Ohrenarzt (vorher hiess es immer nur ah Trotzphase das geht vorbei).

Wie dem auch sei, ich bin ebenfalls zweisprachig aufgewachsen Deutsch/Italienisch wobei man geschaut hat das Deutsch bevorzugt wird (Ich ging auch in die Logopädie). Deshalb verstehe ich heute Italienisch besser als das ich es spreche.

Ich würde es sicher weiterhin versuchen zweisprachig zu erziehen, aber sobald du merkst das sie Probleme bekommt dann eine Sprache bevorzugen, lieber eine Sprache top und die andere sosolala als beides mittelmässig sage ich mal.
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duende54498
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Re: Sprachentwicklung eines bilingualen schwerhörigen Kindes

#3

Beitrag von duende54498 »

Hallo Maria
Als Kind hatte ich (soweit bekannt) noch keine Hörprobleme, bin aber auch 2-sprachig aufgewachsen. Zunächst war Englisch meine Muttersprache, im Alter von 1.5J kamen wir nach Deutschland, wo ich zunächst "verstummte", um nach ca. 3 Monaten weiter zu sprechen. In der Zeit hatte ich die beiden Sprachen offensichtlich sortiert.
Aus meiner eigenen Erfahrung und die mit den bilingualen Kindern von Freunden würde ich darauf achten, dass es eine klare Trennung der Sprachen gibt: zuhause konsequent nur Spanisch, Deutsch in der Kita/Schule. Hier ist sicherlich von Vorteil, daß Ihr beide Spanier seid. Und ich bin von der unglaublichen Leistungsfähigkeit des kindlichen Gehirns überzeugt!! Ansonsten schließe ich mich ganz den Sätzen von misterref an.
Grüße
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gstanzl
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Re: Sprachentwicklung eines bilingualen schwerhörigen Kindes

#4

Beitrag von gstanzl »

Die Erfahrungen sind sicher unterschiedlich. Bei meinen Kindern war es so, daß meine Frau mit ihnen nur französisch sprach und ich mit ihnen nur deutsch. Die Kinder haben das sehr gut angenommen und sprachen beides perfekt, wechselten untereinander manchmal fließend im Gespräch von der einen in die andere Sprache.

Meine Kinder waren aber normalhörend.

Ich würde aber meinen, daß bilinguales aufwachsen durchaus Gehirn und Sprache schult, deswegen würde ich es durchaus an Eurer Stelle versuchen, falls nicht ein Spezialist auf diesem Gebiet etwas anderes fordert.
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