Von Geburt an Schwerhörig

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Grisu75
Beiträge: 3
Registriert: 6. Nov 2023, 10:28

Von Geburt an Schwerhörig

#1

Beitrag von Grisu75 »

Hallo an alle hier,

mein Name ist Stefan und nach nunmehr 48 Jahren muss ich mich wohl oder übel mit meiner Schwerhörigkeit beschäftigen.
Seit Geburt leide ich am rechten Ohr unter Taubheit d.h. ich höre auf diesem Ohr 17%. Das Linke war völlig normal mit einem Hörverlust von 20%.

Niemand traute sich so richtig an die Ursachenforschung heran. Man riet mir nur sich mit 18 nochmal untersuchen zu lassen und dann weiter zuschauen.

Wie es halt so ist, man lebt so vor sich hin und lernt mit der Beeinträchtigung zu leben. Erst im Jahr 2012 ließ ich mich überreden zu einem HNO Arzt zu gehen.
Dort wurde die Diagnose erstellt, das die Gehörknochen verknöchert wären. Ich fragte nach einem MRT, ob dies nötig wäre aber man sagte mir das passt alles so,
wir operieren. OK soweit so gut, OP erledigt, Ursache wurde nicht beseitigt, da die Knochen gesund und funktionsfähig waren. Nun wurde doch ein MRT gemacht
und siehe da, die Ursache ist eine andere. Der Gesichtsnerv ist mit dem Gehörnerv verwachsen und daher kommt die Taubheit auf dem rechten Ohr. Muss wohl sehr selten sein, da mein behandelnder Arzt kaum was in den Fachbüchern dazu gefunden hat.

Da das Sprachverständnis und das Richtungshören nie gut waren, kam ich leider auch schon oft in unangenehme Situationen, siehe als wenn man auf einem vollen Bahnsteig steht. Da ich nun was ändern will, da das "gesunde" Ohr nun auch immer schlechter wird mittlerweile bei 33% Hörverlust, habe ich mich entschieden nochmals einen HNO aufzusuchen. Bin gespannt was mir für Lösungen vorgeschlagen werden. Habe es auch schon mit Hörgeräten probiert, das Problem war nur das es alles lauter wurde, aber die Sprache immer noch unverständlich blieb, trotz verschiedenen Anpassungen. So entschied ich mich dafür, weiter in meiner "stillen" Welt zu leben.

Weil, der Fernseher steht fast auf voller Lautstärke um Sprache zu verstehen und das miteinander in der Familie, an der Arbeit und so weiter leidet immer mehr, da ich fast alles nachfragen muss, was gesprochen wurde. Vielfach errate oder kombiniere ich die Laute die bei mir ankommen zu ganzen Sätzen, somit dauert es aber auch bis ich auf bestimmte Sachen antworten kann.

Nun ja mal schauen was auf mich zu kommt.

Schöne Grüße
Stefan
Randolf
Beiträge: 1390
Registriert: 23. Apr 2017, 16:17
7

Re: Von Geburt an Schwerhörig

#2

Beitrag von Randolf »

Hallo Stefan,

aber sonst hat alles g´klappt?
Schule, Beruf, Arbeit? Prima!
Wenn von Geb. an, hast du sicher auch einen SBA?!
Den TV kann man auch leis stellen, wenn Hilfamittel im Einsarz sind.

Gruß
Grisu75
Beiträge: 3
Registriert: 6. Nov 2023, 10:28

Re: Von Geburt an Schwerhörig

#3

Beitrag von Grisu75 »

Hallo,

naja wie schon geschrieben mehr durchgewurschtelt. Schule mit Logopäden so einigermaßen hinbekommen. Natürlich weiterführende Schule auch geschafft. Aber es ist schon anstrengend gewesen und auch in viele Fettnäpfchen getreten durch Antworten, wo ich die Fragen falsch verstanden habe. Im Beruf ging es immer noch einigermaßen weil ich es gewohnt war. Nun aber merke ich das es kritisch wird. Im Straßenverkehr als Fußgänger, höre herannahende Fahrzeuge sehr spät oder gar nicht mehr. So daß ich vieles über visuelle Wahrnehmung ausgleichen muss. Wie gesagt, bisher auf Hilfsmittel wie Hörgeräte oder sonstiges verzichtet. Leider weiß ich nicht was SBA bedeutet, daher kann ich nichts dazu schreiben. Einmal Hörgerät ausprobiert und kam nicht damit klar, mir wurde schwindelig und ich bekam Kopfschmerzen. Das Wortverstehen hatte sich auch nicht gebessert auf dem schlechten Ohr, da der Nerv diese nicht so weiterleiten konnte. Der einzige Vorteil war, das ich mit dem besseren Ohr nun Gespräche aus einer Entfernung hören konnte. Aber ansonsten war alles zu Laut für mein Empfinden und hatte nur gestört. Nun bin ich mal gespannt, was es für Neuerungen gibt, die mir vielleicht helfen können. Denn so wie es jetzt ist belastet es mich schon, vor allem wenn ich auf der Arbeit ( Bauhof) Gehörschutz tragen muss ist es schon schwer, da ich dann quasi ganz Taub bin und nichts mehr mitbekomme. Gerade im Straßenverkehr.

Gruß Stefan
rabenschwinge
Beiträge: 2491
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Re: Von Geburt an Schwerhörig

#4

Beitrag von rabenschwinge »

Randolf will seine Statistik ergänzen und fragt nach, ob Du einen Schwerbehindertenausweis besitzt.

Ich würde den HNO konsultieren und mir die Sache mit dem Hörgerät nochmals überlegen.
Grisu75
Beiträge: 3
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Re: Von Geburt an Schwerhörig

#5

Beitrag von Grisu75 »

Hallo,

Schwerbehindertenausweis liegt nicht vor. Und HNO Termin ist heute.

Danke für Eure Antworten...

Gruß Stefan
Yak
Beiträge: 536
Registriert: 2. Sep 2022, 15:46
2

Re: Von Geburt an Schwerhörig

#6

Beitrag von Yak »

Hallo Stefan,
Willkommen im Forum.

wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du eine für Dich praktikable Lösung finden wirst.
Was natürlich schwer wiegt ist, dass Du so lange schon auf viele Geräuschempfindungen verzichtet und es praktisch als normal empfunden hast, da wird die Umstellung/Eingewöhnung sicher enorm fordernd. Gerade die erste Zeit ist sicher der Horror. Ich hatte auch regelmässig Kopfschmerzen, auch wenn bei mir der Hörverlust kurzfristiger war. Die Reizüberflutung kostet da schon Kraft und Nerven. Das sollte dich aber nicht davon abhalten, denn es wird sicher erträglicher und ohne HGs kommst Du ja jetzt auch nicht richtig klar, das ist auf andere Weise sicher genauso anstrengend, vielleicht ganz langsam steigern und nicht sofort die volle Kanone.
Vielleicht hat der HNO Termin ja auch neue Erkenntnisse gerbacht.

Alles Gute

Andreas
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Signia Pure 7 IX
Kaumohrhase
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Registriert: 29. Mai 2024, 09:05

Re: Von Geburt an Schwerhörig

#7

Beitrag von Kaumohrhase »

Ich kann das gut nachvollziehen. Ich bin auch seit Geburt schwerhörig, festgestellt wurde es erst mit 18.
Auch ich habe mich durchgewurschtelt, viel kompensiert mit Konzentration oder Kontext zusammenraten und viel Erschöpfung bzw. verärgerten Lehrern, wenn die Einserschülerin beim Vokabeltest hinter der Tafel die Leistung "verweigerte".
Mit 18 das erste HG, damals noch fast ohne räumliches Hören- ein Riesenschock dieses Hörerlebnis. Dann keine HGs mehr bis die Kassenbeiträge angehoben worden sind-
Das war eine schwierige Adaption, weil ich fast 40 Jahre in einer sehr viel stilleren Welt großgeworden bin.
Ich habe im Wald angefangen, Vogelstimmen, Bachplätschern- Dann Veranstaltungen wie Theater oder Bürokonferenzen.
Jetzt fast 10 JAhre später trage ich sie regelmässig im Grossraumbüro- Es erschöpft mich immer noch sehr, so dass ich manche Wochenenden keine Menschen um mich haben kann-Aber ich fühle mich auch nicht mehr ganz so Aussen vor
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