Hallo allerseits,
ich bin Alex, 37 Jahre alt und seit früher Kindheit einseitig ertaubt. Bisher habe ich mich mit meiner Taubheit wenig auseinandergesetzt, aber habe in letzter Zeit mit einigem Überraschen festgestellt, wie sehr meine Hörsituation mein Leben beeinflusst und an mancher Stelle auch belastet. Situationen in großen Gruppen oder mit hoher Umgebungslautsstärke waren mir schon immer unangenehm. Sonderbarerweise hab ich das nie wirklich mit meiner einseitigen Taubheit in Verbindung gebracht, sondern eher auf andere Persönlichkeitsmerkmale wie Schüternheit oder Introversion zurückgeführt. Ich dachte immer ich muss nur hart genug an mir arbeiten, besser zuhören, mich den Situationen stellen, damit sie mir angenehmer werden. Dazu habe ich mich sehr mit normal Hörenden verglichen, was mich rückblickend sehr traurig macht.
Ich habe dieses Jahr ein Coaching gemacht und bin dabei das erste mal richtig mit meiner Schwerhörigkeit in Kontakt gekommen. Das klingt vielleicht komisch, weil es ja so Nahe liegend ist, dass ich mich eben nicht mit Normal hörenden vergleichen sondern mit Rücksicht mit mir Umgehen sollte. Da für mich aber die einseitige Taubheit normal war kam ich nicht darauf, mich an der Stelle zu hinterfragen. Nun darf ich es lernen mich diesbezüglich gut um mich zu kümmern und beruflich und privat neue Wege zu gehen.
Ich freue mich auf jeden Fall hier zu sein und hoffe einige nette Leute kennenzulernen, mit denen sich der eine oder andere Schritt vielleicht gemeinsam gehen lässt.
Liebe Grüße
Alex
Hallo aus Köln !
Re: Hallo aus Köln !
Hi!
Ich finde es nicht schlimm, wenn man sich nicht aus der Gemeinschaft ausschließt, sondern dabei sein will. Es ist ja auch gut möglich, dass man z.B. schüchtern ist, daran zu arbeiten ist ja an und für sich auch nichts verkehrtes.
Andererseits strengt es "uns" auch mehr an als Normalhörende, nen Abend im Lärm durchzuhalten, trotzdem ansprechbar zu sein und was mitzubekommen. Ich kannte das von mir, dass ich manchmal halt um 1 Uhr heim bin, weil ich keine Lust und keine Energie mehr hatte. Der Rest meiner Gruppe war noch bis 5 unterwegs, aber für mich wars halt genug. Zum Glück hatten die Freunde damit kein Problem.
Dann ists natürlich auch so, dass man irgendwann auch in ein "gesetzteres" Alter kommt, wo man eben nicht mehr durch die Kneipen springen muss, sondern auch nen ruhigen Abend genießen kann. Vielleicht ist das bei dir halt so langsam der Fall (und nein, ich will dich nicht beleidigen und nen alten Mann nennen. Ich bin 44, vor so 8 bis 10 Jahren war das mit Disko und feiern gehen (z.B.) eben nicht mehr so mein Fall. Insofern sind wir uns da vielleicht auch n bisschen ähnlich )
Ich finde es nicht schlimm, wenn man sich nicht aus der Gemeinschaft ausschließt, sondern dabei sein will. Es ist ja auch gut möglich, dass man z.B. schüchtern ist, daran zu arbeiten ist ja an und für sich auch nichts verkehrtes.
Andererseits strengt es "uns" auch mehr an als Normalhörende, nen Abend im Lärm durchzuhalten, trotzdem ansprechbar zu sein und was mitzubekommen. Ich kannte das von mir, dass ich manchmal halt um 1 Uhr heim bin, weil ich keine Lust und keine Energie mehr hatte. Der Rest meiner Gruppe war noch bis 5 unterwegs, aber für mich wars halt genug. Zum Glück hatten die Freunde damit kein Problem.
Dann ists natürlich auch so, dass man irgendwann auch in ein "gesetzteres" Alter kommt, wo man eben nicht mehr durch die Kneipen springen muss, sondern auch nen ruhigen Abend genießen kann. Vielleicht ist das bei dir halt so langsam der Fall (und nein, ich will dich nicht beleidigen und nen alten Mann nennen. Ich bin 44, vor so 8 bis 10 Jahren war das mit Disko und feiern gehen (z.B.) eben nicht mehr so mein Fall. Insofern sind wir uns da vielleicht auch n bisschen ähnlich )
Re: Hallo aus Köln !
Hallo Alex
Bei einseitiger Taubheit gibt es auch ganz gute Lösungen mit Hörgeräten.
Dabei trägst du an beiden Ohren ein Gerät, wobei das Gerät das an deinem tauben Ohr nur die Geräusche aufnimmt und dann kabellos zum Gerät am guten Ohr schickt.
Sollte dein gutes Ohr zusätzlich noch eine Hörschwäche haben wird diese grad mitausgeglichen.
Das ganze nennt sich eine Cros Versorgung. Das Gerät am tauben Ohr ist kein vollwertiges Hörgerät sondern eben speziell für Cros ausgelegt.
Frag doch einfach mal beim Akustiker an, ob du ein Cros-System zur Probe haben kannst.
Evtl. hat nicht jeder Akustiker ein Probe-Cros-Gerät am Lager (so wäre es jetzt auch bei uns), ist eben etwas sehr spezielles.
Selbst hab ich Erfahrungen mit Geräten von Oticon und Signia gemacht.
Signia bietet sogar kleine Im-Ohr-Geräte als Cros an. Die heißen Silk.
Insgesamt hatten wir aber aber bei Oticon eine höhere Akzeptanz.
Wie auch immer, viel Erfolg.
Glück kommt von Innen
Bei einseitiger Taubheit gibt es auch ganz gute Lösungen mit Hörgeräten.
Dabei trägst du an beiden Ohren ein Gerät, wobei das Gerät das an deinem tauben Ohr nur die Geräusche aufnimmt und dann kabellos zum Gerät am guten Ohr schickt.
Sollte dein gutes Ohr zusätzlich noch eine Hörschwäche haben wird diese grad mitausgeglichen.
Das ganze nennt sich eine Cros Versorgung. Das Gerät am tauben Ohr ist kein vollwertiges Hörgerät sondern eben speziell für Cros ausgelegt.
Frag doch einfach mal beim Akustiker an, ob du ein Cros-System zur Probe haben kannst.
Evtl. hat nicht jeder Akustiker ein Probe-Cros-Gerät am Lager (so wäre es jetzt auch bei uns), ist eben etwas sehr spezielles.
Selbst hab ich Erfahrungen mit Geräten von Oticon und Signia gemacht.
Signia bietet sogar kleine Im-Ohr-Geräte als Cros an. Die heißen Silk.
Insgesamt hatten wir aber aber bei Oticon eine höhere Akzeptanz.
Wie auch immer, viel Erfolg.
Glück kommt von Innen
Re: Hallo aus Köln !
Hi Birkbot,Birkbot hat geschrieben: ↑1. Dez 2023, 22:51 Hi!
Ich finde es nicht schlimm, wenn man sich nicht aus der Gemeinschaft ausschließt, sondern dabei sein will. Es ist ja auch gut möglich, dass man z.B. schüchtern ist, daran zu arbeiten ist ja an und für sich auch nichts verkehrtes.
Andererseits strengt es "uns" auch mehr an als Normalhörende, nen Abend im Lärm durchzuhalten, trotzdem ansprechbar zu sein und was mitzubekommen. Ich kannte das von mir, dass ich manchmal halt um 1 Uhr heim bin, weil ich keine Lust und keine Energie mehr hatte. Der Rest meiner Gruppe war noch bis 5 unterwegs, aber für mich wars halt genug. Zum Glück hatten die Freunde damit kein Problem.
Dann ists natürlich auch so, dass man irgendwann auch in ein "gesetzteres" Alter kommt, wo man eben nicht mehr durch die Kneipen springen muss, sondern auch nen ruhigen Abend genießen kann. Vielleicht ist das bei dir halt so langsam der Fall (und nein, ich will dich nicht beleidigen und nen alten Mann nennen. Ich bin 44, vor so 8 bis 10 Jahren war das mit Disko und feiern gehen (z.B.) eben nicht mehr so mein Fall. Insofern sind wir uns da vielleicht auch n bisschen ähnlich )
ja stimmt, denke es ist ja ein grundlegendes Bedürfnis Teil der Gemeinschaft zu sein. Wie du auch sagst, sind die Energiereserven dafür gerade bei uns limitiert. Ich habe aktuell beruflich viele herausfordernde Hörsituationen, in denen in Gruppen gearbeitet wird, der Geräuschpegel zudem etwas höher ist und einem Gespräch gefolgt werden muss. Das raubt mir dann viel Kraft. Und das ist gerade gedanklich mein Ansatz, diese Situationen in Zukunft vorab anders zu planen und v.a. klarer zu kommunizieren, dass bei mir schneller als bei Normalhörenden Grenzen erreicht werden.
Privat gehe ich immer noch sehr gerne ab und an mal in die Disko, da darf man ja auch nur der Musik zuhören und braucht nicht unbedingt tiefgründige Gespräche Aber ja, ist bei mir auch nicht mehr so wie das mit 27 in Erlangen im Zirkel noch war
Dir schönen Abend
Zuletzt geändert von rednaxela am 2. Dez 2023, 17:39, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Hallo aus Köln !
Hi Captain,Captain hat geschrieben: ↑2. Dez 2023, 10:04 Hallo Alex
Bei einseitiger Taubheit gibt es auch ganz gute Lösungen mit Hörgeräten.
Dabei trägst du an beiden Ohren ein Gerät, wobei das Gerät das an deinem tauben Ohr nur die Geräusche aufnimmt und dann kabellos zum Gerät am guten Ohr schickt.
Sollte dein gutes Ohr zusätzlich noch eine Hörschwäche haben wird diese grad mitausgeglichen.
Das ganze nennt sich eine Cros Versorgung. Das Gerät am tauben Ohr ist kein vollwertiges Hörgerät sondern eben speziell für Cros ausgelegt.
Frag doch einfach mal beim Akustiker an, ob du ein Cros-System zur Probe haben kannst.
Evtl. hat nicht jeder Akustiker ein Probe-Cros-Gerät am Lager (so wäre es jetzt auch bei uns), ist eben etwas sehr spezielles.
Selbst hab ich Erfahrungen mit Geräten von Oticon und Signia gemacht.
Signia bietet sogar kleine Im-Ohr-Geräte als Cros an. Die heißen Silk.
Insgesamt hatten wir aber aber bei Oticon eine höhere Akzeptanz.
Wie auch immer, viel Erfolg.
Glück kommt von Innen
danke dir für die Info mit den Cross Hörgeräten. Habe eines von Oticon rumliegen, hat mir allerdings nicht so viel gebracht, da ich gerade in lauteren Umgebungen Probleme hatte und sie da die Lage irgendwie verschlimmbessert haben. Nutzt du sie den ganzen Tag über und wie sind deine Erfahrungen in lauteren Umgebungen?
Aktuell versuche ich rauszufinden, ob ich noch was mit BAHA Geräten verbessern kann.
Viele Grüße
Re: Hallo aus Köln !
Unabhängig der Umgebung bringen Hörsysteme (normal oder Cros) eine Verbesserung.
Speziell in lauten Situationen hörst du mit einem Cros System natürlich mehr Geräusche als mit nur einem Ohr. Das ist bei einem normal Hörenden ja auch nicht anderst.
Ich glaube da Sie schon immer taub waren ist dies dann einfach nur ungewohnt.
Re: Hallo aus Köln !
Hallo,
statt der klassischen Crossversorgung wäre evtl. auch ein Knochenleitungshörgerät eine Variante. Die gibt es als Stirnband, zum Kleben und auch mit implantierter Verankerung.
Evtl. ist auch eine Versorgung mit CI möglich, wenn die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind und du bereit bist, das entsprechende Training auf dich zu nehmen.
Viel Erfolg und hg
Jackie
statt der klassischen Crossversorgung wäre evtl. auch ein Knochenleitungshörgerät eine Variante. Die gibt es als Stirnband, zum Kleben und auch mit implantierter Verankerung.
Evtl. ist auch eine Versorgung mit CI möglich, wenn die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind und du bereit bist, das entsprechende Training auf dich zu nehmen.
Viel Erfolg und hg
Jackie
-
- Beiträge: 4
- Registriert: 12. Feb 2024, 14:54
Re: Hallo aus Köln !
Hallo Alex,
ich bin ebenfalls aus Köln und habe seit meiner Kindheit dasselbe Hörproblem. Ich finde mich in deiner Beschreibung total wieder.
Ich habe das Problem mein Leben lang für gegeben genommen - leider mit negativen Auswirkungen für meinen Bildungsweg und Erwerbsleben. Erst durch die Maskenpflicht ist mir das Problem bewusstgeworden, weil sich mein vorheriger "Normalzustand" wesentlich verschlechtert hatte. Im Nachhinein auch die negativen Auswirkungen, unter denen ich bis heute leide.
Es ist schade, dass es damals und teils heute noch kein Bewusstsein in Schule, Arbeit und Gesellschaft dafür gab.
ich bin ebenfalls aus Köln und habe seit meiner Kindheit dasselbe Hörproblem. Ich finde mich in deiner Beschreibung total wieder.
Ich habe das Problem mein Leben lang für gegeben genommen - leider mit negativen Auswirkungen für meinen Bildungsweg und Erwerbsleben. Erst durch die Maskenpflicht ist mir das Problem bewusstgeworden, weil sich mein vorheriger "Normalzustand" wesentlich verschlechtert hatte. Im Nachhinein auch die negativen Auswirkungen, unter denen ich bis heute leide.
Es ist schade, dass es damals und teils heute noch kein Bewusstsein in Schule, Arbeit und Gesellschaft dafür gab.