ich finde den Austausch in diesem Forum recht hilfreich und möchte nun, nachdem ich mich oft und lange als Gast hier durch die Threads gelesen habe, selbst einmal dazu beitragen und meine Erfahrungen zu Im-Ohr Hörgeräten mitteilen.
Mittlerweile bin ich 61 Jahre alt und höre bei weitem nicht mehr wie ein Luchs.
Links habe ich mit einem Hörverlust von 39 % noch eine – wenn auch an der Grenze – „geringgradige Schwerhörigkeit“; rechts gehöre ich mit 43 % Hörverlust schon in die Kategorie „mittelgradige Schwerhörigkeit“.
Für mich kam von Anfang an nur ein Im-Ohr Hörgerät infrage. Nicht nur aus Gründen der Eitelkeit, sondern vor allem aus Qualitätsgründen. Das mag zunächst verwundern, weil doch die Hinterm-Ohr Geräte viel mehr Platz für leistungsfähige Elektronik bieten.
Das ist auch richtig und lange Zeit gab es sicherlich keine vernünftigen Alternativen.
Nur schreitet aber die Entwicklung fort und da ich im Bereich der IT recht bewandert bin, so auch über die Entwicklungen der Miniaturisierung gut orientiert bin, hatte ich von Beginn an die Hoffnung, dass ein Im-Ohr Hörgerät meine Ansprüche würde erfüllen können.
Die Hinterm-Ohr Geräte haben aus meiner Sicht allesamt einen konstruktionsbedingten Nachteil, weshalb ich gerne davon absehen wollte. Nämlich das natürliche 3D-Hören, weil sich die Mikrofone an einer unnatürlichen Stelle befinden. Ich denke, die Natur ist als Konstrukteur unschlagbar und die Form unserer Ohrmuscheln ist diesbezüglich unübertroffen. Also sollte meiner Ansicht nach der Schallempfänger, ergo das Mikrofon, auch dort sitzen, wo der Schall von der Natur hingeleitet wird. Nämlich im Gehörgang.
Die Hörgeräteakustikerin meines Vertrauens – in diesem Laden kaufe ich seit über 20 Jahren auch meine Brillen – gab mir dann Anfang 2023 zu Testzwecken und um mich überhaupt erst mal an ein Hörgerät zu gewöhnen, ein Paar ‚audibene lite HORIZON X‘. Das sind batteriebetriebene Im-Ohr Geräte mit weichen Domen, die es in verschiedenen Größen und verschiedenen Ausführungen (von ganz geschlossen bis relativ offen) gibt und die somit für nahezu jedes Ohr passen.
Grundsätzlich sind die Geräte nicht schlecht, jedenfalls konnte ich damit in vielen Situationen deutlich besser hören. Mir wurden aufgrund meiner Hörminderung geschlossene
Meine Hörgeräteakustikerin stellte dann allerdings bei der Anpassung beim Rückkopplungstests die Verstärkung schon relativ weit herunter, sodass ein optimales Hören noch längst nicht erreicht war.
Etliche Anpassungen erfolgten über die nächste Zeit. Es zeigte sich, dass der Rückkopplungstest etwas zu restriktiv runter geregelt hatte. Eine bessere Verstärkung war durchaus möglich, ohne dass die Geräte allzu häufig zum Pfeifen neigten. Aber dennoch, es hätte besser sein dürfen.
Dafür, dass die Geräte vor – aus IT-Sicht – Ewigkeiten auf den Markt kamen (m. W. Ende 2020) haben die ‚audibene lite HORIZON X‘ für ihre Größe schon eine ganz ordentliche Leistung gebracht. Und mir auf jeden Fall schon mal eine deutliche Verbesserung des Hörens. Wenn auch, wie gesagt, noch deutlich Luft nach oben ist.
Im Oktober 2023 sollten auf der EUHA-Messe neue Hörgeräte präsentiert werden, die Meilensteine in der Entwicklung bringen. So wartete ich auf die Neuheiten, die dort vorgestellt werden würden.
Tatsächlich ist es so, dass die Hörgeräte der neuen Generation 2023 signifikante Verbesserungen gegenüber den älteren bringen. Leistungsfähigere Chips, ausgereiftere Software und natürlich deutlich kleinere Bauweisen wurden vorgestellt.
Von meiner Hörgeräteakustikerin bekam ich dann zunächst ein auf Maß gefertigtes Paar ‚Starkey Evolv AI 2400
Das Sprachverständnis der Starkey war einigermaßen gut – besser als bei den ‚audibene lite HORIZON X‘. Dennoch nahm ich es als etwas ‚technischen Klang‘ (eine bessere Beschreibung fällt mir nicht ein) wahr, was ich als nicht besonders angenehm empfand.
Die Anpassung via App erfolgt bei diesen Geräten über DTMF-Töne, also Tastentöne, wie man sie von Telefonen kennt. Diese müssen recht laut abgespielt werden, damit die gewünschte Änderung in den Hörgeräten wirksam wird. In einer Sitzung oder bei einem klassischen Konzert damit mal eben auf ein benötigtes anderes Hörprogramm umzustellen verbietet sich leider von selbst. Das ist schon fast ein KO-Kriterium für die Geräte.
Jenseits all dieser Kritiken hat das ‚Starkey Evolv AI 2400
Nun denn, dann kam ja zur Messe noch futschneu das ‚Signia Silk Charge&Go 7IX‘ auf den Markt.
Es sieht dem ‚audibene lite HORIZON X‘ fast zum Verwechseln ähnlich, hat aber anstelle der Batterien einen
Über die App kann man neben dem Standardprogramm noch 5 weitere auswählen sowie die Lautstärke und das Klangbild einstellen.
Was soll ich sagen: ich bin begeistert. Mit den von mir gewünschten offenen Domen ermöglichen mir die Hörgeräte ein nach meinem Empfinden völlig natürliches Hören in ausreichender Lautstärke ohne jeden ‘technischen Klang‘, bieten mir ein sehr gutes Sprachverständnis und ärgern mich nahezu nie mit Rückkopplungen. Sogar Musik hören ist damit ein Genuss.
Ich vergesse nahezu über den gesamten Tag, dass ich die Geräte trage.
Die ‚Signia Silk Charge&Go 7IX‘ habe ich denn auch gekauft.
Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, so gibt es auch bei diesen Geräten kleine Kritikpunkte. Die Programmierung der Geräte ist nämlich ziemlich unzuverlässig.
Sowohl die ‚Signia Silk Charge&Go 7IX‘ wie auch die ‚audibene lite HORIZON X‘ werden mittels der Software ‚Connexx‘ über den Datenadapter ‚Connex Air‘ programmiert. Manchmal funktioniert es, meistens funktioniert es nicht. Oft kommen die Kennfelder überhaupt nicht in den Geräten an, ohne dass die Software ‚Connexx‘ das dem Hörgeräteakustiker anzeigt. Bei den ‚audibene lite HORIZON X‘ waren sogar einmal die Kennfelder links und rechts vertauscht worden.
Als meine in den ‚Signia Silk Charge&Go 7IX‘-Testgeräten erprobten Kennfelder auf die gekauften Geräte programmiert werden sollten, nahmen die Geräte die Programmierung zunächst überhaupt nicht an. Meine Hörgeräteakustikerin musste die Geräte zunächst einmal in den Ruhemodus versetzen, also quasi einen Reset vornehmen, und danach dreimal die Programmierung vornehmen, bis dann endlich die Programmierung erfolgreich war.
Es ist natürlich sehr ärgerlich, wenn man in dem Glauben, dass nun alles richtig programmiert sei, den Laden verlässt und dann überhaupt nicht mit den Geräten zurechtkommt, weil die Daten nicht stimmen. Insbesondere, wenn man kurz vor Geschäftsschluss zur Anpassung da war. Die fehlerhaften bzw. erfolglosen Programmierungen kamen leider mehrfach vor. Nicht nur für mich war das ärgerlich, sondern für meine Hörgeräteakustikerin genauso. Geduld war auf beiden Seiten gefragt.
Es war ein ziemlich langer Weg. Aber nun bin ich mit den ‚Signia Silk Charge&Go 7IX‘ sehr zufrieden.
Mich würde interessieren, was andere für Erfahrungen mit Im-Ohr Hörgeräten haben.
Vielleicht geht ja noch mehr, dass Bessere ist bekanntlich des Guten Feind.