Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

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Kirstin
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Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#1

Beitrag von Kirstin »

Hallo!
Bei unserem Sohn (4 Monate) wurde eine Schwerhörigkeit diagnostiziert (Laut Bera links 55, rechts 35 db). Nächste Woche bekommt er seine Hörlis.
Jetzt sind wir von Bekannten (selber HG-Träger) wiederholt gewarnt worden, dass möglicherweise sein gehör immer schlechter werden würde, da seine Ohren nun vielleicht durch die Hörgeräte zu sehr belastet würde. Zumal er sich ja nicht selber bemerkbar machen kann, wenn er Probleme (etwa auch in einzelnen Frewuenzbereichen) hätte.
Kann das passieren?
Lässt sich dem Problem dadurch vorbeugen, dass die digitalen HG auf 100 db beschränkt sind?
Die Akustikerin wird die HGs erstmal 20 db niedriger als die gemessenen Wete einstellen, damit wir ihn beobachten können.

Gruß,
Kirstin :confused:
Jannik * 2004 Er trägt Hörgeräte, seit er vier Monate alt ist.
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Andrea Heiker
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#2

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Kirstin,

eine Hörverschlechterung durch Hörgeräte ist nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen. Es gibt zwar progrediente Schwerhörigkeiten, auch bei Kindern, aber die Hörgeräte sind nicht der Grund.

Hörgeräte verstärken nicht nur, sondern begrenzen gleichzeitig auch. Bei Eurem Sohn wird vermutlich z.B. eine Begrenzung von 90 dB eingestellt. D.h. das heißt, dem Ohr Eures Sohnes werden nicht mehr als 90 dB zugemutet. Der Presslufthammer an der nächsten Baustelle, würde durch die Hörgeräte sogar noch erheblich gedämpft. Deswegen gibt es in der Disko auch keinen besseren Gehörschutz als Hörgeräte mit geschlossenen Passstücken. Dein Sohn wird vielleicht offene Passstücke bekommen, da er ja nicht so schlecht hört. Dann müssen für ihn natürlich die üblichen Vorsichtsmaßnahmen gegen Lärm ergriffen werden.

Es ist auch üblich, dass Hörgeräte den Hörverlust nicht voll ausgleichen. Ein voller Ausgleich wäre sogar kontraproduktiv, da Schwerhörige in Umgebungsgeräuschen schlechter verstehen als in Ruhe. Wenn nun jedes kleine Geräusch gehört werden würde, dann sähe es mit dem Sprachverständnis schlecht aus.

Gruß
Andrea
seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Momo
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#3

Beitrag von Momo »

Ich denke auch, dass das eher in die Schublade der Ammenmärchen gehört und solche Tips deinem Kind nicht wirklich hilfreich sind! Die HGs werden schon so eingestellt, dass sie lediglich den Hörschaden "ausgleichen" und nicht so laut, dass es zu laut ist. Wie Andrea schon sagt werden sie nach oben auch begrenzt. Mein Sohn hat auf der einen Seite auch ein offenes Passstück und da mussten wir Silvester wie bei jedem anderen Kind aufpassen bei Knallern, da die Geräusche ja quasi am Passstück vorbei direkt ins Ohr können. Auf der anderen Seite hatte er dann- dank der zuen Versorgung- gleich einen Gehörschutz und die Verstärkung ist da eben auch begrenzt (sprich er ist besser geschützt, als seine Schwester ohne HG). Das soll natürlich nicht heissen, dass ich ihn extra Lärm aussetzen würde- ich will damit nur sagen ich mache mir bei ihm genauso viele Gedanken über die alltägliche Lärmbelastung wie bei einem gesunden Kind auch!
Und ohne HGs wäre er sprachlich ganz sicher nicht da wo er jetzt ist! Bei einer leichtgradigen SH, wie bei euch ja auch das eine Ohr, merkt man die Beeinträchtigung eigentlich erst, wenn die Kinder in die Sprache kommen und dann die Aussprache "unsauber" ist im Vergleich zu Gleichaltrigen. Also gebt eurem Kind die Chance und vertraut dem Akustiker (immer vorrausgesetzt er/sie hat Erfahrung mit Kindern!!!!):

LG
Momo

P.S. ich bin auch davon überzeugt, dass er sich schon bemerkbar machen würde, wenn das HG sehr viel zu laut ist!
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[Editiert von Momo am: Dienstag, Januar 25, 2005 @ 06:28 PM][/size]
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#4

Beitrag von Kirstin »

Hallo Ihr,

Danke erstmal für die flotten Antworten.
Die Akustikerin hat erfahrung mit Babys und Kleinkindern und macht auch einen guten, pragmatischen Eindruck.
Was sind offene Passstücke?
Habe ich noch nicht gehört.

Gruß,
Kirstin
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Andrea Heiker
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#5

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo,

bei offenen Passtücken ist das Ohr durch das Hörgerät nicht komplett abgedichtet. Sondern Luft und auch Geräusche können durch eine oder mehrere Belüftungsbohrungen in den Gehörgang gelangen, ohne den Umweg über das Hörgerät nehmen zu müüssen. Der Vorteil ist, dass der Höreindruck natürlicher ist, weniger Kaugeräusche beim Essen zu hören sind und der Gehörgang belüftet wird. Nachteil ist, dass Hörgeräte bei offener Versorgung leichter pfeifen. Manche Erwachsene beklagen auch, dass digitale Hörgerät eine gewisse Laufzeitverzögerungen haben und sie dann das Geräusch zwei Mal hören, einmal so durch die Belüftungsbohrung und dann noch einmal durch das Hörgerät.

Gruß
Andrea
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#6

Beitrag von Momo »

Den Nachteil des pfeiffens bei leichter SH hat man bei digitalen HGs doch sicher eher nicht, oder? Bei meinem Sohn jedenfalls nicht. Er hat ja auf der einen Seite ein digitales HG mit offener Versorgung.

Ich denke eure Akustikerin weiss dann schon was sie tut. Woher kommt ihr denn?

LG Momo
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Andrea Heiker
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#7

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Momo,

viele moderne Geräte haben heute einen Rückkopplungsmanager. Der Manager verhindert zwar das Pfeifen, aber wenn er anspringt wird das ganze Hörgerät gedrosselt, und wenn er wegen der offenen Versorgung ständig anspringen muss, würde man auch nicht ausreichend mit dem Hörgerät hören.

Gruß
Andrea
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#8

Beitrag von Momo »

Liebe Andrea
der ist bei meinem Sohn ausgeschaltet! Es piept schon mal, wenn ich z.B. ganz dicht an sein Ohr komme oder beim Pulli an- und ausziehen, aber eben nicht übermässig viel und viel weniger, als auf der anderen Seite (was natürlich auch mit der Verstärkung zusammenhängt!).

LG Momo
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#9

Beitrag von Kirstin »

Oh je, Rückkopplungsmanager, offene Versorgung...
Ich glaube, da muss ich noch einiges lernen. :rolleyes:
Ich will schon möglichst genau verstehen, wie das ganze läuft.
Ich werde die Akustikerin (Fr Grüneberg, Soest) mal fragen wegen der offenen Passstücke, hört sich spontan ganz sinnig an finde ich.

Gruß,
Kirstin
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#10

Beitrag von Momo »

Erstellt von Kirstin
Oh je, Rückkopplungsmanager, offene Versorgung...
Ich glaube, da muss ich noch einiges lernen. :rolleyes:
Immer mit der Ruhe- das ging uns hier sicher auch allen so. Lass dir einfach in Ruhe erklären was für dein Kind das richtige ist und frag ruhig immer wieder nach, denn die Akustikerin ist bei der Anpassung auf jeden Fall auch auf eure Mithilfe angewiesen.

Alles Gute für euch und LG
Momo
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Re: Überlastung der Ohren (Baby) durch HG?

#11

Beitrag von Hörakustiker »

Moderne Rückkopplungsmanager arbeiten übrigens ohne Verstärkungsreduzierung. Die löschen wirklich nur die Rückkopplung aus. Ist ein sehr kompliziertes Verfahren, welches aber nur wenige Geräte haben und bis jetzt nicht in Super Power Geräten zu finden ist.

Ich denke übrigens, daß ein Hörgerät mit sehr hoher Verstärkung sehr wohl auf ein Menschenleben betrachtet das Gehör verschlechtert. Es gibt wahrscheinlich keine Möglichkeit, dies zu bestimmen, aber warum sollten z.B. die Haarsinneszellen in Innenohr bei einem Schwerhörigen nicht unter der "Lautstärke" leiden? Ich glaube also, daß man nicht pauschal sagen kann, es schadet nix. Trotz allem ist das alles hypothetisch, da dem Schwerhörigen ja eh nichts anderes übrig bleibt, als ein HG zu tragen. Also bitte nicht falsch verstehen und nun nicht diskutieren, ob Hörgeräte zu laut eingestellt sind. Sowas gibts nur bei Kindern und die ziehen die Dinger dann natürlich schnell aus den Ohren. Also prinzipiell da keine Gefahr.

Gruß
Wim
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