cherusker hat geschrieben: ↑13. Dez 2024, 17:34
Mir ist schon klar, dass andere Viren auch RNA haben. Und beschreibst ja das, was ich geschrieben habe, nur etwas blumiger.
Trotzdem ist es ja scheinbar so, dass körpereigene gesunde Zellen, Teile des Virus reproduzieren. Das Trainieren des Immunsystems erfolgt dann durch „erkennen und vernichten“.
Meine Frage war aber, warum wurde es bei diesem Impfstoff so gemacht? Neu ist diese Technik ja nicht gewesen, nur bis dato weder angewendet noch zugelassen gewesen.
Es gibt aktive und passive Impfstoffe. Die aktiven trainieren das Immunsystem und sorgen dafür, dass das Immunsystem den eingedrungenen Feind schnell erkennt und durch Antikörper unschädlich macht, sich auch gleichzeitig den "Bauplan" der Antikörper merkt. Die passiven Impfstoffe sind sozusagen künstliche Antikörper, die aber nach und nach wieder aus dem Immunsystem abgebaut werden, dabei merkt sich das Immunsystem keinen Bauplan. Deswegen wirken die passiven Impfstoffe auch nur kurzfristiger, die Malariaprophylaxe ist ein Beispiel.
Für die aktiven Impfstoffe musste man bis zur Erfindung der mRNA-Impfstoffe Krankheitserreger außerhalb des menschlichen Körpers züchten, quasi "schreddern" und dann z.B. Bruchstücke der Außenhaut oder komplette, abgetötete Krankheitserreger dem Menschen spritzen, damit das Immunsystem mit dem Training beginnen konnte. Ein Beispiel sind die meisten Grippeimpfungen, wofür die Erreger oft in Hühnereiern ausgebrütet wurden. Dann muss man noch rausfinden, wie hoch die Erregerlast sein muss, damit das Immunsystem den später real einfallenden Keim als bekannt erkennt. (Nebenbei: Durch diese Forschung wurde die Erregermenge von 10000 auf einige Hundert bei den klassischen Kinderkrankheits-Impfungen reduziert, dass bedeutet, dass ein moderner 6-fach-Impfstoff weniger Wirkstoff enthält als ein Einfachimpfstoff aus den 80er Jahren).
Ein mRNA-Impfstoff braucht lediglich eine Analyse des Erbguts des Erregers, ein Rausfinden von den spezifischen Spike-Proteinen auf der Oberfläche des Krankheitserregers (also quasi das "Kennzeichen" des Krankheitserregers) und dessen Codierung auf dem Erbgut. Das ist eine Arbeit von wenigen Wochen. Dieser Code wird dann mit dem mRNA-Impfstoff in die menschliche Zelle gebracht, wo die mRNA des Impfstoffs dann abgelesen wird und in der Zelle werden dann die Spikeproteine erstellt. Die werden dann aus der Zelle ausgeschleust und vom Immunsystem erkannt. Man spart sich also die schwierige Arbeit mit der Vermehrung der Krankheitserreger, dem Abtöten, dem Schreddern usw., der Prozess ist quasi in den Menschen outgesourced.
Das Problem war lange Zeit, wie man den "Bus" mit den Erbinformationen in die Zelle bekommen konnte - und das Problem wurde wohl erfolgreich gelöst. Biontech hat in erster Linie in der Tumortherapie geforscht. Der Plan war (und ist, das wird weiter entwickelt), durch eine Biopsie die Erbinformation des jeweiligen Tumors zu bekommen, zu analysieren und dann den "Bus" mit den Erbinformationen zu füllen, die den Tumor vom Rest des Menschen unterscheiden, sodass das Immunsystem dann auf die kleinen Unterschiede der Tumorzellen zu den gesunden Zellen trainiert wird. Das ist bei jedem Menschen, der Krebs hat, unterschiedlich, sodass für jeden Patienten ein maßgeschneidertes Medikament rauskommen soll.