Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

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andrea2002

Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#51

Beitrag von andrea2002 »

Liebe Karin,

es geht ja hier nicht um den Anspruch auf Dolmi, sondern darum, ob eine Integration oder meinetwegen Inklusion zum wohle des Kindes gelingen kann. Es geht darum, ob das Kind optimal oder zumindest ausreichend auf das Leben als Erwachsener vorbereitet wird.

Ich schon das Gefühl, dass es bei der Schulwahl häufig die Wahl zwischen Pest und Cholera ist. Die GL-Schule hat kein Niveau und in der Regelschule ist man allein.

Gruß
Andrea
Zuletzt geändert von andrea2002 am 12. Jun 2008, 16:22, insgesamt 1-mal geändert.
Timtomm

Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#52

Beitrag von Timtomm »

Wenn ich mir mal meinen Kommentar erlauben darf ;-)...Inkulsion ist das Ziel allen integrativen Denkens. denn wenn jedes Kind in der REGELschule einen Platz findet, dann gibt es automatisch das Wort Integration nicht mehr. Denn wen soll man noch integrieren?! Dann ist das Inklusion.

Ich wunder mich, dass hier jeder, aber auch wirklich jeder gern sein Kommentar dazugibt, der null Ahnung hat von integrativer Pädagogik, vor allem Selbstbetroffene, die gern mal wieder ein neues Schlachtfeld suchen, um ihre Meinung vertreten zu können. (ich meine nicht alle hier). Wenn man sich mal unser aufgegliedertes Schulsystem ansieht und weiß, wie es entstanden ist, dann begreift man schnell, warum Integration über Einzelintegrationsversuche nie hinauskommen wird.
Günter Kissmann
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#53

Beitrag von Günter Kissmann »

Timtomm schrieb:

Wenn man sich mal unser aufgegliedertes Schulsystem ansieht und weiß, wie es entstanden ist, dann begreift man schnell, warum Integration über Einzelintegrationsversuche nie hinauskommen wird.
--------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Frage ist, ob man sich damit für alle Zeiten abfinden muss oder soll.

und da sage ich ganz eindeutig : Nein!!

Man sollte es schon als erstrebenswert ansehen Integration voran zu treiben um schließlich mal irgendwann zur Inkllusion zu kommen.

Aber mit solchen Einstellungen. "Ist halt so, bleibt auch so." wird man in diesem Land nicht weiter kommen.

Real ist die Frage, was geht und da sind zum Teil auch wahre Eiertänze nötig, aber es geht Stepp bei Stepp und wenn das viele machen wird ein großes Ganzes draus.

Ich finde mich jedenfalls nicht ab, mit einem Schulsysthem, dass derart auf der Stelle tritt.

Günter
Zuletzt geändert von Günter Kissmann am 12. Jun 2008, 21:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Timtomm

Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#54

Beitrag von Timtomm »

Günter,

Du hast nicht verstanden worauf ich hinaus wollte. Es ging mir nicht darum zu sagen, dass Du Dich als betroffenes Elternteil damit abfinden sollst, ich habe nur darauf hingewiesen wie unser mehrgliedriges Schulsystem aus der damaligen Einheitsschule entstanden ist. Und warum auch Sonderschulen damals entstanden sind. Und an dieser Einstellung einer gewissen Elite, die dazu beigetragen hat, dass Sonderschulen und unterschiedliche Schultypen entstanden sind, hat sich bis heute nichts geändert. Und das lässt natürlich auch die Integration nicht vorankommen. Das ist einfach so und hat nichts damit zu tun, dass Du Dich damit abfinden sollst.

Und wenn Du schreibst, dass es Step für Step voran geht, dann musst Du Dich aber fragen, ab wann man eine Integration als erfolgreich ansehen kann und ab wann nicht mehr. Dieses Frage ist mir in den meisten Studien, die zur Integration vorliegen noch nicht beantwortet worden. Woran misst Du den Erfolg?

Im Grunde sind doch viele Einzelintegrationen nur "Scheinintegrationen". Denn im Grunde zielt es nicht darauf ab, dass die kinder wikrlich integriert werden, sondern durch zielgleiche Lehrpläne, die man z.B. durch Nachteilsausgelich etc. auch für behinderte Kinder erreichbar machen will, die versuchen im Grunde auch nur die Norm zu erreichen. Also nix mit Förderung nach den eigenen Möglichkeiten.

Ich bin kein Gegner der Integration, im Gegenteil. Ich kann jedoch nicht so euphorisch sein. Das ist so typisch Wissenschaft. Integration als positiven Begriff einführen, hinter dem sich aber in der Realität nix anderes als eine weitere verbesserte und abgeschwächte Stufe der Selektion verbirgt.

Zuletzt geändert von Timtomm am 12. Jun 2008, 22:06, insgesamt 3-mal geändert.
zweifachemami
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#55

Beitrag von zweifachemami »

Ich hab mir den Bericht auch mal durchgelesen, man merkt daraus dass derjenige wirklich keine DGS Kenntnisse hat, schade dass er dann sowas schreibt...ich studiere SOnderpädagogik auf Lehramt und habe auch das Fach Linguistik DGS und weiß sehr wohl wie die DGS aufgebaut ist....finde s erschreckend wenn ein nicht wissender dann so kritisch darüber schreibt zumal auch falsch...schade, denn Eltern die sowas lesen könnten dadurch nur Angst bekommen und gegen die DGS sein. Was ja nicht sein darf.

zitat übernommen Das zweite Problem: Da Xenja gehörlose Eltern hat, wird zu Hause ausschließlich in DGS kommuniziert. Das Kind bekommt also von klein auf "gebrochenes Deutsch" beigebracht. ...

Über das rege ich mich besonders auf...die DGS ist kein gebrochenes Deutsch, sie lernt ausschließlich die DGS als Sprache und in der Schule bekommt sie die DGS auch weiter vermittelt, die schriftsprache erlernt sie in der Schule von daher seh ich überhaupt nicht das Problem dass sie gebrochenes Deutsch gelerht bekommt. Sogar wird das hier richtig gemacht man könnt meinen wie Konstrastiver Unterricht, sie lernt die DGS Struktur und die schriftsprache wird konstrastiv ihr nahegebracht...

Da Xenja erst 7 Jahre alt ist, ist es auch klar dass sie erst alles in DGS schreibt und erst lernen muss, dass die SChriftsprache anders als die DGS Sprache ist und das kommt mit der Zeit, sie wird schnell lernen.

die einzige Kritik was ich sehe wäre, dass Xenja eventuell einen richtigen Konstrastiven Unterrichtfach braucht, wo DGS Kompetenze Personen und Schriftsprachkompetenze Personen ihr konstrastiv beide Grammatik beibringen, ihr lehren, über die Parameter, Handformen, Syntaxaufbau in beiden sprachen...so könnte sie es leichter haben zu unterscheiden wo die Unterschiede sind. Statt Deutschunterricht wäre besser dass sie Konstrasitvenunterricht Deutsch-DGS bekäme.

hinzu muss ich sagen, in LBG zu unterrichten verlangsamt nur den Unterricht, und viel wichtiger ist das Kind baut sein Wissen auf, sein Wortschatz und dass kann sie in ihrer Muttersprache nun halt am besten, daher ist die DGS die beste möglcihkeit ihr den ganzen unterrichtstoff zu vermitteln.

jedenfalls sind das meine Richtlinien wie ich das ganze Sehe meine Sichtweise...wie die von dem Autor sind, entsprechen nicht meiner sichtweise, aber wenn er meint dass er es so richtig sieht, ist es auch in Ordnung, nur soll er bitte nicht das ganze falsch darstellen....wenn man keine Kenntnisse über DGS hat sollte man die Finger von solchen Texten lassen...

Momo
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#56

Beitrag von Momo »

Also ich finde das ist ein echt schwieriges Thema.
Und ich nehme für mich auch nicht in Anspruch als Profi da zu stehen. Deshalb habe ich extra betont, dass ich als betroffene Mutter schreibe!

Ich werfe nur mal ein: wer soll das bezahlen, wenn jedes gl Kind mit GB-dolmetscher eine Regelschule besucht? Wäre es da nicht sinnvoll, vielleicht mal dafür zu sorgen, dass die Lehrer an den SH und GL Schulen besser gebärdensprachlich ausgebildet werden? Und das die Kinder, die aus welchen Gründen auch immer Gebärden brauchen, früher professionell gefördert werden? Bzw. dass gl/ sh Kinder überhaupt auch schon früh eine kontinuierliche/ regelmäßige und gute Förderung und die Eltern Beratung bekommen?
Zeiter Punkt, der mich interessiert: Nach was für Maßstäben soll ein gl Kind, welches DGS kann denn bei Regelbeschulung benotet werden? Letzlich wird dafür ja eine einwandfreie deutsche Grammatik erwartet, wenn z.B. ab Klasse 3 richtige Aufsätze geschrieben werden. Die Eltern von Xenja fordern dann die Frühförderin hätte den Text korrigieren sollen, weil die Regelschullehrerin ihn nicht versteht. Ja, aber wenn sie auf einer Regelschule ist dann wird natürlich auch Regelschulniveau verlangt, oder nicht? Braucht sie Sonderbehandlung kann man doch nicht mehr wirklich von Inklusion reden? Das soll jetzt nicht provokativ sein, aber ich frage mich wirklich- ohne Wertung!- was ist der Sinn dieser Beschulung. Würde sie auf eine GL Schule gehen, wenn dort DGS unterrichtet würde? Dann könnte man ja vielleicht dort Domis für jede Klasse zur Verfügung stellen! Warum setzt sich dafür keiner ein? Da würden dann gleich mehrere Kinder von einem Dolmi profitieren!
Dann fällt mir in dem Beitrag auf, dass sie scheinbar eine Freundin hat die bei Bedarf dolmetscht. Wenn diese nicht da ist, weiss das Mädchen nicht wie sie mit den anderen Kindern kommunizieren soll. Das ist für mich keine Integration. Und wie lange hat die Freundin noch Lust den Übersetzer zu spielen? Und die Gespräche unter Mädchen werden immer komplexer usw. irgendwann ist dolmetschen zu zeitaufwendig und dann ist Xenja außen vor.

Was mich auch interessieren würde: leben die Eltern im Alltag auch die Integration mit Hörenden Freunden oder ist die Familie da "nur" GL Kultur verbunden?

Das wären so Sorgen die ich mir als Eltern, nicht als Fachmann!!!, machen würde. Zusätzlich natürlich auch über den weiteren Verlauf der schulischen Laufbahn, denn um im deutschen Schulwesen einigermaßen zu bestehen und nachher gute Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu haben, muss man eine gewisse Leistung erbringen, sonst hat man keine Chance. Und da ist sicher eine gute deutsche Sprache/ Grammatik Vorraussetzung, um überhaupt eine Chance zu haben.

Das soll nicht heißen, dass ich gegen Integration bin, aber es ist numal so, dass es gewisse gesellschaftliche/ schulische Zwänge Erwartungen gibt und vor allem, dass wir nicht Geld ohne Ende haben....

Und Karin du schreibst die anderen Kinder hätten keine Nachteile: das kann ich nicht beurteilen, aber wenn dann während des Unterrichts immer die DGS Grammatik der Deutschen Grammatik gegenüber gestellt werden muss hält das ja schon ziemlich auf und da würde ich dann schon Nachteile befürchten, denn leider ist es ja so, dass hier immer mehr Stoff in immer weniger Zeit vermittelt werden soll. Ob das im Unterricht wirklich so ist, weiss ich aber ja nicht!
zweifachemami hat geschrieben:die einzige Kritik was ich sehe wäre, dass Xenja eventuell einen richtigen Konstrastiven Unterrichtfach braucht, wo DGS Kompetenze Personen und Schriftsprachkompetenze Personen ihr konstrastiv beide Grammatik beibringen, ihr lehren, über die Parameter, Handformen, Syntaxaufbau in beiden sprachen...so könnte sie es leichter haben zu unterscheiden wo die Unterschiede sind. Statt Deutschunterricht wäre besser dass sie Konstrasitvenunterricht Deutsch-DGS bekäme.
Nachdenkliche Grüße
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zweifachemami
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#57

Beitrag von zweifachemami »

Momo deine Sorgen sind berechtigt...auch ich seh das so..die Kinder die hörgeschädigt sind, sollten in einer Hörgeschädigten Schule natürlich DGS vermittelt bekommen und in Köln ist es zur Zeit so, dass sie dort verschiedene KLassen haben LUG Klasse (dort wird Lautsprachunterstütz gebärdet, sehr wenig), LBG Klassen und dann gibt es die DGS Klasse....Mittlerweile gibt es dort auch ein gehörlosen Lehrer, der natürlich in DGS unterrichtet..also ich sehe einen großen Fortschritt in der kölner Schule, finde es echt schon hervorragend dass überhaupt jetzt darauf geachtet wird und im moment das münchener MOdell versucht wird anzuwenden. Ich denke irgendwann wird es auch so sein, dass die kinder alle DGS unterrichtet bekommen in jedem Fach und im Deutsch halt dann der konstrastiver Unterricht zwischen den beiden Sprachen.

ich persönlich finde es muss im Kindergarten anfangen..oft meinen die Lehrer (die älteren) dass die kinder es ja in den Pausen lernen die DGS Sprache, aber das ist dem nicht so, sie gebärdne aber bewusst wissen sie nicht wie genau die Grammatik aufgebaut ist, was genau Parameter sind, Handformen etc....daher muss ein spezielles Fach her und denke nicht mehr lange dann wird das Fach angeboten. Wie auch z.b. Gehörlosenkunde und Schwerhörigenkunde.

Ich sehe auch einige schwierigkeiten die Xenia möglicherweise bekommenkönnte...ich finde z.b. nicht richtig dass die Freundin übersetzen muss..sie muss ja selbst den Unterricht verfolgen und da kann sie normalerwiese nicht zwei Rollen übernehmen einmal eine schülerin und dann noch eine Gebärdensprachdolemetscherin. Das ist für ein kind zuviel verlangt.

in einer hörgeschädigten Schule sehe ich nicht ein, dass dort Dolmetscher gebraucht werden müssen, die Lehrer sollen alle DGS Kompetenzen aufweisen mittlerweile gibts auch in vielen schulen das Gesetz, dass nur Lehrer übernommen werden die DGS Kompetenz sind. Schon mal ein Schritt weiter....es muss sich aber noch einiges ändern.

für Xenia wäre sicher viell erst das beste gewesen, sie hätte eine hörgeschädigte Schule besucht und ab der 5 Klasse könnte man sich entscheiden ob sie viell in eine Regelschule wechseln kann. Vorraussetzungen sind dann sie hat die volle Struktur gelernt. Auch in einer HÖrgeschädigten schule soll eigentlich die Regelschuleniveau angewendet werden, wir sind nur hörgeschädigt aber vom Wissenstand können wir gleich der Regelschulkinder sein, aber auch hier ist betont, nur dann wenn ich auch in meiner Sprache unterrichtet werde und mir beide sprachen konstastiv vermittelt wird. So hat das Kind die Chance erstens seine Sprache zu verstehen wie sie aufgebaut ist was für Regeln es gibt etc und gleichzeitig weißt es wie die deutsche SChriftsprache aufgebaut ist.

Lautsprache an sich sollten die Kinder beim Logopäden lernen und auch hier soll darauf geachtet werden dass es nicht zum Zwang wird sondern die kinder spaß daran haben...viel wichtiger ist die Kinder können ihr Wissen erweitern, ihr Wortschatz erweitern..was bringt es einem Kind was gut sprechen gelernt hat aber kein weltwissen hat oder nur sehr wenig, wenig Wortschatz aufbringt...daher werden viele hörgeschädigte ihr Ziel nicht erreichen können, ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung dass oft gemeint wird, dass Hörgeschädigte kein Abitur machen könnten..damals als ich in der Realschule berufsberatung hatte meinte man zu mir ich solle weil ich gehörlos bin zu BBW gehen..ich war aber der Meinung mein Abitur zu holen...was ich dann auch geschafft habe und nun studiere ich.

Karin
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#58

Beitrag von Karin »

Hi Ihr Zwei, also die Freundin übersetzt nicht in der Schulstunde, dafür sind die Dolmis da.
Die Eltern haben hörende und gehörlose Freunde, die hörenden können aber gebärden. Daüber weiß ich aber zu wenig, ist aber auch egal, denn wofür ist noch nachschulisch der dringende Bedarf an hörenden Erwachsen?

Hi Zweifachmami, wenn Xenja jetzt in die GL-schule ginge, würde sie doch viel Stoff, den sie für die Regelschule in der 5. Klasse bräuchte, gar nicht verstehen.

Liebe Momo, woher das Geld kommt, ist für mich erstmal zweitrangig. Denn Dolmis wurden in GL Schulen bisher immer abgelehnt. Aber ich sähe da dann auch außer der Gesellschaft von vielen hg Kindern keinen Unterschied. Eine redet, eine übersetzt.

Über die Benotung kann ich dir nichts ssagen, ich denke aber, dass außer im Fach Deutsch alles gleich benotet wird. Die Noten in der GL Schule sind auch angepasst.
Legasteniker bekommen z.B. auch andere Noten und Blinde können nun mal nicht malen, würden da dann auch nicht benotet werden....

Ich bin mir sicher, dass man alles versucht Xenja alles Wissen zu vermitteln, damit sie später gute Chancen im Beruf hat.

Bitte macht nicht den Fehler zu vergleichen, wie schlecht manche ältere GL von heute schreiben, sie haben als Grundlage eben gar keine Sprache gehabt, in der man sie kontrastiv hätte unterrichten können. Sie haben alles nur halb und gar keine Grammatik gelernt.

Die besseren älteren GL sind die, die gl Eltern hatten und ihnen DGS beibringen konnten. Darauf aufbauend haben sie die Deutsche Sprache gelernt.

Wie man im Film sehen konnte, wurden Xenja Kindnerbücher vorgebärdet, weil sie noch nicht lesen konnte, sie wird anfangen (müssen) zu lesen und wie auch Kimberley lesen lernen.

Viele Grüße
Karin

Zuletzt geändert von Karin am 13. Jun 2008, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#59

Beitrag von zweifachemami »

ja stimmt auch wieder..es muss sich in den Gl SChulen noch vieles ändern und den lehrern klar gemacht werden, dass wir nicht "dumm sind" sondern dass sie in unserer Sprache unterrichten müssten und genauso wie in der Regelschule find ich.
halt nur dann in unserer Sprache!

Das stimmt..zb. an mir merke ich selber dass ich keine gute Deutsche Grammatik beherrsche, aber ich hatte hörende Eltern und habe sozusagen die doppelhalbsprahce gelernt, in dem Kindergarten lernte ich von anderen Kinder die Gebärdensprache, dann von den Großen in der Pause, manchmal benutze der Lehrer LBG aber sehr sehr selten, da die Gebärdensprache damals noch als schlecht angesehen wurde...da wurden wir nur in Lautsprache gefördert nicht in der DGS Grammatik. schade!!! Somit hab ich jetzt z.b. im Studium im Deutschfach große probleme, da in der UNI das nicht anerkannt wird, dass wir zb. anders behandelt werden müssen anders bewertet werden müssen....somit hoffe ich dass das Schulsystem sich dringend bald ändert nur so ist es dann später für die Kinder eine positive Wandlung und könnten dann im Studium im Schriftsprachbereich ihr können gut beweisen.

daher ist es wichtig dass hörende Eltern die Gl, Sh kinder haben ihr die Sprache vermitteln die sie am besten beherrschen könnten, das wäre die DGS, also müssten die Eltern im vorweg die Gebärdensprache erlernen, aber damit das Kind von klein auf die Struktur erlernt, wäre es wichtig, das gehörlose Betreuer kämen und mit dem Kind im Alltag einiges zusammen macht und das nur in der DGS Sprache, sie darin fördern etc..so wie in Schweden das Pflicht ist, sollte es in Deutschland dringend bald auch Pflicht sein, und nicht wie Ärzte immer meinen, dass DGS einen schlechten Einfluss auf die Lautsprache hat...Grr diese Sätze hasse ich am meisten.
Günter Kissmann
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#60

Beitrag von Günter Kissmann »

Hi Momo,

über Geld spricht man nicht :D

Ich schildere es mal aus meiner Sicht, wir befassen uns ja jetzt mit der weiterführenden Schule. Bei uns gibt es nur eine sh Grundschule, die überdies auf Gebärden völlig verzichtet.

Eine Angemessene sh Schule für die weiterbeschulung währe 100 km weg.

Da wird ein Sammeltaxi bezahlt, kein Problem.

Nun rechne man sich aus, das Kind ist bei Ganztagsbetrieb täglich 12 Stunden außer Haus davon mindestens drei Stunden am Tag unterwegs.

Wie da soziale Kontakte zu hause erhalten bleiben, gepflegt werden können ist mir ein Rätsel. Aber es wird gemacht, kein Problem.

Diese Denkweise ist aber für mich als Vater ein Problem, denn der Mensch lebt nicht von Bildung allein.

Guckt man sich das neue NRW Schulgesetz mal an ist dort die individuelle Förderung jedes Schülers fest geschrieben.

Aber bitte doch es muss Kostenneutral sein. Wie die Lehrer das in die Reihe bekommen sollen sagt denen kein Schwein.

Die Politik verordnet von oben, schafft aber nich die nötigen Rahmenbedingungen.

Der SGB IX fordert Barrierefreiheit und das gilt auch für Schulen, nur die Barrieren werden solange bleiben bis man ihre Abschaffung auch wirklich einfordert.

Ich glaube ich höre besser auf :D

Schönes Wochenende an Alle,

Günter
Zuletzt geändert von Günter Kissmann am 13. Jun 2008, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#61

Beitrag von Momo »

Hallo

das führt ja jetzt eigentlich auch alles zu weit. Und den Weg gibt es da ja auch nicht!
Letzlich wollen wir ja alle das beste für unsere Kinder.
Und fest steht auch für mich in den SH Kigas und Schulen muss sich einges ändern in Bezug auf Gebärden.

Die Frage die sich mir immer wieder stellt ist aber warum wird so viel Energie in die Regelbeschulung einzelner Kinder gesteckt anstatt sich dafür einzusetzten ein vernünftiges Niveau in SH Schulen einzufordern und dort auch mehr Offenheit in der Vermittlung von Gebärden. Damit würde man nämlich mehreren Kindern gleichzeitig helfen statt "nur" einem Kind.

Und als Mutter eines normalhörenden Kindes, dass die Regelgrundschulzeit schon hinter sich hat, kann ich behaupten, dass es in Dland keine Chancengleichheit gibt. Engagieren die Eltern sich nicht und/ oder können sie ihre Kinder nicht unterstützen (sei es weil sie keine Zeit, kein Interesse oder aber eben nicht die (Sprach)Kompetenz haben), bleiben diese Kinder auf der Strecke oder haben zumindest weniger Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss als Kinder gleicher Intelligenz mit Unterstützung durch zuhause. Naja und zu einer guten Bildung gehört eben auch ein guter deutscher Wortschatz mit Grammatik und gutem Ausdruck. Leider ist das so.

Und mir stellt sich da eben auch die Frage, ob ein Kind wie Xenja diese Unterstüzung zuhause bekommen kann...., denn "nur" 4 Stunden Schule am Tag (sei es nun kontrastiv unterrichtet oder wie auch immer) werden da nicht ausreichen, oder? Wenn ich im Asuland eine Fremdsprache lerne geht das ja quasi von selbst, weil ich den ganzen Tag damit umgeben bin. Und dann kann ich sie auch benutzten. Habe ich aber einen Dometscher, der mir zwar die Grammatik usw. erklärt, und zusätzlich vielleicht Bücher dauert das ja ewig und wird nie so gut sein. So ähnlich stelle ich mir das eben auch vor beim Lernen der LS.

Außerdem ist halt die Frage ob es von der sozialen Integration wirklich so funktioniert, dass Xenja Freunde finden kann in der Regelschule ohne auf ihre Freundin als Dolmetscher angewiesen zu sein. Meine Tochter wäre sicher nicht mehr zufireden damit nicht an Gesprächen teilhaben zu können oder auf einen Dolmi angewiesen zu sein....

Und, klar über Geld spricht man nicht, aber trotzdem ist halt die Frage: überall wird gekürzt und dann sieht man, dass an der Stelle soviel Geld für nur ein einziges Kind ausgegeben wird. Da stellt man sich als Außenstehender schon die Frage, ob man nicht vielleicht mit der gleichen Summe nicht irgendwie gleich mehreren Kindern helfen könnte, wenn das Geld z.B. in eine bessere Ausstattung der entsprechenden Schulen bzw. in die bessere Ausbildung der Lehrer an SH Schulen gesteckt würde... Denn leider leider ist es so, dass Geld nicht auf der Strasse rumliegt und für Schulen schon gar nicht!
Karin hat geschrieben:Die besseren älteren GL sind die, die gl Eltern hatten und ihnen DGS beibringen konnten. Darauf aufbauend haben sie die Deutsche Sprache gelernt.
Hmmmm ich kenne ein Elternpaar ( Kinder gl Eltern)- Muttersprache DGS. Und beide können sich nicht lautsprachlich und kaum verständlich schriftsprachlich verständigen. Sie benötigen für alles einen Dolmetscher, mittlerweile dolmetscht die 5 jährige hörende Tochter. Also nur mal dazu, dass alleine eine DGS als Muttersprache keine Garantie ist gute LS zu lernen.....

Also ich sehe in der DGS schon das "Problem" der ganz anderen Grammatik und das würde mich schon eher abschrecken meinem Kind DGS anzubieten, wenn ich eigentlich erhoffe dass es in die LS kommt. Aber ich bin da auch kein Fachmann, mir fehlt es an Erfahrung und vielleicht auch an guter Beratung.

Natürlich würde ich aber auch nicht ewig warten, wenn ich merke mein Kind kann einfach nicht in die LS kommen. Ich kenne ja zwei Jungs bei denen wurde viel zu lange probiert und abgewartet und jetzt "wo der Zug abgefahren" ist zucken alle ratlos mit den Schultern. Das geht natürlich auch nicht. Und ich stimme zweifachemami zu: da sind die Kigas gefragt und wächst ein Kind mit Gebärden auf muss das auch in der Schule weiter aufgebaut werden!

Gruß

Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Timtomm

Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#62

Beitrag von Timtomm »

Momo hat geschrieben: Und, klar über Geld spricht man nicht, aber trotzdem ist halt die Frage: überall wird gekürzt und dann sieht man, dass an der Stelle soviel Geld für nur ein einziges Kind ausgegeben wird. Da stellt man sich als Außenstehender schon die Frage, ob man nicht vielleicht mit der gleichen Summe nicht irgendwie gleich mehreren Kindern helfen könnte, wenn das Geld z.B. in eine bessere Ausstattung der entsprechenden Schulen bzw. in die bessere Ausbildung der Lehrer an SH Schulen gesteckt würde... Denn leider leider ist es so, dass Geld nicht auf der Strasse rumliegt und für Schulen schon gar nicht!
Hi Momo,

ich verstehe zwar Dein Anliegen, aber so zu argumentieren ist gefährlich. Ab wann lohnt es sich dann Geld auszugeben für Integration? Wenn die Eltern diesen Weg wollen, dann müsstest Du erklären, warum man dann lieber das Geld z.B. in die Schule Deines Sohnes stecken sollte. Die Zahl der zu fördernden Schüler ist für mich kein Argument für pro oder contra. Denn dann dürfte man die Schule Deines Sohnes auch nicht fördern. Ist nicht meine Meinung, aber Deine Argumentation ist nicht schlüssig. Zumindest in puncto Geld kann ich Dir da nicht folgen. Außerdem werden die Gelder für Schule, Personal, Beförderung etc. aus verschiedenen Töpfen geholt.
Wäre Xenja mein Kind, dann würde ich mir als Eltern von Deiner Argumentation stark auf die Füße getreten fühlen. Dieses Kind hat dengleichen Anspruch auf individuelle Förderung, die Du auch für Deinen Sohn einforderst.

Grüße!
Zuletzt geändert von Timtomm am 15. Jun 2008, 16:17, insgesamt 1-mal geändert.
Karin
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#63

Beitrag von Karin »

Liebe Momo,
verschiedene Menschen (ich eingeschlossen) kämpfen seit Jahren dafür, dass sich in Bezug auf DGS im Unterricht für die sh und gl Schüler etwas ändern muss. Doch die Lobby derjenigen, die meinen man könne jedes Kind zum sprechen bringen, wenn es nur genügend mit Technik versorgt ist, ist leider größer und mächtiger. Was mache ich denn ständig?? Und alle Studien, in denen steht was dieses Kinder brauchen, werden doch ignoriert.

Mal angenommen, es würden alle Sonderschulen abgeschafft, was willst du mit gl Kindern machen? Zwangsversorgen? - nicht aufregen, ich weiß, dass du das nicht befürwortest, wäre aber der Schluss.

Und was möchtest du mit Eltern machen, die ihre Kinder nicht so unterstützen können, wie du es meinst? Kinder in Pflegefamilien geben? auch das wäre der Schluss.

Und hat nicht englisch auch eine andere Grammatik? Schreckt es dich ab, dass Kinder schon im 1. Schuljahr englisch lernen, nur weil es eine andere Grammatik hat? Auch das wäre ein Schluss.
Xenja hat einen vollständigen Spracherwerb, nur in einer anderen Sprache. Sie wird deutsch (schriftlich) lernen. Als Zweitsprache - wie andere englisch.

Was ist mit Kindern - hoch intelligent, die nicht sprechen können, aus welchen Gründen auch immer, die sind auch auf Schriftsprache angewiesen.

Und es kann gut sein, dass du ein Elternpaar kennst, dass sich schlecht ausdrücken kann, ich kenne auch hörende Menschen, die sich schriftlich kaum ausdrücken können ;-)
Trotzdem gibt es Studien, und das sagt sogar Prof. Diller, der immer egegen DGS war, mit dem Ergebnis, dass gl Kinder von gl Eltern in Schriftsprache besser sind. Es gibt auch noch Studien aus Münschen und aus Berlin zum Schriftspracherwerb gl Kinder. (Vonier und Hennies)

Alle Eltern hoffen, dass ihre Kinder Lautsprache lernen, nicht alle Kinder schaffen es. So what?

Natürlich ist DGS kein Garant für gute Schriftsprache (bitte auseinanderhalten Lautsprache und Schriftsprache) - die muss man richtg beigebracht bekommen. Macht es niemand - wird es nichts....

Thema Geld - kein Kommentar, ich würde für deinen Sohn genauso kämpfen, wenn er es bräuchte.

Liebe Grüße
Karin

Zuletzt geändert von Karin am 15. Jun 2008, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#64

Beitrag von zweifachemami »

Ja genau Karin, darüber hab ich auch geschrieben, dass Gl/SH kinder in der Deutschen Schriftsprache intensiv gefördert werden müssen und nicht die Lautsprache, und die DGS ermöglich den Kindern ihr Weltwissen und WOrtschatz zu erweitern nur so haben sie dann eine Chance wenn sie defenitiv in DGS gelehrt werden auch die Schriftsprache zu erlernen, wichtig ist aber dass alles das ganz früh passiert...wie ja schon bewiesen wurde Kinder von GL Eltern haben eine bessere Grammatik als Kinder von hd Eltern..dies ist nun mal Tatsache...klar gibts wie immer auch mal Ausnahmen...nur leider gibt es immer wieder in den Hinterköpfe so Blockaden, so dass es den Kindern nicht ermöglich wird...deshalb fordere ich auch auf dass endlich bald die Schulen Konstrastiven Unterricht machen, in Fächern alle in DGS unterrichtet wird und damit den Kindern die deutsche Schriftsprahce nahegebracht wird, muss es halt konstrastiv vorgegangen werden...und da spielt nun mal die Lautsprache keine ROLLE:..viel wichtiger ist, das Kind kann dann lesen, zb. im Studium gibt es soviele schwierige TEXTE die man auch verstehen muss und denke das hilft keinem KIND wenn es ständig immer Lautsprache lernen muss aber dann vergessen wird, dass die schriftsprache das wichtigste überhaupt ist. Mitteilen kann sich das Kind ja immer...Zettel, Briefe, Emails...

nebenbei kann das Kind auch in der Logopädie gerne auch in Sprache gefördert werden soweit es aber nur das KIND zulässt, würde es niemals einem kind erzwingen dass tun zu müssen, man erreicht dadurch oft das gegenteil und dann noch die HASSSPRACHE auf DEUTSCH!! ist oft so!

ich denke auch das Xenja bestimmt den richtigen WEG geht...und wie sagt man so schön "Man weißt er hinterher ob es der richtige WEG gewesen ist" ein fehler war es ganz sicherlich nicht den Weg gegangen zu sein....ich kenne die Familie auch gut und sehe da eigentlich keine Probleme...sie wird schon das machen was sie erreichen kann..und das wichtigste ist auch..sie möchte das..die Eltern zwingen sie ja nicht dazu...und wenn es tatsächlich am Ende doch probleme geben sollte, kann sie immer noch wechseln...

zu der Sache INKLUSION

ich hoffe dazu wird es nciht kommen, denn da haben wir hörgeschädigte dann echt ein großes Problem, denn dann wo wird DGS unterrichtet, soviele dolmetscher gibt es hier zu Lande ja nicht dass jeder SChüler dann ein DGS Dolmetscher bekäme...wie soll dann dem Unterricht gefolgt werden?? oh je..da seh ich echt große Probleme, da wär es mir lieber die Gl/Sh Schulen bleiben und speziell dort muss vieles geändert werden...DGS in allen Fächern und ein neues FACH KONSTRASTIV DEUTSCH-DGS, Hörgeschädigtenkunde (GL-Kunde, Sh-Kunde)

FinnsMama
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#65

Beitrag von FinnsMama »

Liebe Karin,
generell bin ich deiner Meinung, aber ich finde der Vergleich mit Englisch hinkt in dem Sinne ein wenig, da DGS eine "künstliche" Sprache ist und Englisch eine "natürliche", die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und das spielt sehr wohl eine Rolle beim Spracherwerb und auch bei dem lebenslangen Umgang mit Sprache und auch den Umgang mit einer weiteren Sprache, die man lernt.

Liebe Zweifachmami,
verstehe ich das richtig, dass du sagst, dass Kinder von gh Eltern eine bessere deutsche Grammatik besitzen als Kinder von hörenden Eltern? Die Studie würd ich mir aber gerne mal anschauen, die so etwas sagt. Das kann ich so nicht glauben, sorry. Von welchen Kindern ist da die Rede? Weiter sagst du, dass für den Schriftspracherwerb die Lautsprache keine Rolle spielt. Nein sorry, aber auch das kann ich so nicht glauben. Wie meinst du das genau? Lautsprache (wie auch immer, oral oder mit den Händen) bildet im Gehirn die Grundlage, sich überhaupt schriftlich ausdrücken zu können. Wenn man keine Strukturen bilden kann, kann man auch nicht schreiben. Die Frage, wie sich die DGS da auswirkt, kann ich nicht beurteilen, aber ich denke schon, dass es da auch Unterschiede geben wird. Wie schon erwähnt, ist sie eine von Menschen erschaffene Sprache und die Frage ist, in wie weit dies sich auf die Strukturierungen im Gehirn auswirkt. Wäre interessant, dazu mal eine Forschung sich anzuschauen, aber ich kenne nichts vergleichbares.
Du sagst weiterhin die Schriftsprache sei das wichtigste überhaupt. Wie ist das gemeint? Ich meine, wir leben in einer Gesellschaft, in der man sich nicht primär durch Schreiben austauscht, sondern durch Sprechen. Alles andere wäre auch etwas kompliziert und zeitaufwendig. Also kann ich absolut nicht unterstützen, dass Schriftsprache wichtiger sei.

Desweiteren ist es so, dass man eine zweite Sprache nicht lernt, indem man sie mit der eigenen "Muttersprache" vergleicht, deswegen würde ich diesen kontrastiven Unterricht nicht befürworten. Vorausgesetzt, ich hab das jetzt irgendwie richtig verstanden. Eine Sprache lernt man, indem man sich mit der Sprache beschäftigt und nicht, indem man sie mit der eigenen vergleicht, denn sonst wäre der reguläre Englischunterricht beispielsweise auch anders organisiert.

Wenn du sagst, man darf das Kind zu nichts zwingen, ja, das unterschreibe ich auch. Aber wir sprechen hier von dem Erlernen einer Fähigkeit, die das Kind für sein ganzes weiteres Leben brauchen wird. Ich meine, es ist utopisch zu glauben, dass das Kind sein Leben lang nur mit Menschen zu tun hat, die DGS können. Wenn das Kind die Voraussetzungen erfüllt, die Sprache zu lernen, die die meisten Menschen, um es herum sprechen, warum sollte man dies dann nicht fördern? Ich sehe keinen Grund entweder DGS oder lautsprachliches Deutsch zu lernen. Was spricht dagegen, beides zu tun? Warum sollte das Kind sich genötigt fühlen, Lautsprache zu lernen? Kann es nicht genauso sein, dass es keine Lust auf DGS hat? Ich finde, das ist bei dir ein wenig einseitig dargestellt.
Während meines Studiums habe ich viele Veranstaltungen zum zweisprachigen Erstspracherwerb besucht und ich habe noch nie von Fällen gehört, in denen sich Kinder gezwungen gefühlt haben, wenn sie "natürlich" mit mehr als einer Sprache konfrontiert wurden.

So, das wollte ich jetzt einfach mal loswerden. Und ja, ich habe eigentlich auch keine Ahnung von der Materie und gebe hiermit einen vielleicht unqualifizierten Beitrag ab, aber ich denke, dies ist ein öffentliches Forum und so darf jeder seine Meinung äußern, ohne, dass man dafür erst eine Prüfung ablegen muss.
Janina mit Finn (2/2004) mit beidseitiger Schallempfindungsschwerhörigkeit
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#66

Beitrag von Karin »

Liebe Janina, es ist kein Problem, wenn du fragst, weil du dich nicht so auskennst. Fragen sind nie unqualifiziert, sondern wichtig, denn dann merkt das Gegenüber, was nicht richtig klar ist und einer Erklärung bedarf.

Also: die DGS ist nicht künstlich entwicklet, sondern eine natürlich enstandene Sprache. Es gab schon Gebärdensprache vor der Lautsprache. (Lautsprache heißt mit Tönen sprechen) Isolierte gehörlose Kinder in Nikaragua haben zum Beispiel eine eigene Gebärdensprache in der gleichen Grammatik wie die anderen Gebärdensprachen entwickelt, also praktisch aus sich selbst heraus.

Wenn man von Spracherwerb spricht sind immer die Symbole, (Worte) und die Grammatik gemeint, denn ohne Grammatik ist ein aneinanderreihen von Wörtern sinnlos.

Und ja, es gibt Studien, in denen bewiesen wurde, dass gl Kinder von gl Eltern, die mit DGS aufgewachsen sind später eine bessere Schriftsprachgrammatik haben als gl Kinder von hörenden Eltern, die versucht haben die Kinder lautsprachlich zu erziehen. (suche nachher noch die Studien raus, die kann man zum Teil noch bestellen.)

Du schreibst,
Lautsprache (wie auch immer, oral oder mit den Händen)
Lautsprache wird nicht mit den Händen gebildet, sondern mit dem Mund. Hier ist glaube ich die Begrifflichkeit nicht klar.

Nicht Lautsprache bildet im Gehirn die Grundlage, sondern Grammatik und Symbole (Worte oder Gebärden) - sie bietet die Grundlage für alles weitere Lernen. Schriftspracheerwerb benötigt nicht Lautspracherwerb. Bedeutet, dass Schriftsprache ohne eine laut ausgesprochene Sprache auskommt.

Sprachen werden natülich im Umgang mit anderen Menschen gelernt, aber man lernt auch im Unterricht Sprachen, die man nicht immer mit anderen übt. Deswegen vergleicht man Sprache 1 mit Sprache 2 um so die Grammatik der neuen Sprache zu erlernen. Das ist kontrastiv.

Der nächste Punkt wäre die Lautsprache, die gl Kinder eben nicht so einfach nebenher lernen können, weil sie diese ja nicht hören. Das meinte Zweifachmami. Sicher wird versucht aus den Hörresten Nutzen zu ziehen, wenn welche vorhanden sind, und gleichzeitig immer versucht die Lausprache zu fördern. Kein Mensch will, dass gl Kinder nicht sprechen. In der Vergangenheit wurden die Kinder gezwungen laut zu sprechen und heute noch wird viel lautsprechen geübt, manchen Kindern macht es Spaß! Manche sind aber "gezwungen" es zu lernen, weil ihnen kein anderes Angebot zur Verfügung steht. (eben kein anderes Symbolsystem)

Du schreibst:
Wenn das Kind die Voraussetzungen erfüllt, die Sprache zu lernen, die die meisten Menschen, um es herum sprechen, warum sollte man dies dann nicht fördern?
Natürlich wird es gefördert, wenn die Voraussetzungen da sind, doch es gibt Kinder, bei denen die Voraussetzunegn nicht da sind. (völlig gehörlose Kinder)

Gehörlose Kinder werden sich nicht genötigt fühlen, DGS zu lernen, weil es die einzige für sie natürlich zu erwerbende Sprache ist. Sie saugen DGS auf wie ein Schwamm, wie hörende Kinder die Lautsprache.

Und noch etwas, Muttersprache ist nicht zwangsläufig die Sprache der Mutter (auch wenn es so aussieht, sondern die Basissprache, die erste Sprache, die ein Kinder lernen kann und vollständig angeboten bekommt. Das kann bzw. sollte im besten Fall, für das Kind die am leichtesten zu erwerbende Sprache sein. Wenn die Kinder die grammatikalischen Regeln einer Sprache erworben haben, dann können sie jede andere grammatikalische Regeln jeder anderen Sprachen lernen.

Bedeutet: Wenn gl Kinder grammatik gelernt haben von einer Sprache, ob nun von DGS oder einer anderen, dann können sie hier in unserem Fall, die grammatischen Regeln von deutsch lernen (schriftlich) ohne die Lautsprache zu können.

Upps, lang und ich hoffe aber verständlich. Wenn nicht, dann frage bitte weiter.

Lieben Gruß Karin

Zuletzt geändert von Karin am 16. Jun 2008, 07:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#67

Beitrag von FinnsMama »

Keine Sorge, die Punkte, die mir unklar waren, wurden geklärt, lieben Dank.
Dass die DGS nicht künstlich ist, wusste ich nicht. Ich hatte das so verstanden, dass man sich da schon auch hingesetzt hat und vielleicht vorhandene Dinge genommen hat und diese systematisch zusammengefasst hat und dann gesagt hat: so, das ist die DGS. Das wäre für mich dann schon eher was künstliches. Also was die Grammatik angeht, dazu kann ich gar nichts sagen, aber ist es nicht so, dass eine Gebärde schon für mehr als ein Wort stehen kann? Keine Ahnung, ist im Prinzip ja auch egal.

Also zum Schriftspracherwerb: ich hatte das vorher nicht so recht verstanden. Es geht in diesen Studien aber dann schon nur im taube oder an Taubheit grenzende Kinder, oder? Bei Kindern, die normal in die Lautsprache finden können und dies auch tun, kann ich mir einfach nicht vorstellen, warum die besser oder schlechter als Kinder sein sollten, die DGS gelernt haben. Das meinte ich eigentlich mit meiner Verwunderung. Wenn es um Kinder geht, die schon Probleme hatten, die Lautsprache zu lernen und dann DGS von Eltern, die eigentlich hörend sind, lernen, dann kann ich mir das schon sehr gut vorstellen.

Wenn du sagst, dass Schriftspracherwerb keine Lautsprache benötigt, da bin ich aber immer noch skeptisch. Unsere Orthographie ist nun einmal lautsprachlich orientiert. So resultieren unsere Grapheme (Buchstaben) weitgehend aus den Phonemen und ich denke, dass es zwischen Kindern, die kein lautsprachliches Deutsch sprechen, im Unterschied zu Kindern, die Deutsch sprechen, schon Unterschiede gibt. Auskommen ist da ein von dir treffender gewähltes Wort. Ich denke auch, dass man geschriebenes Deutsch lernen kann, ohne dass man es auch spricht. Aber ich denke, dass dies sowohl von der Grammatik, als auch von der Rechtschreibung Probleme aufwirft.
Deswegen würde ich eben immer sagen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind (und genau das hatte ich ja auch gesagt, sprich, wenn eben Gehör da ist) dann sollte man die Lautsprache nicht vergessen.

Von diesem kontrastiven Unterricht habe ich vorher noch nie gehört und ich muss sagen, mir leuchtet das auch nicht so ein. Ich dachte immer, die Grammatiken von DGS und Deutsch sind so verschieden, dass es für mich jedenfalls einfacher scheint, DGS oder eben Schriftsprache Deutsch als eigenständiges Fall zu lernen und nicht nebenbei. Aber da muss ich sagen, da bin ich wirklich unqualifiziert, denn ich kenne mich weder mit DGS noch mit kontrastivem Unterricht aus.

Wenn ich jetzt geschrieben habe, dass manche Kinder sich zu der und zu der Sprache vielleicht eher hingezogen fühlen, bin ich immer von Kindern ausgegangen, die beide Optionen haben. Was anderes wäre ja auch gar nicht sinnig. Ich bin nie von Kindern ausgegangen, bei denen sich die Wahl gar nicht stellt. Mir wurde schon von manch einer Seite angetragen, ja dann mach doch auch Gebärden mit deinem Sohn, das ist nur gut und und und...mein Sohn hat mit knapp 4 seine Hörgeräte bekommen und konnte vorher schon sprechen, vielleicht bei manchen Buchstaben nicht super deutlich, aber er ist sowohl mit dem Wortschatz als auch mit der Grammatik knapp altersgemäss. Und das ohne HG. Warum sollte ich mit ihm mich jetzt noch hinsetzen und DGS lernen? Nichts gegen die Sprache, ich habe mir vorher auch schon immer mal vorgenommen, einen Kurs zu besuchen, einfach aus Interesse, aber ich versuche doch jetzt eher, die minimalen Defizite, die er in der Lautsprache hat, auszubessern als noch etwas neues zu lernen. Zumal ich auch alleinerziehend bin, von der Sprache keine Ahnung habe und neben meinem Studienabschluss, der gerade ansteht, dann noch mich hinsetzen müsste und sie selbst lernen müsste. Das würde einfach nicht klappen.
In meinem Beitrag ging es mir eher darum, dass so oft einfach gesagt wird, ja macht Gebärden und man dabei aber nicht vergessen sollte, dass wir eben in einer Gesellschaft leben, in der das nur ein Bruchteil der Bevölkerung kann und ich denke eben, dass der erste Gedanke der Lautsprache gelten sollte, wenn sie denn gelernt werden KANN. Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass man mir schon fast ein schlechtes Gewissen eingeredet hat, dass ich jetzt keine DGS mit Finn mache.

Mit Muttersprache habe ich auch nicht die Sprache der Mutter gemeint. Aber es ist schon so, dass die erste Sprache von der oder den primären Bezugspersonen gelernt wird. Diese sind nun mal meist die Eltern und wenn diese hörend sind, können sie meist keine DGS. So wie ich. Ich fühle mich keineswegs kompetent genug, meinem Sohn eine Sprache zu vermitteln, die ich selber gerade dann erst am Lernen wäre. Das sagst du ja auch, wenn du sagst, dass die Sprache vollständig angeboten werden muss. Das könnte ich eben nicht.

So, jetzt wars das von mir, auch wieder sehr lang, aber ich denke, das macht das interessante Thema.

Lieben Gruß
Zuletzt geändert von FinnsMama am 16. Jun 2008, 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#68

Beitrag von andrea2002 »

Hallo Leute,

ein Kind das keine Lautsprache hat, wird es im Erwachsenleben immer viel schwerer haben, als ein Kind, das Lautsprache kann. Das ist so und darüber braucht man gar nicht diskutieren.

Dank Hg und Ci ist es sehr vielen Kindern auch möglich die Lautsprache zu erlernen: Trotz allem wird es immer Kinder geben, bei denen es aus mancherlei Gründen nicht klappt und auch diesen Kindern muss Bildung und Erziehung geboten werden und zwar frühzeitig. Ich glaube schon, dass sich recht bald nach einer adäquaten akustischer Versorgung erkennen lässt, ob der Profit aus den Hörhilfen groß ist, oder eben nicht. Wenn sich abzeichnet, dass das Kind nicht in Lautsprache kommt, muss. m.E. schnell und konsequent im Sinne totaler Kommunikation umgesteuert werden und auch GS angeboten werden.
Und noch etwas, Muttersprache ist nicht zwangsläufig die Sprache der Mutter (auch wenn es so aussieht, sondern die Basissprache, die erste Sprache, die ein Kinder lernen kann und vollständig angeboten bekommt. Das kann bzw. sollte im besten Fall, für das Kind die am leichtesten zu erwerbende Sprache sein.
Liebe Karin, aber wie sollen hörende ELtern die GS vollständig anbieten, wenn sie die Sprache gar nicht können? So schnell lernt es sich als Erwachsener ja auch nicht :(

Gruß
Andrea

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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#69

Beitrag von Karin »

Liebe Janina, mein Text bezieht sich nicht auf Kinder die nur leichtschwerhörig sind und leicht in die Lautsprache kommen. Ich schreibe für die Kinder, die gehörlos sind oder nur wenig Hörreste haben.

Ich denke, dass man dir angetragen hat noch Gebärden zu lernen, damit dein Sohn manche Wörter leichter begreift, wenn er sie dann begriffen hat, versucht er sie auch zu sprechen. Du musst keineswegs jetzt mit ihm DGS lernen, aber einzelne Gebärden können ihm beim Verständins helfen. So war das sicher von deinen Bekannten gemeint.

Es gibt zum kontrastiven Unterricht Materialien, die in den Schulen benutzt werden - darin wird dann erklärt und die Sprachen gegenübergestellt. Ähnlich einer Klassenarbeit, in der Kinder der deutsche Satz vorgegeben wird und sie müssen ihn in englisch übersetzen. Das gilt aber immer für die Schrift, nicht für die Lautsprache, das kann man beim Logopäden lernen.

Und keine Frage, wenn Kindern beide Optionen haben, werden sie die Sprache der Umgebung wollen. Logisch.

Lieben Gruß Karin

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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#70

Beitrag von Karin »

Liebe Andrea, also in 3-4 Jahren kann man es lernen, dann sind die Kinder auch noch nicht viel älter und natürlich sollten gl Erwachsene helfen, bis die Eltern es können.

Viele Grüße
Karin
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#71

Beitrag von Momo »

Hallo

ich finde eine Fremdscprache z.B. Englisch bereits in der Grundschule zu lernen nicht problematisch, da sie ja erstmal nur lautsprachlich gelernt wird. Daher kein Vergleich zur Schriftsprache bei einem gl DGS Kind.
Außerdem lernt ein Kind eine zweite Sprache ja quasi von selbst, wenn es davon ständig umgeben ist.
Anders denke ich mir das aber bei einem DGS kommunizierenden Kind: die zweite Sprache, das wäre dann ja Schriftdeutsch, bringt ja mehrere Problem mit sich: 1. müsste dem Kind ja die eigene (DGS) Grammatik erstmla bewusst gemacht werden. 2. müsste es dann ja die Buchstaben erstmal lesen/ schreiben lernen um dann 3. die Schriftsprache überhaupt entziffern zu können und dann 4. die neue Grammtik zu verstehen. Das finde ich für ein 7jähriges Kind schon echt heftig und könnte mir vorstellen, dass das so einfach nicht geht. Und da stelle ich mir halt die Frage wie sinnvoll ist dann eine Regelschule? Sie wird Jahre brauchen um ein eingermßen gleichwertiges Niveau zu haben wie die Mitschüler was die Ausdrucksweise usw. angeht. Und da würde ich mir einfach vorstellen, dass es doch sinniger wäre solche Kinder gemeinsam in einer SH/ GL Schule zu unterrichten.

Ich meine damit jezt auch gar nicht Xenja speziell. Um Gottes Willen- ich will keinesfalls ihre Eltern und deren Entscheidung kritisieren! Letzlich muss das jeder für sein Kind entscheiden!

Und wenn ich das Finazielle anspreche, heisst das noch lange nicht, dass ich das gut finde wenn kein Geld dafür ausgegeben wird, aber ich wollte nur zu bedenken geben, dass überall gekürzt wird und dann ist es ja von außen betrachtet schon Geldverschwendung nur ein Kind zu fördern wo sonst vielleicht mehrere von profitieren könnten. Das ist nicht meine Meinung: ich würde mir schon wünschen, dass das möglich wäre!!!! Letzlichnist es aber ja bereits so, dass SH Kigas verkauft/ geschlossen werden sollen und Förderschulen aufgelöst werden sollen aus Kostengründen und wenn betroffene Eltern dann sowas hören/ lesen kann ich dann auch verstehen, dass die sich dann fragen warum bekommt ein Kind soviel und gleichzeitig ist kein Geld für einen Kiga da, der gleich mehrere Kinder betreut....

Ich persönlich bin zur Zeit eigentlich ganz zufrieden und will mich gar nicht beklagen über die Situation meines Sohnes. Klar gäbe es immer Verbesserungswünsche, aber auch da gibt es eben Engpässe. Wir als Eltern würden uns schon mehr Gewicht auf die Gebärde wünschen, wenn unsere Kinder schon an einer SH Schule sind. DGS wäre jetzt für meinen Sohn nicht nötig, aber LBG unterstüzend fände ich auf jeden Fall gut. Andererseits gibt es aber auch Kinder die Gebärden wirklich bräuchten und da hapert es eben. Das sind dann nur noch 2 oder 3 in einer Klasse und die müssen sich fügen, bekommen allenfalls LBG angeboten, was aber natürlich nicht ausreicht. Da finde ich müsste man mehr Energie reinstecken, um diesen Kindern auch eine Chance zu geben.

Naja und liebe Karin: nimm es mir nicht übel, aber wenn die GL Schulen abgeschafft werden würden, würde sich für die wirklich gl Schüler (nicht CI versorgt) kaum was ändern, oder? Ist es nicht bereits jetzt schon so, dass an GL Schulen kaum mehr gebärdet wird, weil eben fast alle Kinder irgendiwe hörend gemacht werden? Da müsste man ja ansetzten, denn diese mittlerweile, dank des technischen Fortschritts, kleine Gruppe geht doch einfach unter....

Ich für meinen Teil interessiere mich ganz ehrlich wie es mit Xenja weitergeht und wünsche ihr natürlich alles Gute und dass sie sich in erster Linie wohlfühlt an ihrer Schule (egal welche)- und das meine ich ganz ehrlich!!!! Und ob die Entscheidungen die wir als Eltern für unsere Kinder treffen (müssen) richtig sind oder nicht kann uns vorher und eigentlich auch nachher keiner sagen (denn wie es anders gekommen wäre werden wir ja nie erfahren!). Wichtig ist doch einfach nur nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden und muss man sich, weil sich Vorraussetzungen oder was auch immer ändern, seine Entscheidung ändern ist das auch so- letzlich entscheidet man jeden Tag neu wie es weitergeht...

LG
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
andrea2002

Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#72

Beitrag von andrea2002 »

Liebe Karin,

ich stelle mir jetzt mal das Dorf vor, in dem ich aufwuchs. Das Dorf hättte noch dem Vorteil, dass es im Großraum einer der großen niedersächsischen Städte liegt. Dort befindet sich u.a. ein Landesbildungszentrum besitzt. Gl gibt und gab es in dem Dorf nicht, in besagte Stadt sicherlich. Ich habe drei jüngere Geschwister und eins davon wurde einige Monate vor der Diagnosestellung bei mir geboren. Meine Mutter hätte trotz zweier und später drei Kleinkindern sicher einigermaßen gebärden gelernt. Das wäre aber auf Kosten der lautsprachlichen Förderung gegangen, weil Zeit nun mal nicht beliebig vervielfältigt werden kann. Neben uns Kindern hatte mein Mutter auch noch mehrere zeitanstrengende Nebenschauplätze, aufgrund dessen wir Kinder häufig bei Oma und/oder Tante untergebracht wurden. Oma hätte sicherlich auch ein bischen GS gelernt (soweit man von einer damals etwa 60jährigen Bauersfrau noch einen Spracherwerb erwarten kann). Meine Tante und der Opa (der unglücklicherweise aber plötzlich starb) hätten im Leben nicht GS gelernt. Mein Vater hätte GS vermutlich auch gar nicht gelernt. Er war damals beruflich stark angespannt und ist typisch Mann sprachlich überhaupt nicht begabt. Was hätte ich von meinem Vater gehabt, wenn ich nur rudimentäre oder von den Geschwistern gedolmetschte Unterhaltung mit ihm hätte führen können?

Ich habe dass Gefühl, dass die GS-Fraktion von den Eltern erwartet, dass sie sich in 0 Komma Nichts auf eine andere Lebensgemeinschaft /-art einlässt. Wenn keine GL oder Gebärdenkruse in der Nähe sind, wird sogar der Anspruch gestellt, dass die Familie umzieht. Aber so funktioniert das nicht, auf dem Dorf (wo das Eingebundensein in die Dorfgemeinschaft noch einen hohen Stellenwert hat, schon gar nicht).

Dass die Lautsprache nicht beim Logopäden erlernt wird, weißt Du doch auch selbst. Eine akzeptabel Lautsprache ist bei stark sh Kindern in der Regel sowieso nur mit CI erreichbar und die Kinder lernen es nur, wenn sie tagtäglich von der Umgebung animiert werden, die Lautsprache anzuwenden.

Gruß
Andrea
Karin
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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#73

Beitrag von Karin »

Liebe Momo, ich mag dir ein Beispiel geben:

Viele Kinder, die gl Eltern haben können schon mit 2 bis 3 Jahren das Fingeralphabeth. Und die Eltern versuchen diesen Kinder schon lesen beizubringen, weil sie wissen, wie sehr sie es benötigen.

Und es kann sicher nicht jedes gl Kind auf eine Regelschule mit Dolmi gehen, das hängt wirklich stark von der Förderung des Kindes ab. Xenja hat es bescheinigt bekommen, dass sie durchaus mit halten kann. Sie ist im oberen Drittel der Klasse.

Und ich denke doch, dass sich für die GL Kinder etwas ändern würde, wie sollen sie denn unterrichtet werden in einer Regelschule ohne Dolmi bzw ohne einen Lehrer, der vielleicht LBG macht. Sie Sicht würde sich verändern, der Druck auf die Pädagogen würde sich erhöhen, aber das sind nur Spekulationen ;-)

Das heute sh KIGAS oder Schulen geschlossen werden liegt nicht am Geld, sondern an fehlenden Kindern, das hängt zum einen mit CIs zusammen, aber auch mit vielen anderen Faktioren, wie weniger Infektionskrankheiten in der Schwangerschaft und besserer Vorsorge. etc...

Wie auch immer, wenn Kinder so fit sind, dass sie in einer GL Schule (heute) versauern, dann müssen sie die Chance haben, in eine Regelschule zu gehen.

Liebe Andrea, es ist mir bewußt, dass manche Menschen keine Zeit oder Intellekt oder was auch immer haben, um DGS zu lernen, dann muss man sich Hilfe holen.
Oder das Kind operieren lassen und dann sehen, wie weit man damit kommt. Wenn es dann nicht klappt, ist das das Problem nicht kleiner, nur verschoben.

Es gibt keinen Königsweg man muss von Fall zu Fall etscheiden.

Viele Grüße
Karin

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Re: Das gehörlose Mädchen in einer Regelschule

#74

Beitrag von zweifachemami »

hallo ihr lieben...

danke Karin, dass du es mit den Worten nochmal geschrieben hast, damit man es leichter versteht was ich damit meinte. Ich studiere Sonderpädagogik auf Lehramt im Bereich Gehörlosenpädagogik, dort habe ich viel über den Konstrastiven Unterricht gelernt, was auch bald meine Hausarbeit sein wird, wie man das ganze umsetz, ob z.b. Lautsprache einen Einfluss hat, dass gl Kinder schwierigkeiten haben am Lernen der Deutschen Schriftsprache.

einer von euch sagte hier, man bräuchte die Lautsprache um deutsche Schriftsprache zu erlernen, nein das seh ich nicht so, für jedes Graphem der Buchstaben gibt es Fingeralphabet, und z.b. wenn ph - f ausgesprochen wird, wird das dann über das Fingeralphabet vermittelt, aber viel wichtiger ist ja wenn ich die deutsche Schriftsprache erlerne, wie die Grammatik aufgebaut ist, wie die einzelne Wörter geschrieben werden.

Mein Sohn ist 2 und kann auch das Fingeralphabet, teilweise will er jetzt schon lesen lernen, weil er die Buchstaben buchstabieren kann. Daher seh ich auch als sehr wichtig, dass die gl Kinder sehr früh in die DGS eingeführt werden, wenn es die Eltern nicht können (was ich ihnen auch überhaupt nicht vorwerfe, habe selbst hd Eltern, jedoch aber fand ich es immer schade, dass sie nie die GEbärden gelernt haben, obwohl es eine sehr große hilfe gewesen wäre) (über mich kann ich später nochmal schreiben) meine Muttersprache ist die DGS, auch wenn meine Eltern das nicht konnten, aber diese Basissprache lernte ich im Kindergarten und auf Pausenhöfe von gl Erwachsenen, ich fühlte mich bei dieser Sprache wie zu Hause, ich wurde verstanden, ich konnte verstehen was man mir sagte, bei meinen Eltern hab ich auch gut verstanden, ich war auch sehr ehrgeizig meine Lautsprache zu erlernen, die ich heute einwand frei kann.
Doch muss ich einen von euch weiß jetz tnicht genau wer es geschriebne hat, widersprechen, es gibt durchaus gl Kinder die perfekt die Deutsche Schriftsprache beherrschen aber die Lautsprache überhaupt nicht beherrschen. Ich kenne diese persönlich und daher bin ich auch ganz fest der Meinung, dass die gl Kinder keine Lautsprache erlernen müssen um die Deutsche Schriftsprache zu erlernen. Dafür gibts ja auch LBG, wobei da noch vieles ändern müsste um konstrastiv im Unterricht vorgehen zu können. Hier wird bei LBG dann die Deutsche Sprache gesprochen, aber darauf nicht geachtet wie gut jetzt ein Kind sprechen kann, sondern einfach die Grammatik wird richtig wiedergeben und die DGS die ein kind auf alle Fälle von klein auf beherrschen muss, wird konstrastiv gegenüberstellt und somit lernt dann das Kind beide sprachen zu verstehen, wie sie aufgebaut sind etc...

Die neuen Lehrer werden das ganze System schon schaukeln...es wird eine Zeit kommen, wo das dann der Fall ist, dass GL Kinder DGS unterrichtet bekommen, DGS in allen Fächern angewendet wird....
Das muss es auf jeden fall es darf nicht dazu kommen, weil Schulen geschlossen werden, dass
sie dann minderwertig gehalten werden und dadurch eine schlechteren Schulsystem bekommen..das wäre die größte Gefahr die man machen könnte. Es gibt und gab ja Zeiten wo man gl Kindern sagte, dass sie im BBW besser aufgehoben wären wg. ihrem Hörstatus, das war abei mir auch damals der Fall, ich bin so froh dass ich meinen Willen durchgesetzt habe und mein Abitur erreichte und nun studieren kann.....
und das können viele andere gls auch, da braucht man keine Lautsprache, da bräuchten sie eine einwandfreie DGS Grammatik, die sie beherrschen und somit mit Gebärdensprachdolmetscher dann die Chance haben zu studieren.

Liebe Andrea, wie Karin schon sagte, du musst ja nicht komplett die DGS lernen, es wäre schon eine große hilfe wenn du einige Gebärden verwendet, man kann auch hierzu sagen Hausgebärde, die du mit deinem Kind zusammen erfindest für die Begriffe..somit wäre ihm schon eine große Hilfe angeboten.

Und wie ich schonmal geschrieben habe, gibte es angagierte gl Pädagogen, gl Erwachsene die die Aufgabe übernehmen, die dann zu den Familien nach Hause kommen und somit dann das Kind eine Bezugperson hat die kompetent DGS kann und das Kind lernt somit dann von klein auf diese Sprache, die Familienangehörigen können mitlernen.
In Schweden ist es sogar pflicht, dass hd Eltern gl Kinder auf jeden Fall ihre Kinder solchen gl erfahrenen Menschen kontaktieren müssen und die Eltern die GS lernen müssen. Und das wäre ein großer Fortschritt wenn dies auch in Deutschland zur Pflicht käme.

Auch ich wünsche dass Xenja einen guten Start macht und egal in welcher SChule...wichtig ist sie fühlt sich wohl und wird verstanden und versteht.
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