LBG, DGS oder doch gar nicht?

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FinnsMama
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LBG, DGS oder doch gar nicht?

#1

Beitrag von FinnsMama »

Hallo,
die ganze Rumdiskutiererei zum Thema CI oder nicht und DGS oder LS hat mich jetzt ein wenig nachdenklich gemacht.
Für meinen Sohn steht das CI im Moment nicht wirklich zur Diskussion. Er ist mittel- bis hochgradig schwerhörig, spricht sehr gut und kommt mit seinen HGs sehr gut zurecht.
Allerdings gibt es meiner Meinung nach das Problem, dass er ziemlich weit ist, was alles andere als Sprache angeht. Im Wortschatz hängt er ein klein wenig hinterher und so habe ich die Frage, ihn nächstes Jahr mit 5 1/2 einschulen zu lassen für uns verneint. Doch jetzt ist es so, dass er sowohl das Alphabet-System als auch das Zahlensystem verstanden hat. Er kann + und - rechnen bis 10, er kann rein theoretisch bis 100 zählen, muss ihm, dabei eben nur die einzelnen 10er vorsagen (also er hat verstanden, dass sich 1 bis 9 immer wiederholt und ich muss ihm nur sagen, was nach 30 kommt usw, hoffe, ihr versteht mich, ist etwas umständlich ausgedrückt). Naja, ist ja eigentlich auch egal. Mir wurde eben von verschiedenen Seiten nahegelegt, mir das mit der Schule nächstes Jahr nochmal zu überlegen. Das kommt jetzt aber für mich nicht so in Frage, da ich ihm das Jahr noch geben möchte, ich mir noch ganz und gar nicht sicher bin, ob Regelschule oder Schwerhörigenschule und wo und wie und und und...ist ja egal, ich schreibe und schreibe und die eigentliche Frage kommt erst jetzt :eek:

Ich hab mir jetzt einfach gedacht, ich biete ihm andere Dinge an, an denen er seinen "Lerntrieb" erstmal ausleben kann und hab mir überlegt, wir könnten ja irgendwie zusammen Gebärden lernen. Sein Vater und ich leben zwar getrennt, aber Finn ist auch oft bei ihm und er würde auch mitziehen und mitmachen. Wir denken einfach, dass Gebärden klasse wären, da es ja immer sein kann, dass die Schwerhörigkeit schlimmer wird und wenn er auf eine SH-Schule geht oder sich in der Welt der Schwerhörigen/Gehörlosen aufhalten möchte, das ja nur von Vorteil sein kann.
Jetzt ist die Frage: er ist komplett lautsprachlich bisher erzogen wurden und das soll auch weiter so sein, er spricht super und das ist gut so. Sollen wir da besser mit LBG oder mit DGS anfangen? Ich kann mir vorstellen, dass LBG vielleicht einfacher ist für den Anfang. Ich meine, vor allem auch für mich, da es für mich ja auch eine komplett neue Sache ist. Wie stell ich das am besten an? Hat jemand Tipps für mich? Gibt es entsprechende Literatur oder Programme für den PC, die auch kostentechnisch für mich als alleinerziehende Studentin drin sind?

Würde mich über Anregungen sehr freuen.
Janina mit Finn (2/2004) mit beidseitiger Schallempfindungsschwerhörigkeit
Uli R.
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#2

Beitrag von Uli R. »

Hallo,
finde ich gut, dass du dir schon Gedanken machst wie es wird wenn es zur Verschlechterung kommt.
Als ich 33 war hat mir mein HNO gesagt, dass ich damit rechnen muss eines Tages zu ertauben. So ist es dann ja auch gekommen und ich war gut vorbereitet darauf.
Da dein Sohn lautsprachlich erzogen ist rate ich zu LBG / LUG. Wenn dir da jemand einreden will dass das die Entwicklung der Lautsprache behindert ist das Humbug. Es gibt immer wieder Situationen, Schwimmbad z.B., wo man keine Hg trägt und da sind Gebärdenkenntnisse eine gute Hilfe.
Wenn dann eines Tages das Gehör leider doch so weit absinkt, dass HG nicht mehr ausreichen, hat man heute doch das CI. Diese Beruhigung hatte ich vor knapp 30 Jahren noch nicht.
Uli

zweifachemami
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#3

Beitrag von zweifachemami »

ich persönlich rate dir zu DGS, DGS aus dem Gründe weil das eine eigenständige Sprache ist, ich mein ihr wollt es ja zusammen lernen, dann würd ich einen solchen Kurs besuchen, für ihn ergibt sich dann der Vorteil, dass er später dann auch leichter Freunde findet, die sich in DGS kommunizieren und er hat dann sozusagen eine 2.Sprache gelernt, ist doch immer was tolles.

bei LBG könnten auch viele Missverständnisse entstehen, z.b. wenn du sagen möchtest das Wasser läuft aus dem Hahn. in DGS gebärdet man bildich wie das Wasser aus dem Hahn läuft in LBG gebärdest du ja jedes einzelne wort so wäre Wasser eine Gebärde und Laufen eine Gebärde und der Zusammenhang wäre da erst mal weg...gibt noch genügend andere Beispiele....verstehst du was ich damit sagen will??

DGS könnt ihr ja zusammen lernen, welche Kommunikationsmittel ihr dann zu hause erstmal anwendet, weil ihr ja in Lautsprache bisher unterhalten habt, könnt ihr ja immer noch entscheiden, ob LBG oder LUG oder DGS, aber lernen würd ich gemeinsm DGS. Schaden könnte es nicht..sehe da keine Nachteile eher Vorteile und sicher macht das ganz dann auch noch spaß ;)
Momo
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#4

Beitrag von Momo »

hallo janina

also im moment ist ist das ja ein heißes thema und man muss mit seinen formulierungen vorsichtig sein. ich schreibe jetzt nur meine meinung, die nicht wissenschaftlich begründet ist:
wir verwenden zuhause LUG und ich habe auch "nur" 2 LBG Kurse besucht. LUG deshalb, weil ich nur in schwierigen Hörsituationen unterstüzend gebärde. Allerdings stimme ich Jaqueline zu, dass es, wenn mein Sohn keine HGs trägt und dann ganz auf Gebärden angewiesen ist, weil so gut wie kein Sprachverständnsi mehr da ist, dann recht schwierig ist wirklich Wort für Wort zu gebärden wie es in der LBG ja ist. Da es aber, im Moment nur diese Situationen sind, finde ich das ok so. Das zu uns.
Ein Problem wird aber sein Lernmaterial für LBG zu bekommen. Hier ist es zumindest so, dass "nur" noch DGS angeboten wird bei der VHS und kein LBG mehr. Also mache ich zwar jetzt einen DGS Kurs, gebärde aber im Moment noch LUG. Mal sehen wie es sich weiterentwickelt.
Mit Tommys Gebärdenwelt hättest du ja sicher eine gute Lerngrundlage, die auch für Kinder geeignet ist. Eigenltich müsste dir die Anschaffung aber auch von der KK erstattet werden. Da ist Karin sicher die richtige Ansprechpartnerin. Ob es für LBG was vergleichbares gibt, weiss ich nicht. Solltest du was finden sag mir mal bescheid.

DGS möchte ich eigentlich im Moment noch nicht nutzen, da ich schon Bedenken habe (steinigt mich jetzt bitte nicht), dass die anderen grammatikalischen Strukturen für meinen Sohn in seiner jetzigen Situation eher kontraproduktiv wären. Das muss nicht allgemein so sein, und das ist auch nur meine persönliche Meinung für unsere individuelle Situation!!

Gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
FinnsMama
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#5

Beitrag von FinnsMama »

Hallo,
lieben Dank erstmal für eure Antworten und liebe Momo, ich begrüsse deine persönliche Meinung, denn darum ging es mir jetzt auch. Wissenschaftliche Dinge mag ich jetzt nicht hören, sondern eure Erfahrungen.

Also das mit dem Kurs an der VHS erledigt sich für uns, da diese Kurse generell vormittags (da bin ich in der Uni) oder abends (da muss ich zu Hause sein, da mein Sohn um diese Zeit eigentlich schläft) stattfinden. Ausserdem ist dies mit einigermassen hohen (jedenfalls für mich) Kosten verbunden, die ich im Moment nicht leisten kann. Davon mal ganz abgesehen fehlt uns auch einfach die Zeit dafür. Das Semester geht jetzt bald wieder los und da bin ich schon echt eingespannt (letztes Semester vor der Abschlussarbeit und so).

@zweifachemami: gibt es Kurse für Eltern und Kinder? Ich hab entsprechendes nirgends finden können. Jedenfalls nicht hier in Osna. Könnte mich allerdings nochmal ans LBZH wenden.

Aber jetzt zum Thema: DGS finde ich persönlich auch sehr viel spannender, die Sache ist nur die, dass sie so, wie ich es verstanden habe, auch "schwerer" zu lernen ist, da sie eben eine ganz eingene Sprache hat und ich nicht weiß, ob das jetzt so sinnvoll ist. Wir kommunizieren nur über Lautsprache und ohne HGs klappt das auch, da muss ich nur eben etwas lauter sprechen und ihn anschauen (in Lippenlesen ist mein Sohn eine Granate). Wir bräuchten es jetzt also nicht unbedingt für solche Situationen. Auf der Pro-Seite DGS steht aber auf jeden Fall die Menge an Materialien, die man dafür finden kann. Da habt ihr Recht.

Zu LBG/LUG hab ich so gut wie nichts finden können, was Lernmaterialien angeht. Aber es würde uns eventuell leichter fallen, denn es ist doch so, dass man es gleichzeitig zur Lautsprache verwendet, oder? In dem Sinne denke ich, würde uns das schon weiterhelfen erstmal, denn die LS steht bei uns klar im Vordergrund. Ich kann mir auch einfach besser vorstellen, LBG/LUG zu lernen, eben weil es parallel zur Lautsprache läuft. Die Missverstäandnisse sind ja dann in dem Sinne ausgeräumt, da ich ja nebenbei auch spreche...jedenfalls stelle ich mir das gerade irgendwie so vor.

Leider haben wir hier so gar keinen Kontakt zu anderen schwerhörigen Kindern oder so. Da Finn in einen Regelkiga geht. Es wäre dann natürlich wirklich auch schön, das irgendwie mit anderen anzuwenden, aber das kommt später. Erstmal müssen wir schauen, dass wir irgendwas irgendwie lernen.

Ob wir entsprechende Software von der KK bezahlt bekommen, weiß ich nicht. Bisher hat sie doch alles bezahlt, was irgendwie ging (FM, Batterien, Reinigungstabs etc) und zwar ohne zu murren. Aber Finn hört ja doch einigermassen gut auch ohne HGs. Gibt es da eine bestimmte Schwelle, ab wann sie verpflichtet sind, Gebärdenlernsachen zu zahlen? Bisher sehe ich das für uns keineswegs als notwendig an, aber eben als etwas, das Spaß macht und vielleicht für später mal ganz nützlich ist. Sehe es eher als Bereicherung als als Muss. Aber ich hoffe, dass Karin sich an dieser Stelle vielleicht noch einschaltet ;-) Sonst schreib ich ihr einfach mal und frage sie nach ihren Erfahrungen.
Janina mit Finn (2/2004) mit beidseitiger Schallempfindungsschwerhörigkeit
zweifachemami
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#6

Beitrag von zweifachemami »

zu der sache wg. KK also unsere KK hat die Kosten übernommen und mein sohn ist leichtschwerhörig, und trotzdem diese bekommen ok auch mit der Begründung dass seine Eltern gehörlos sind und in DGS kommunizieren und die Medien es zulassen auch mit dem Spiel Lautsprache zu lernen.

ich hab noch nicht alle Cds probiert glaube aber es ist viell möglcih LBG zu benutzen, es gibt auch FIlme die in DGS gebärdet werden aber auch LBG glaub ich, denke da ist Karin die beste Ansprechpartnerin dazu, da sie das ja selbst entwickelt.
Momo
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#7

Beitrag von Momo »

hallo janina
also es ist so, dass tommys gebärdenwelt von der kk gezahlt wird. ob es da eine grenze gibt ab wieviel dB sie zahlen weiss ich nicht.
ansonsten ist sie halt meines wissens so aufgebaut, dass man sie gemeinsam nutzt, also das was ihr wollt.
auch wenn es eigentlich dgs ist, kann man die dort erlernten gebärden auch als lug oder lbg nutzen (laut Karin und finde ich auch logisch).
von daher denke ich wäre das doch eine tolle möglichkeit für euch?
mail karin doch einfach mal an. sie schickt dir einen kostenvoranschlag, den du dann bei der kk einreichen kannst (soweit das mir bekannte procedere).

gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
FinnsMama
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#8

Beitrag von FinnsMama »

Lieben Dank,
ich werde das mit Tommys Gebärdenwelt auf jeden Fall mal im Auge behalten und mich mit Karin in Verbindung setzen. Das wäre super, wenn die KK das übernehmen würde.

Danke auf jeden Fall für den Tipp...

Lieben Gruß
Janina mit Finn (2/2004) mit beidseitiger Schallempfindungsschwerhörigkeit
Gordon
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Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#9

Beitrag von Gordon »

Hallo,

das Thema interessiert mich auch brennend. Ich könnte mir für uns eher die LBG vorstellen, ähnlich wie es Momo berichtet. (Hab so ein bischen Bauchschmerzen mit der anderen Grammatik der DGS, weil Mirko in der deutschen Grammatik noch nicht so sattelfest ist). Bei Tommys Gebärdenwelt hatte ich Probleme, mir für uns anfänglich benötigte Sätze in LBG zusammenzustellen. z.B "Komm aus dem Wasser" "Wir gehen ein Eis essen" "Nachher gehen wir auf den Spielplatz " usw. Ich würde gern zu Hause mit Kind und Kegel unterrichtet werden, bis wir einen Einstieg haben. Dann können wir sicher allein weiter lernen. Kennt jemand jemanden, der jemanden kennt, der jemanden k... der Lust dazu hat? Wir komen aus dem Raum südlich von Karlsruhe.

Was ist eigentlich LUG? Lautsprach unterstützende Gebärden? Was ist der Unterschied zu LBG?

Viele Grüße Andrea

Mirko (02/04) an Taubheit grenzend beidseitig.
2 CIs
Sandra

Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#10

Beitrag von Sandra »

Gordon hat geschrieben:Was ist eigentlich LUG? Lautsprach unterstützende Gebärden? Was ist der Unterschied zu LBG?
Du hast schon die Abkürzung richtig entziffert.

Der Unterschied ist folgendes ........ LBG ist streng genommen, dass man Wort für Wort => auch die Artikel etc. in Gebärden wiedergibt.
LUG wird eher die wichtigen Wörter in Gebärden wiedergeben.

DGS wird wie Ihr schon wisst in andere Grammatik gebärdet als wie man in der Lautsprache spricht

Gruss Sandra
max-mama
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Wohnort: Sundern

Re: LBG, DGS oder doch gar nicht?

#11

Beitrag von max-mama »

Hallo,
wir haben uns direkt nach der Diagnosestellung bei Max im Internet wegen Gebärdensprachkursen etc. schlau gemacht.
Irgendwie bin ich dann auf die Seite von " Gib Zeit " gekommen, das ist ein Verein der sich für Gebärdensprache stark macht.
Ich habe dann per Mail Kontakt aufgenommen und wir hatten vor 6 Wochen besuch von einer netten und sehr kompetenten Frau besuch, diese hat uns dann mit Gebärden und Lautsprachlich etwas über die den Vorteil von Gebärden berichtet.
Es gib die Möglichkeit ( also zumindest in NRW ob das in allen Bundesländern gleich ist weiß ich nicht ) die Möglichkeit Gebärdensprachunterricht über einen Integrationsantrag beim Sozialamt bezahlt zu bekommen.
Hilfestellung beim beantragen etc. hätte der Verein uns geben, jedoch haben wir uns erstmal für die rein LSerziehung entschieden, da unserer Max da im Moment große Fortschritte macht.
Wir finden es aber wichtig die Möglichkeit zu kennen und sie auch in Anspruch nehmen zu können.

Liebe Grüße Alexandra
mit Max 10/2006 hochgradig Schwerhörig Med El CI rechts seit Mai 09
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