gesten bin ich durch Zufall hier gestrandet. Möchte ein bisschen von mir erzählen. Und bin überrascht, wie viele ähnliche Auffälligkeiten haben wie ich. Denn Live, habe ich bis jetzt nur eine Person kurz beim Austeigen aus einer Bahn gesehen die ähnliches hatte.
Geboren wurde ich vor über 40 Jahren *hüstel* mit einer rechten einseitigen angeborene Mikrotie Grad III mit Gehörgangsatresie und dort Taubheit grenzende SH.
Die Ärzte und meine Mutter waren der Ansicht, nötige Korekturen recht bald in die Wege zu leiten. Neben anderen "Nettigkeiten" verbrachte ich das erste halbe Jahr im Brutkasten. Mit den dazu gehörigen Voruntersuchungen die auch Stationär erfolgten komme ich insgesamt auf über ein Jahr
Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten 9 O.P`s. Davon ausschließlich 6 am (nicht vorhandenen) Ohr. Ich war mit Sicherheit mehr in der Klinik als im Urlaub.
Bei vielen Eltern höre ich bei dem geschriebenen heraus, "wir wollen doch nicht, das das Kind später gehänselt wird."
Mit einen Verband um den Kopf werden andere Kinder doch erst recht darauf aufmerksam gemacht. Abgesehen davon, (Achtung jetzt folgt Ironie) Wie eine Trophähe in der Klinik bei den anderen Ärzten herum gereicht zu werden (die ja alle das gelungene Werk des Profs. huldigen sollen), hilft es wahrnsinnig bei der Persönlichkeitsbildung. Ich fühlte mich in den Hörsäälen häufiger als nur "DAS OHR". Nicht selten wurde ich (von meinem Gefühl her) als Sache behandelt.
Und auch Krankenschwestern treten voll über die persönlichen Grenzen wenn man keine Spritzen vor einer Op. möchte. Der O.P. Saal ist frei es gilt den Zeitplahn einzuhalten, dann rammen wir halt die Nadel mal in den Oberschenkel währen andere fleißig festhalten. Tut ja nicht weh, gell?
Wohlgemerkt es handelte sich nicht um lebenswichtige Eingriffe. Kinder möchten immer ihren Eltern gefallen. Und wenn man gesagt bekommt. Du eins, zwei Eingriffe, dann hast du ein schönes Ohr, du willst doch nicht später gehänselt werden und wird bittend angeguckt, dann sagt man als "liebes Kind " halt auch ja dazu.
Und tapfer ist man außerdem, darf keine Angst zeigen. Mann möchte doch die Eltern nicht traurig machen. Sie machen sich doch schon eh um einen sorgen. (Vielleicht bin ich ja irgendwie selbst schuld am dem Zustand?)
Das man vor jeden Eingriff Angst hat nicht mehr auf zu wachen. Seine "Zauber-Unterhose" anzieht damit mann auch ganz sicher wieder aufwacht. Bilder malt die einem anschließend die Kraft zurück geben sollen. Einem es anschließend beim wach werden schlecht geht...Alles muß dieser kleine Mensch mehr oder weniger mit sich selbst ausmachen. Und immer tapfer lächeln.
Von den vielen Op. in diesem Alter waren vielleicht höchstens 4 notwendig um ein erleichterndes Leben zu führen. Mandeln, 2 mal Augenkorrektuten, und EINE am Ohr um die Brillenablage zu schaffen.
Stand bis heute:
Habe nun eine Brillenablage, leicht angedeutete Ohrmuschel und ein Ohrläppchen. Das Ohr ist weiterhin ohne Öffnung und verschlossen. Ich weigerte mich mit zunehmenden pubertären Alter mich auf die nächsten anstehenden 5 O.P. ein zulassen. Wie gesagt 9 hatte ich schon hinter mir.
Erwähnenswert ist vielleicht noch...
Denn erst dann erfuhr ich, das es zu gefährlich sei "dieses Konservenohr" zu öffnen, da die Nerven dort entlang liefen. Und außerdem würde ich erst recht Hörschwierigkeiten/ Gleichgewichtsprobleme bekommen (außerdem sei der Erfolg mehr als fraglich) wenn es weiter operriert sprich aufgemacht wird.
Es hätte viel Leid, Isolation (damals war es noch anderst in den Kliniken mit Besuchen) und Schmerzen erspart werden können. Es handelte sich wie gesagt um keine Lebenwichtigen oder Hör-Verbessernde Eingriffe sondern nur um "Schönheits O.P.´s).
Sicherlich kann ich auch meine Mutter verstehen die sagte, damals kannte man sich nicht so aus mit den Auswirkungen auf die Psyche bei Klinikaufenhalten von Kindern. Außerdem hatte sie Angst, das ich ihr später vielleicht mal Vorwürfe machen könnte so nach dem Motto:
Heute muß ich immer meine Urlaube für die Klinik opfern, hättest du es doch früher gemacht als ich klein war. Egal, passiert ist passiert und nicht änderbar.
Liebe Eltern also überlegt bitte genau, welche Eingriffe bei eueren Kind umbedingt nötig sind oder nicht.
Mit Erreichung der Pupertät konnte ich endlich mich durchringen und "nein" zu weitern Klinikaufenthalten sagen.