Liebe Vera,
erst einmal willkommen im Forum. Ich gucke leider nur sehr unregelmäßig in dies Forum (für mich bestand auch ein Teil meines persönlichen Lernerfolgs darin, Forumsmeinungen und die dort vertretenen Experten nicht zu wichtig zu nehmen), daher sehe ich dein Post erst jetzt. Ich kann es kurz machen, die Werte von unserer Kleinen (geb. Feb 2011) waren "Euren" sehr ähnlich, auch wir waren in einer Praxis eines Pädaudiologen, den wir in unserem Leben nie wieder sehen wollen und auch wir haben uns relativ früh mit Super Power
HGs,
CIs, Frühförderung, Gebärdensprache, Beihilfe und anderen Dingen rumschlagen müssen. Es gab schönere Zeiten in unserem Leben.
Wir haben uns nach langem Überlegen, Einholen von zwei Meinungen, viel Kontakt zu anderen Betroffenen (und zwar am besten persönlich, nicht per Internet) für eine OP unserer Kleinen im Alter von 9 Monaten entschieden. Gleichzeitig lernen wir DGS, haben eine gehörlose Frau kennen gelernt, die einmal die Woche kommt und mit der Kleinen (und meiner Frau - fantastisch, was die schon kann!) gebärdet und fördern unsere Kleine wie wir können.
Ich verstehe den grundsätzlichen Ansatz, es mit
HGs auszuprobieren, völlig. Auch wir haben es probiert. Hörbahnreifung usw - das ist alles richtig. Wenn man aber über Monate keine Entwicklung sieht (also auch bei den 900
SP KEINERLEI Hörreaktion), dann ist es meines Erachtens nicht zu früh, sich auch mit
CIs zu beschäftigen.
Leider hat Momo nach meiner Erfahrung völlig Recht: du wirst keine "neutrale" Information bekommen. Entweder kann man monetäre Interessen nicht ausschließen (die Ärzte und die "
CI-Mafia"), oder aber du bewegst dich in dem sehr sensiblen Bereich zwischen Gehörlosenkultur und Mehrheitsgesellschaft (wenn ich das mal so beschreiben darf). Das ist alles super-komplex und meines Erachtens war es für uns das wichtigste, zum einen zu akzeptieren, dass unsere Tochter gehörlos ist und sich das auch grds. durch ein CI nicht (jedenfalls nicht garantiert und nicht jederzeit) ändert. Daher öffnen wir ihr zeitgleich den Weg in die Gebärdensprache. Zum anderen freuen wir uns jeden Tag über die Fortschritte unserer Kleinen mit ihren
CIs. Es ist nunmal ein Wunder der Technik. Sie ist jetzt 16 Monate und sagt lautsprachlich u.a. "kikeriki" zum Hahn (oder jedenfalls was ziemlich ähnliches, auf jeden Fall ein "k" - man mache sich bewusst, wie schwer ein "k" zu hören ist!) und gebärdet, dass sie müde ist. Leider sind wir nun als hörende Eltern nicht bilingual, aber es wird schon werden, wir haben ja Zeit, lernen wir halt gemeinsam mit ihr 'ne Sprache!
Ich habe über unsere kleine Maus viele, viele kleine Kinder kennen gelernt, die früh implantiert wurden und - ich drücke mich hier extra bedacht aus - diese Erfahrungen sprechen insgesamt alles andere als gegen eine frühe Implantation. Meines Erachtens sagt innerhalb eines gewissen Fensters, in dem es objektiv kaum messbare Unterschiede gibt, der Zeitpunkt der Implantation in erster Linie etwas über die Eltern aus. Das war bei uns auch so. Eine Frage an dich: kennt Ihr den Grund für die Hörschädigung?
Zum Thema Hannover könnte ich viele Details sagen. Eine immense Erfahrung, absolut schlampig im administrativen Bereich (unglaublich, wirklich, was da abgeht, eine Rechtschreibprüfung haben die da z.B. auf ihren Systemen definitiv nicht), während der OP eine TOP-Betreuung und bis auf den einen oder anderen schnieken Ober- oder Assistenzarzt (vermutlich Geschmacksache) fühlten wir uns ärztlich auch top betreut. Unter anderem die OP-Risiken waren auch für uns für die Wahl des Implantats mit-entscheidend. Mehr Details gerne auf Nachfrage, denn das setzt gleich den nächsten Glaubenskrieg in Gang
Heute, etwas über ein Jahr 3 Monate nach der Diagnose, haben wir das Gefühl, wir haben alles oder jedenfalls fast alles richtig gemacht. Kaum zu glauben, dass wir so lange dachten, wir würden so viele Fehler machen.
Viele Grüße
El Pappo
[size=small]Eine Tochter Ilsa, * 2011, von Geburt an gehörlos; CI MedEl seit Dez 2011 bds.; ein Sohn * 2006, normalhörend aber nicht gehorchend[/size]