Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

KDS
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Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#1

Beitrag von KDS »

Hallo,

ich habe seit meiner Geburt eine Ohrmuscheldysplasie rechts und eine damit verbundene Schwerhörigkeit (=Schalleitungsschwerhörigkeit).
Die Knochenleitung ist aber in Ordnung (der letze Hörtest ist allerdings schon lange her); Links ist alles ok zum Glück.
Seit fast 20 Jahren trage ich rechts Ohrmuschelepithesen (mittlerweile die 5. oder 6.)
und ich habe seit ca. 15 Jahren das Glück, einen erfahrenen Epithetiker zu haben, der mich perfekt betreut.

Kürzlich hat er mich auf die BAHA-Hörgeräte aufmerksam gemacht. Ich habe mich da
auch informiert (wobei ich auf dieses Forum gestossen bin) und denke das wäre schon ein Gewinn an Lebensqualität.
Speziell in der Schule, bei Vorträgen, großen Menschenansammlungen oder in Besprechungen habe ich darunter gelitten, wenn ich von rechts angesprochen wurde und fast nichts verstanden habe.
Aber ich habe dann immer versucht solche Situationen zu vermeiden (und mich z. B. immer ganz nach rechts gesetzt wenn möglich...)

Nun überlege ich, ob ich so ein "BAHA"-Hörgerät tragen soll, zumindest dann, wenn sich solche Situationen nicht vermeiden lassen.
Wichtig wäre mir, dass es so getragen werden kann, dass es andere nicht bemerken. Ich bin zwar schon etwas älter (45 Jahre) lasse meine Haare aber immer
etwas länger wachsen (so etwas über die Ohren), so dass die Epithese kaum auffällt. Dann sollte doch auch das ca. 3 cm lange BAHA nicht sichtbar sein oder?

Nun muss ja der Titananker operativ eingesetzt werden (das kenne ich ja noch von meiner Ohrepithese). Und dann muss wohl noch 10-14 Tage ein Verband getragen
werden. Ich habe da aber immer noch ein Unwohlsein, auf der rechten Seite nochmal
so einen "Fremdkörper" zu tragen, bzw. noch einen weiteren Titananker mit der
Gefahr von Entzündungen etc. Und dann noch die oben beschriebenen Umstände
des (kleinen) operativen Eingriffs.

Allerdings habe ich da auch die positiven Kommentare gelesen, speziell die BAHA
Geräte von Oticon (Ponto/Ponto Pro) scheinen ja sehr gut zu sein.

Ich hoffe auf Ratschläge/Erfahrungen von Menschen mit ähnlicher Vorgeschichte.

Viele Grüße

KDS
EinOhrHase
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#2

Beitrag von EinOhrHase »

Salut KDS

eine Ohrepithese trage ich zwar nicht (die mir aber von einigen Ärzten wohl empfohlen wurde wg Ohrmuschelmissbildung), aber bin seit 15 Jahren BAHA-Träger.

Sicher ist es ein Risiko, nochmals so eine Titanschraube setzen zu lassen und diesen "Fremdkörper" mit rumschleppen.
Seit fast 1.5 Jahren trage ich nun das Oticon Ponto und bin zufrieden damit.
Schon allein wg der Möglichkeit, mehrere Frequenzkanäle sep. einstellen zu lassen im Vergleich zum BAHA.
Soweit ich weiss, gibts auch beim Ponto versch. Farben, damit das Gerät nicht sofort auffällt.
Das Ponto / BAHA steht ca. 15 - 20 mm vom Kopf ab, kann aber gut mit längeren Haaren verdeckt werden.

Was Du aber beachten solltest:
Wenn Du einen Hut oder andere Kopfbedeckungen trägst, sollte das vor der OP geklärt werden, damit das Implantat etwas weiter unten angesetzt werden kann. Des weiteren ist darauf zu achten, daß das Gerät "frei schweben" kann wg der Vibrationsübertragung.

Ebenso möchte ich Dir raten, suche ainen Akustiker auf, der sich mit knochenverankerten Geräten befasst und diese auch einstellen kann.
Ein Knackpunkt im Vergleich zu den herkömmlichen HGs kann man knochenverankerte Geräte beim Akustiker nicht auf Funktion etc. checken lassen.
Die Einstellphase (bis das Hörempfinden als "normal" erscheint) kann sehr lange dauern beim Ponto. Heisst, ca alle 2 Wochen beim Akustiker vorbeischauen, die Kurven neu anpassen lassen, wieder testen...........

Das Risiko besteht leider auch bei diesem Implantat, dass es immer wieder zu Entzündungen kommen kann...........

Grüssle
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BAHA-Träger seit 1998
Höregern

Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#3

Beitrag von Höregern »

Hallo KDS,
hallo EinOhrHase,
fast alles was von EinOhrHase dort geschrieben steht, trifft zu. Allerdings möchte ich bei folgenden Punkten sanft widersprechen.
Auch bei knochenverankerten Epithesen besteht immer die Gefahr einer leichten Rötung des Gewebes um die Durchtrittsstelle. Das ist auch bei mir so.
Mittlerweile ist der Eingriff beim Ponto erheblich vereinfacht worden, weil das Gewebe um die Titanschraube nicht mehr reduziert werden muss. Das habe ich bei einer OP hier im Hause selbst gesehen. Sieht hinteher super aus, und das ist wohl der Grund, warum es sich nicht entzündet!
Bei mir wurde es noch ausgedünnt und Haare wachsen da auch nicht mehr bei mir. Seit ungefähr 2 Jahren habe ich nun das Ponto und war vorher mit BAHA versorgt (gab ja nichts anderes damals)- zwischen den Technologien liegen Welten.
Als audiologische Ass. in der audiologischen Abteilung hier in der Klinik weiß ich vovon ich rede. Auch ich habe eine GG-Athresie und brauche ein KL-Gerät. Weil ich selbst betroffen bin, schicken meine Kolleginnen alle Ponto und BAHA Patienten zu mir zur Kontrolle. Aus dem Grunde sehe ich im Monat zwischen 2-3 Pat. Zeige bei der Gelegenheit auch das Ponto bei den BAHA Trägern und die können den Klang vergleichen. Sind fast alle die das Gerät in das Ponto getauscht haben, oder tuaschen wollen, weil die Hörqualität und die Einstellmöglichkeit besser ist.
Die Erfahrung hat ja EinOhrHase auch gemacht.
Bezüglich des "Knackpunktes" zur Testung des Gerätes, das hat es beim BAHA auch nicht gegeben. Was sollte auch der Akustiker testen? Reparieren kann er doch sowieso nicht, und ich weiss doch selbst besser ob es funktioniert oder einen Fehler hat.
Im Gegensatz zum BAHA bekommst du aber von Oticon innerhalb kürzester Zeit einen Ersatz. Das ist doch der Punkt, was mich als Trägerin so zufrieden macht. Allerdings war es bei mir nur einmal in 2 Jahren defekt, da es mir heruntergefallen war (also noch selbst verschuldet).

Beim BAHA habe ich teilweise Wochen auf die Reparatur gewartet!

Bezüglich der Anpassung gebe ich EinOhrHase recht, je mehr Möglichkeiten der Einstellung habe, um so mehr besteht der Ehrgeiz die optimal zu nutzen. Das dauert etwas mehr, als die Einstellung mit einem Schraubenzieher. Aber dafür gibt es eine einfach zu bedienende Software.

Liebe Grüße und ein tolles neues Jahr zum Schluß
Eure
Gabi
KDS
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#4

Beitrag von KDS »

Hallo Gabi und Oli,

vielen Dank für die Antworten und die ausführlichen Informationen zu dem Thema!
Ich beabsichtige jetzt von meinem Hausarzt eine Überweisung an die HNO-Klinik (Uni Ulm)
zu beantragen und mich nach einer Untersuchung/Gespräch mit dem HNO-Arzt endgültig entscheiden.

Ich werde aufgrund der positiven Erfahrungen (wenn überhaupt) nur das Ponto Pro von oticon einsetzen.
Eine Kopfbedeckung trage ich nicht. Wie ist das mit dem Verband nach der OP? Ist das
nur ein "Pflaster" oder ein richtiger sichtbarer Verband? (der dann 10-14 Tage sichtbar ist
und dann werde ich von jedem, der das sieht angesprochen was es damit auf sich hat.
Wäre mir halt etwas unangenehm...)

Wie gesagt, ich habe vor das Gerät nicht ständig zu tragen, da ich links ja gut höre.
Aber die unangenehmen Situationen, wenn rechts neben mir jemand sitzt und ich den
praktisch nicht verstehen kann (besonders bei lauten Umgebungsgeräuschen), die man
ja beruflich oder privat nicht immer vermeiden kann, möchte ich damit umgehen.
(mein Epithetiker meinte dazu, wenn ich das Gerät einmal getragen habe, würde ich
nicht mehr darauf verzichten wollen...)

Ich habe mich jetzt auch ziemlich intensiv mit den Informationen auf der Homepage
von oticon beschäftigt. Da gibt es ja die Anpassungssoftware "Genie Medical". Kann ich
das Ponto Pro auch selber programmieren? (also gibt es die Software für Win7 und ist das
Programmierkabel für Kunden/Träger erhältlich?). Ich traue mir das zu und habe eigentlich das technischen Hintergrundwissen und das nötige Interesse für eine selbsständige Anpassung.
Daher würde ich die Software gerne auf meinem PC installieren und mich da selber einarbeiten. Wäre mir viel lieber, als mehrmals zum Akkustiker zu laufen bzw. erst mal einen zu finden, der Erfahrung mit dem Gerät hat.

Übrigens betonen die bei oticon mehrmals die "Wahlfreiheit" des Patienten. Mir kommt das vor, als ob ihnen zwar klar ist, dass Ihr Produkt dem BAHA von cochlear (momentan) überlegen ist. Aber vermutlich ist diese Firma (BAHA/cochlear) noch der Marktführer und somit auch bei den Ärzten/Akkustikern "etabliert", auch weil mit dem Ponto vielleicht noch wenig/keine Erfahrungen vorleigen. Ist der Eindruck richtig?

Viele Grüsse

KDS
EinOhrHase
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#5

Beitrag von EinOhrHase »

Salut KDS

Was ich bislang über die Uni Ulm erfahren habe, ist dort auch nicht alles Gold was glänzt. Versuch es mal mit dem BWK (Bundeswehrkrankenhaus). die haben i.d.R. die besseren Leute und Instrumente.

Was die OP-Nachsorge betrifft, kann ich nur wenig dazu sagen, wie es heutzutage abläuft. Denke, man bekommt einen Verband, bis die Wundheilung soweit abgeschlossen ist (Gabi, wenns nicht korrekt sein sollte, berichtige das bitte :):):) )

Kann mir nicht vorstellen, dass Oticon die Software an den "Endverbraucher" ausliefert - die Einstellungen dort sind recht komplex.
Zwar ist die Software die selbe wie bei den Standard-HGs von Oticon, dennoch denk ich, ist es die bessere Wahl, zum Akustiker zu gehen (Hätte hier auch eine Empfehlung an Dich KDS).

Auch wenn das Hörvermögen auf der linken Seite weitgehend normal ist, solltest Du das Ponto trotzdem tragen - schon allein wg der räumlichen Wahrnehmung (die ich nicht habe, da links verschlossen).

Die angesprochene Wahlfreiheit denk ich, ist längst Vergangenheit.
BAHA Cochlear hat seit ca. 1.5-2 Jahren eine andere Kupplung für das BAHA.
Somit fällt die Entscheidung entweder - oder auf BAHA bzw Oticon.
Meine Vermutung ist eher, dass BAHA Cochlear (die Firma war jahrelang marktführend bei den knochenverankerten HGs) sein Monopol aufrecht erhalten möchte und nun Schwerpunkte setzt beim CI.
Oticon ist keine Firma in dem Sinne - eher ein Zusammenschluss von mehreren Unternehmen die Schwerpunkte setzen beim knochenverankerten HG.

Nebenbei sei erwähnt, Oticon verkauft seine Geräte geringfügig günstiger wie BAHA Cochlear - und sind zudem auch noch besser.

Grüssle
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fast-foot
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#6

Beitrag von fast-foot »

Ich möchte nur der Vollständigkeit halber noch darauf hin weisen, dass allenfalls (kenne jedoch hier nicht die "fallspezifischen Details") ein Mittelphrimplantat (wie bspw. eine Vibrant Soundbridge) in Frage kommen könnte.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
mamalorenz
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#7

Beitrag von mamalorenz »

Hallo,
ich freue mich endlich mal Erwachsene Betroffene zu diesem Thema zu hören. Mein Sohn hat eine Ohrmuscheldysplasie 3. Grades und trägt ein Bruckhoff mittels Stirnband.
Es gibt eine Empfehlung Kinder noch vor der Einschulung operieren zu lassen, um ihnen die Boshaftigkeit der anderen Kinder zu ersparen. Gibt es jemanden mit Mittelohrimplantat?
Und jetzt meine wichtigste Frage: hättet ihr euch gewünscht, das eure Eltern sich schon so früh für eine Titanschraube oder Implantat eingesetzt hätten?
Ist es wirklich so schlimm (hören, Optik) mit nur einem Ohr zu leben, ich kann das nicht nachvollziehen, ich höre und habe 2 Ohren.
Es ist schwierig für uns Eltern für unser Kind so eine Entscheidung zu treffen, egal in welche Richtung.
Gruss Mama Lorenz
EinOhrHase
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#8

Beitrag von EinOhrHase »

Hallo Mama Lorenz,

meine persönliche Entscheidung wäre, ein Implantat erst dann zu setzen, wenn der Schädelknochen ausgewachsen ist. Wie die heutige Medizin das fertigbringt, bereits bei Kindern im Alter von 4-7 Jahren Implantate zu setzen ist mir schleierhaft.
Ums vorneweg zu nehmen: Kinder haben immer was an anderen Kindern auszusetzen, dabei müssen sie nicht mal sichtbare Einschränkungen haben (Brille usw). Dein Sohn wird so oder so mit Hänseleien konfrontiert werden - ob mit oder ohne BAHA (sollte er bis dahin eins tragen).

An Stelle meiner Eltern hätte ich (mit dem heutigen Wissenstand) evtl noch gewartet - auch wenn die Problematik des einseitigen Hörens die Lebensqualität stark beeinträchtigt.
Einseitiger Hörverlust ist definitiv eine sehr starke Einschränkung was das Hörvermögen an sich betrifft. Räumliches Hören fällt weg und daher auch die Orientierung von Geräuschen (Strassenverkehr !!).
Hinzu kommt der Hörverlust der hörenden Seite. Je nachdem wie stark diese ausfällt, fällt das mit ins Gewicht was Richtungshören angeht.

Wäre es möglich, eine solche Situation zu simulieren, wäre es für viele Normalhörende annähernd verständlich, wie schwer es Leute haben die nur einseitig hören. Lebe seit Geburt mit diesem "Problem". Kenne es zwar nicht anders, aber es ist je nach Tagesform sehr sehr schwierig, Leute aus unterschiedlichen Richtungen zu hören, zu verstehen - insbesonders, wenn sie auf der "falschen" Seite stehen, sitzen.
Das geht oft zu Lasten der Konzentration und ich sitze wie hypnotisiert zwischen den Leuten und bekomme nichts mehr mit.........
Versuche, diese Situation einem normal hörenden zu erklären, scheitern zu 99% - als erstes Gegenargument kommt: Du hörst nur was Du willst............
Man könnte dann solche Leute behandeln wie nen Feuermelder wenns brennt - uns wenns die eigene Verwandtschaft ist, die normal wissen sollte, wie die Sachlage ist.
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tissus
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#9

Beitrag von tissus »

Hallo Mama Lorenz,

ich habe mir erst letzte Woche (11.4.13) das Implantat von Oticon
setzen lassen(Bin jetzt 38 Jahre alt) Davor habe ich 32 Jahre ohne Hörgerät, mit einer einseitigen Schalleitungsschwerhörigkeit (zwischen
50dB-65dB) gelebt. Mein Abitur und Studium konnte ich ohne Probleme
abschließen. Auch sonst fühlte ich mich nur wenig eingeschränkt. An das Höhren mit zwei Ohren konnte ich mich eigentlich nicht erinnern, d.h. für
mein Empfinden hatte ich keinen Höhrverlust. Als ich 18 Jahre alt war
fragte mich mein HNO-Arzt, ob ich schon mal über ein HG nachgedacht habe, auch da hatte ich noch kein Bedürfniss nach irgendwelchen Änderungen/Hilfsmitteln. Erst als ich einen leichten Höhrverlust links hatte, habe ich mich für ein Höhrgerät (Oticon Ponto Pro) entschieden. Mit den Testgerät konnte ich das erstemal mit zwei Ohren hören.
Man hört lauter, meine unsicherheit wenn ich von der "Falschenseite angesprochen werde ist weg und sonst bin ich ganz zufrieden.
Nun zu deiner Frage ob du für dein Kind entscheiden sollst.
Ich bin froh, dass ich persönlich für mich diese Entscheidung treffen konnte und nicht meine Eltern bestimmt haben was zu tun ist. Man kann sein Leben, Schule, Studium, Beruf und Familie ganz gut mit dieser Behinderung meistern. Als Eltern will man für seine Kinder natürlich das
Beste (habe selbst drei Kinder), aber man sollte deshalb nicht jede aus der
Norm fallende Eigenschaft beheben.

Gruß Matthias
mamalorenz
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#10

Beitrag von mamalorenz »

Vielen Dank Matthias und EinOhrHase,
tief in mir möchte ich nicht die Verantwortung für eine so große Op tragen und ich liebe meinen Sohn, so wie er ist. Lorenz wäre beinahe bei einer Paukenröhrchen OP gestorben. Er hat sich noch bevor er Intubiert wurde übergeben und man musste die Lunge absaugen. Das war ein riesen Schock, und seitdem stelle ich mir eben die Frage ob er nicht auch so gut Leben kann.
Ich habe lieber ein schwerhöriges Kind, wie kein Kind. Kam eigentlich ein Mittelohrimplantat bei niemandem in Frage? Das hört sich für mich immer interessanter an, wie die Geschichte mit der Titanschraube.
Danke für eure ehrliche Antwort und euren Erfahrungen, als Normalhörender kann ich das ja nicht nachempfinden.
EinOhrHase
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#11

Beitrag von EinOhrHase »

Salut MamaLorenz,

deine Sorge und Gefühlswirrwarr lässt sich unschwer nachvollziehen und ist im Rahmen auch völlig normal - welche Mutter, Vater bzw beide Elternteile machen sich da keine Sorgen um das Wohlergehen und die Zukunft des Kindes?

Du sprichst das Mittelohrimplantat an - was für eines meinst Du da speziell?
Meinst Du einen "Ersatz" für die Gehörknochen Amboss, Hammer und Steigbügel?
Wenn ja, kann ich Dir dieses nur bedingt empfehlen. Hatte ca. 10 Jahre ein Keramikimplantat. Es hätte evtl etwas länger gehalten wenn nicht die Gehörgangsentzündung in Kombination mit Trommelfellriss gekommen wäre. Auf der anderen Seite aber dennoch "gut", da man festgestellt hatte, dass dieses Implantat sich im Laufe der Jahre verknöchert hatte (und somit möglicherweise das Hörvermögen wieder schlechter geworden wäre).

Denke, dein Sohn besucht den Kiga bzw steht kurz vor der Einschulung?
Wie sind denn die bisherigen Erfahrungn von Eurer Seite mit Lorenz?
Was für Feedback bekommt ihr von den Leuten, die mit Lorenz umgehen "müssen"?
Ich halte es für wahrscheinlich, dass er in eine Schwerhörigenschule kommen wird (ob mit oder ohne HG / BAHA).
Wenn es sich dort herausstellen sollte, er schneidet sehr gut ab, könnte man es in Erwägung ziehen, ggf auf eine normale Schule zu wechseln (Schlecht hören heisst ja nicht automatisch dumm - nur weil man nicht immer alles hört und versteht).
Das so mal als Anregung. Entscheidender sind wohl in dem Fall eher die Lehrkräfte, ob ihnen die Nase von Lorenz gefällt oder nicht..........

Grüssle
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mamalorenz
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#12

Beitrag von mamalorenz »

hallo EinOhrHase,
nein Lorenz kommt erst in den Kindergarten und spricht aufgrund seines Hörgeräts am Stirnband super. Wir haben schon noch ein paar Jahre Zeit.
Ich möchte nur auf dem Laufenden bleiben, um irgendwann für Ihn die richtige Entscheidung zu treffen. Oder so lang zu warten, bis er für sich selbst die richtige Entscheidung trifft, aber auch das wird ja unsere Entscheidung sein.
Jess
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#13

Beitrag von Jess »

Hallo,
auch ich habe seit meiner Geburt eine Ohrmuscheldysplasie rechts und eine damit verbundene Schwerhörigkeit (=Schalleitungsschwerhörigkeit).
Die Knochenleitung ist in Ordnung, Links ist alles ok.
Ich bin nun 30 Jahre lang gut zurecht gekommen. Seit meine Tochter aber auf der Welt ist und ich auf meinem guten Ohr einen Tinnitus habe, komme ich nicht mehr damit klar auf dem rechten Ohr nicht zu hören. Habe das Ponto Pro und das BAHA getestet und mich für das Ponto entschieden. Nun wollte ich euch bzw. Matthias fragen wie lange man auf die Entscheidung der KK warten muss, wie lange der Krankenhausaufenthalt war und wie lange man nach der OP nicht arbeiten gehen darf? Hattest du einen Verband?
Ich bedanke mich im Vorraus!!!
Glg Jessi
tissus
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#14

Beitrag von tissus »

Hallo Jessi,

1. Ich hatte eine Überweisung von meinen HNO Arzt ans Klinikum
Grosshadern. Dort hatte ich ein Vorgespräch und Untersuchung beim
Spezialisten(Baha wird ja nur sehr selten gemacht). Ich hatte einen
Hörtest (Schalleitungsschwerhöhrigkeit bis 60 dB) und eine Computertomographie. Danach wurden die Möglichkeiten besprochen.
1. Baha, 2. Bonebridge, 3. Vibrant Soundbridge 4. Rekonstruktion des Mittelohr.
Bonebridge: Hier war mein Schädelknochen durch Cholesteatom vorgeschädigt und am Implantatort nur 7mm dick, d.h. die Bonbridge ist
8,7mm dick und hätte auf die harte Hirnhaut gedrückt. Erfahrungswerte
gibt es hier noch keine (Zulassung in Deutschland erst seit Juli 2012)
Vibrant Soundbridge: Da keine Gehörknochen mehr vorhanden wäre
der dünne Draht direkt auf das Fenster des Innenohr gesetzt worden.
es besteht bei dieser OP ein wesentlich höheres Operationsrisiko. OP
dauert bis zu 6 Stunden.
Rekonstruktion des Mittelohr: Auch große OP mit nicht Planbaren Ergebnis.
Durch OP kann auch noch das Intakte Innenohr geschädigt werden.

Deshalb habe ich mich für Baha entschieden.

Es wurde ein OP-Termin angesetzt. Vor OP erfolgt zweites Gespräch mit
einem Anderen Arzt, der Prüft ob die Indikation gegeben ist.

Ich war vier Tage im Klinikum. Ich hatte eine Vollnakose (Ich denke das
ist besser so. Ich hatte als Kind drei große OPs wegen Cholesteatom und
war verdammt nervös). Ich hatte einen Verband ca. 3 Tage.
Bei meiner Entlassung wurde der Verband entfernt und durch einen kleinen
Verband um die Schnappkupplung ersetzt. Dieser kleine Verband wird aber
durch das Heilungskäppchen(ca. 1,5cm Durchmesser) abgedeckt.
Die meisten Leute schauen einen nicht genau an. Deshalb haben mich nur wenige auf das Heilungskäpchen angesprochen.

Der Antrag für das Hörgerät ist bei der Krankenkasse eingereicht, aber
noch nicht bearbeitet. Aber drei Ärzte haben die Indikation festgestellt
die Kasse kann somit die Hilfsmittelversorgung wohl kaum ablehnen.

Da ich Selbständig bin, war ich nicht Krankgeschrieben. Ich denke aber man wird höchstens zwei Wochen Krankgeschrieben. Ich habe am 15.04.
schon wieder gearbeitet.

Gruß Matthias
Jess
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#15

Beitrag von Jess »

Hallo Matthias!
Danke für deine schnelle und ausführliche Antwort!
Das Attest hat mein Akustiker Anfang der Woche zu meiner kk geschickt. Nun wollte ich morgen dort anrufen und nachfragen wie lange das Prozedere dauert, da ich Anfang Juni schon den op Termin habe und Mitte Juni an einer neuen Arbeitsstelle beginne. Da will ich nicht schon direkt einen Krankenschein machen.
Ist es ratsam der Krankenkasse Druck zu machen oder eher nicht?
Lg jessi
tissus
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#16

Beitrag von tissus »

Hallo Jessi,

ich hab heute meine Krankenkasse angerufen, der Mitarbeiter hat mir
zugesagt meinen Antrag schnell zu bearbeiten. Ein freundlicher Anruf
hilft schon. Du hast aber nach der OP noch genug Zeit, da das Hörgerät
fühestens 6 Wochen nach der OP benutzt werden darf.

Gruß Matthias
Jess
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#17

Beitrag von Jess »

Hallo :)
Ich hab heute auch angerufen. Im Normalfall melden sie sich innerhalb 1 Woche meinte die Dame. Nur wenn der zuständige der Meinung ist noch weitere Berichte einzuholen usw. kann es länger dauern!

Ja, ich hab nur Angst dass das Gerät eventuell nicht bezahlt wird- dann hab ich mir umsonst ne Schraube in den Kopf drehen lassen :/
Selbst bezahlen kann ich das Gerät leider nicht.

...glg jessi
Zuletzt geändert von EinOhrHase am 7. Mai 2013, 00:15, insgesamt 1-mal geändert.
Höregern

Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#18

Beitrag von Höregern »

Hallo Jess,
die "Schraube in den Kopf drehen lassen" hört sich etwas seltsam an. Niemand lässt den Eingriff über sich ergehen, wenn die Kosten dazu noch nicht geklärt sind. Die Klinik-Ärzte tun auch gut daran, den Eingriff erst dann durch zu führen, wenn sie eine Kostenzusage über das gesamte System vorliegt. Vor allen Dingen ist es wichtig, das RICHTIGE und universelle Implantat zu verwenden. Darauf solltest du in jedem Fall warten und erst dann mit der Einweisung vom HNO-Arzt in die Klinik gehen um einen Termin zu bekommen. So jedenfalls läuft es bei uns in der Klinik. Da ich alle Patienten bei mir in der Abt. sehe, frage ich immer erst nach der Kostenzusage, denn sonst läuft nichts und der Patient geht wieder heim. Also unbedingt drauf achten.
Liebe Grüße!
Gabi
Jess
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#19

Beitrag von Jess »

Hallo Gabi!
Danke für deinen Rat!

So wie ich Matthias verstanden habe wurde er schon operiert aber wartet noch auf die Antwort der kk was sein hg angeht. Oder hab ich da was falsch verstanden?
Ja stimmt, es hört sich schon seltsam an :/

Gibt es denn schon ein universelles Implantat? Davon hat der Arzt in der Klinik nichts erwähnt, sonst hätte ich natürlich gesagt dass ich dieses möchte. Ich habe das baha u das Ponto pro getestet u mich für das Ponto entschieden! Warte jetzt auf eine Reaktion der kk.
Ich werde auf jeden fall den Arzt auf ein universelles Implantat ansprechen.
Danke, lg jess
Höregern

Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#20

Beitrag von Höregern »

Hallo Jess,
das Implantat von Oticon ist das Universal-Implantat und würde für alle Systeme passen. Dabei gehe ich davon aus, dass genau das Implantat auch verwendet wurde ( frag mal in der Klinik nach-guter Tipp! ). Ansonsten ist es ein Kunstfehler, denn der Chirurg hat dazu eine Aufklärungspficht! Und der Chirurg muss an sich so lang mit der Implantation warten, bis die KK die Genehmigung erteilt hat... das wäre der logische Weg. Was wäre jetzt, wenn die KK die Versorgung in erster Instanz ablehnt... mag mal nicht daran denken.
Drücke die Daumen!
Liebe Grüße
Gabi
tissus
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#21

Beitrag von tissus »

Hallo alle zusammen,
sollte das Klinikum Großhadern ohne ausreichende Indikation eine OP
durchführen, so hätte das Klinikum die größeren Probleme. Denn die
Kosten für die OP sind etwa 10.000,- EUR, das Hörgerät kostet aber
maximal 4.350,- EUR. Lehnt die KK die Hörgeräteversorgung ab, dann
bleibt wohl das Klinikum auf seinen Kosten sitzen. Das glaube ich kaum.
Sollte dieser Fall eintreten, was ich bezweifle, dann zahl ich das Hörgerät
selbst und klage dann die Kosten bei der Kasse ein.

Gruss Matthias
Jess
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#22

Beitrag von Jess »

Na dann drück ich dir die Daumen dass es die Kasse zahlt ✊!
Ich warte auch noch auf eine Reaktion der kk! Bin total ungeduldig :)

Glg jess
Höregern

Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#23

Beitrag von Höregern »

Hallo nochmals, lieber Matthias der OP-Preis von angeblich 10.000 € ist absolut FALSCH ! Die Kosten werden in jeder Klinik nach einer DRG - Nr. abgerechnet. Danach werden je nach Faktor zwischen 800 - 1000 € der Klinik vergütet. Abzüglich der Kosten des Implantates (ca. 250 €) und des Einmal-Materials (ca. 100 €). Da ich selbst das Gerät von Oticon trage, und in der Klinik arbeite (Phoniatrie) bin ich in meiner Abteilung sehr damit vertraut, und sehe fast jeden Patienten, der implantiert wird.
Liebe Grüße mal wieder von
Gabi
EinOhrHase
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#24

Beitrag von EinOhrHase »

@Höregern

wenn ich mich richtig erinner, bekam ich damals eine Rechnung der Klinik von über 30 000 DM (private Abrechnung). Denke, dass der Klinikaufenthalt da mit enthalten war, zumal es bei mir 2 OPs waren in der Zeit (vor 2000).
Wie es sich mit den Kosten heutzutage verhält (in der selben Klinik) kann ich leider nicht sagen.

Grüssle
Zuletzt geändert von EinOhrHase am 12. Mai 2013, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.
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BAHA-Träger seit 1998
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Re: Aufwand/Nutzen von einem BAHA-Hörgerät bei einseitiger Schwerhörigkeit?

#25

Beitrag von Jess »

Hallo ihr lieben!
Jetzt ist ein Schreiben von der Bosch BKK gekommen, in dem noch eine weitergehende Begründung für eine Begutachtung beim MDK gefordert wurde! Kann mir jemand sagen wie lange so etwas ungefähr dauert? Hätte den Op Termin schon in zwei Wochen!? :(

Danke, lg jess
Antworten