Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo zusammen,
gestern ist mir etwas passiert, das mir immer noch nachgeht.
Ich fuhr mit unserem Sohn im Aufzug unseres Wohnhauses, als zwei Damen einstiegen. Die eine sagte: 'Ihr Sohn ist aber gewachsen.' Dann setzte sie ein mitleidiges Gesicht auf und sagte: 'Der Arme trägt Hörgeräte. Kann man da nicht etwas machen?'
Wir mussten leider schon aussteigen, so dass ich lediglich antworten konnte, dass man da nichts machen könne, aber dass er damit sehr gut zurecht kommt. Sie schaute allerdings nicht sehr überzeugt, sondern eher mitleidig.
Zum Glück habe ich mich bisher noch fast gar nicht mit solchen Begegnungen auseinander setzen müssen. Daher hat es mich doch recht unvorbereitet getroffen. Direkt im Anschluss daran war ich sogar richtig wütend und führte im Stillen die Unterhaltung fort mit Antworten wie 'Sparen Sie sich Ihr Mitleid für andere Gelegenheiten auf, unser Sohn braucht es nicht. Er kommt wunderbar zurecht.'
Dann dachte ich aber, dass das eigentlich auch keine gute Antwort sein würde, da die Frau vermutlich eher beleidigt sein würde und im Endeffekt niemand etwas davon hätte.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um?
Machen nicht oft erst die Mitmenschen die Schwerhörigkeit bzw. egal welche Behinderung zu einem Problem? Mag ja sein, dass unser Sohn später in bestimmten Situationen Herausforderungen stemmen muss, die ein normalhörender Mensch so nicht meistern muss. (Momentan, im Alter von 3 Jahren, bemerken wir hier noch keine Nachteile.) Aber verdient er deshalb Mitleid? Sind es nicht eher die Vorurteile der Mitmenschen, die hier das Problem sind? Und warum werden sie uns als Eltern und vielleicht später unserem Sohn direkt einfach so im Vorbeigehen übergestülpt?
Vielen Dank für Eure Gedanken und viele Grüße,
Holubenka
gestern ist mir etwas passiert, das mir immer noch nachgeht.
Ich fuhr mit unserem Sohn im Aufzug unseres Wohnhauses, als zwei Damen einstiegen. Die eine sagte: 'Ihr Sohn ist aber gewachsen.' Dann setzte sie ein mitleidiges Gesicht auf und sagte: 'Der Arme trägt Hörgeräte. Kann man da nicht etwas machen?'
Wir mussten leider schon aussteigen, so dass ich lediglich antworten konnte, dass man da nichts machen könne, aber dass er damit sehr gut zurecht kommt. Sie schaute allerdings nicht sehr überzeugt, sondern eher mitleidig.
Zum Glück habe ich mich bisher noch fast gar nicht mit solchen Begegnungen auseinander setzen müssen. Daher hat es mich doch recht unvorbereitet getroffen. Direkt im Anschluss daran war ich sogar richtig wütend und führte im Stillen die Unterhaltung fort mit Antworten wie 'Sparen Sie sich Ihr Mitleid für andere Gelegenheiten auf, unser Sohn braucht es nicht. Er kommt wunderbar zurecht.'
Dann dachte ich aber, dass das eigentlich auch keine gute Antwort sein würde, da die Frau vermutlich eher beleidigt sein würde und im Endeffekt niemand etwas davon hätte.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um?
Machen nicht oft erst die Mitmenschen die Schwerhörigkeit bzw. egal welche Behinderung zu einem Problem? Mag ja sein, dass unser Sohn später in bestimmten Situationen Herausforderungen stemmen muss, die ein normalhörender Mensch so nicht meistern muss. (Momentan, im Alter von 3 Jahren, bemerken wir hier noch keine Nachteile.) Aber verdient er deshalb Mitleid? Sind es nicht eher die Vorurteile der Mitmenschen, die hier das Problem sind? Und warum werden sie uns als Eltern und vielleicht später unserem Sohn direkt einfach so im Vorbeigehen übergestülpt?
Vielen Dank für Eure Gedanken und viele Grüße,
Holubenka
Ein Sohn, 09/2010 geboren, mittel- bis hochgradige SH
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Tja, wie reagiert man dann?
Wie du ja schon festgestellt hast, ist das gar nicht so einfach. Natürlich könnte man patzig/abwehrend antworten und sagen: vielen Dank, aber ihr Mitleid ist da völlig unangebracht. Natürlich erzeugt man dann aber beim Gegenüber höchstens eine beleidigte Reaktion, weil die gute Frau dann sicher denkt "herrje, ich hab es ja nur gut gemeint".
Und natürlich sind es eher die Mitmenschen, die eine Behinderung zum Problem machen. Unsere Gesellschaft ist leider immer noch nicht soweit, dass sie wirklich "inklusiv" wäre und an Behinderte auch gedacht wird. Das merkt man ja schon alleine wenn man mal mit der Bahn fährt und an kleineren Bahnhöfen aussteigen muss (keine Anzeige zu den Zügen/Verspätungen, keine Rampen für Rollstuhlfahrer oder Kinderwägen, keine Aufzüge, keine Markierungen für Blinde usw. usf.).
Und natürlich gibt es immer noch Vorurteile noch und nöcher...
Ich denke, die beste Reaktion wäre vermutlich das man versucht aufzuklären, indem man sagt, dass die Schwerhörigkeit jetzt natürlich nichts schönes ist und es sicher auch Grenzen gibt, dass aber die Technik heutzutage schon sehr weit ist und man den Kindern mit Hörgeräten undCI durchaus eben ein "relativ" gutes Hören ermöglichen kann und damit auch einen relativ guten Spracherwerb und die Chance auf eine gute Schulbildung usw.
Schwerhörigkeit bedeutet heute nicht mehr gleich Sonderschule und höchstens Hauptschulabschluss und später keinen Job. Denn das ist, denke ich, das größe Vorurteil das in den Köpfen noch verankert ist.
Aber leider hat man natürlich - wie du ja auch festgestellt hat - oft dann gar nicht die Zeit zu so einer ausführlichen Aufklärung...
Wie du ja schon festgestellt hast, ist das gar nicht so einfach. Natürlich könnte man patzig/abwehrend antworten und sagen: vielen Dank, aber ihr Mitleid ist da völlig unangebracht. Natürlich erzeugt man dann aber beim Gegenüber höchstens eine beleidigte Reaktion, weil die gute Frau dann sicher denkt "herrje, ich hab es ja nur gut gemeint".
Und natürlich sind es eher die Mitmenschen, die eine Behinderung zum Problem machen. Unsere Gesellschaft ist leider immer noch nicht soweit, dass sie wirklich "inklusiv" wäre und an Behinderte auch gedacht wird. Das merkt man ja schon alleine wenn man mal mit der Bahn fährt und an kleineren Bahnhöfen aussteigen muss (keine Anzeige zu den Zügen/Verspätungen, keine Rampen für Rollstuhlfahrer oder Kinderwägen, keine Aufzüge, keine Markierungen für Blinde usw. usf.).
Und natürlich gibt es immer noch Vorurteile noch und nöcher...
Ich denke, die beste Reaktion wäre vermutlich das man versucht aufzuklären, indem man sagt, dass die Schwerhörigkeit jetzt natürlich nichts schönes ist und es sicher auch Grenzen gibt, dass aber die Technik heutzutage schon sehr weit ist und man den Kindern mit Hörgeräten und
Schwerhörigkeit bedeutet heute nicht mehr gleich Sonderschule und höchstens Hauptschulabschluss und später keinen Job. Denn das ist, denke ich, das größe Vorurteil das in den Köpfen noch verankert ist.
Aber leider hat man natürlich - wie du ja auch festgestellt hat - oft dann gar nicht die Zeit zu so einer ausführlichen Aufklärung...
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Liebe Holubenka
Das ist die allgemeine Unwissenheit der Menschen, die ältere Generation ist da noch ziemlich fest gefahren.
Bei uns wurde es mit jedem Kind schlimmer, beim dritten Kind sagte eine Oma an der Kasse zu mir: Jetzt hat die arme kleine auch noch Hörgeräte, was macht denn ihr mit euren Kindern?
Meine Antwort: Wir hauen ihnen so lange auf die Ohren, bis sie nichts mehr hören
Oder die Frage, warum wir denn bewußt drei Kinder haben, wo doch das erste schon * behindert* ist
Du musst lernen sachlich damit umzugehen, oft hilft bei Brillenträgern nur der Hinweis auf Ihre Brille.
Früher gab es da ja auch nicht so häufig und breit vertreten wie heute, bis da bei einem Kind eine Schwerhörigkeit diagnostiziert wurde, saßen die als Volldepp in der Mittelstufe schon in der letzten Reihe.Dabei haben sie einfach nicht alles mitbekommen, eben nicht gehört. Sie waren eigentlich normal oder hoch begabt...wie andere Schüler auch.
Wir sind doch froh das wir die Möglichkeit haben unseren Kindern ein, unter ihren Bedingungen, normales Leben zu ermöglichen.
Bitte ärger dich nicht..es ist nur die Unwissenheit der Menschen.
LG
Gabi
Das ist die allgemeine Unwissenheit der Menschen, die ältere Generation ist da noch ziemlich fest gefahren.
Bei uns wurde es mit jedem Kind schlimmer, beim dritten Kind sagte eine Oma an der Kasse zu mir: Jetzt hat die arme kleine auch noch Hörgeräte, was macht denn ihr mit euren Kindern?
Meine Antwort: Wir hauen ihnen so lange auf die Ohren, bis sie nichts mehr hören

Oder die Frage, warum wir denn bewußt drei Kinder haben, wo doch das erste schon * behindert* ist

Du musst lernen sachlich damit umzugehen, oft hilft bei Brillenträgern nur der Hinweis auf Ihre Brille.
Früher gab es da ja auch nicht so häufig und breit vertreten wie heute, bis da bei einem Kind eine Schwerhörigkeit diagnostiziert wurde, saßen die als Volldepp in der Mittelstufe schon in der letzten Reihe.Dabei haben sie einfach nicht alles mitbekommen, eben nicht gehört. Sie waren eigentlich normal oder hoch begabt...wie andere Schüler auch.
Wir sind doch froh das wir die Möglichkeit haben unseren Kindern ein, unter ihren Bedingungen, normales Leben zu ermöglichen.
Bitte ärger dich nicht..es ist nur die Unwissenheit der Menschen.
LG
Gabi
Theresa 27, beids. CI ´08 u.´10 (N5)
Reimplantation re,2011 u. 2012
Lorenz 26, beids. Hg Sophia 23, beids. CI ´09 u.11 (Hybrid L )u.Kolobom
Alle Kinder progredient.
Reimplantation re,2011 u. 2012
Lorenz 26, beids. Hg Sophia 23, beids. CI ´09 u.11 (Hybrid L )u.Kolobom
Alle Kinder progredient.
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Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Salut,
melde mich mal wieder zu Wort
wie schon die VorschreiberInnen schrieben, sind es auch meiner Meinung nach sehr viele "Normalos", die von all den verschiedenen Behinderungen erstmal nichts wissen wollen bzw können.
Aufklärung tut Not - da sind wir denk ich uns alle einig. Nur das WIE aufklären, dafür gibts leider kein Pauschalrezept, dass man auf viele Behinderungsarten und Menschen anwenden kann.
(Klein-)Kinder, die die grosse Welt noch nicht gesehen haben, gehen in vielen Fällen recht locker und "selbstverständlich" mit ihrer Behinderung um.
Am schlimmsten sind meist die Menschen, die täglich mit Behinderten umgehen (müssen) und sich durch Beleidigungen, Intrigen und andere Machenschaften "Vorteile" herausholen wollen - so z.B. in Schulen, am Arbeitsplatz.
Sicher meinen fremde Menschen, die ein Kind oder Mitmenschen mit "sichtbarer" Hörbehinderung quasi das erste Mal sehen, es nicht zwingend negativ, wenn sie sich dazu äussern. Es ist nach wie vor für Aussenstehende sehr sehr schwer nachvollziehbar, was es heisst, schlecht / sehr schlecht zu hören.
Alte Menschen, die z.B. Hörgeräte angepasst bekommen sollten, weigern sich erstmal, weil sie diese Hörhilfe ihr ganzes Leben nie brauchten.
Da fängt für viele ein langsames Verstehen an, was es heisst, wirklich schlecht zu hören und vor allem wie die gesamten Geräuschkulissen bis auf wenige Geräusche noch wahrnehmbar sind.
@Holubenka
So bleibt auch Dir nur eines über:
Selbst einen "Schlachtplan" entwerfen, wie man solche Mitmenschen zum einen in Schach halten kann, aber gleichzeitig aufklären.
Es ist (ua auch für mich als Betroffener) sehr sehr schwer, über direkte und indirekte Beleidigungen, Gängeleien zwecks Hören, diese dezent nicht zu hören bzw erstmal gar nicht darauf zu reagieren.
Wer versucht sich zu wehren, bietet Angriffsfläche für den "Gegner".
Hart - aber für den Betroffenen eine klare Ansage an solche Mitmenschen: Beleidigung mit Verachtung zu begegnen.
Dieses Verhalten müssen wir Betroffene uns oft über Jahre anereignen, da wir als (normale) Menschen es gewohnt sind, auf eine Frage eine Antwort zu geben.
melde mich mal wieder zu Wort

wie schon die VorschreiberInnen schrieben, sind es auch meiner Meinung nach sehr viele "Normalos", die von all den verschiedenen Behinderungen erstmal nichts wissen wollen bzw können.
Aufklärung tut Not - da sind wir denk ich uns alle einig. Nur das WIE aufklären, dafür gibts leider kein Pauschalrezept, dass man auf viele Behinderungsarten und Menschen anwenden kann.
(Klein-)Kinder, die die grosse Welt noch nicht gesehen haben, gehen in vielen Fällen recht locker und "selbstverständlich" mit ihrer Behinderung um.
Am schlimmsten sind meist die Menschen, die täglich mit Behinderten umgehen (müssen) und sich durch Beleidigungen, Intrigen und andere Machenschaften "Vorteile" herausholen wollen - so z.B. in Schulen, am Arbeitsplatz.
Sicher meinen fremde Menschen, die ein Kind oder Mitmenschen mit "sichtbarer" Hörbehinderung quasi das erste Mal sehen, es nicht zwingend negativ, wenn sie sich dazu äussern. Es ist nach wie vor für Aussenstehende sehr sehr schwer nachvollziehbar, was es heisst, schlecht / sehr schlecht zu hören.
Alte Menschen, die z.B. Hörgeräte angepasst bekommen sollten, weigern sich erstmal, weil sie diese Hörhilfe ihr ganzes Leben nie brauchten.
Da fängt für viele ein langsames Verstehen an, was es heisst, wirklich schlecht zu hören und vor allem wie die gesamten Geräuschkulissen bis auf wenige Geräusche noch wahrnehmbar sind.
@Holubenka
So bleibt auch Dir nur eines über:
Selbst einen "Schlachtplan" entwerfen, wie man solche Mitmenschen zum einen in Schach halten kann, aber gleichzeitig aufklären.
Es ist (ua auch für mich als Betroffener) sehr sehr schwer, über direkte und indirekte Beleidigungen, Gängeleien zwecks Hören, diese dezent nicht zu hören bzw erstmal gar nicht darauf zu reagieren.
Wer versucht sich zu wehren, bietet Angriffsfläche für den "Gegner".
Hart - aber für den Betroffenen eine klare Ansage an solche Mitmenschen: Beleidigung mit Verachtung zu begegnen.
Dieses Verhalten müssen wir Betroffene uns oft über Jahre anereignen, da wir als (normale) Menschen es gewohnt sind, auf eine Frage eine Antwort zu geben.
Wer nicht (gut) hören kann, sollte genauer hinsehen
Körper(sprache) lügt niemals :!:
BAHA-Träger seit 1998

Körper(sprache) lügt niemals :!:
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Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Den Spruch mit der Birlle habe ich auch immer auf den Lippen, wenn jemand die HG an meiner Tochter bemerkt. Aber ich sehe das eher positiv. Viele "Normalos" wissen ja nicht, wie sie "behinderten" Menschen gegenübertreten sollen und schauen weg. Die, die unsere Kinder oder sichtbar Hörgeschädigte ansprechen tun ja schon mal einen Schritt auf uns zu. Interesse und kurze Aufklärung ("Die Hörgeräte helfen wirklich gut. Stellen Sie sich vor, sie könnten nichts mehr hören...") sind doch eher ein Anfang als betretendes Wegschauen.
Ich habe einen Schüler im Rollstuhl. Er wurde mit offenem Rücken geboren und ist somit von Geburt an gehbehindert. Er hat in einem Vortrag sehr offen darüber geredet und meinte, dass er es gut findet, wenn er Hilfe angeboten bekommt, nur braucht er eben selten welche. Und ihm ist es lieber, er wird zu seiner Geschichte gefragt, als wenn eben diese betretenen Reaktionen kommen.
Als Eltern müssen wir erst einmal einen Weg für unser Kind finden. Je offener wir mit anderen Reaktionen umgehen, desto leichter fällt es später vielleicht unseren Kindern selbst.
Ich habe einen Schüler im Rollstuhl. Er wurde mit offenem Rücken geboren und ist somit von Geburt an gehbehindert. Er hat in einem Vortrag sehr offen darüber geredet und meinte, dass er es gut findet, wenn er Hilfe angeboten bekommt, nur braucht er eben selten welche. Und ihm ist es lieber, er wird zu seiner Geschichte gefragt, als wenn eben diese betretenen Reaktionen kommen.
Als Eltern müssen wir erst einmal einen Weg für unser Kind finden. Je offener wir mit anderen Reaktionen umgehen, desto leichter fällt es später vielleicht unseren Kindern selbst.
[size=small]"Having a child is like wearing your heart outside for the rest of your life." Leigh Nash[/size]
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
noxa, da gebe ich dir Recht, dass Fragen immer besser sind als mitleidige Blicke oder abwenden. Denn wenn jemand fragt, kann man antworten und dadurch eben auch aufklären.
Und Kinder sind da allgemein unbefangener. Ich habe es auch schon öfter mal erlebt, dass Kinder total unbefangen fragen "Was hast du da am Ohr?" während die zugehörigen Mamas/Papas/Omas betreten weggucken... Da sollte man dann die Chance nutzen und dem Kind ganz munter und unbefangen erklären was es ist. Und auch wenn der Vergleich mit der Brille hinkt, so ist es immer noch das was für Kinder am ehesten verständlich ist.
Und Kinder sind da allgemein unbefangener. Ich habe es auch schon öfter mal erlebt, dass Kinder total unbefangen fragen "Was hast du da am Ohr?" während die zugehörigen Mamas/Papas/Omas betreten weggucken... Da sollte man dann die Chance nutzen und dem Kind ganz munter und unbefangen erklären was es ist. Und auch wenn der Vergleich mit der Brille hinkt, so ist es immer noch das was für Kinder am ehesten verständlich ist.
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Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Liebe Holubenka,
wir haben sehr ähnliche Situationen auch viel erlebt, als unser Sohn klein war. Gerade die Älteren lasse sich zu so unüberlegten Äußerungen hinreißen.
Ich habe mich oft geärgert, weil ich nicht wollte, dass meinem Sohn so etwas begegnet. "Der Arme ist ja so schlimm dran".
Ich finde, Du hast gut reagiert, weil Deine Antwort auch Deinem Sohn nochmal zeigt, dass er eben nicht so arm dran ist.
Es gibt immer wieder Menschen, die durch die Hörgeräte geradewegs schockiert sind. Das hat natürlich viel mit fehlenden Erfahrungen im Umgang mit Behinderten (ich mag das Wort nicht) zu tun. Aber auch mit Ihren eigenen Ängsten.
Wenn dann Zeit für Aufklärung ist und ich deutlich mache, dass unser Sohn zwar anders hört als die meisten und man in einigen Situationen Rücksicht nehmen muss, wir das aber nicht so schlimm finden, verstehen die meisten das.
Wir haben eigentlich keine Leute im Umfeld, die nicht kapieren, dass es ihm eigentlich gut geht. Das mit dem Überstülpen passierte bei uns immer nur im ersten Kontakt. Bisher.
Aber es gibt natürlich auch andere Eltern, die den Kindern etwas überstülpen. Ich werde nie die eine Mutter beim HNO vergessen, die nicht wollte, dass man die Hörgeräte ihres Sohnes sieht, weil dann die Menschen denken könnten, er seie dumm oder so. Und das hat er auch noch mit angehört. Das tut mir immer noch weh.
Mir geht es übrigens auch so, dass ich "behindert sein" lieber mit "behindert werden" oder "Eigenart" ausdrücke. Das Leben ist eben sehr vielfältig. Ich weiß, dass es da eine kontroverse Diskussion auch unter Betroffenen gibt, aber ich empfinde es so. Und wenn ich bei Behörden o.ä. erwas durchsetzen möchte, dann ist mein Sohn u. U. natürlich furchtbar behindert.
Herzliche Grüße,otoplastik
wir haben sehr ähnliche Situationen auch viel erlebt, als unser Sohn klein war. Gerade die Älteren lasse sich zu so unüberlegten Äußerungen hinreißen.
Ich habe mich oft geärgert, weil ich nicht wollte, dass meinem Sohn so etwas begegnet. "Der Arme ist ja so schlimm dran".
Ich finde, Du hast gut reagiert, weil Deine Antwort auch Deinem Sohn nochmal zeigt, dass er eben nicht so arm dran ist.
Es gibt immer wieder Menschen, die durch die Hörgeräte geradewegs schockiert sind. Das hat natürlich viel mit fehlenden Erfahrungen im Umgang mit Behinderten (ich mag das Wort nicht) zu tun. Aber auch mit Ihren eigenen Ängsten.
Wenn dann Zeit für Aufklärung ist und ich deutlich mache, dass unser Sohn zwar anders hört als die meisten und man in einigen Situationen Rücksicht nehmen muss, wir das aber nicht so schlimm finden, verstehen die meisten das.
Wir haben eigentlich keine Leute im Umfeld, die nicht kapieren, dass es ihm eigentlich gut geht. Das mit dem Überstülpen passierte bei uns immer nur im ersten Kontakt. Bisher.
Aber es gibt natürlich auch andere Eltern, die den Kindern etwas überstülpen. Ich werde nie die eine Mutter beim HNO vergessen, die nicht wollte, dass man die Hörgeräte ihres Sohnes sieht, weil dann die Menschen denken könnten, er seie dumm oder so. Und das hat er auch noch mit angehört. Das tut mir immer noch weh.
Mir geht es übrigens auch so, dass ich "behindert sein" lieber mit "behindert werden" oder "Eigenart" ausdrücke. Das Leben ist eben sehr vielfältig. Ich weiß, dass es da eine kontroverse Diskussion auch unter Betroffenen gibt, aber ich empfinde es so. Und wenn ich bei Behörden o.ä. erwas durchsetzen möchte, dann ist mein Sohn u. U. natürlich furchtbar behindert.

Herzliche Grüße,
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros

Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Ich sehe es positiv, dass jemand nicht nur gafft, sondern auch etwas sagt. Das ist ein erster Schritt zur Kommunikation, Interesse zeigen. Und was wäre, wenn jemand gesagt hätte: "ach, das Kind ist schwerhörig, naja, ist nicht schlimm, anderswo sterben die Kinder an Hunger"??? Also, es ist schwer für Außenstehende, das Richtige zu sagen! Menschen wissen oft nicht, dass "Mitleid" nicht hilft, bzw. manchmal kann es ja doch helfen. Warum nicht einfach ganz ehrlich bleiben, z.B. so: "Wissen Sie, für uns war das auch ein Schock, als wir erfuhren, dass der Kleine nicht gut hört, aber mittlerweile sehen wir, dass er sich trotzdem gut entwickelt. Der wird seinen Weg schon machen. Wenn Sie wissen möchten, wie man schwerhörigen Menschen am besten begegnet, können wir uns gerne mal darüber unterhalten."
Ich glaube nicht, dass Menschen, die mitleidig reagieren, jemanden schaden wollen.
Maryanne
Ich glaube nicht, dass Menschen, die mitleidig reagieren, jemanden schaden wollen.
Maryanne
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo,
es fällt nicht nur die Eltern hörgeschädigte Kinder schwer sondern auch betroffene. Letztendlich kommt es auf das Umfeld, Mitmenschen etc. an wie man darauf reagiert.
Eltern haben auch durch hörgeschädigte Kind/Familienmitglied selbst lernen müssen, damit umzugehen.
Ich selbst bin von Geburt schwerhörig, im Schwerhörigenverein sind auch Hörende Mitglieder.....als ich beim Bowling in diese im Hintergrund Musik läuft wurde ich vom Hörende Mitglied die aber inzwischen selbst schwerhörig ist - sozusagen angeblafft wieso ich nicht zuhören könnte wenn man mit mir sprach.....als Sie einige Jahre später sh wurde und mir gegenüber gestand, hab schwierigkeit "hier" (z.b. im Bowlingcenter) zu verstehen. Ich sagte dann ohaaa und jetzt stell Dir vor ich hörte wesentlich schlechter und sollte damals "verstehen". Sie gab dann zu, dass zuvor gar keine Vorstellung hatte wie es ist wenn man sh ist und konnte dann besser nachempfinden.
Wie gesagt es ist gar nicht so einfach eine Verpauschalisierende Erklärung abzugeben, da es auch vom SH-Grad, Wortschatz des einzelnen Hörgeschädigte abhängt.
Auch sollte man vor Augen halten wie man selbst andere Behindertengruppen gegenüber auftritt!
Im Berufsleben tun manche Hörgeschädigte sich schwer, weil kein Verständnis da ist, manche nicht damit umgehen können oder was auch immer.
Ich selbst habe immer wieder die besten Erfahrungen im Ausland gemacht. Kann jetzt nicht sagen ob die gegenüber Behinderte Touristen toleranter sind oder auch mit Behinderte Landsleute genauso umgehen. Jedenfalls im Ausland gibt Verständnis und es war selbstverständlicher für mich z.b. im Hotel anzurufen.
Ich fand gut, als ich im Bus von meine Sitznachbarin auf meinCI gefragt wurde und Sie zeigte interesse. Bei Kinder ist es so wie jemand bereits schrieb, die Kids sind unbefangener und vor kurzem fragte mich ein Kind direkt was ich am Ohr hätte, dessen Eltern wollte schon zurückhalten, aber hatte schon bereits dem Kind verständlich erklärt und gut war es.
Leider wird hier in Deutschland gross über Inklusion gesprochen, aber die Praxis ist noch weit entfernt. Vielleicht liegt auch daran, dass man sich schwer tut und nicht weiss inwiefern in diesem Fall hier wir Hörgeschädigte leisten können. Es wird meiner Meinung manchmal zu voreilig aufgezählt was man als Hörgeschädigte nicht kann anstatt die positiven Eigenschaften zu beachten.
Gruß
Sandra
es fällt nicht nur die Eltern hörgeschädigte Kinder schwer sondern auch betroffene. Letztendlich kommt es auf das Umfeld, Mitmenschen etc. an wie man darauf reagiert.
Eltern haben auch durch hörgeschädigte Kind/Familienmitglied selbst lernen müssen, damit umzugehen.
Ich selbst bin von Geburt schwerhörig, im Schwerhörigenverein sind auch Hörende Mitglieder.....als ich beim Bowling in diese im Hintergrund Musik läuft wurde ich vom Hörende Mitglied die aber inzwischen selbst schwerhörig ist - sozusagen angeblafft wieso ich nicht zuhören könnte wenn man mit mir sprach.....als Sie einige Jahre später sh wurde und mir gegenüber gestand, hab schwierigkeit "hier" (z.b. im Bowlingcenter) zu verstehen. Ich sagte dann ohaaa und jetzt stell Dir vor ich hörte wesentlich schlechter und sollte damals "verstehen". Sie gab dann zu, dass zuvor gar keine Vorstellung hatte wie es ist wenn man sh ist und konnte dann besser nachempfinden.
Wie gesagt es ist gar nicht so einfach eine Verpauschalisierende Erklärung abzugeben, da es auch vom SH-Grad, Wortschatz des einzelnen Hörgeschädigte abhängt.
Auch sollte man vor Augen halten wie man selbst andere Behindertengruppen gegenüber auftritt!
Im Berufsleben tun manche Hörgeschädigte sich schwer, weil kein Verständnis da ist, manche nicht damit umgehen können oder was auch immer.
Ich selbst habe immer wieder die besten Erfahrungen im Ausland gemacht. Kann jetzt nicht sagen ob die gegenüber Behinderte Touristen toleranter sind oder auch mit Behinderte Landsleute genauso umgehen. Jedenfalls im Ausland gibt Verständnis und es war selbstverständlicher für mich z.b. im Hotel anzurufen.
Ich fand gut, als ich im Bus von meine Sitznachbarin auf mein
Leider wird hier in Deutschland gross über Inklusion gesprochen, aber die Praxis ist noch weit entfernt. Vielleicht liegt auch daran, dass man sich schwer tut und nicht weiss inwiefern in diesem Fall hier wir Hörgeschädigte leisten können. Es wird meiner Meinung manchmal zu voreilig aufgezählt was man als Hörgeschädigte nicht kann anstatt die positiven Eigenschaften zu beachten.
Gruß
Sandra
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Ich finde, es ist insbesondere dann das Allerletzte, wenn so diverse - komplett daneben - geratende - Kommentare ausgerechnet von so diversen älteren Leuten kommen, die eigentlich auch ein Hörgerät bräuchten (oder eins haben, welches sie aber nie tragen)... Regt mich total auf.
Ein Kind mit Hörgeräten ist nicht arm, nein - das ist eine super Sache. Genau das vermittel ich dann auch allen.
So, wie Hörgeräte grundsätzlich ebf. eine super Sache sind. Nicht nur für Kinder, auch für mich(52J.). Ich trage selbst seit einigen Monaten Hörgeräte und gehe sehr offen damit um. Ich erzähle allen erdenklichen Leuten, dass ich jetzt Hörgeräte habe, dass natürlich die Anpassung auch Arbeit ist, ich aber froh bin, dass ich die Geräte habe, wie es mir damit geht, usw. usw.
Natürlich ist das noch was anderes, als wenn Kinder Hörgeräte trage, aber mit Reaktionen muss auch ich leben: Viele scheinen fast peinlich berührt (obwohl es mir gut damit geht!), oftmals Erstaunen, einige sind interessiert, fragen nach. Vereinzelt auch erleichterte Reaktionen ("das nimmt mir die Angst vor Hörgeräten...").
Ich hoffe und wünsche euch, dass es euch gelingt, eure Kinder mit viel Selbstbewusstsein auszustatten - und mit der Überzeugung, dass Hörgeräte richtig klasse sind - das lediglich einige Leute von Vorgestern das noch nicht verstanden haben.
Ein Kind mit Hörgeräten ist nicht arm, nein - das ist eine super Sache. Genau das vermittel ich dann auch allen.
So, wie Hörgeräte grundsätzlich ebf. eine super Sache sind. Nicht nur für Kinder, auch für mich(52J.). Ich trage selbst seit einigen Monaten Hörgeräte und gehe sehr offen damit um. Ich erzähle allen erdenklichen Leuten, dass ich jetzt Hörgeräte habe, dass natürlich die Anpassung auch Arbeit ist, ich aber froh bin, dass ich die Geräte habe, wie es mir damit geht, usw. usw.
Natürlich ist das noch was anderes, als wenn Kinder Hörgeräte trage, aber mit Reaktionen muss auch ich leben: Viele scheinen fast peinlich berührt (obwohl es mir gut damit geht!), oftmals Erstaunen, einige sind interessiert, fragen nach. Vereinzelt auch erleichterte Reaktionen ("das nimmt mir die Angst vor Hörgeräten...").
Ich hoffe und wünsche euch, dass es euch gelingt, eure Kinder mit viel Selbstbewusstsein auszustatten - und mit der Überzeugung, dass Hörgeräte richtig klasse sind - das lediglich einige Leute von Vorgestern das noch nicht verstanden haben.
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Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Solche Begegnungen haben wir auch ab und an mal.
Durch meine durchweg positiven Reaktion, auf solch mitleidige Blicke, ist das Gegenüber meist verblüfft. Ich sage ganz offen,dass er sehr gut hört dank der modernen Technik und Medizin. Das er Sprechen lernt und ein fröhlicher und aufgeschlossener Junge ist. Was die Zukunft bringt wissen wir alle nicht, da werd ich nicht jetzt schon anfangen zu jammern. Meistens kommt auf Positives auch Positives zurück. Die eigene Haltung dazu ist ein entscheidener Punkt der Umwelt zu zeigen, dass Mitleid hier Fehl am Platz ist.
LG Bettina
Durch meine durchweg positiven Reaktion, auf solch mitleidige Blicke, ist das Gegenüber meist verblüfft. Ich sage ganz offen,dass er sehr gut hört dank der modernen Technik und Medizin. Das er Sprechen lernt und ein fröhlicher und aufgeschlossener Junge ist. Was die Zukunft bringt wissen wir alle nicht, da werd ich nicht jetzt schon anfangen zu jammern. Meistens kommt auf Positives auch Positives zurück. Die eigene Haltung dazu ist ein entscheidener Punkt der Umwelt zu zeigen, dass Mitleid hier Fehl am Platz ist.
LG Bettina
Zuletzt geändert von blacky_kyra am 26. Okt 2013, 09:17, insgesamt 1-mal geändert.
:} Sohnemann (geb. 2011) trägt links ein HG Phonak-Q50 UP bei 91% HV
und rechts Med-el CI: Sonnet:}
und rechts Med-el CI: Sonnet:}
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo Holubenka,
schließe mich Maryanne an. Uns ist es auch sehr oft so gegangen, aber mich hat das nie irgendwie beleidigt. Toll, das gab einen Anlass, begeistert darüber zu berichten, welches Drama über uns reingebrochen war (damit meine ich die Hirnhautentzündung) und wie dankbar wir waren/sind, wie jetzt alles ist, welche Möglichkeiten unser Sohn hat usw.
Es ist schade, dass Du keine Zeit hattest, weiter mit den Leuten zu sprechen. Ich glaube, an Deiner Stelle wäre ich mit denen mitgefahren und hätte gesagt, dass ich das gerne noch näher erklären möchte.
Aber ich bin auch immer auf Leute zugegangen, die auffällig geguckt haben. Meine Güte, da gab es aber auch 'was zu gucken - so ein kleiner Kinderkopf und so große Teile an den Seiten. Heute sieht man das ja durchaus öfter, aber damals war das Bild "CIs am Kopf" einfach noch nicht so verbreitet.
Ich bin nie patzig geworden, dafür habe ich immer viel zu gerne über unsere Situation geredet. Und es haben sich tolle Gespräche ergeben. Es war zwar doch am Anfang erstmal unangenehm für die Leute, wenn man sie so direkt ansprach (Ich sehe, sie interessieren sich für die Geräte ... *g*), aber letztlich hat mir jeder zugehört, und Mitleid war danach kein Thema mehr. Im Gegenteil, jeder war dann immer froh, etwas dazugelernt zu haben.
Man hört oft unqualifizierte Kommentare. Wir haben ja vier Söhne und hören heute immer noch regelmäßig die Frage, ob wir sehr enttäuscht wären, weil wir uns doch bestimmt ein Mädchen gewünscht hätten, sonst hätten wir doch nicht viermal versucht. Hä? Aber wenn ich dann sage, dass meine einzige Enttäuschung eigentlich ist, dass ich nicht die ursprünglich vorgesehenen 6 Kinder habe, dann ist das auch geklärt.
Kinder ganz allgemein entlocken gerade der etwas älteren Generation doch gerne mal Kommentare. Vielleicht kennen sie dann auch von ihren gleichaltrigen Bekannten, wie sehr sie mit den Hörgeräten kämpfen ... sie wissen es einfach nicht besser. Wenn Du sie das nächste Mal siehst, erklärst Du einfach weiter. Das tut Dir dann auch gut, wenn Du Dich nicht mehr darüber ärgern musst.
Und wenn Du an dem Punkt bist, an dem Du wirklich, wirklich, wirklich im Reinen bist, was die Hörbehinderung Deines Kindes angeht, trifft Dich so etwas sowieso nicht mehr. Das wird aber noch eine Weile dauern (wenn ich da von mir ausgehe). Ich musste erst sehen, dass mein Sohn in allen Bereichen gut zurechtkommt (schulisch, Freundeskreis usw.). Erst da fielen die Sorgen wirklich von mir ab.
Liebe Grüße,
Sabine
schließe mich Maryanne an. Uns ist es auch sehr oft so gegangen, aber mich hat das nie irgendwie beleidigt. Toll, das gab einen Anlass, begeistert darüber zu berichten, welches Drama über uns reingebrochen war (damit meine ich die Hirnhautentzündung) und wie dankbar wir waren/sind, wie jetzt alles ist, welche Möglichkeiten unser Sohn hat usw.
Es ist schade, dass Du keine Zeit hattest, weiter mit den Leuten zu sprechen. Ich glaube, an Deiner Stelle wäre ich mit denen mitgefahren und hätte gesagt, dass ich das gerne noch näher erklären möchte.
Aber ich bin auch immer auf Leute zugegangen, die auffällig geguckt haben. Meine Güte, da gab es aber auch 'was zu gucken - so ein kleiner Kinderkopf und so große Teile an den Seiten. Heute sieht man das ja durchaus öfter, aber damals war das Bild "
Ich bin nie patzig geworden, dafür habe ich immer viel zu gerne über unsere Situation geredet. Und es haben sich tolle Gespräche ergeben. Es war zwar doch am Anfang erstmal unangenehm für die Leute, wenn man sie so direkt ansprach (Ich sehe, sie interessieren sich für die Geräte ... *g*), aber letztlich hat mir jeder zugehört, und Mitleid war danach kein Thema mehr. Im Gegenteil, jeder war dann immer froh, etwas dazugelernt zu haben.
Man hört oft unqualifizierte Kommentare. Wir haben ja vier Söhne und hören heute immer noch regelmäßig die Frage, ob wir sehr enttäuscht wären, weil wir uns doch bestimmt ein Mädchen gewünscht hätten, sonst hätten wir doch nicht viermal versucht. Hä? Aber wenn ich dann sage, dass meine einzige Enttäuschung eigentlich ist, dass ich nicht die ursprünglich vorgesehenen 6 Kinder habe, dann ist das auch geklärt.
Kinder ganz allgemein entlocken gerade der etwas älteren Generation doch gerne mal Kommentare. Vielleicht kennen sie dann auch von ihren gleichaltrigen Bekannten, wie sehr sie mit den Hörgeräten kämpfen ... sie wissen es einfach nicht besser. Wenn Du sie das nächste Mal siehst, erklärst Du einfach weiter. Das tut Dir dann auch gut, wenn Du Dich nicht mehr darüber ärgern musst.
Und wenn Du an dem Punkt bist, an dem Du wirklich, wirklich, wirklich im Reinen bist, was die Hörbehinderung Deines Kindes angeht, trifft Dich so etwas sowieso nicht mehr. Das wird aber noch eine Weile dauern (wenn ich da von mir ausgehe). Ich musste erst sehen, dass mein Sohn in allen Bereichen gut zurechtkommt (schulisch, Freundeskreis usw.). Erst da fielen die Sorgen wirklich von mir ab.
Liebe Grüße,
Sabine
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Respekt, Maryanne und vor allem Sabine haben es auf den Punkt gebracht.
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Liebe Sabine,
ich erinnere mich an meinen sehr positiven Eindruck, als ich euren Sohn - damals noch als Baby - mit den großen Schüsseln am Kopf sah. Okay, ich war ja selber auch bestückt, aber dieser kleine Kinderkopf. Mein Gedanke war: was hat der Kleine für ein Glück, so früh mitCI versorgt zu sein und solche Eltern zu haben. Auch dein Bericht vom OP-Tag ist mir in bester Erinnerung.
maryanne
ich erinnere mich an meinen sehr positiven Eindruck, als ich euren Sohn - damals noch als Baby - mit den großen Schüsseln am Kopf sah. Okay, ich war ja selber auch bestückt, aber dieser kleine Kinderkopf. Mein Gedanke war: was hat der Kleine für ein Glück, so früh mit
maryanne
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
ABBC3_OFFTOPIC
Ja, wie ich zum Beispiel. Hier die Argumentation (welche allerdings auf dem aktuellen medizinischen Stand basiert), Beiträge #26 und #27:- und mit der Überzeugung, dass Hörgeräte richtig klasse sind - das lediglich einige Leute von Vorgestern das noch nicht verstanden haben.
http://www.schwerhoerigenforum.de/phpbb ... 982&page=2
Meine (fundiert begründete) Meinung:
Nichts gegen Hörgeräte - aber so super sind sie nun auch wieder nicht. Und vor allem wird nicht über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt, wie es eigentlich Pflicht sein müsste, aber leider nicht ist - "dank" des viel zu laschen Medizinproduktegesetzes und der möglicherweise vorhandenen Ansicht der Hörgeräteanbieter, dass der Profit wichtiger ist als gute Aufklärung oder gar die Gesundheit der Kunden.
Ich halte es für möglich, dass juristisch gesehen der Tatbestand der (fahrlässigen) Körperverletzung erfüllt sein könnte.
In Anbetracht dessen ist jemand, der Hörgeräte ablehnt, nicht unbedingt einfach nur von gestern, sondern kann für dieses Verhalten sogar gute Gründe ins Feld führen (wie es auch gute Gründe für Hörgeräte gibt - aber eben nicht nur; es gibt auch Gründe, welche dagegen sprechen).
Bei Kindern, welche das Hören erst erlernen, dürften die Vorteile im "Normalfalle" überwiegen. Aber diese Situation ist bereits eine andere als bei Leuten, bei welchen die retrocochleären Hörbahnen bereits voll entwickelt sind und insbesondere auch bei älteren Leuten.
Ihre (vielleicht unbewusst) getroffene Entscheidung, nicht das Risiko einzugehen, das Gehör durch das Tragen von Hörgeräten zusätzlich zu verschlechtern und die innenohrbedingte Problematik einer besonderen Empfindlichkeit gegenüber etwas lauteren Geräuschen und von noch störenderem Tinnitus zu vermeiden und dafür weniger gut zu hören (falls überhaupt mit Hörgerät eine Verbesserung erzielt werden kann, was bei älteren Leuten oftmals ein zusätzliches Problem darstellt; u.a. wegen Problemen in zentraleren Regionen der Hörbahn), ist zu respektieren.
Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 27. Okt 2013, 02:11, insgesamt 3-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure zahlreichen und sehr hilfreichen Antworten.
Es ist immer wieder toll von Euren Erfahrungen zu profitieren.
Ich bitte Euch, auf den letzten Beitrag nicht zu antworten, um diesen Beitrag nicht zu zerpflücken. Dies wurde an anderer Stelle schon diskutiert und gehört meiner Meinung nach nicht zu diesem Thema.
Falls noch jemand etwas zu meiner ursprünglichen Frage zu schreiben hat, wäre ich sehr dankbar, wenn er oder sie es noch hinzufügen würde.
Viele Grüße und nochmals herzlichen Dank,
Holubenka
vielen Dank für Eure zahlreichen und sehr hilfreichen Antworten.
Es ist immer wieder toll von Euren Erfahrungen zu profitieren.
Ich bitte Euch, auf den letzten Beitrag nicht zu antworten, um diesen Beitrag nicht zu zerpflücken. Dies wurde an anderer Stelle schon diskutiert und gehört meiner Meinung nach nicht zu diesem Thema.
Falls noch jemand etwas zu meiner ursprünglichen Frage zu schreiben hat, wäre ich sehr dankbar, wenn er oder sie es noch hinzufügen würde.
Viele Grüße und nochmals herzlichen Dank,
Holubenka
Ein Sohn, 09/2010 geboren, mittel- bis hochgradige SH
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo,
eine richtig schlagfertige Antwort auf solche Kommentare hätte ich manchmal auch gerne parat.
Meistens weise ich aber nur darauf hin, das erst durch die Hörgeräte eine Kommunikation möglich ist, ohne Hörgeräte würde ich kein Wort verstehen. Oder ich liefere Beispiele, welche Geräusche mit Hörgeräten auf einmal hörbar waren.
Die Brillen-Analogie habe ich auch schon ein paar Mal verwendet, aber mit einem kleinen Unterschied: Das Hörgerät funktioniert wie die Brille nur in bestimmten Situationen: Ich muss durch die Brillengläser schauen, um gut zu sehen. Wenn ich an den Brillenrand gucke, sehe ich wieder unscharf. Genauso geht es mit Hörgeräten: In Ruhe (und wenn man die Leute anguckt) verstehe ich fast alles, im Störgeräusch dagegen sehr viel weniger (vllt. ist eine Gleitsichtbrillen-analogie mit leicht falscher Sehstärke noch besser als Vergleich).
eine richtig schlagfertige Antwort auf solche Kommentare hätte ich manchmal auch gerne parat.
Meistens weise ich aber nur darauf hin, das erst durch die Hörgeräte eine Kommunikation möglich ist, ohne Hörgeräte würde ich kein Wort verstehen. Oder ich liefere Beispiele, welche Geräusche mit Hörgeräten auf einmal hörbar waren.
Die Brillen-Analogie habe ich auch schon ein paar Mal verwendet, aber mit einem kleinen Unterschied: Das Hörgerät funktioniert wie die Brille nur in bestimmten Situationen: Ich muss durch die Brillengläser schauen, um gut zu sehen. Wenn ich an den Brillenrand gucke, sehe ich wieder unscharf. Genauso geht es mit Hörgeräten: In Ruhe (und wenn man die Leute anguckt) verstehe ich fast alles, im Störgeräusch dagegen sehr viel weniger (vllt. ist eine Gleitsichtbrillen-analogie mit leicht falscher Sehstärke noch besser als Vergleich).
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
ABBC3_OFFTOPIC
Eine ablehnende Meinung bezüglich Hörgeräten (ich meine, wenn sich jemand dafür entscheided, keine Hörgeräte zu tragen (wofür man gute Gründe ins Feld führen kann) als "hinterwäldlerisch" zu bezeichnen, gehört auch nicht hierher. Deshalb habe ich reagiert (man muss eine (individuelle) Entscheidung respektieren, ob sie nun für oder gegen Hörgeräte ausfällt), und darf seine eigene (in Bezug auf sich selbst oder sein Kind) nicht als allgemeingültig ansehen).Ich bitte Euch, auf den letzten Beitrag nicht zu antworten, um diesen Beitrag nicht zu zerpflücken. Dies wurde an anderer Stelle schon diskutiert und gehört meiner Meinung nach nicht zu diesem Thema.
Und der Vergleich mit der Brille hinkt aus den verschiedensten Gründen, welche ich hier nicht weiter ausführe.
Zuletzt geändert von fast-foot am 27. Okt 2013, 13:28, insgesamt 2-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo Holubenka,
es gehört nur indirekt zu Deinem Thema, aber ich musste gerade doch an Dich denken. Wir waren eben als Familie essen. Vater, Mutter, 4 Jungs. Irgendwann beugte sich eine Dame vom Nachbartisch zu mir und fragte: Alles Ihre? Ich: Ja. Sie: Vier Söhne, ach, Sie Ärmste.
?????
Da ich sehr zufrieden bin mit meiner Situation und direkt an diese Diskussion hier denken musste, habe ich sie einfach nur angestrahlt und gesagt, dass die 6 Mädchen heute leider zu Hause bleiben mussten, weil sie nicht mehr ins Auto passten.
Ich sah heute mal keinen Grund, mich zu rechtfertigen und sie aufzuklären, fand es aber lustig, weil wir eben hier gerade so ein ähnliches Thema haben.
Maryanne, ja, Du warst/bist ja auch "vom Fach"
Dass es aber in der restlichen Bevölkerung schon ein bisschen komisch ankam, dass solche Teile am Kinderkopf prangten (der ja lange Zeit auch ohne Haare war *g*), kann ich schon verstehen.
Aber eben die Tatsache, dass wir sehr dankbar sind, ist das, was ich bis heute gerne rüberbringe.
Liebe Grüße,
Sabine
es gehört nur indirekt zu Deinem Thema, aber ich musste gerade doch an Dich denken. Wir waren eben als Familie essen. Vater, Mutter, 4 Jungs. Irgendwann beugte sich eine Dame vom Nachbartisch zu mir und fragte: Alles Ihre? Ich: Ja. Sie: Vier Söhne, ach, Sie Ärmste.
?????
Da ich sehr zufrieden bin mit meiner Situation und direkt an diese Diskussion hier denken musste, habe ich sie einfach nur angestrahlt und gesagt, dass die 6 Mädchen heute leider zu Hause bleiben mussten, weil sie nicht mehr ins Auto passten.
Ich sah heute mal keinen Grund, mich zu rechtfertigen und sie aufzuklären, fand es aber lustig, weil wir eben hier gerade so ein ähnliches Thema haben.
Maryanne, ja, Du warst/bist ja auch "vom Fach"

Aber eben die Tatsache, dass wir sehr dankbar sind, ist das, was ich bis heute gerne rüberbringe.
Liebe Grüße,
Sabine
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo Sabine,
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Es scheint wirklich immer einen Anlass zu geben, um komische Bemerkungen abgeben zu können. Wenn es nicht die Hörgeräte/CIs sind, dann die Anzahl bzw. das Geschlecht der Kinder.
Das war aber eine schlagfertige Antwort (-;
Ich glaube, ich nehme von den Antworten hier auf jeden Fall mit, dass alle davon am meisten profitieren, wenn man einfach seine Dankbarkeit für die frühe Entdeckung und Versorgung der Hörschädigung zum Ausdruck bringt. Dann bekommen die Hörgeräte eine ganz andere Wertung und es wird hoffentlich allen klar, dass Mitleid Fehl am Platze ist.
Viele Grüße,
Holubenka
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Es scheint wirklich immer einen Anlass zu geben, um komische Bemerkungen abgeben zu können. Wenn es nicht die Hörgeräte/
Das war aber eine schlagfertige Antwort (-;
Ich glaube, ich nehme von den Antworten hier auf jeden Fall mit, dass alle davon am meisten profitieren, wenn man einfach seine Dankbarkeit für die frühe Entdeckung und Versorgung der Hörschädigung zum Ausdruck bringt. Dann bekommen die Hörgeräte eine ganz andere Wertung und es wird hoffentlich allen klar, dass Mitleid Fehl am Platze ist.
Viele Grüße,
Holubenka
Ein Sohn, 09/2010 geboren, mittel- bis hochgradige SH
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo Holubenka,
gerade fällt mir noch ein Aspekt ein: Ich finde es auch nochmal etwas anderes, wenn VOR dem Kind gefragt wird. Meine Jungs sind allesamt älter, die konnten das heute gut wegstecken. Aber wenn damals vor meinem Sohn diese Mitleids-Kommentare kamen, fühlte ich mich gestresster, als wenn man mir so etwas sagte, wenn er nicht dabei oder nicht in Hörweite war.
WENN es vorm Kind diskutiert werden muss, dann ist es umso wichtiger, dass man selber die Ruhe ausstrahlt und eben der Umwelt und auch dem eigenen Kind signalisiert, dass alles in bester Ordnung ist.
Wir kamen mal zu einem Treffen einer SHG, da rief eine Mutter ganz erfreut zu ihrem Sohn (2HG ): Guck mal, der Junge (also mein Sohn) hat das gleiche Problem wie Du.
Mein Sohn war äußerst irritiert und fragte mich dann, was er denn wohl für ein Problem hätte.
Man kann mit Sprache und mit der Art, wie man etwas bespricht, schon sehr viel "transportieren", auch unterschwellig.
Wenn Du die Mitleids-Menschen (und ich unterstelle den allermeisten wirklich nichts Böses, die wissen es doch einfach nicht besser) einfach mitnimmst zu Deiner Sichtweise, dann machst Du das bestimmt richtig. Du bist stolz auf Deinen Sohn, er wächst fröhlich auf - das wünscht man sich doch für jedes Kind.
Du machst das schon richtig. Lass Dich nur von solchen Kommentaren nicht verletzen. DU weißt es ja besser.
Liebe Grüße,
Sabine
gerade fällt mir noch ein Aspekt ein: Ich finde es auch nochmal etwas anderes, wenn VOR dem Kind gefragt wird. Meine Jungs sind allesamt älter, die konnten das heute gut wegstecken. Aber wenn damals vor meinem Sohn diese Mitleids-Kommentare kamen, fühlte ich mich gestresster, als wenn man mir so etwas sagte, wenn er nicht dabei oder nicht in Hörweite war.
WENN es vorm Kind diskutiert werden muss, dann ist es umso wichtiger, dass man selber die Ruhe ausstrahlt und eben der Umwelt und auch dem eigenen Kind signalisiert, dass alles in bester Ordnung ist.
Wir kamen mal zu einem Treffen einer SHG, da rief eine Mutter ganz erfreut zu ihrem Sohn (2
Mein Sohn war äußerst irritiert und fragte mich dann, was er denn wohl für ein Problem hätte.
Man kann mit Sprache und mit der Art, wie man etwas bespricht, schon sehr viel "transportieren", auch unterschwellig.
Wenn Du die Mitleids-Menschen (und ich unterstelle den allermeisten wirklich nichts Böses, die wissen es doch einfach nicht besser) einfach mitnimmst zu Deiner Sichtweise, dann machst Du das bestimmt richtig. Du bist stolz auf Deinen Sohn, er wächst fröhlich auf - das wünscht man sich doch für jedes Kind.
Du machst das schon richtig. Lass Dich nur von solchen Kommentaren nicht verletzen. DU weißt es ja besser.
Liebe Grüße,
Sabine
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Danke Sabine, ich habe gerade herzlich gelacht!!Sabine hat geschrieben:Da ich sehr zufrieden bin mit meiner Situation und direkt an diese Diskussion hier denken musste, habe ich sie einfach nur angestrahlt und gesagt, dass die 6 Mädchen heute leider zu Hause bleiben mussten, weil sie nicht mehr ins Auto passten.

Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
-
- Beiträge: 330
- Registriert: 21. Mär 2006, 20:10
- 19
- Wohnort: Münsterland
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo alle zusammen,
das ist ja immer ein heisses Thema. Wie gehe ich in solchen Situation vor ? Ich sehe das so wie Sabine und versuche auc so viel wie möglich aufzuklären. Obwohl ich/wir zum Glück auf diese Art noch nie angesprochen wurden.
Mir fällt da nur ein Kommentar von Sarah ein den sie letzte Woche noch tätigte.
Wir waren im Freizeitpark Fort Fun. Sie wollte in einen Affenkäfig der komplett dunkel gehalten war und mit viel Licht & akustischen Eindrücken arbeitete. Draußen hing ein Schild dass Personen mit Kreislaufproblemen und Seh- & Hörproblemen in dieses Karussell nicht hineindürfen. Ich habe es Sarah erklärt. Sie sagt darauf:" Wieso, ich hör doch gut."
Das sagt doch alles.
Es ist immer das Umfeld das uns behindert macht. Blöder Spruch aber er stimmt.
das ist ja immer ein heisses Thema. Wie gehe ich in solchen Situation vor ? Ich sehe das so wie Sabine und versuche auc so viel wie möglich aufzuklären. Obwohl ich/wir zum Glück auf diese Art noch nie angesprochen wurden.
Mir fällt da nur ein Kommentar von Sarah ein den sie letzte Woche noch tätigte.
Wir waren im Freizeitpark Fort Fun. Sie wollte in einen Affenkäfig der komplett dunkel gehalten war und mit viel Licht & akustischen Eindrücken arbeitete. Draußen hing ein Schild dass Personen mit Kreislaufproblemen und Seh- & Hörproblemen in dieses Karussell nicht hineindürfen. Ich habe es Sarah erklärt. Sie sagt darauf:" Wieso, ich hör doch gut."


Das sagt doch alles.
Es ist immer das Umfeld das uns behindert macht. Blöder Spruch aber er stimmt.
Liebe Grüße von Tina mit Sarah (* 09.04.03);Waardenburgsyndrom bds.hochgr. sh; 1. CI seit 04/07 aktiv; 2. CI seit 02/08 aktiv
Carina (*24.09.05);Spitzenlauscher
Carina (*24.09.05);Spitzenlauscher
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo!
Ehrlich gesagt, weiß ich bis heute noch nicht wie ich in solchen Situationen reagieren soll/muss? Es ist immer situationsabhängig. Manchmal bin ich echt wütend und werde patzig (ja, ich weiß, dass das echt blöd ist), manchmal habe ich einen witzigen Spruch auf Lager, aber immer öfters bin ich einfach nur sprachlos...
Bei uns kommt noch das "Problem" dazu, dass unsere Kinder "nur" Deutsch sprechen und seit 10 Jahren höre ich immer wieder dieselben vorwurfsvolle Sätze wie z.B. :" Was tut ihr euren Kinder an, die müssen doch die Muttersprache können!"
Als meine Tochter geboren wurde und bei ihr auch die SH diagnostiziert wurde, wurde ich von unserem HNO gefragt, ob ich nicht eine anderes Verhüttungsmittel ausprobieren möchte ? Den ein weiteres sh Kind wäre ja eine Zumutung. WAS soll ich der Situation sagen? Ich habe einfach mein Kind genommen und bin nie wieder in diese Praxis gegangen.
Leider kann ich das bei meiner Mutter nicht machen. Ab und zu habe ich das Gefühl, dass sie es auch nicht gutheißt, dass wir trotz der Besonderheit von unserem erstem Kind bewusst weitere Kinder bekommen haben. Die Situation mit meiner Mutter belastet mich wirklich sehr. Manchmal habe ich die Befürchtung, nein sogar Angst, dass sie meinen Kindern einreden könnte, dass ich ja schuld an der SH bin. Vor allem bei meiner Tochter, denn, Zitat: "ich hätte, sie ja nicht bekommen müssen" ;( Versteht mich, bitte, nicht falsch, meine Mutter liebt ihre Enkelkinder, aber ihre Kommentare mir gegenüber machen es nicht gerade leicht :'(
Ich hoffe, es finden sich hier erfahrene Muttis oder Betroffene, die auch mir in meiner Situation helfen können.
Vielen Dank und liebe Grüße
Oksana
Ehrlich gesagt, weiß ich bis heute noch nicht wie ich in solchen Situationen reagieren soll/muss? Es ist immer situationsabhängig. Manchmal bin ich echt wütend und werde patzig (ja, ich weiß, dass das echt blöd ist), manchmal habe ich einen witzigen Spruch auf Lager, aber immer öfters bin ich einfach nur sprachlos...
Bei uns kommt noch das "Problem" dazu, dass unsere Kinder "nur" Deutsch sprechen und seit 10 Jahren höre ich immer wieder dieselben vorwurfsvolle Sätze wie z.B. :" Was tut ihr euren Kinder an, die müssen doch die Muttersprache können!"
Als meine Tochter geboren wurde und bei ihr auch die SH diagnostiziert wurde, wurde ich von unserem HNO gefragt, ob ich nicht eine anderes Verhüttungsmittel ausprobieren möchte ? Den ein weiteres sh Kind wäre ja eine Zumutung. WAS soll ich der Situation sagen? Ich habe einfach mein Kind genommen und bin nie wieder in diese Praxis gegangen.
Leider kann ich das bei meiner Mutter nicht machen. Ab und zu habe ich das Gefühl, dass sie es auch nicht gutheißt, dass wir trotz der Besonderheit von unserem erstem Kind bewusst weitere Kinder bekommen haben. Die Situation mit meiner Mutter belastet mich wirklich sehr. Manchmal habe ich die Befürchtung, nein sogar Angst, dass sie meinen Kindern einreden könnte, dass ich ja schuld an der SH bin. Vor allem bei meiner Tochter, denn, Zitat: "ich hätte, sie ja nicht bekommen müssen" ;( Versteht mich, bitte, nicht falsch, meine Mutter liebt ihre Enkelkinder, aber ihre Kommentare mir gegenüber machen es nicht gerade leicht :'(
Ich hoffe, es finden sich hier erfahrene Muttis oder Betroffene, die auch mir in meiner Situation helfen können.
Vielen Dank und liebe Grüße
Oksana
Oksana mit Kirill,11 CI re, HG li; Anastasia,10 CI re, HG li.; Daniil, 6 "Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“
Re: Ach, der Arme trägt Hörgeräte! Wie geht ihr damit um?
Hallo Oksana,
ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich die Reaktion Deiner Mutter sprachlos macht und ich absolut verstehen kann, dass Dich das belastet.
Wenn andere Leute komisch reagieren, ist das vielleicht auch ärgerlich, aber die eigene Familie sollte doch eigentlich hinter einem stehen, egal was kommt. Dass es nicht immer so ist, wissen wir leider nur zu gut. Ich habe das Glück, dass die Schwerhörigkeit unseres Sohnes in unserer Familie sofort akzeptiert wurde und es nie Probleme in dieser Richtung gab. Das liegt vielleicht auch daran, dass mein Bruder nach einem Hörsturz ein Hörgerät benötigt und auch mein Vater aufgrund von Altersschwerhörigkeit Hörgeräte hat, die leider viel zu oft in der Schublade liegen.
Eine Frage: Wie kommen Deine Kinder mit der Schwerhörigkeit zurecht? Ich versuche nur zu verstehen, warum Deine Mutter damit ein so großes Problem hat. Basiert das auf echten Problemen im Alltag oder sieht sie die Schwerhörigkeit als Makel an sich an?
Vielleicht könntest Du Deiner Mutter in einem ruhigen Moment mal erklären, dass für Dich die Schwerhörigkeit nie ein Grund war, keine weiteren Kinder zu bekommen. Vermutlich so wie auch eine Brille kein Grund gewesen wäre, auf weitere Kinder zu verzichten. Dann würde ich sie bitten, auf Kommentare in dieser Art zu verzichten, allein schon um Eure Kinder nicht zu verunsichern. Kinder sind sehr sensibel und spüren, wenn irgendwas nicht stimmt.
Vermutlich hast Du Gespräche dieser Art schon probiert und Deine Mutter ändert ihr Verhalten nicht, oder? Das ist dann allerdings sehr schwierig. Dann hilft wahrscheinlich nur, Deinen Kindern ganz klar zu zeigen, dass Du sie so liebst, wie sie sind und ihnen so zu zeigen, dass die Kommentare Deiner Mutter nicht Deiner Meinung entsprechen. Das wird vermutlich umso einfacher je älter sie werden.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und ganz viel Kraft,
Holubenka
ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich die Reaktion Deiner Mutter sprachlos macht und ich absolut verstehen kann, dass Dich das belastet.
Wenn andere Leute komisch reagieren, ist das vielleicht auch ärgerlich, aber die eigene Familie sollte doch eigentlich hinter einem stehen, egal was kommt. Dass es nicht immer so ist, wissen wir leider nur zu gut. Ich habe das Glück, dass die Schwerhörigkeit unseres Sohnes in unserer Familie sofort akzeptiert wurde und es nie Probleme in dieser Richtung gab. Das liegt vielleicht auch daran, dass mein Bruder nach einem Hörsturz ein Hörgerät benötigt und auch mein Vater aufgrund von Altersschwerhörigkeit Hörgeräte hat, die leider viel zu oft in der Schublade liegen.
Eine Frage: Wie kommen Deine Kinder mit der Schwerhörigkeit zurecht? Ich versuche nur zu verstehen, warum Deine Mutter damit ein so großes Problem hat. Basiert das auf echten Problemen im Alltag oder sieht sie die Schwerhörigkeit als Makel an sich an?
Vielleicht könntest Du Deiner Mutter in einem ruhigen Moment mal erklären, dass für Dich die Schwerhörigkeit nie ein Grund war, keine weiteren Kinder zu bekommen. Vermutlich so wie auch eine Brille kein Grund gewesen wäre, auf weitere Kinder zu verzichten. Dann würde ich sie bitten, auf Kommentare in dieser Art zu verzichten, allein schon um Eure Kinder nicht zu verunsichern. Kinder sind sehr sensibel und spüren, wenn irgendwas nicht stimmt.
Vermutlich hast Du Gespräche dieser Art schon probiert und Deine Mutter ändert ihr Verhalten nicht, oder? Das ist dann allerdings sehr schwierig. Dann hilft wahrscheinlich nur, Deinen Kindern ganz klar zu zeigen, dass Du sie so liebst, wie sie sind und ihnen so zu zeigen, dass die Kommentare Deiner Mutter nicht Deiner Meinung entsprechen. Das wird vermutlich umso einfacher je älter sie werden.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und ganz viel Kraft,
Holubenka
Ein Sohn, 09/2010 geboren, mittel- bis hochgradige SH