Hörgerät für Baby (5 Monate)

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Chickencurry
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Hörgerät für Baby (5 Monate)

#1

Beitrag von Chickencurry »

Hallo, ich bin neu hier und hätte gerne eure Meinung.

Bei meinem Sohn (5 Monate) waren diverse OAE-Messungen auf der rechten Seite nicht auslösbar. Gestern wurde in einer Pädaudiologie eine Bera durchgeführt (er hat spontan geschlafen, wurde zum Ende hin aber etwas unruhig und die Elektroden haben zum Teil mehr schlecht als recht gehalten). Das Ergebnis ist, dass er links völlig normal hört, rechts leider erst ab 60dB.
Bereits vor vier Wochen waren wir in der Pädaudiologie. Dort wurde rechts ein Paukenerguss festgestellt, der nun aber wieder weg sei (deshalb erst gestern die Bera). Allerdings hat auch gestern wieder die Typmanometrie sowohl rechts als auch links eine eher schwache Kurve gezeigt.
Im Anschluss an die Bera hat die Ärztin noch Ohrenschmalz entfernt. Hätte dieser Ohrenschmalz nicht besser VOR der Untersuchung entfernt werden sollen? Kann Ohrenschmalz ein Ergebnis beeinträchtigen?

Wir haben nun eine Verodung für ein Hörgerät rechts erhalten. Dieses soll mehrere Wochen getragen werden und das Gehör dann nochmals überprüft werden. Eine Kontroll-Bera soll in einem halben Jahr gemacht werden, um die Hörbahnreifung zu kontrollieren. Es hieß, dass er u.U. dann kein Hörgerät mehr brauchen würde, wenn sich die Hörbahnen weiter entwickeln.

Ich bin nun völlig ahnungslos, was ich davon halten soll. Ist dieses gestrige Bera-Ergebnis denn wirklich sicher? Ich überlege, ob ich mir eine zweite Meinung einholen soll (Bera in anderer Pädaudiologie). Kann man mit einem Hörgerät nicht womöglich mehr kaputt machen als helfen, weil er sich dann evtl. an das Hörgerät "gewöhnt" und das Restgehör "verkümmert"?

Freue mich auf eure Einschätzung.
fast-foot
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo Chickencurry,

herzlich willkommen!

Zunächst ein mal ist es gut, dass das rechte Ohr vermutlich normal hört. Auf Grund dieser Voraussetzung sollte eine normale Sprachentwicklung möglich sein, sogar ohne Hörgeräteversorgung für das Gegenohr.
Chickencurry hat geschrieben:Im Anschluss an die Bera hat die Ärztin noch Ohrenschmalz entfernt. Hätte dieser Ohrenschmalz nicht besser VOR der Untersuchung entfernt werden sollen? Kann Ohrenschmalz ein Ergebnis beeinträchtigen?
Ja, das kann, muss aber nicht der Fall sein. Allerdings wäre die Verunreinigung besser vor der Messung entfernt worden (falls dies nicht geschehen ist).
Chickencurry hat geschrieben:Allerdings hat auch gestern wieder die Typmanometrie sowohl rechts als auch links eine eher schwache Kurve gezeigt.
Das kann sich trotzdem im Normbereich bewegen, muss also nicht unbedingt etwas heissen. Bei Interesse kannst Du das Diagramm anonymisieren und einstellen (wie auch sämtliche andere Ergebnisse, insbesondere die Potential- ("Zickzack"-) Kurven der BERA), so dass ich mir ein genaueres Bild von den Untersuchungsergebnissen machen und spezifischere Aussagen treffen kann.
Chickencurry hat geschrieben:Wir haben nun eine Verodung für ein Hörgerät rechts erhalten. Dieses soll mehrere Wochen getragen werden und das Gehör dann nochmals überprüft werden.
Wir haben nun eine Verodung für ein Hörgerät rechts erhalten. Dieses soll mehrere Wochen getragen werden und das Gehör dann nochmals überprüft werden. Eine Kontroll-Bera soll in einem halben Jahr gemacht werden, um die Hörbahnreifung zu kontrollieren. Es hieß, dass er u.U. dann kein Hörgerät mehr brauchen würde, wenn sich die Hörbahnen weiter entwickeln.
Hier habe ich einige Fragezeichen:

1. Was für eine BERA wurde denn durchgeführt? Es müssten für eine Hörgeräteversorgung die Schwellen von mindestens drei bestimmten Frequenzen bekannt sein. Idealerweise sollte auch eine frequenzspezifische (notched-noise-) BERA (ebenfalls für die Knochenleitung) durchgeführt worden sein.

2. Wurde eine Reflexaudiometrie (ev. Verhaltensaudiometrie) durchgeführt?

3. Bei der Hörgeräteanpassung sollte meiner Meinung nach die Einstellung mittels BERA überprüft werden (Aufblähkurve). Spätestens hier wäre wieder eine BERA fällig (und nicht erst in einem halben Jahr).

4. Bei der vorliegenen Konstellation (einseitige Normalhörigkeit, anderes Ohr an der Grenze zu hochgradiger Schwerhörigkeit) kann es auch sein, dass ein Hörgerät nichts bringt (da es das Gegenohr, welches normal hört, mehr stört, als dass es einen Nutzen bringen würde).
Diese Möglichkeit muss man ebenfalls im Auge behalten.
Chickencurry hat geschrieben:Ich bin nun völlig ahnungslos, was ich davon halten soll. Ist dieses gestrige Bera-Ergebnis denn wirklich sicher?
Nein. Aus verschiedensten Gründen müssen die Ergebnisse von BERA-Messungen bei Kindern in diesem Alter nicht sehr zuverlässig sein.
Chickencurry hat geschrieben:Ich überlege, ob ich mir eine zweite Meinung einholen soll (Bera in anderer Pädaudiologie).
Eine Zweitmeinung ist keine schlechte Idee (oder vielleicht auch noch ein "Nachhaken" in Bezug auf die bisher durchgeführten Untersuchungen).
Chickencurry hat geschrieben:Kann man mit einem Hörgerät nicht womöglich mehr kaputt machen als helfen, weil er sich dann evtl. an das Hörgerät "gewöhnt" und das Restgehör "verkümmert"?
1. Die Hörschwellen sollten gut abgesichert und auch für mindestens drei Frequenzen bestimmt worden sein.

2. Ist dies nicht der Fall, ist der Nutzen eines Hörgerätes fraglich (kann er aber bei dieser Konstellation (sollten die Werte einigermassen stimmen) eh sein, wie ich oben geschrieben habe).

3. Geht man sorgfältig vor und erweist sich nach sorgfältiger Ermittlung der wahrscheinlichen Hörschwellen, dass ein Hörgerät indiziert ist, dann ist ein Nutzen gegeben (insbesondere ist das Tragen eines Hörgeräts wichtig, um die Entwicklung der retrocochleären Hörbahnen in ausreichendem Masse anstossen zu können).

Wo habt Ihr denn die Untersuchungen durchführen lassen?

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 19. Sep 2014, 12:07, insgesamt 1-mal geändert.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Chickencurry
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#3

Beitrag von Chickencurry »

Vielen Dank für deine Anwtwort!!
fast-foot hat geschrieben:
Hier habe ich einige Fragezeichen:

1. Was für eine BERA wurde denn durchgeführt? Es müssten für eine Hörgeräteversorgung die Schwellen von mindestens drei bestimmten Frequenzen bekannt sein. Idealerweise sollte auch eine frequenzspezifische (notched-noise-) BERA (ebenfalls für die Knochenleitung) durchgeführt worden sein.
Es war eine Klick-Bera. In der Auswertung liegen mir Zick-Zack-Kurven von den Ableitungen I, III und V vor (und dann ist noch ein Diagramm mit Zahlen angehängt, in dem jeweils Zahlen bvei der Db-Zahl und den Ableitungen stehen). Auf dem rechten Problemohr wurden die Ableitungen bei 40 (keine Reaktion), 50 (keine Reaktion), 60, 70 und 80 dB geprüft. Leider habe ich keinen Scanner, sonst würde ich den Befund hochladen :-(
fast-foot hat geschrieben:2. Wurde eine Reflexaudiometrie (ev. Verhaltensaudiometrie) durchgeführt?
Ich glaube ja. Ich hatte meinen Sohn auf dem Schoß und aus großen Boxen wurde Musik gespielt und geschaut, ob er sich der Musikrichtung zuwendet. Davon abgesehen, dass ich diesen Test fraglich finde (er war damals 4 Monate alt), vor allem, wenn er durch die Person bewertet wird, die weiß, auf welches Ohr sie besonders achten muss, hat er wohl beidseits reagiert (auf dem rechten Problemohr aber wohl etwas schlechter).
fast-foot hat geschrieben:4. Bei der vorliegenen Konstellation (einseitige Normalhörigkeit, anderes Ohr an der Grenze zu hochgradiger Schwerhörigkeit) kann es auch sein, dass ein Hörgerät nichts bringt (da es das Gegenohr, welches normal hört, mehr stört, als dass es einen Nutzen bringen würde).
Diese Möglichkeit muss man ebenfalls im Auge behalten.
Was würde dies dann bedeuten? Würde man dann anders therapieren (CI?) oder das Ohr gar nicht behandeln und ggf. in Kiga, Schule, etc. nur darauf achten, dass er möglichst nah beim Lehrer sitzt (zum Bsp.).

Alle bisherigen Untersuchungen wurden in Heidelberg durchgeführt.

Kann ich sonst irgend etwas machen, um die Hörbahnreifung zu unterstützen (noch mehr mit ihm erzählen, noch mehr singen, o.ä.)?
fast-foot
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#4

Beitrag von fast-foot »

Chickencurry hat geschrieben:Es war eine Klick-Bera. In der Auswertung liegen mir Zick-Zack-Kurven von den Ableitungen I, III und V vor (und dann ist noch ein Diagramm mit Zahlen angehängt, in dem jeweils Zahlen bvei der Db-Zahl und den Ableitungen stehen). Auf dem rechten Problemohr wurden die Ableitungen bei 40 (keine Reaktion), 50 (keine Reaktion), 60, 70 und 80 dB geprüft. Leider habe ich keinen Scanner, sonst würde ich den Befund hochladen :-(
Nun, eine Klick-BERA ist einigermassen einfach zu interpretieren. Es sollten sich leicht gewellte Linien befinden, aus denen sich ab der Kurve für den Reizpegel von 60 db (bis 80 dB) eine leichte Erhöhung (Welle V) immer etwas besser abhebt und auch nach links verschiebt; im Bereich um 7 Millisekunden.

Allerdings muss vertäubt worden sein; sonst stammen die Hörreaktionen möglicherweise vom linken Ohr.
Chickencurry hat geschrieben:Was würde dies dann bedeuten? Würde man dann anders therapieren (CI?) oder das Ohr gar nicht behandeln und ggf. in Kiga, Schule, etc. nur darauf achten, dass er möglichst nah beim Lehrer sitzt (zum Bsp.).
Bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit würde man unter Umständen nichts unternehmen. Ist sie höhergradig (wenn nicht vertäubt worden war, kommt diese Möglichkeit in Betracht, wobei dies in der Uniklink Heidelberg wohl kaum passiert sein dürfte), wäre allenfalls ein CI indiziert. Das heisst allerdings nicht, dass man operieren muss (eine Implantation wäre nur eine Möglichkeit).
Chickencurry hat geschrieben:und ggf. in Kiga, Schule, etc. nur darauf achten, dass er möglichst nah beim Lehrer sitzt (zum Bsp.).
Ja. Als weitere Möglichkeit kommt noch eine CROS-Versorgung in Frage (der Schall von der anderen Seite wird auf das gut hörende Ohr übertragen).

Beim linken Ohr sind ja die OAEs nicht auslösbar. Wenn bei der Messung keine Paukenergüsse vorhanden und die Gehörgänge sauber waren, deutet dies auf eine innenohrbedingte Schwerhörigkeit hin.
Chickencurry hat geschrieben:Kann ich sonst irgend etwas machen, um die Hörbahnreifung zu unterstützen (noch mehr mit ihm erzählen, noch mehr singen, o.ä.)?
Ist die Frühförderung informiert? Sie kann hier vermutlich gut Auskunft geben.

Gruss fast-foot
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Chickencurry
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#5

Beitrag von Chickencurry »

Hallo,

melde mich zurück. Inzwischen haben wir eine zweite Meinung in einer anderen Pädaudiologie eingeholt. Dort wurde eine Knochenleitungs-Bera durchgeführt.
Ergebnis:
Knochenleitungs-Bera: rechts: 35db, Luftleitungs-Bera rechts: 50dB

Sowohl rechts als auch auf dem guten linken Ohr wurden Paukenergüsse festgestellt.

Auch hier hat man uns ein Hörgerät rechts empfohlen, das wir nun anpassen lassen werden.

Die Ärztin meinte, dass sie momentan von einer leichten bis mittelgradigen Schwerhörigkeit ausgeht, es aber sein kann, dass sich letztendlich doch noch alles in Luft auflöst, wenn die Paukenergüsse weg sind. Anscheinend waren diesmal auf Grund der Paukenergüsse selbst am guten Ohr die OAEs nicht auslösbar.

Wir hatten ja nun in der ersten Pädaudiologie ein Ergebnis von 60dB, diesmal 50dB und bei der Knochenleitungs-Bera sogar noch besser (35dB). Kann es also sein, dass es sich noch weiter besser (theoretisch)?
otoplastik
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#6

Beitrag von otoplastik »

Na, das hört sich doch schon viel besser an!
Sicher kann es sich noch bessern, besonders die Luftleitung, wenn die Paukenergüsse weg sind.
Dazu kann fast-foot sicher mehr sagen.
Auch wenn ich nicht viel Erfahrung mit mittelgradigen Hörstörungen bei Babys, so wundere ich mich doch, warum bei einem erst 5 Monate alten Baby, das ein gutes und ein mittelgradig schwerhöriges Ohr mit Paukenerguss hat, ein HG angepasst werden soll.
Warum behandelt man nicht den Paukenerguss erstmal?
Ich hätte Sorge, dass, wenn der Erguß verschwindet, das HG auf einmal zu laut ist.
Kann mir das jemand erklären?
Herzliche Grüße, Otoplastik
Otoplastik
Sohn, 17 Jahre, mit 14 Monaten Meningitis, seitdem re. hochgradig und links taub, rechts HG (Naida S IX UP), links CI seit 01/14 (Naida Q70), vorher links viele Jahre PhonakCros :)
JND
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#7

Beitrag von JND »

Hallo Chickencurry,

die 10 dB Unterschied zwischen den beiden Luftleitungs-BERAs kommen sehr wahrscheinlich von den unterschiedlich guten Elektrodenkontakten und unterschiedlich starke Paukenergüsse.

Die Knochenleitungs-BERA zeigt eine Schwerhörigkeit, wo ein Hörgerät indiziert ist.
Vor allem, wenn durch Paukenergüsse/Erkältung die Schwerhörigkeit mittelgradig wird.
Hier halte ich eine Hörgeräteversorgung in diesem Zeitraum sogar für definitiv notwendig, bis die Paukenergüsse/Erkältungen weniger werden, damit eine bessere Grundlage für eine altergerechte Sprachentwicklung gegeben ist.
Es kann sein, dass in einem halben Jahr die Schwerhörigkeit ohne Paukenergüsse so gering ist, dass kein Hörgerät gebraucht wird.
Wenn ihr aber derzeit kein Hörgerät benutzen wollt, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Sprachentwicklung verzögert wird, bzw. dass sich höhere auditorische Prozesse im auditorischen Kortex nicht optimal entwickeln können.

@Otoplastik: Das Ziel der Hörgeräteversorgung ist es mittlerweile schon länger nicht mehr nur einen reinen Spracherwerb zu gewährleisten. Dies wäre auch mit einem guten Ohr gewährleistet. Ziel ist es vielmehr auch die beidohrige (binaurale) Verarbeitung (passiert in höheren Schritten des Hörnervens und des auditorischen Cortex) sicherzustellen. Nur durch binaurales Hören ist der Mensch in der Lage auch auf Partys und inmitten von Menschenmassen sich auf einzelne Stimmen zu fokussieren und nur diese herauszuhören.

Wegen der Lautstärke
Die Pädakustiker wissen schon, wie sie die Geräte einstellen müssen: Es wird häufig versucht eine versorgte Schwelle von 20-30 dB HL zu erreichen. Bei Kindern mit Paukenergüssen wird etwas weniger Verstärkung gegeben.
Außerdem ist würden nur leise Geräusche zu stark verstärkt werden. Also statt mit z.B. 30 dB wird das Hörgerät ein 20 Meter entferntes Vogelzwitschern mit 40 dB wiedergeben. Das sind keine Schalldruckpegel, die gehörgefährdend sind.

Schöne Grüße,
JND
fast-foot
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Re: Hörgerät für Baby (5 Monate)

#8

Beitrag von fast-foot »

Hallo Chickencurry,

hier meine Meinung:
Chickencurry hat geschrieben:Wir hatten ja nun in der ersten Pädaudiologie ein Ergebnis von 60dB, diesmal 50dB und bei der Knochenleitungs-Bera sogar noch besser (35dB). Kann es also sein, dass es sich noch weiter besser (theoretisch)?
Ja. Um 20 dB erhöhte Schwellen gemäss BERA sind in diesem Alter normal. Ausserdem können laut Messungen Paukenergüsse nochmals 15 dB ausmachen. Wenn ich das abziehe, bleibt eine leicht erhöhte Hörschwelle, welche nicht zu versorgen ist.

Gemäss HNO-Leitlinie ist allerdings eine Hörgeräteversorgung nicht unbedingt indiziert; die Hörschwelle liegt zwar bei 50 dB; allerdings sind Paukenergüsse im Spiel, welche erst behandelt werden müssen. Dann sinkt die Schwelle auf 35 dB, so dass eine Hörgeräteanpassung erst zum Ende des ersten Lebensjahres zu erfolgen hat.
Ausserdem sind nicht ein mal frequenzspezifische Hörschwellen bekannt; eine etwas dürftige Basis für eine Hörgeräteanpassung.

Ich persönlich würde auf Grund dieser Begebenheiten die Paukenergüsse behandeln und (erst) am Ende des ersten Lebensjahres erneut (und vor allen Dingen sorgfältig) überprüfen, ob eine Hörgeräteversorgung dann indiziert ist; zum jetzigen Zeitpunkt also auf eine Versorgung verzichten.
Chickencurry hat geschrieben:Kann es also sein, dass es sich noch weiter besser (theoretisch)?
Ja, so dass nach Auflösen der Paukenergüsse vielleicht eine leichte, aber nicht zu versorgende Schwerhörigkeit zurück bleibt.

Noch zur Hörgeräteeinstellung:

Der Akustiker versucht, das Hörgerät in Bezug auf die Begrenzung so einzustellen, dass das Kind keine eindeutigen Abwehrreaktionen zeigt.
Er nimmt also so etwas wie die von ihm geschätzte Unbehaglichkeitsschwelle des Kindes als Mass. Diese ist jedoch rein subjektiv und sagt nichts darüber aus, wie potentiell schädigend so verstärkte Schalleregnisse sein können; er stellt es rein nach dem Empfinden des Kindes ein, so gut dies möglich ist. Ausserdem ist bei Kindern nicht gut untersucht, wie schädigungsanfällig ihre Ohren sind; man geht jedoch davon aus, dass diese weit empfindlicher sind als die Ohren von Erwachsenen, wobei sie sich jedoch besser regenerieren können.

Das hat mit der Wahl des Kniepunktes bei der Kompression (bei einem tiefen Kniepunkt werden leise Geräusche mehr verstärkt als im Falle eines hohen) nicht viel zu tun.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
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