Hier nochmals meine Sichtweise:
Syrinx hat geschrieben:Wer ist denn das letzte Glied der "blutenden" Kette?
Einer davon ist sicher der Betroffene ("relativ gesehen"), wenn er einige hundert bis tausend Euros zuzahlt für eine Versorgung, welche ihm laut Gesetz praktisch zum Nulltarif zustehen würde. Vermutlich oftmals ein Behinderter mit wenig finanziellem Spielraum.
Syrinx hat geschrieben:Als Endverbraucher habe ich die Möglichkeit über mein Kaufverhalten Einfluss zu nehmen, welcher Akustiker den Freibetrag/die Zuzahlung erhält.
Den Hauptanteil machen nicht die Kosten für die Hardware aus, sondern die für "alles andere". Wenn einem faire Arbeitsbedingungen etc. wichtig sind, so müsste man ein paar Euros mehr für das Hörgerät selbst bezahlen. Der bspw. in China hergestellte Prozessor kostet dann das Doppelte (das Doppelte von ein paar Euros sind immer noch ein paar Euros).
Wenn ich hier in Deutschland ein paar Tausender Zuzahlung bezahle, verbessert dies nicht zwingend (wenn überhaupt) die Arbeitsbedingungen in den Ländern, in welchen die Hardware hergestellt und zusammengesetzt wird - aber der Akustiker freut sich, da er mehr daran verdient, zumal eine Zuzahlung eigentlich nicht notwendig ist, wenn es ausschliesslich um gutes Hören geht - laut Gesetz muss ein Akustiker "eine optimale Versorgung zum Kassentarif" anbieten.
Also: Wenn schon darauf achten will, dass die Hardware aus nachhaltiger Produktion mit fairen Arbeitsbedingungen etc. stammt (ich weiss gar nicht, ob das überhaupt möglich ist - Phonak bspw. hat sie bis vor kurzem immerhin in der Schweiz zusammen bauen lassen), dann muss ich in erster Linie berücksichtigen, unter welchen Bedingungen diese hergestellt und zusammen gesetzt wird.
Allgemein:
Wenn wir hier nachhaltig leben wollten, so müssten wir Hörgeräte kaufen, welche unter "fairen Bedigungen" möglichst umweltverträglich (d.h. nachhaltig in jeder Beziehung) hergestellt werden und uns darüber hinaus extrem einschränken - und nicht dem Akustiker "zu viel" bezahlen* (mit Geld, welches wir darüber hinaus nicht wirklich verdient haben); das bringt nicht viel zumindest in Bezug auf eine umfassende Nachhaltigkeit.
*) damit meine ich in Bezug darauf, worauf man laut Gesetz für eine minimale Zuzahlung Anspruch hat
Syrinx hat geschrieben:Wichtig ist mir, dass uns bewusst ist welche Folgen unser Kaufverhalten haben könnte am Anfang der Kette und dass wir in D nicht Firstclass-Behandlung zu Chinapreisen erwarten können, weil die Umtände hier nun mal anders sind.
Mehr oder weniger doch - das ist gesetzlich geregelt (für einige Euros eine Versorgung, welche dem aktuellen Stand der Technik entspricht) - also zumindest "auf dem Papier".
Wie bereits gesagt: eine höhere Zuzahlung ist kein Garant für bessere Produktionsbedingungen (diese können bei einem preiswerteren Gerät sogar viel besser sein, zumal sich die Preise der Anbieter eh unterscheiden).
Und noch kurz zum Medizinproduktegesetz:
Für mich der grösste Witz an den Bestimmungen ist der, dass der entscheidende Punkt, nämlich eine möglichst geringe Belastung für das Gehör (bzw. "nur so hoch, wie erforderlich"), gar nicht geregelt ist. Eine in-Situ-Messung bspw. müsste (meiner Ansicht nach) eigentlich als Standard vorgeschrieben werden.
Darüber hinaus gilt eine Hörgeräteversorung als Therapie - dann muss jedoch auch über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt werden, was offensichtlich nicht gemacht wird - im Gegenteil, es wird so getan, als würden keine Gefahren existieren, wenn man das Gerät beim Akustiker kaufe und dieses auch bei ihm einstellen lasse. Dies halte ich für Irreführung des Kunden.
Und noch hierzu:
pascal2 hat geschrieben:Große Firmen wie Starbucks, Mc Donalds, usw zahlen keinen Cent Steuern in Deutschland.
Ich weiss auch von einer Hörgerätefirma, welche trotz fetten Gewinnen vom Staat finanziell unterstützt wurde.
Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme