Hallo Ohrenklempner,
hier meine Sichtweise:
Einigkeit beseht also bezüglich folgender Aussagen:
Wenn man den Störschall viel besser (als bisher) reduzieren könnte, wären für gutes Verstehen (bedeutend) geringere Schalldruckpegel erforderlich (I).
Die hierfür notwendigen Algorithmen müssten erst entwickelt werden, was sehr aufwändig wäre, wobei für deren Ausführung auf bedeutend mehr Rechenleistung zurück gegriffen werden können müsste, als bisher zur Verfügung steht.
Hierzu wäre es erfoderlich, ein "externes (nicht im Hörgerät ungergebrachtes) Gerät zu betreiben" (II).
Besser klingende Lautsprechersysteme erfordern mehr Energie (und müssten auch grösser sein); die Versorgung damit muss gewährleistet werden (III).
Um das Ziel (I) zu erreichen, müsste man also daran arbeiten, dass die Anforderungen (II) und (III) erfüllt werden können.
Dann noch meine Sichtweise zu den (bzw. weiteren) Aussagen im Detail:
Das trifft sicher nicht auf alle Hörgeräteträger zu.Ohrenklempner hat geschrieben:Das bringt nichts. Die Praxis zeigt, dass Gelegenheitshörgeräteträger weitaus weniger von ihren Hörhilfen profitieren. Diejenigen, die ihre Hörgeräte schon viele Jahre täglich von früh bis spät tragen, sind auch die zufriedensten.
Ausserdem ist "weniger" noch lange nicht "nichts" (falls es denn überhaupt generell so sein sollte). Und die langfristigen Auswirkungen kann man schon gar nicht genau beurteilen (es sei denn, man untersucht dies seriös, was jedoch nicht getan wird).
Darüber hinaus umfasst "selektives Tragen" sehr viele Möglichkeiten (bspw. an einem Tag von früh bis spät, am nächsten überhaupt nicht, am übernächsten sporadisch, dann nur nachmittags und abends, dann wieder den ganzen Tag) und nicht nur eine einzige.
Ich würde mir jedenfalls nicht vom Akustiker diktieren lassen, wann ich meine Hörgeräte tragen solle (er hat ein wirtschaftliches Interesse daran, die Anpassung so rasch als möglich abzuschliessen. Dies wird wohl am ehesten erreicht, indem der Kunde die Hörgeräte den ganzen Tag trägt) - niemand muss dies; es besteht die Möglichkeit, die Hörgeräte auch "weniger" (oft, lange etc.) zu tragen.
Also versorgtst Du Hörgeschädigte mit entsprechend tiefer Unbehaglichkeitsschwelle gar nicht, da es nichts bringt?Ohrenklempner hat geschrieben:Das funktioniert auch nicht. Jeder, der mal mit Connexx 6 gearbeitet hat, hat bestimmt mal die Erfahrung gemacht, dass die Connexx bei nicht hinterlegter U-Grenze diese mit 85 dB angenommen hat. Das Ergebnis war ein schön kompressives Übertragungsverhalten mit kläglicher Dynamik. In Ruhe klang alles schön "pumpig", aber man hat noch ganz gut verstanden, in lauter Umgebung ging aber der Hörgewinn unter Null.
Und das Hörgerät für den Lärmarbeitsplatz würde demnach auch nichts bringen bezüglich Sprachverstehen im Störschall bzw. Lärm.
Es ist klar, dass es schwieriger wird; deshalb sind auch höhere Anstrengungen erforderlich.
Aber letztlich bedeutet Deine Aussage, dass es (momentan) nicht möglich ist, Hörgeräteträger in lauten Umgebungen (bzw. in Umgebungen, welche durch Hörgeräte "laut gemacht werden"), so zu versorgen, dass die gesetztlichen Vorschriften eingehalten werden, und somit die Gesundheit des Hörgeräteträgers nicht geschützt wird.
Einfach ist es wohl kaum. Wenn der Markt funktionieren würde, würde man sich hingegen dahinter klemmen, und ein Wettrennen fände statt. So hingegen kann man gemütlich vor sich hin dümpeln, da eh alles akzeptiert wird und niemand sich eim Bein ausreisst.Ohrenklempner hat geschrieben:Oh, da tut sich einiges. Als vor ein paar Jahren Bernafon Acriva vorgestellt wurde, hab ich die Dinger mal auf der Straße getragen. Die Störlärmunterdrückung ist super. Allerdings kann die Entwicklung auch nicht zaubern. Wenn es so einfach wäre, den ultimativen Algorithmus zur Störlärmunterdrückung zu entwickeln und in der Hörgerätetechnik zu realisieren, hätte sich schon jemand damit dusselig verdient und den gesamten Markt erobert.
Sicher ist, dass für wirklich gut funktionierende (also bedeutend bessere) Algorithmen bedeutend mehr Rechenleistung benötigt wird:
Der Chip der teuersten Hörgeräte kostet wenige Euros. Hier wäre noch viel Luft nach oben (ohne dass dies (bspw. prozentual gesehen) gross ins Gewicht fallen würde), wenn man denn wollte:Ohrenklempner hat geschrieben:Die heutigen Hörgerätechips sind so leistungsfähig wie ein Pentium M (Notebookprozessor von ca. 2005) und arbeiten dabei mit deutlich geringerer Stromaufnahme (weniger als ein Tausendstel). Natürlich geht's noch besser und schneller, aber dann würde es auch unverhältnismäßig teuer werden oder eben größer und stromfressender, und damit für den Markt bzw. den Endkunden unattraktiv.
Nein, sie müssen nicht zwingend so effizient sein, wenn man die Energieversorgung anders lösen würde. Auch müssen sie nicht zwingend klein sein (grössere Lautsprecher klingen eh viel besser):Ohrenklempner hat geschrieben:Zugegeben, die Hörer sind wirklich grottig. Sie sind aber effizient, und das müssen sie sein.
Man kann (solange es keine attraktive und sinnvolle) Alternative gibt, keine elektrodynamischen Lautsprecher in Hörgeräte einbauen.
Die Werbung ("Manipulation des Kunden") trägt hier ihre "Mitschuld". Es ist auch am einfachsten, sich auf das "Argument" der Miniaturisierung zu berufen, da man hier nichts aktiv dazu beitragen muss (Ausnahme: Lautsprecher), sondern auf die eh statt findende Entwicklung zurück greifen kann (man ist nur "Trittbrettfahrer").Ohrenklempner hat geschrieben:Nein, muss nicht, weil keiner es haben wollen würde.
Hier wird jeweils gesagt, "das Aussehen spiele keine Rolle". Die, welche diese Aussage machen, sind sich vermutlich grösstenteils nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten (und ihrem Beiträgen) möglicherweise genau das Gegenteil bewirken (sinngemäss zu interpretieren).
Hätte jemand ein System entwickelt, welches meine Anforderungen erfüllen würde, sähe die Werbung dafür wohl "diametral anders" aus als die heute aktuelle. Die Werbung ist auf die Produkte zugeschnitten, und diese sind so gestaltet, dass sich mit ihnen mit am wenigsten Aufwand möglichst viel Geld verdienen lässt (möglicherweise statt findende illegale Absprachen erleichtern die Sache natürlich).
Es wäre also für sehr viele Hörgeräteträger möglich, tief begrenzte Hörsysteme zu tragen, wenn
- die entsprechenden Algorithmen entwickelt würden (diese erlauben es, den Störschall bedeutend besser als bisher "heraus zu filtern" bzw. ins "ideale" Verhältnis zum Nutzschall zu setzen*)
- für deren Ausführung mehr Rechenleistung zur Verfügung stünde
- die Hörgeschädigten bereit wären, dem Hören erste Priorität einzuräumen (und grössere Lautsprecher und das Tragen eines Zusatzgerätes (könnte auch multifunktional sein, also auch als Mobiltelefon oder Surftablet etc. etc. genutzt werden - das wird ja eh von den meisten ohne wenn und aber "permanent herum und überall hin geschleppt") akzeptieren würden)
- Einsetzen weiterer, bisher ungenutzter Möglichkeiten etc. etc.
*) wie das gehen könnte, möchte ich nicht verraten. Jedenfalls muss man fest getrampelte Pfade verlassen und auf bislang (für diesen Zweck) ungenutzte Möglichkeiten zurück greifen.
Gruss fast-foot