Pro CI, wieso IMMER?

Pam
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Pro CI, wieso IMMER?

#1

Beitrag von Pam »

Hallo,
ich weis wenn es ums CI gibt, gibt es sehr viele unterschiedliche Meinungen, und viele Debatten darüber, enden in offenem Streit. Das möcht icht nicht.
Lediglich interessiert es mich, wie es dazu kommt, dass viele Mitglieder hier, jedem mit Problemen ein CI ans Herz legen, bzw. anhand der Hörkurve die Aussage machen, aha, das wär schon im CI-Bereich.
Klar find es zur Info gut, ich mein jetzt auch nicht die Beratung von Eltern, die nicht wissen wie es jetzt mit ihren Kleinen weitergehen soll.
Ich hab mich mit dem Thema CI nicht sehr intensiv befasst, aber ausreichend genug um mir eine Meinung dazu gebildet zu haben.
Viele Grüße Pam
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Das schönste an Taubheit ist die Gebärdensprache=)
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Nina M.
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#2

Beitrag von Nina M. »

Hallo Pam!

Es ist einfach so, dass man ab einem bestimmten Hörstatus im CI Indikationsbereich liegt und einem ein CI dann sehr viel helfen könnte.
Und bis vor einigen Jahren war das CI auch einfach kaum bekannt, auch heute noch wissen viele Leute nicht, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Ich denke die meisten CI-Träger haben einfach selbst mit dem CI sehr positive Erfahrungen gemacht und möchten diese gerne weitergeben und daher andere Leute informieren, dass es das CI gibt.

Ob man sich letztendlich zu einem CI entschliesst, ist jedoch eine vollkommen individuelle Sache und eine Entscheidung, die jeder selbst treffen muss. Ich für meinen Teil, akzeptiere dann auch die Entscheidungen.
Eine gute Freundin von mir ist von Geburt an an Taubheit grenzend Schwerhörig, sprachlich recht begabt und bisher war das CI für sie einfach kein Thema. Obwohl ich mein CI jetzt schon bald 4 Jahre habe, war es nie so, dass ich sie irgendwie beschwatzt oder zum CI gedrängt hätte. (Obwohl ich denke, dass es ihr viel helfen könnte, aber ich habe halt akzeptiert, dass sie eben noch nicht wollte.)
Jetzt lässt sie sich doch implantieren, aber das hat überhaupt nichts mit mir oder anderen CI-Trägern zu tun die sie "beschwatzt" hätten, sondern sie hat ihre Entscheidung für sich selbst getroffen. ;)

Ich denke also, all diese Aussagen zum Thema CI sind einfach nur gut gemeint, weil CI-Träger andere Hörgeschädigte über diese Möglichkeit informieren wollen.

Gruß,
Nina

PS: Pam, eine ganz andere Frage, du bist glaube ich seit gestern im In-Ohr-Forum registriert, kannst du mir kurz mal mitteilen ob du problemlos ins Forum kommst und dich einloggen kannst? Unser Admin hat im Rahmen des Updates da ein Problem festgestellt. ;)
Schwerhörig seit dem 11. Lebensjahr, beidseitig mit CI's versorgt (1. CI 6/2003, 2.CI 10/2006)
Andrea Heiker
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#3

Beitrag von Andrea Heiker »

Hallo Pam,

es ist außerdem nicht wahr, dass jedem ein CI ans Herz gelegt wird. Ich mache nur Leute darauf aufmerksam, die schlecht genug hören (du z.B. hörst noch nicht schlecht genug). Ich betrachte ein CI auch nicht als die Lösung aller Probleme. Aber ab einer gewissen Hörkurve ist rein vom Hören der das CI einfach überlegen! Und das müssen die Leute wissen.

Gruß
Andrea

seit Geburt an Taubheit grenzend schwerhörig, im Alter von zwei Jahren mit zwei Hörgeräten versorgt, seit 2002 ein CI
Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#4

Beitrag von Pam »

Ich find es ja informativ super, auch Eltern darüber aufzuklären, doch vielleicht ist es bei mir noch ein Vorurteil, ich hab doch immer das Gefühl, dass das CI immer als einzigste/beste Lösung angesehen wird, wenn HGs nicht mehr so wirklich, bzw. gar nicht helfen.
Ich kenn einige Leute die ein CI haben und zwei die es sich wieder rausmachen haben lassen.
Ich find es eine tolle Sache, nur sollte jeder darüber selbst entscheiden dürfen und das ist bei Kindern einfach nicht der Fall, wie so vieles nicht, das find ich einfach traurig.

Zum Forum...Ich bin problemlos reingekommen!
Viele Grüße Pam
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Momo
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#5

Beitrag von Momo »

Erstellt von Pam
Ich find es eine tolle Sache, nur sollte jeder darüber selbst entscheiden dürfen und das ist bei Kindern einfach nicht der Fall, wie so vieles nicht, das find ich einfach traurig.
Hallo Pam,

mal ganz provokativ gefragt: wie soll ein zweijähriges gl Kind denn gefragt werden???? Ich meine ich verstehe die Frage/ Aussage jetzt nicht ganz..

Nix für ungut, aber aufgeschwatzt wird hier doch eigentlich niemandem etwas, oder?

Grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Birgit
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#6

Beitrag von Birgit »

<<Ich find es eine tolle Sache, nur sollte jeder darüber selbst entscheiden dürfen und das ist bei Kindern einfach nicht der Fall, wie so vieles nicht, das find ich einfach traurig.>>
Das kann ich verstehen, aber das Problem ist halt das "Hörenlernen". Und wenn ein Kind , in dem Fall meine ich jetzt Säuglinge und Kleinkinder von geburt an gehörlos ist, dann ist ein CI halt so ziemlich die einzige Möglichkeit, dass das Kind hören lernt. Und dann hat man keine Zeit.
Oder nimm den fall der Kinder, die wegen einer Meningitis ertauben - da ist es ein Problem, wenn man zu lange wartet; in dem Fall kann es passieren, dass die Strukturen, in welche die Elektroden eingelegt werden müssen verknöchern und dann geht leider kein CI mehr reinzumachen....Und dann kann das Kind auch nicht als Erwachsenes mehr sagen, ich will aber ein CI, weil das halt dann vorbei ist. Da frag ich mich dann auch, ob dieses Kind nicht dann auch seinen Eltern den Vorwurf macht, dass sie einfach über seinen Kopf entschieden haben, es nicht zu implantieren...

Ich denke, dass die Entscheidung für oder gegen ein CI immer sehr schwer ist und letzten Endes wollen Eltern für ihr Kind im Allgemeinen immer nur das Beste - ich glaube, dass es sich die meisten Eltern nicht leicht machen mit der Entscheidung. Sicher gibt es auch Fälle, wo Eltern, die Zeit mit der Entscheidung hätten, überrumpelt werden, aber ich denke, dass das glücklicherweise "noch?" Einzelfälle sind, da es noch nicht soviele Zentren gibt.
Ich schreibe bewusst "noch", weil ich da schon skeptisch bin; ich weiß von Kliniken, die auch ab und zu CIs implantieren (das finde ich auch als Ärztin NICHT richtig) und die wollen natürlich auch Erfahrung sammeln und implantieren dann vielleicht zu früh..... (Ich glaube nicht, dass die Ärzte dort es nicht können, denn die müssen es schließlich auch irgendwo - am ehesten in einem CI-Zentrum- gelernt haben, aber ich halte einfach die Fallzahlen für zu klein).

Jetzt zu uns: Wir denken schon sehr lange übe ein CI bei Claudia nach und sind uns sicher, dass sie sprachlich nur gewinnen könnte. Aber bisher konnte uns halt noch keiner so richtig helfen mit konkreten Aussagen zu ihrem Musikgehör - deshalb haben wir auch noch keine CI-Voruntersuchung machen lassen.....wäre sie nicht musikalisch gäbe es keine Frage, zumal Claudia selber das möchte! (Sie hat im Fernsehen mal die Geschichte eines Kindes mitgekriegt, das ein CI bekommen hat; war recht gut dargestellt auch mit den ganzen unangenehmen und vor allem auch "blöden" (Audiogramme hasst sie!)Untersuchungen. Kam glaub ich mal bei der "Sendung mit der Maus" und war sehr informativ und nicht beschönigend.

Claudia sagt selber immer wieder: Ich will gut hören können, ich will das operieren lassen...(sie stellt sich das traumhaft vor!) aber zum Glück haben wir ZEIT! andere Eltern leider nicht.
tschüss
Birgit +
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Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#7

Beitrag von Pam »

Ich weis nicht, ich hab als Kind auch nichts gehört bis ich sechs war oder so...Meine Eltern sind hörend, können beide nicht gebärden. Ich bin froh, dass sie das mit dem CI gelassen haben! Ein zweijähriges Kind kann es nicht entscheiden, aber ein zweijähriges Kind kennt auch seine Welt nicht anders und wenn man entsprechend damit umgeht, bzw. dazu die Möglichkeit hat (von Frühförderung, bis hin zu Kontakten mit anderen Gl, ohne Ärzte die einem nur Steine in den Weg legen, etc.), dann ist das auch für das Kind nicht schlimm. Es kann sich ja immer noch später für das CI entscheiden!
Nein, natürlich wird es keinem aufgezwängt, das find ich hier in diesem Forum recht angenehm, das gibts ja auch leider häufig anders, nur find ich geriet manchmal die einzelne Person in den Hintergrund. Das mein ich gar nicht auf die Eltern bezogen, denn die haben alle Hände voll zu tun sich zu informieren, eine passende Lösung zu finden und noch dahinter zu kommen welcher Arzt denn jetzt was brauchbares verzapft und welches nicht. Mal ganz abgesehen von der Situation und damit erst mal klar zu kommen. Trotzdem find ich, dass allgemein zu viel Wert auf das 'Normalsein' gelegt wird. Natürlich tut man alles um sein Kind bestmöglich zu versorgen und zu unterstützen, dennoch finde ich ist es in manchen Situationen recht extrem und das Hören, egal wie ist das Wichtigste!
Vielleicht tragen eben auch meine persönlichen Erfahrungen zu dieser Einstellung bei.
Ich respektiere auch jede Entscheidung und akzeptiere sie auch, ob ich es genauso handhaben würde, ist natürlich eine ganz andere Frage.
Ich hab ja versucht bewusst das hier irgendwie zu formulieren, damit sich keiner angegriffen oder provoziert fühlt. Mich würde ernsthaft nur interessieren, warum immer mehr daran gearbeitet wird um eine Gruppe von Menschen, die etwas aus dem Raster fallen, in die vorgegebene Form hineinzuquetschen und dann doch nicht so ganz hinzunehmen.
Ich weis auch nicht ob mir gelingt mich so klar auszudrücken, wie ich es gerade möchte.
Viele Grüße Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#8

Beitrag von Pam »

Ohje, ich brauch definitiv zu lang zum schreiben. Hatte die letzte Antwort noch gar nicht gelesen.
Klar, es ist eine verzwickte Lage, vor allem wenn man keine Zeit hat mit der Entscheidung. Ich weis nicht in wie vielen Fällen man sich damit Zeit lassen kann und in wievielen es schnell gehen muss mit der Entscheidung jetzt, oder nie.
Wenn die Kinder es so wollen, dann fänd ich es super, wenn auch Gehörlose Eltern sich dabei nicht querstellen (Diesen Fall kenn ich leider auch)
Ich möchte nicht in der Situation eines Elternteils stecken und diese Entscheidung unter Zeitdruck machen müssen! Ich hab auch wirklich Respekt zu den Leuten, die das machen müssen, aber dann auch fest bei ihrem Standpunkt bleiben.
Ich glaub der Rest steht schon im vorherigen Post, ich hoffe ich habe jetzt nichts vergessen.
Viele Grüße Pam
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timtom

Re: Pro CI, wieso IMMER?

#9

Beitrag von timtom »

Wie "quotet"man? ich checke das immer noch nicht, wie das geht. Steht das irgendwo beschrieben?:rolleyes:)
[size=small]

[Editiert von timtom am: Donnerstag, Mai. 17, 2007 @ 10:26][/size]
Julia
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#10

Beitrag von Julia »

Erstellt von Nina Mo.

Eine gute Freundin von mir ist von Geburt an an Taubheit grenzend Schwerhörig, sprachlich recht begabt und bisher war das CI für sie einfach kein Thema. Obwohl ich mein CI jetzt schon bald 4 Jahre habe, war es nie so, dass ich sie irgendwie beschwatzt oder zum CI gedrängt hätte. (Obwohl ich denke, dass es ihr viel helfen könnte, aber ich habe halt akzeptiert, dass sie eben noch nicht wollte.)
Jetzt lässt sie sich doch implantieren, aber das hat überhaupt nichts mit mir oder anderen CI-Trägern zu tun die sie "beschwatzt" hätten, sondern sie hat ihre Entscheidung für sich selbst getroffen. ;)
Wieso kommt mir das bloß so bekannt vor? ;)

Nein, es ist in der Tat so, dass ich im Internet und von Freunden nie das Gefühl hatte, da wird mir etwas aufgedrängt. Ich finde es gut, dass man sagt: "Vom Hörverlust her kommt ein CI in Frage, denk doch einfach mal darüber nach" - denn das CI ist noch nicht soo bekannt und viele wissen nicht mal, dass es das gibt.

Aber entscheiden sollte natürlich jeder selbst (bzw. die Eltern für ihre Kinder), das ist klar. Und ich denke, das sieht auch jeder hier so. :) Denn das CI kann auch nur dann Erfolge zeigen, wenn man 100%ig dahinter steht.

Gruß, Julia

[size=small]

[Editiert von Julia am: Mittwoch, März 7, 2007 @ 22:17][/size]
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#11

Beitrag von Julia »

Erstellt von timtom

(hätte gern "gequotet", aber ich checke das immer noch nicht, wie das geht. Steht das irgendwo beschrieben?:rolleyes:)
In jedem Posting ist oben rechts der Button "Zitieren". Einfach darauf klicken ;-)
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#12

Beitrag von Momo »

Erstellt von timtom
(hätte gern "gequotet", aber ich checke das immer noch nicht, wie das geht. Steht das irgendwo beschrieben?:rolleyes:)
oben rechts auf "Zitieren" drücken.
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#13

Beitrag von Birgit »

Mit der Musik ist das so, dass Claudia eben tatsächlich sehr musikalisch ist und in den Frequenzen, die sie einigermaßen hört, tatsächlich ein "absolutes" gehör hat (sie hört also genau, welcher Ton grade gespielt wird, ohne z.B. das Klavier zu sehen) .
Alle, die ich kenne, die ein CI haben, aber auch Ärzte, Therapeuten, Lehrer, sagen, dass das Hören mit CI völlig anders ist als das natürliche Hören und man muss es ja auch erstmal lernen. Aber Du wirst auch die Aussage hören (vor allem von Spätertaubten, die ein CI implantiert bekommen haben), dass sie nicht mehr den Musikgenuss haben, den sie vorher hatten...sei es dass z.B. ein klavier sich jetzt "blechern" anhört oder eben so computermäßig.....es gibt leider wohl nicht so sehr viele hörgeschädigte musikalische Kinder, die so schlecht hören wie Claudia und ein CI bekommen haben, die man nach ihren erfahrungen fragen könnte. Da wir aber Zeit haben und auch bei CIs die technische Ebntwicklung weitergeht können wir zum Glück zur Zeit noch abwarten, zumal Claudia ihren Hörrest genauso super nutzt wie ihren Sehrest.
Ich denke, dass unsere CI-erfahrenen Forumsmitglieder da mehr dazu schreiben können.
tschüss
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#14

Beitrag von Günter Kissmann »

Hmm,

es währe sicher schön, wenn die betroffenen Kiddies das selbst entscheiden könnten, wenn sie alt genug dafür sind.

Nur gibt es im Leben auch Zeitfenster, die man nutzen sollte.

Wenn ein Kind taub ist und in einem hörenden Umfeld lebt dann kann man die Option CI ziehen um das Kind an diesem Umfeld auch teilhaben zu lassen.

Man kann aber auch einen Schnitt machen und sagen, ich lasse mich auf die Taubheit ein und ändere mein Umfeld und mein Leben.

Nicht allen wird dies möglich sein.

Denn es gibt in diesem Leben auch Zwänge ganz unterschiedlicher Art. Ob wir wollen oder nicht.

Da muss man für das Kind die Weichen stellen, etwas anderes bleibt Eltern nicht übrig.

Bei sh Kindern sieht es etwas anders aus, aber auch da hat man nicht unendlich Zeit.

Bei unserem Malte sehe ich es in diesen Tagen. Er hat Mittelohrentzündung, dazu stark erkältet. Das nimmt ihm so Pie mal Daumen 20 db. Bei seiner hochgradigen sh. Hört er jetzt also fast nix (auch mit Fm).

Die Lehrer stehen dann sofort auf der Matte und jaja, wir sind schuld.
Ich hab ihn jetzt einfach bis zum Ende der Woche krank gemeldet. Den Stress tue ich ihm nicht an.

Du musst einiges aushalten wenn du nicht hörst.

Da muss man als Eltern auch abwägen. Nix tun ist bequem hilft aber dem Kind nicht.

CI empfehle ich grundsätzlich nicht, ich rate nur dazu sich mit implantierten zu unterhalten und sich ein eigenes Bild zu machen.

Gruß,

Günter

Günter, 1956 von Kind auf sh seit 2003 Ci, Jan-Derk 1983 normalh. Nina 1985 mittelgr, sh. Mathis 1986 mittelgr.sh, Janna 1991 normh. und Malte 1998 hochgr. sh
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#15

Beitrag von mäusepeter »

Jetzt, muß ich mich doch auch noch mal zu Wort melden,da uns dieses Thema auch wieder sehr berührt. Als Julie an der Meningitis erkrankt und daraufhin ertaubt ist habe ich in diesem Forum ziemlich viele Antworten und Infos bekommen. Ich hatte damals den Eindruck, dass es recht viele CI-Gegner in diesem Forum gibt. Aber es hat ganz doll bei der Entscheidungsfindung geholfen. Und jeder kann glauben dass sich Eltern so eine Entscheidung auf keinen Fall leicht machen...Ich habe aus den vielen Berichten und Meinungen rausgefiltert was ist für Julie wichtig, wie wollen wir das Leben gestalten.Das ist in diesem Moment eine RIESEN Aufgabe und eine große Verantwortung-es war die schwerste Entscheidung MEINES Lebens und die betraf nicht mal mich.Ich finde es traurig, dass man hier von Mitgliedern abgestempelt wird als ob man sich von irgendwelchen Meinungen treiben oder beeinflussen ließe. Solche Leute, die Entscheidungen wegen Anderen treffen, habe ich in diesem Forum noch nicht kennengelernt. Als Julie mit 1,5 Jahren krank wurde und wir 2 Monate später merkten dass sie nix mehr hört war das ein Schock.Wir haben alle Infos förmlich aufgesaugt und uns wieder 2 Monate später für´s CI entschieden.Julie haben wir dazu nie gefragt-Wie auch??? Aber unserer Gedanken und Gespräche gingen immer um ihr Leben. Und da sie mit 1,5 Jahren einen Riesen Wortschatz hatte, eine totale Schnattertasche war und Komunikation einfach ihre Stärke war, ging die Entscheidung zum CI. Ich weiß wenn sie gekonnt hätte, sie hätte es so entschieden. Sie macht super Fortschritte, hat nach 4 Monaten die Defizite aufgeholt, freut sich megamäßig wenn wir morgens ihre Ohrlis ran machen und ist einfach wieder unser "altes Mädchen"! Und warum??? Weil WIR uns viele Gedanken gemacht haben und trotzdem schnell entschieden haben! Ich kann hier an dieser Stelle einfach nur noch mal Danke sagen- Allen die immer wieder helfen wollen, EHRLICHE Meinungen sagen und das FÜR und Wider immer präzise darstellen. Man findet heute doch kaum mehr jemanden, der sich für Deine ganz eigenen Probleme so viel Zeit nimmt und sich Gedanken macht um Menschen die er gar nicht kennt.Das ist doch toll!

Mäusepeter mit Julie (06/04) 2 CIs (08/06)
Karin
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#16

Beitrag von Karin »

Ja, ich kann dich sehr gut verstehen, Mäusepeter und alle anderen...

Es ist doch so, dass das CI nun mal als technische Errungenschaft da ist. Man kann es nicht totschweigen, und das sollte man auch nicht.

Mit Empfehlungen aber hab auch ich ein Problem. Ich schrieb es mal in einem anderen Thread. Man würde ein Stück Verantwortung übernehmen, für ein Kind oder eine ganze Familie, wenn man aktiv zurät.

Kinder nach Meningitis haben bei mir auch eine besondere Stellung. Sie haben gehört, sie haben vielleicht schon gesprochen und so fehlt ihnen sicher etwas, was sie, wenn sie es schon äußern könnten, zurückfordern würden.

Was aber wichtig ist, bei der Entscheidung zum CI ist, dass man als Eltern immer weiß, wenn es mit dem CI dann nicht wie gewünscht klappt, dass es die Möglichkeiten in der Gebärdensprache gibt. Ich denke, Eltern kann es helfen, sich nicht nur auf das CI verlassen zu müssen. Es gibt auch einen anderen Weg...

Es gibt auch die Kinder, die nichts oder wenig mit dem CI anfangen können. Wenn aber die Elektrode gut liegt und der Operateur ein guter ist, dann kommen die Kinder nach Meningitis meist schneller wieder auf den Weg der Lautsprache. Das merkt man dann aber auch recht schnell, ob ja oder nein.

In der Zeit, in der die Entscheidung getroffen wird und in der Zeit bis zur OP und bis zur Anpassung und auch in der Einstellungszeit, sollte man sich aber wenigstens schon rudimentär kommunikativ seinem Kinder nähern können, bedeutet wenigstens ein paar Gebärden lernen. Es hilft dem Kind auch emotional, wenn es trotz der Nichtanbindung an die akustische Welt den kommunikativen Kontakt hat, ab der ersten Gebärde "hallo", "küsschen" oder "lieb" ist der kommunikative Kontakt wieder hergestellt.

Bei taubgeborenen Kindern ist es schwieriger. Sie haben noch nie gehört, vermissen nichts, weil es nicht da war. Und wir wissen nicht, ob alle Verbindungen bis ins Hörzentrum richtig funktionieren. Gerade hier ist es wichtig für Eltern zu wissen, dass sie auch andere Möglichkeiten haben. Sie können mit HG versuchen und mit Gebärdensprache und sich mehr Zeit nehmen zu entscheiden. (leider wird gerade auch diesen Eltern immer noch sehr viel Druck gemacht und schlechtes Gewissen eingeredet.) Dabei weiß man gerade bei diesen Kindern nicht, ob sich der Erfolg in Form von Hören und Sprechen einstellt. Manche haben auch nur rudimentäre Höreindrücke - werden aber irgendwie an Hören gewöhnt und so wäre auch die Reimplantation immer wieder eine Option. Obwohl das Kind (bei mur rudimentärem Hören)so sicher nicht richtig in die Lautsprache kommt. (was ja immer das Ziel ist)

Außerdem dauert es bei taubgeborenen Kind sehr viel länger, manchmal bis zu drei Jahren bis sich ein Hören, Verstehen und sprechen bei den Kindern einstellt, wenn es sich einstellt. Diese Zeit ohne eine funktionierende Kommunikation zu verbringen kann für ein sich entwickelndes Kind nicht gut sein! Es muss ein System da sein, dass den Kindern die Möglichkeit der Aufnahme und Äußerung bietet. Fahrten im Zug zum CI Zentrum bedeuten viel Zeitaufwand, auch das sollte man wissen, Zeit, die man auch damit verbringen kann, mit Kindern im Zug aus Büchern Gebärden zu lernen.

Zeiten in denen das Kind kein CI hat, aus verschiedensten Gründen, baden, schwimmen, zu Bett gehen, bei Ausfall der Batterie oder Ausfall des Implantates oder des Sprachprozessors, bedeuten für das Kind es abgeschnitten von z.B. tröstenden Worten zu lassen, wenn es und die Eltern keine Gebärden können. Und das sage ich auch immer:
Wenn Eltern 30 Minuten am Tag Gebärden lernen oder einmal die Woche in einen Kurs gehen, ist es kein schlimmer Zeitaufwand, es ist doch für sein Kind emotionale Sicherheit und zeigt den Kindern, dass Mama und Papa sich bemühen, es in seiner Situation ernst nehmen und es verbindet allemal.

Die Kinder müssen sehr viel mehr leisten, um sprechen und verstehen zu lernen.

Und man kann mit Freunden und Verwandten Gebärden-Spielnachmittage machen, das macht Spaß, den Erwachsenen und allen Nachbarskindern, - die besonders finden die "Geheimsprache" klasse.

Ein paar Gedanken - upss ein paar mehr..;-)
Liebe Grüße
Karin


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Jutta L.
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#17

Beitrag von Jutta L. »

Hallo Pam,

ich denke auch jeder muss für sich selbst entscheiden, aber ein kleines Kind kann dass eben nicht, deshalb müssen die Eltern für ihr Kind entscheiden, was alles andere als leicht ist.
Man kann auch nicht immer warten, bis das Kind alt genug ist und selbst weiß was es will.

Man kann sich in Sachen CI sehr objektiv und sehr gut informieren, auch hier im Forum.
Es ist nicht so, dass das CI hier als einzige Lösung angesehen wird und jedem ab einer bestimmten Hörkurve ans Herz gelegt wird.

Du sagtest, dass du froh bist, dass deine Eltern das mit dem CI bei dir gelassen haben.
Du bist ja mittelgradig schwerhörig und da war das bei euch sicher kein Thema.

Wichtig ist doch, dass man die Einstellung anderer Menschen akzeptiert, egal ob man sich für oder gegen ein CI entscheidet.
Es gibt eben keine einzig richtige Lösung.
Für jeden Menschen ist ein anderer Weg der Richtige.

Gruß Jutta
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#18

Beitrag von Pam »

Hallo,
ja, einige konnten es jetzt hier besser zum Ausdruck bringen, als ich, danke dafür.

Du sagtest, dass du froh bist, dass deine Eltern das mit dem CI bei dir gelassen haben.
Du bist ja mittelgradig schwerhörig und da war das bei euch sicher kein Thema.

Kleine Frage, ist das auf die Kommunikation bezogen, oder was meinst du mit, da war das bei euch sicher kein Thema?
Ja jetzt bin ich mittelgradig Schwerhörig, nur ich meinte es ja auf die Situation als Kind bezogen.
Viele Grüße Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#19

Beitrag von Pam »

Muss noch was hinzufügen.
Hab in nem anderen Thema jetzt gerad gelesen, "...so könnt ihr die Schwerhörigkeit eurer Kinder optimal ausgleichen"
Es ging dort darum, wie gut die Eltern hier informiert sind. Find ich super, nur ich finde die Formulierung mit dem ausgleichen wieder sehr schade. Wieso muss man einen Hörschaden in unserer Gesellschaft denn unbedingt kompensieren? Ich finde es gut, wenn an der Technik weiter geforscht und entwickelt wird, nur geht die sowieso mangelnde Akzeptanz nur weiter verloren.
Wieso kommt es denn, dass es bereits so eine drastische Grenze zwischen Gehörlosen, Schwerhörigen, CI-Trägern und Hörenden gibt?
Viele Grüße Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#20

Beitrag von Jutta L. »

Ich meinte, dass deine Eltern sicher nicht entscheiden mussten CI oder nicht, da du ja als mittelgradig Schwerhörige zu gut hörst für ein CI.

Gruß Jutta
Mein Sohn Johannes *03/1993 ist von Geburt an hochgradig schwerhörig und lautsprachlich aufgewachsen;
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#21

Beitrag von Pam »

Ja jetzt...
Wie gesagt ich meinte die Situation als Kind, da mussten sich meine Eltern genauso dafür oder dagegen entscheiden!
Viele Grüße Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#22

Beitrag von Karin »

Liebe Pam, in anderen Ländern ist es anders. Deutschland ist so - leider! Ich versuche zwar seit Jahren an der Gesellschaft etwas zu verändern, aber es ist mühsam!!
Lieben Gruß
Karin
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#23

Beitrag von Karin »

Liebe Pam, hat sich dein Gehör verbessert?
Lieben Gruß Karin
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#24

Beitrag von Pam »

Klar ist es das, nur das ist meiner Meinung nach nur ein weiterer Grund um noch mehr anzustreben etwas zu verändern!
Ich finde hier lassen sich die Leute mit viel zu vielen Sachen einfach abspeisen und keiner sagt was.
Viele Grüße Pam
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Re: Pro CI, wieso IMMER?

#25

Beitrag von Pam »

Ja, als Kind hab ich wie gesagt nichts gehört...
Viele Grüße Pam
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