Knochenleitung besser als Luftleitung

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Fujshe
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Knochenleitung besser als Luftleitung

#1

Beitrag von Fujshe »

Hallo alle zusammen,

und wieder schreibe ich hier mit der Hoffnung Tipps, Denkanstöße und Unterstützung von euch zu kriegen.

Kurz zu unserer Geschichte. Im Alter von 3 Monaten wurde bei meinem Sohn Leo (2,5) an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit diagnostiziert. Wir waren in mehreren Kliniken und es hieß immer, es sei eine Schalempfindungsproblematik und es ist nichts dran zu ändern. Leo wurde mit Oticon Sensei SP vetsorgt. In der letzten Zeit habe ich mich vermehrt damit beschäftigt die Einstellung von seinrn HGs zu optimieren. Letztens wurde eine In-Situ Messung durchgeführt und MPO-Werte wurden an die durchschnittliche Unbehaglichkeitsgrenze von Kindern in seinem Alter angegliechen. Dafür mussten wir Akustiker wechseln.

Da wir bei der Erstanpassung keine Möglichkeit hatten mehrere HGModelle zu testen, wollte ich unbedingt schauen wie Leo mit Phonak zurecht kommt. Seit Anfang Juli trägt er Phonak Sky B50 bzw B70.

Etwa vor einem Jahr wurde bei Leo im Rahmen einer Audiometrie zum ersten Mal die Knochenleitung gemessen. https://picload.org/view/dlllwodw/2018- ... 0.jpg.html
Man sieht, dass die KLWerte besser ausfallen als die LL. Mir wurde das damit erklärt: Leo könnte die Vibration spüren und darauf reagieren. Hören kann er das nicht. Für mich klang es ziemlich logisch.
Einige Monate später wurde eine zweite KLMessung durchgeführt. Hier ist das Bild: https://picload.org/view/dlllwoar/2018- ... 4.jpg.html Die Erklärung für seine Reaktionen blieb gleich.
Am 14.08.2018 wurde zum dritten Mal die KL gemessen. Hier ist das Bild: https://picload.org/view/dlllwoaa/2018- ... 7.jpg.html Und plötzlich sind die Reaktionen auch im Hochtonbereich da! Die kann man doch nicht durch Vibration erklären, oder? Leider habe ich das nur auf dem Weg nach Hause gemerkt und die Ärztin ist bei unserem Gespräch nicht darauf eingegangen. Das Tympanogramm war schon immer unauffällig.
Was könnte es bedeuten? Gibt die KLKurve nicht die tatsächliche Leistung vom Ihnenohr wieder? Wenn das der Fall ist, dann liegen die Welten zwischen KL und LL, oder sehe ich das falsch? Für mich ist auch bemerkenswert, dass die beiden Kurven einander sehr ähneln, sodass ich es kaum für einen Zufall halten kann. Sieht es nicht nach einer Schalleitungskomponente bei seiner SS?
Was meint ihr, ist es etwas was man beheben kann und somit Hörleistung meines Sohnes verbessern?

Ich bin euch für jede Art von Rückmeldung dankbar.

GlG

Fujshe
fast-foot
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Re: Knochenleitung besser als Luftleitung

#2

Beitrag von fast-foot »

Hallo Fujshe,

zunächst einmal grundsätztlich:

Eine so genannte Schallleitungskomponente kann bspw. auch innenohrbedingt sein (Beispiel: LVA). Auf die andere Seite kann das Resultat der Knochenleitungsmessung scheinbar besser ausfallen, als es tatsächlich ist (Beispiel: nicht ausschliessliche Otosklerose im Anfansstadium im Hochtonbereich).

In Bezug auf Deinen Sohn kann ich nur für das linke Ohr schreiben, da für das rechte Ohr keine entsprechenden Resultate vorhanden sind (ich erkenne keine Ergebnisse einer Knochenleitungsmessung). Dort ist jedoch laut Messung pantonal eine relativ hohe Schallleitungskomponente vorhanden. Für mich ist es nicht einfach, eine Erklärung hierfür zu finden, zumal die Ergebnisse der Tympanometrie unauffällig seien.

Von daher gesehen würde ich die Durchführung einer Knochenleitungs-BERA (notched-noise oder einer entsprechenden) empfehlen - am besten gleich auch noch einer Luftleitungs-BERA (damit man einen Vergleich ziehen kann).

Oder aber die Resultate ansehen, falls dies bereits geschehen sein sollte.

Allenfalls könnte man noch die Stapedius-Reflexe überprüfen (frequenzspezifisch) - je nachdem lassen sich aus den Resulaten ebenfalls noch gewisse Schlüsse ziehen.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 19. Aug 2018, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Fujshe
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Re: Knochenleitung besser als Luftleitung

#3

Beitrag von Fujshe »

Hallo,

fast-foot vielen Dank für deine Antwort, auch wenn ich damit nicht viel anfangen kann.

Wir hatten in der Vergangenheit keine gute Erfahrung mit BERA gemacht, sodass ich mich entschlossen habe, diese nicht mehr zu machen. Mit der Audiometrie klappt es bei uns ziemlich gut und man könnte doch auch so schauen ob die Ergebnisse reproduzierbar sind. Ich verstehe nicht warun die BERA in dem Fall die Lösung sein soll. In einem der Beiträge schrieb du dass Audiometrie sicherere Ergebnisse liefern soll als BERA.

Ich habe mir gehofft hier Ratschläge zu finden. Es ist schade, dass in einem großen Forum es niemanden außer fast-foot gibt, die mit so einem Thema Erfahrung gemacht haben und etwas dazu sagen können.

Ich hätte auch adere Fragen gestellt, aber ob es ein Sinn hat, bin ich mir leider nicht sicher.

Vielen Dank an alle Lesenden!

VG

Fujshe
fast-foot
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Re: Knochenleitung besser als Luftleitung

#4

Beitrag von fast-foot »

Hallo Fujshe,
Fujshe hat geschrieben:Am 14.08.2018 wurde zum dritten Mal die KL gemessen. Hier ist das Bild: https://picload.org/...7.jpg.html Und plötzlich sind die Reaktionen auch im Hochtonbereich da!
Das würde ich nicht so formulieren. Es ist nämlich für mich nicht ersichtlich, dass sich etwas verbessert hat. Zuvor wurde bei tieferen Reizpegeln keine Reaktion fest gestellt, jetzt einfach eine bei höheren.
Fujshe hat geschrieben:Wir hatten in der Vergangenheit keine gute Erfahrung mit BERA gemacht, sodass ich mich entschlossen habe, diese nicht mehr zu machen. Mit der Audiometrie klappt es bei uns ziemlich gut und man könnte doch auch so schauen ob die Ergebnisse reproduzierbar sind. Ich verstehe nicht warun die BERA in dem Fall die Lösung sein soll. In einem der Beiträge schrieb du dass Audiometrie sicherere Ergebnisse liefern soll als BERA
Inwiefern waren die Erfahrungen mit der BERA schlecht? Insbesondere, wenn ein Kind erst wenige Monate alt ist, muss man "die Resultate mit Vorsicht geniessen". Später sind sie aussagekräftiger.

Die Durchführung einer Knochenleitungs- (und am besten auch gleich noch einer Luftleitungs-) BERA habe ich deshalb vorgeschlagen, weil ich davon ausgegangen war, dass das Problem, dass bestimmte Töne nicht gehört würden, sondern nur deren Vibrationen gefühlt, ausgeschlossen werden könne. Diese Annahme ist jedoch möglicherweise nicht richtig, da ich nicht weiss, wie genau die gefühlten Reaktionen im Hirnstamm verarbeitet werden. Sie trifft nur zu, wenn die typischen charakteristischen "zeitlichen Merkmale" anders verlaufen, was ich immerhin als sehr gut möglich (oder gar wahrscheinlich) ansehe.
Damit wären aber alle Fälle, in welchen eine einigermassen hohe Schallleitungskomponente innenohrbedingt ist (kann bspw. bei Vorliegen eines LVA für den Tieftonbereich gelten), nicht geklärt. Ausserdem verweise ich noch auf Aussage .

Weshalb die Tympanometrie-Ergebnisse unauffällig sind, kann ich mir im Moment nicht erklären. Es ist jedoch so, dass bei unauffälligen Werten trotzdem eine Schallleitungskomponente vorhanden sein kann. Deshalb (und weil allgemein den Messungen nicht absolut zu trauen ist), ist es gut, wenn man verschiedenartige Messungen durchführt, um letztlich ein(ig)e plausibel erscheinende Vorstellung über das effektive Hörvermögen zu entwickeln . Aus diesem Grund habe ich auch noch die Bestimmung der Schwellen für die Auslösung des Stapediusreflexes ipsi- und kontralateral bei verschiedenen Frequenzen empfohlen.

Fujshe hat geschrieben:Ich hätte auch adere Fragen gestellt, aber ob es ein Sinn hat, bin ich mir leider nicht sicher.


Ich kann immerhin sagen, dass ich schon in eingen "komplizierten Fällen" mit meiner Einschätzung richtig lag - im Gegensatz zu renommierten Kliniken (wie sich im Nachhinein heraus gestellt hatte). Allerdings brauche ich hierzu sämtliche Informationen, über welche die Klinik verfügt. Und "hexen" kann natürlich auch ich nicht.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 22. Aug 2018, 09:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Fujshe
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Re: Knochenleitung besser als Luftleitung

#5

Beitrag von Fujshe »

Hallo fast-foot,

ich habe nie behauptet, dass es sich etwas verbessert hat. Seit der ersten KL-Messung gab es die Reaktionen im Tieftonbereich. Jetzt sind auch Reaktionen im Hichtonbereich da, die man kaum durch die Vibration erklären kann.

Unsere Erfahrung mit BERA habe ich in einem der früheren Beiträge ausführlich beschrieben. Und so wie ich dich verstanden habe, ist die BERA auch keine optimale Lösung. Es kann sein, dass ich dich nicht richtig verstehe, weil aufgrund deiner Ausdrucksweise es mir teilweise schwer fällt deinen Gedanken zu folgen.

Die Daten fie ich hier veröffentlicht habe, ist alles vorüber die Klinik verfügt.

VG

Fujshe
fast-foot
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Re: Knochenleitung besser als Luftleitung

#6

Beitrag von fast-foot »

Hallo Fujshe,
Fujshe hat geschrieben:ich habe nie behauptet, dass es sich etwas verbessert hat. Seit der ersten KL-Messung gab es die Reaktionen im Tieftonbereich. Jetzt sind auch Reaktionen im Hichtonbereich da, die man kaum durch die Vibration erklären kann.
Ich wollte nur (nochmals) anmerken, dass man nicht weiss, ob die Reaktionen auch bereits früher da gewesen sind - da man eben gar nicht mit so starken Reizen gearbeitet hat wie bei der letzen Messung.

Die Vibrationen sind natürlich stärker bei höheren Schalldruckpegeln. Ob sie im Hochtonbereich bei noch so hohen Schalldruckpegeln (oder zumindest bei denen, welche für die Tests verwendet wurden), nicht gespürt werden, kann ich nicht sagen. Meines Wissens eher nicht (ich weiss allerdings nicht mehr, woher ich die Informationen habe).
Fujshe hat geschrieben:Unsere Erfahrung mit BERA habe ich in einem der früheren Beiträge ausführlich beschrieben.
Ich kann mich leider nicht mehr erinnern, und suchen müsste ich in etwa einem Dutzend Threads.
Fukshe hat geschrieben:Die Daten fie ich hier veröffentlicht habe, ist alles vorüber die Klinik verfügt.
Wenn das wirlich so ist, dann wurde bspw. nur für das linke Ohr auch eine Reintonaudiometrie über Knochenleitung durchgeführt. Für das rechte Ohr nur eine Reintonaudiometrie über Luftleitung, wobei auch noch die Aufblähkurven (für das rechte Ohr) aufgeführt sind. Weshalb das so ist, kann ich nicht nachvollziehen.

Gruss fast-foot
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