Berufe für Hörgeschädigte?

Hier kann man sich vorstellen oder eigene Erlebnisse berichten
maryanne
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Re: Berufe für Hörgeschädigte?

#26

Beitrag von maryanne »

Fahrlehrer unterrichten nicht nur die Theorie, sondern sind auch in der Praxis angesiedelt. Fahrlehrer müssen von der linken Seite her recht gut verstehen, immer die Signalfahrzeuge (Feuerwehr etc.) hören und den Fahrschüler verstehen. Die Ausbildung zum Fahrlehrer ist teuer und der Job im Angesteltenverhältnis ist schlecht bezahlt.

Coralie: ich kenne Gutachten (von Prof. Plath) wo es um Beschäftigung in Küchen geht: der Lärmpegel dort ist i.d.R. sehr hoch, ein enormer Stress für Hörgeschädigte. Und ein Koch sollte schon das zubereiten, was geordert wird :)

Sabris Schriftsprachkompetenz finde ich auch als großes Plus!

Ohne Sabris Audiogramm kann ich einfach zu wenig sagen, sowohl in Richtung CI als auch in Richtung berufliche Optionen.
Außerdem kommt es darauf an, welche persönlichen Toleranzen man mitbringt.

Ich selbst kann in Ruhe fast alles, aber jeder Störlärm killt meine Potentiale.
Bei Spätertaubten / -schwerhörigen ist das oft so, während Frühschwerhörige besser mit dem Störlärm klarkommen. Inwieweit sich das allerdings aufs psychovegetative Nervensystem auswirkt, ist eine weitere offene Rage.

GL Fahrschüler gibt es zu wenige, als dass man sich als Fahrlehrer auf diesen Kundenstamm verlassen könnte.

Die Ausbildung in Rendsburg ist schon toll, aber zu Beginn sollte man wenigstens halbwegs mit DGS oder LBG klarkommen.
LBG oder DGS lernen kann man auch im Rahmen einer RV-finanzierten Maßnahme im Reha Zentrum Rendsburg.

Übrigens Sabri: in Nürnberg gibt es den Öhrlitreff, eine SHG, die vermutlich auch LBG anbietet, auf jeden Fall aber Infos, da solltest du mal hingehen
Coralie
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Re: Berufe für Hörgeschädigte?

#27

Beitrag von Coralie »

Maryanne, ja Küchen sind sehr unterschiedlich....ich habe eher Kantinenküchen im Kopf da wird in großen Mengen das gleiche produziert...und kenne schwerhörige Mitarbeiter die dort gut klar kommen....und Bestellungen werden inzwischen meist nicht per Zuruf an die Küche weitergeleitet....aber Sabi scheint ja ganz anderes machen zu wollen. Vieles ist möglich, wenn man weiß was man will und seine Ziele verfolgt...und Gutachten sind ein spezielles Thema...
CI einseitig, andere Seite mit Hörgerät versorgt bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit.
maryanne
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Re: Berufe für Hörgeschädigte?

#28

Beitrag von maryanne »

Ja Coralie, wir sind ja beide keine Küchenmaiden :), mir schwebte eine Hotelküche vor, wo enormer Lärm herrscht und der Kellner die Bestellung hineinruft.
Kantinenküchen halte ich eher vom Lärmpegel her für ungeeignet, da herrscht ja teilweise 80 dB Dauerbeschallung, da kriegste dann im HG oder CI wahrlich die Flötentöne zu hören ....

lg
maryanne
Zappenduster
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Re: Berufe für Hörgeschädigte?

#29

Beitrag von Zappenduster »

Hallo,
ich bin Ökotrophologin, somit Klinikküchen-erprobt. Küchen sind für Schwerhörige die Hölle, einfach zu laut. Die Mitarbeiter verständigen sich untereinander nur durch Schreien.
Auch sonst ist der Beruf einer Ökotrophologin nichts für Schwerhörige, denn wenn sie nicht in Küchen arbeiten, beraten sie oder unterrichten. Ich habe deshalb umgeschult auf Bauzeichner. Der Kampf um die Umschulung hat allerdings sehr lange gedauert.

Als Bauzeichner arbeite ich am Rechner und muss nur selten mal telefonieren. Bei meinem Arbeitgeber gibt es aber auch Bauzeichner, die den ganzen Tag mit Kunden reden, ständig am Telefon hängen oder auf lauten Baustellen zu tun haben, was für Schwerhörige ebenso kontraproduktiv wäre.

Ich denke daher, dass die Eignung für Schwerhörige nicht nur von der Berufswahl abhängig ist, sondern von der Tätigkeit, für die man tatsächlich eingesetzt wird.
Gruß Nicole
maryanne
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Re: Berufe für Hörgeschädigte?

#30

Beitrag von maryanne »

Beraten und unterrichten halte ich für Schwerhörige für ok, wenn sie richtig mit ihrer Schwerhörigkeit umgehen können, d.h. bei Unsicherheit nachfragen, Technik einsetzen usw. Man muss natürlich vorher die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, d.h. eine Ausbildung bzw. ein Studium absolviert haben.
Das sind meine persönlichen Erkenntnisse: Beratung einzeln und in Kleingruppen, Seminare durchführen/leiten bis zu 20 Personen, Unterricht (u.a. an Krankenpflegeschulen), Events organisieren und managen, referieren auf Veranstaltungen (da muss man sich für die Fragerunde etwas einfallen lassen, das bei +/- 100 Teilnehmern auch mal Fragen von weiter weg kommen können).

Es kommt natürlich auf die Schwere der Schwerhörigkeit an :)
Zappenduster
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Re: Berufe für Hörgeschädigte?

#31

Beitrag von Zappenduster »

maryanne hat geschrieben:Beraten und unterrichten halte ich für Schwerhörige für ok ...Es kommt natürlich auf die Schwere der Schwerhörigkeit an
Kann man nicht so pauschal sagen. Ich bin nur mittelgradig schwerhörig, aber habe immense Probleme mit dem Sprachverständnis. Ich brauche lange, ehe ich mich auf jemanden eingestellt habe, dh. mir unbekannte Leute verstehe ich zunächst kaum, insbesondere wenn sie Dialekt sprechen, neurologische Einschränkungen haben, z.B. nach Schlaganfall oder wenn Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. (Ich verstehe auch fast nie einen gesungenen Liedtext).
Deshalb hatte ich bereits Probleme, Patienten bei Einzelberatungen zu verstehen. Wenn bei Vorträgen vor größeren Gruppen Fragen kamen, konnte ich weder lokalisieren, wo sie her kamen, noch den Inhalt verstehen. Dann musste ich jedesmal die Frage neu stellen lassen und konnte die Leute nur mit Blickkontakt und ohne Nebengeräusche halbwegs verstehen. Auf Dauer ist das sehr anstrengend.
Gruß Nicole
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