Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

Emil
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#26

Beitrag von Emil »

Das ist so, der Artikel ist uralt und kann somit die aktuellen technischen Möglichkeiten der digitalen HGs nicht beachten.

Das weiß auch fast food ganz genau, aber es unterstützt in der Tat seine immer wiederkehrenden Thesen. - - Na gut, wer will kann sich das ja annehmen.

Auch bei mir muß die Verstärkung durch die HGs so hoch sein, dass eine weitere Schädigung nicht auszuschließen ist. Aber ich (und auch der HNO) wissen keine andere Lösung ein einigermaßen erträgliches Sprachverstehen zu ermöglichen.

Gern nehme ich Hinweise entgegen wie ich mit geringer Verstärkung trotzdem hören kann.

Gruß Emil
Zuletzt geändert von Emil am 14. Dez 2014, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
beidseitig Phonak Naida Q 70 UP
fast-foot
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#27

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Bezieht man aktuellere Erkenntnisse mit ein, so muss man fest halten, dass die Grenzwerte, ab welchen eine Schädigung durch Lärm möglich ist, nach unten korrigiert wurden. Ausserdem sind laut BAUA etwa 10 % der GESAMT-Bevölkerung von einem vulnerablen Innenohr betroffen - also wesentlich mehr, als im Artikel angenommen.
Darüber hinaus geht man heute davon aus, dass die Ohren von Kindern generell schädigungsanfälliger sind als die von Erwachsenen.

Aus dem Artikel ist ausserdem klar ersichtlich, dass insbesondere die erwähnte Problemgruppe oftmals gerade nicht an einer Hyperakusis leidet, sondern im Gegenteil eher erhöhte Unbehaglichkeitsschwellen aufweist (siehe auch letzten Abschnitt).

Darüber hinaus kann man auch ableiten, dass nicht primär die Art des Hörverlusts, sondern die Belastung durch das Hörgerät entscheidend ist. Diese hängt ab 1. von der Verstärkung, 2. von der Begrenzung (und Kompression) und 3. von den Dauern der Emissionen und den Eingangspegeln am Hörgerät, welche diese erzeugen. Es sind also auch bei geringgradigen Hörverlusten hohe Belastungen möglich.

Die Möglichkeit einer Begrenzung existierte bereits seit mindestens den Neunziger-Jahren des letzten Jahrhunderts, und sie wird nach wie vor nach den Unbehaglichkeitsschwellen eingestellt - der potentiellen Gefährdung durch die resultierenden Immissionen wird keine Rechnung getragen. Ausserdem kann nur eine in-Situ-Messung (ev. vergleichbare Verfahren) darüber Aufschluss geben, ob die tatsächlich am Trommelfell abgegebenen Maximalpegel auch den Sollwerten entsprechen. Deren Anwendung dürfte in der Praxis nicht Standard sein.

Und falls ich nicht mehr antworten sollte, liegt es vermutlich daran, dass mir die Zeit zu schade ist, auf beliebig unqualifizierte Argumente einzugehen, welche ausserdem nichts mit meinen Aussagen zu tun haben.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 14. Dez 2014, 19:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Emil
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#28

Beitrag von Emil »

Sorry, fast-food ich wollte Deine Zeit wirklich nicht in Anspruch nehmen.

Da, trotz einem Schwall unkonkreter Aussagen, meine Frage (und die meines HNO) nicht beantwortet wurde, danke ich für den Beitrag. - Ich hatte auch keine Lösung meines Problems erwartet, die Zusammenhänge von hochgradiger sh und Verstärkung (incl. Dämpfung , Kompressionsreduzierung) sind hinlänglich bekannt - helfen mir aber leider nicht.

Also fast- food ich erwarte ausdrücklich KEINE Antwort von Dir.

Gruß Emil
beidseitig Phonak Naida Q 70 UP
fast-foot
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#29

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC
Ich habe Antworten auf Deine Fragen, gebe sie allerdings nicht Preis, so lange dieser nicht stimmt ;)
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bobbiline
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#30

Beitrag von bobbiline »

Ich wüsste auch gern, was ich tun könnte um mein Gehör nicht weiter zu schädigen. Allerdings befürchte ich, wird sich mein Akustiker nicht darauf einlassen meine Hörgeräte mit einem niedrigeren max. Ausgangspegel zu belegen. Er wird vermutl. sagen, dass ich dann ja nichts höre in den Frequenzbereichen und das eben "so sein müsse".
Emil
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#31

Beitrag von Emil »

Hallo Bobbiline,

das mußt Du keinesfall hinnehmen ! Du bist "der Herr des Verfahrens", Du entscheidest über Pegel und Dämpfung, wenn Du ausreichend Sprachverständnis erreichst ist es Deine Entscheidung mit dem "Minimum" auszukommen. Warum sollte der Akustiker Dein Restgehör vorsätzlich schädigen?

Bei meinen (nervigen) Anpassungen ist es immer anders herum, der Akustiker sagt "jetzt müssten Sie eigentlich gut verstehen" und ich höre nix. Bitte dann um ein paar DB mehr und bekomme den Hinweis dass damit ggf. mein Restgehör Schaden nehmen könnte. - Unbd irgendwann kommen wir dann auf ein Level das mich einigermaßen hören läßt und des Akustiker meint es gerade noch vertreten zu können.

Laß Dich bloß nicht unter Druck setzen !!

Gru Emil
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bobbiline
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#32

Beitrag von bobbiline »

@emil

Der Akustiker sagt ja, nein nein, das schädigt nicht, das ist alles in Ordnung so. Naja, ich denke ich werde aber dran bleiben.
JND
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#33

Beitrag von JND »

Hallo zusammen,

habe noch ein interessantes aktuelles Paper zu der Thematik.

Kurz etwas zum Hintergrund/den Annahmen hinter dem Paper:
Es gibt permanente und temporäre Hörverluste durch Lärmeinwirkungen.
Es wird angenommen, dass ein permanenter Hörverlust durch Lärmeinwirkung durch wiederholte
temporäre Hörverluste und zu wenig Ruhephasen zwischen den temporären Hörverlusten entsteht.
Der permanente Hörverlust entspricht dann dem temporären Hörverlust.

Im Paper steht kein genauer Zeitraum drin, aber dem wiederholte temporäre Hörverluste zu permanenten Hörverlusten werden.
Als Anhaltspunkt sind hier die Zeiträume für Lärmarbeitsplätze sicherlich brauchbar.
Demzufolge sind die betrachteten Zeiträume 10 bis 40 Jahre, in denen wiederholte temporäre Hörverluste auftreten müssen,
um einen permanenten Hörverlust zu erleiden.

Im Paper werden zwei verschiedene gängige Anpassformeln DSLI/O und NAL-NL für Hörgeräte untersucht.
Es werden für die Frequenzen 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz und 4 kHz und Hörschwellen von 20 bis 110 dB HL
die vorhergesagten temporären Hörschwellenänderungen berechnet.
Sie betragen maximal 5 dB bei 8 h Beschallung mit Eingangssignalen von 80 dB SPL und maximal 1,2 dB
für Eingangspegel von 65 dB SPL. (Ermittelt mittels Audiogrammen von 57 schwerhörigen Kindern (leicht schwerhörig
bis an Taubheit grenzend schwerhörig)

D.h. nach 10 bis 40 Jahren tragen von Hörgeräten verändern sich die Hörschwellen durch das Tragen von Hörgeräten
nach dem Paper maximal um 5 dB.

Im Paper selbst werden auch noch Empfehlungen gegeben, was Akustiker und HNO-Ärzte tun können, um das Risiko von
temporären Hörverlusten zu begrenzen:

- Anpassformeln basierend auf NAL-NL verwenden statt auf DSL I/O (Hinweis: Autoren stammen aus dem Labor, in denen NAL-NL entwickelt wurde)
- Bei Hörverlusten größer als 90 dB HL wird die Verwendung eines CI empfohlen

Um das individuelle Risiko zu ermitteln wird folgende Prozedur zur Messung von temporären Hörverlusten empfohlen:
- Messen der unversorgten Ruhehörschwelle mittels Audiometers nachdem in dem Test-Ohr mindestens 12 Stunden kein Hörgeräte getragen wurde
- Messen der unversorgten Ruhehörschwelle mittels Audiometers nach 8 Stunden Tragezeit des Hörgerätes.

Wenn eine Verschlechterung in den Ruhehörschwellen zwischen den beiden Messpunkten auftritt, ist dies als temporärer Hörverlust zu werten
und entsprechend die Verstärkung für hohe Pegel abzuschwächen.

Hinweis von mir: Diese Messung sollte mehrmals wiederholt werden und erfordert eine Genauigkeit der Tonaudiometrie von 1 dB.
Die Kalibrierung des Tonaudiometers muss also der Genauigkeitsklasse 1 nach Norm entsprechen.

Hoffe das die Thematik "Hörschädigung durch Hörgeräte" damit etwas sachlicher diskutiert wird in Zukunft (z.B. unter Angabe des möglichen Hörverlustes;))

Detailliertere Fragen zum Paper bitte per PN.

Schöne Grüße,
JND
fast-foot
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#34

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC

Gleich vorneweg:
Conclusion: There is a risk of damage to hearing for children using nonlinear amplification.
Diese Schlussfolgerung deckt sich mit meiner, und ich finde es gut, dass sich Leute Gedanken zu dieser Problematik machen.

Leider habe ich keinen Zugriff zur Studie, deshalb nur ein, zwei weitere Bemerkungen:
JND hat geschrieben:Als Anhaltspunkt sind hier die Zeiträume für Lärmarbeitsplätze sicherlich brauchbar.
Demzufolge sind die betrachteten Zeiträume 10 bis 40 Jahre, in denen wiederholte temporäre Hörverluste auftreten müssen,
um einen permanenten Hörverlust zu erleiden.
Tja, laut Dieroff können sogar nach fünf Jahren Expositionszeit mit Lärmdosen entsprechend energieäquivalenten Dauerschallpegeln in der Höhe von 85 dB während acht Stunden pro Tag zu permanenten Hörschwellenverschiebungen um bis zu 20 dB führen (also bei Einhaltung der Grenzwerte).
Aber im Gegensatz zur von Dir erwähnten Studie wurden tausende Ohren untersucht.

Ausserdem kann eine dauerhafte Hörschwellenverschiebung bereits nach einem einzigen Disco-Besuch auftreten (so genanntes Mini-Lärmtrauma, wobei der Schaden so minimal nicht sein muss).
JND hat geschrieben:Um das individuelle Risiko zu ermitteln wird folgende Prozedur zur Messung von temporären Hörverlusten empfohlen:
- Messen der unversorgten Ruhehörschwelle mittels Audiometers nachdem in dem Test-Ohr mindestens 12 Stunden kein Hörgeräte getragen wurde
Mit zunehmender Lärmbelastung verschiebt sich nicht nur die temporäre Hörschwelle, sondern auch die Zeit, bis die maximal mögliche Erholung eingetreten ist. Diese kann mehrere Tage dauern. Also:
JND hat geschrieben:Wenn eine Verschlechterung in den Ruhehörschwellen zwischen den beiden Messpunkten auftritt, ist dies als temporärer Hörverlust zu werten
Wenn nicht, kann auch die Regenerationsfähigkeit sehr schlecht sein (was dann beinahe in Richtung einer permanenten Hörschwellenverschiebung geht). Ich gehe davon aus, dass dieser Fall nach einer gewissen Tragedauer oft eintritt.

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 15. Dez 2014, 21:13, insgesamt 2-mal geändert.
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JND
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Re: Bitte um eure Erfahrungen mit Hörgeräten

#35

Beitrag von JND »

ABBC3_OFFTOPIC
Dierhoff hat meines Wissens nach nur Lärmarbeiter untersucht.
Ob seine Ergebnisse für Kinder übertragbar sind, ist daher anzuzweifeln.
Die Ergebnisse der Studie sind zumindest für 3-jährige Kinder übertragbar.

Natürlich kann es Mini-Lärmtrauma und auch permanente Hörschwellenänderungen wie sie Dierhoff beschreibt geben. Ich schätze nur die Wahrscheinlichkeit, dass diese durch Hörgerätebenutzung auftreten als sehr gering ein.

Außerdem halte ich die Erwachsenen User hier im Forum für sensitiv genug, plötzliche Hörveränderungen von mehr als 10 dB selbst zu bemerken.

Wenn diese Hörveränderungen auftreten und diese durch das Tragen der Hörgeräte hervorgerufen werden, ist es dennoch möglich das oben beschriebene "Testprogramm" durchzuführen und gegebenenfalls die Verstärkung anzupassen.

Ja, die Regenerationszeit ist abhängig von der "Vorschädigung", aber es lässt sich sicherlich eine Formel finden, mit der die zusätzliche Wartezeit in Abhängigkeit vom Hörverlust berechnet werden kann.
(Für Erwachsene ließe sich natürlich einfach das Tonaudioggramm am Tag vor der ersten Anpassung nehmen).

Gruss,
JND
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