Hallo zusammen
Hier noch meine Programm-Einstellungen von den Bernafon Zerena 9.
Die Einstellungen passen auf meinen Hörverlust und ist subjektiv. Bei einem stärkeren/anderen Verlust können vor allem die Korrekturen der Verstärkung ganz anders aussehen (von 250hz geht es bei mir linear runter und bereits bei 1khz bin ich auf 60db Verlust. Von dort an pendelt es zwischen +/- 5db bis zu den höchsten Tönen).
Gleich vorneweg: ich bezeichne mich eher als schwieriger oder anspruchsvoller Kunden (je nach Sichtweise

. Wenn jemand weniger anspruchsvoll ist, wird er mit dem unten aufgeführten Programm 3 wohl rundum zufrieden sein und andere Programme evt. gar nicht brauchen, da die Zerena adaptiv bestimmen, ob es z.B. eine zusätzliche Störschallunterdrückung braucht oder nicht.
Die unterschiedlichen Programme dürften für Leute wie mich wichtig sein, wenn Sie es nicht gerne haben, wenn die Technik die Hörsituation ungefragt „optimiert“… so kann es z.B. bei einer Beurteilung einer Tonaufnahme verheerend sein, wenn Störgeräuschunterdrückung anspringt
Generell erlebe ich die Zerena als sehr natürlich mit einem eher überdurchschnittlich guten Sprachverstehen (super Störlärmunterdrückung).
Ich verwende die Anpassformel NAL-NL2
UPDATE 31.01.18: Aktuell benutze ich im ersten Programm und im Programm 4 die Berechnung von DSL5. Die Verstärkung war mir aber bei DSL5 generell eher zu laut und habe deshalb die Verstärkerkurve der lauten und mittelauten Töne bezüglich Lautstärke der NAL-NL2 angeglichen. Damit bin ich aktuell sehr zufrieden.
Programm 1 - Anpassformel DSLv5
Ziel: Möglichst natürliche Wiedergabe
Mikrofoneinstellung: «True Directionality» - damit wird hauptsächlich die Akustik der Ohrmuschel nachgeahmt. Alternativ kann man auch Omnidirektional benutzen.
Helfer: Alle Helfer wie Störgeräuschunterdrückung, Softnoismanagement, Impulsmanager, Wind Monitor etc. sind ausgeschaltet (DAC aus).
Bei mir ist noch der Feedbackmanager ein, das ergibt in gewissen Frequenzen ein hörbares Vibrato von etwa einem halben Tonumfang. Ich lasse der aktuell eingeschaltet, weil ich die Ohren nicht gerne zu sehr verschlossen habe und ich doch schon eine ziemliche Verstärkung brauche.
Verstärkung: Habe den FirstFit weitgehend beibehalten. Generell werden die FirstFit heute gut berechnet. Wenn ich hier etwas anpasse, dann versuche ich das «ausgewogen» zu machen – z.B. wenn die Einstellung zu laut ist, dann regle ich die Verstärkung der lauten Töne über ALLE Frequenzen runter, bis es stimmt. Natürlich ist dabei Fingerspitzengefühl angesagt. Wenn man zu sehr komprimiert, wird das Hörbild z. B. undeutlich bis matschig. Bei mir sind es 3 Lautheitsstufen in der Software die ich runter geregelt habe (der Hörverlust war in der Messung bei diesem Akustiker eher generell höher als bei einem anderen, evt. liegt es daran).
Ich korrigiere hier keine einzelne Frequenzbänder um die Balance nicht zu zerstören. Wenn ich nicht mehr gut verstehe ist eher ein Nachmessen meiner Hörminderung angesagt

Früher hatte ich noch eine Korrektur reingerechnet welche die In-situ-Messung berücksichtigte. Diese ergab eine leichte Unterversorgung in den Frequenzen um 2 – 3khz. Mit dieser Korrektur verstand ich zwar besser, aber der Gesang von manchen Sängern oder Gittarrensolis waren subjektiv klar überdeckend laut, sogar störend laut. Ohne diese Korrektur ist das gehörte für mich viel differenzierter und auch weniger anstrengend zum hören.
Aus dem erste Programm wird auch das Streaming von dem TV-Adapter gerechnet - auch aus diesem Grund mache ich hier keine grossen Verbiegungen um Filme möglichst natürlich zu geniessen. Bei dem Streaming aus dem TV werden übrigens die meisten Helfer bei den Hörgeräten auch ausgeschaltet…
Klang / Auswirkung: Sehr natürlich, ausgewogen und angenehm mit gutem Verstehen in unkritischer Umgebung (nicht viel Störlärm etc.). Alleine leise Sprachanteile werden etwas zu wenig hervorgehoben. Dies bemerkt man bei Sitzungen oder bei Leisesprechern.
Ich benutze das Programm am meisten, habe aber auch ein ruhiger Büro-Job. Eignet sich auch gut zum Musikhören (ChannelFree-Technik).
Programm 2 - Anpassformel NAL-NL2
Ziel: Möglichst natürliche Wiedergabe mit möglichst gutem Verstehen (diese Einstellung kommt wohl einem Oticon OPN sehr nah)
Mikrofoneinstellung: «Dynamisch» - mit der Option «Fokus» aktiviert. Übergangslevel ist auf «mittel» oder «hoch» – das Hörgerät setzt Korrekturen in der Direktionalität für ein gutes Verstehen eher früher/stärker um (aus meiner Wahrnehmung sogar im Bereich von einzelnen Buchstaben).
Helfer: Alle Helfer wie Störgeräuschunterdrückung, Softnoismanagement, Impulsmanager etc. sind immer noch ausgeschaltet (DAC aus).
Feedbackmanager ist ein.
Verstärkung: Hier ist zusätzlich eine eingerechneten Korrekturen aus der In-situ-Messung dabei. Wenn ich hier etwas anpasse, dann versuche ich das «ausgewogen» zu machen, aber auch mit dem erklärten Ziel, noch besser zu verstehen. Dabei können auch einzelne Frequenzen etwas mehr betont werden.
Klang / Auswirkung: Immer noch weitgehend natürlich, mit bereits sehr gutem Verstehen. Die gewählte Mikrofoneinstellung bewirkt ein sehr gutes «Zooming» von Sprache mit immer noch gut gestalteten Umgebungsgeräuschen, offener Höreindruck bleibt bestehen.
Mit dieser Einstellung verstehe ich auch Leisesprecher und in Sitzungen sehr gut (über ca. 5m ist aber immer noch sehr schwierig, habe ich noch bei keinem Hörgerät anders erlebt).
Eignet sich sehr gut für Sitzungen, Gespräche in kleiner Gesellschaft, in der Stadt, Unterricht etc.
Programm 3 - Anpassformell NAL-NL2
Ziel: Möglichst gutes Verstehen vor allem auch in schwieriger Umgebung
Mikrofoneinstellung: Identisch zu Programm 2.
Helfer: Dynamic Noise Reduction ist auf „Hoch“ (Abschwächung der Umgebungsgeräusche), der Übergangslevel würde ich "Mittel" einstellen (wer es natürlicher mag kann auf "Niedrig", wer mehr Mühe im Lärm hat eher auf "Hoch") - der Schwellenwert für einen Eingriff bei Sprache in lauter Umgebung und nur "schwachem Lärm" kann gesondert eingestellt werden unter „Dynamic Amplification Control“ (DAC ein). Am besten mal auf der Standardeinstellung anfangen, wenn man noch zu wenig in lauter Umgebung versteht, dann die Unterdrückung / Hervorhebung erhöhen.
Softnoismanagement brauche ich immer noch nicht, Wind Monitor ist eingeschaltet, Impulsmanager ist auf „Mittel“.
Feedbackmanager ist ein.
Verstärkung: Eine Kopie vom Programm 2.
Klang / Auswirkung: Sehr gutes Verstehen in sehr schwieriger Umgebung (hatte noch nie so gutes Verstehen in schwieriger Umgebung).
Mit dieser Einstellung verstehe ich überall sehr gut… teilweise aber etwas weniger natürlich, weil eben gewisse Helfer das Klangbild versuchen zu «optimieren» und dabei auch ab und zu unnötig «verfremden».
Das Zerena arbeite adaptiv, dies bedeutet, dass die Helfer eigentlich nur dazu geschaltet werden, wenn gewisse Schwellenwerte erreicht werden – aber keine Technik ist perfekt. Ist jemandem nicht daran gelegen, immer das Programm umstellen zu müssen, hat er mit Programm 3 ein gutes All in One Hörgerät.
Eignet sich sehr gut für lautes Stimmengewirr, Partys etc.
Programm 4 - Anpassformel DSLv5
Ziel: Möglichst „gutes“ Streaming vom iPhone.
Die Hörgeräte berücksichtigen beim Streaming vom iPhone das jeweilige Programm, resp. die Verstärkung. Habe das Programm 1 kopiert und ein paar wenige Änderungen gemacht.
Mikrofoneinstellung: «Omnidirektional» - der Schall wird „offen“ aus alle Richtungen bearbeitet. Ist auch für das Musikhören ab Boxen eine gute Wahl.
Helfer: Bei Zerena kann man beim Streaming vom iPhone und vom Tv-Adapter Einstellungen zu dem Gesamteindruck des Klangs machen bezüglich „voller“ oder etwas „spitzer“. Bei „voller“ werden die Mitten und Tiefen mehr betont.
Bei mir ist die Maximaleinstellung (sehr voll) und der „Sound Optimizer „hoch“ die beste Einstellung. Beim Streaming vom iPhone genügte mir die Basswiedergabe jedoch immer noch nicht - siehe Verstärkung.
Man kann auch der Absenkungslevel der Hörgerätemikrofone während dem Streaming einstellen (Mischverhältnis Aussengeräusche und Streaming).
Verstärkung: Eigentlich eine Kopie vom Programm 1, allerdings waren mir gewisse Passagen beim Streaming zu leise und andere zu laut. Deshalb habe ich die Kompression vorsichtig verstärkt, ca. um 2-3 Stufen bei den lauten Tönen und bei den mittellauten Tönen um 1 Stufe runter. Wenn man hier zu viel komprimiert, hört sich die Musik ohne „Punch“ an.
Für einen hörbaren „Bass“ (soweit man dem so sagen kann) habe ich bei meinem Hörverlust die beiden tiefsten Frequenzbänder noch um ca. 5 Stufen angehoben.
Ausserdem empfand ich die mittleren und ganz hohen Frequenzen etwas zu wenig präsent. Zuerst habe ich dies durch eine leichte Anhebung versucht zu korrigieren… dadurch wurde der Klang jedoch nicht wirklich besser, teilweise hörte es sich so an, als müssten die verschiedenen Frequenzen gegen einander kämpfen - der Klang war nicht gleichmässig. Habe dies gelöst, in dem ich nicht die sehr hohen Töne angehoben, sondern einfach alle anderen Frequenzen um eine Stufe abgesenkt habe. Dadurch löste sich interessanterweise auch das Problem mit den zu leisen Mitten. Der Klang ist nun so gut, dass ich wieder lieber mit dem Streaming Musik höre.
Klang / Auswirkung: Ohne zu laute Spitzen kann ich relativ angenehm und in ziemlich guter Qualität Musik vom iPhone geniessen. Die Einstellung ist auch für das Hören ab Boxen noch ganz interessant.
Das ist wohl mein längster Post... hoffentlich hilfst und gibt wieder neue Ideen... Freue mich auch um Anregungen, Korrekturen.
Grüsse
Tinu