KatjaR hat geschrieben:Das ist mal eine völlig innovative Sicht der Dinge von dir FF!
Von vorneherein legst du fest was nicht geht und der Rest ist unter Umständen möglich.
In der Wissenschaft gilt allerdings das Falsifikationsprinzip. Darunter versteht man dass eine Hypothese niemals bewiesen, aber gegebenenfalls widerlegt werden kann.
Somit "ist ihr Gegenteil bewiesen".
Das widerspricht dann Deiner Aussage, da man ja auch das Gegenteil nicht beweisen können müsste (was man Deiner Aussage nach aber kann).
Denk' mal daüber nach (hierzu braucht es nicht überragende Mathematikkenntnisse)! Oder konsultiere Kant!
Auf das Beispiel mit den Schwänen bezogen heisst dies, dass die These, dass nicht alle Schwäne weiss seien, ins Gegenteil verkehrt und falsifiziert werden müsste. Ich muss also beweisen, dass die Aussage, dass alle Schwäne weiss seien, richtig ist. Dann sind wir wieder gleich weit
Abgesehen davon gilt ja aus wissenschaftlicher Sicht meine Hypothese, so lange nicht das Gegenteil bewiesen ist.
Aber es gibt verschiedene Beweistechniken. In Bezug bspw. auf die Funktionalität/Eigenschaften etc. von neuronalen Verschaltungen ist vielfach auch die Anwendung des Prinzips der vollständigen Induktion sinnvoll. Man beweist die Aussage für eine Schicht und ausserdem für n+1 Schichten unter der Voraussetung, dass die Funktionalität bei n Schichten gegeben ist.
KatjaR hat geschrieben:...da dazu von Einzelfällen auf eine allgemeine Regel geschlossen werden müsste, was logisch nicht zulässig ist.
Das macht Ihr hier aber laufend
Ihr nehmt Eure spezifische Einzelfallerfahrung als allgemeingültig.
KatjaR hat geschrieben:Die tonotopen Karten im Gehirn müssen auf den neuen Input neu organisiert und strukturiert werden, was sowohl Zeit und Übung bedarf.
Nur kann fehlende relevante Information auch nach noch so langer Zeit durch noch so aufwändige Umorganisation an der Verarbeitung beteiligter Hirnareale nicht kompensiert werden.
KatjaR hat geschrieben:Deine Theorie lautet CI-Träger können keine Harmonien hören.
Nein. Lies nochmals meine genaue Definition, und versuche sie dann zu widerlegen!
Nach Deiner eigenen Aussage müsstest Du dies nämlich können :p Ansonsten gilt meine Hypothese.
KatjaR hat geschrieben:Der Mensch ist nicht „berechenbar“.
Trotzdem: Wenn Informationen fehlen, welche unabdingbar sind, jedoch nicht aus den vorhandenen generiert werden können, fehlt eben etwas Wichtiges. So viel kann man "berechnen".
Vielleicht hilft auch ein Abstecher in die Berechenbarkeitstheorie.
KatjaR hat geschrieben:Ich sage dass allein durch die Existenz eines Einzelfalls deine Theorie widerlegt wird, dafür gibt es genug Beispiele...
Das sage ich ja selbst:
fast-foot hat geschrieben:Das Gegenteil (zumindest in Bezug auf das uneingeschränkte Erkennen von HARMONIEN) könnte nur durch ein Experiment bewiesen werden (für diese Aussage braucht es nicht ein mal gross angelegte Studien, sondern eine einzelne Person mit dieser Fähigkeit könnte bereits den Nachweis erbringen).
Wenn es diese Beispiele gibt, dann nenne sie mir bitte (ausreichend verifiziert; keine "subjektiven Aussagen" etc.)!
KatjaR hat geschrieben:Mir und vielen anderen hat es eine akustische Reinkarnation geschenkt die wir um keinen Preis der Welt missen wollen.
Darum geht es hier einfach, und nicht darum alles schlecht zu reden. Möglichkeiten und Chancen aufzuzeigen, zu ermuntern und Hoffnung zu machen und nicht das alles im Keim zu ersticken. Es werden auch keine unrealistischen Erwartungen geschürt, da überall betont wird dass die Varianz des Hörerfolgs sehr groß ist und für den Einzelfall keine sichere Prognose möglich ist. Aber was hier geschildert wird sind autobiografische Erfahrungen mit CI.
Das sind eben subjektive Erfahrungen. Mich interessiert, wo die Grenze liegt. Und ich sage, nicht dort, wo Du behauptest.
KatjaR hat geschrieben:Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur in ihr zurechtfinden."
Das tun wir mit CI!
Würdet Ihr Euch in einer musikalichen Prüfung, in welcher es um die uneingeschränkte Erkennung von Intervallen, Harmonien (auch komplexe, mit Umkehrungen) zurecht finden?
Das müsst Ihr zwar nicht, da (vermutlich) Euer Musikverständnis hierzu nicht ausreicht. Das ist auch egal; nur ist das Argument eben nicht passend, wenn es um das
CI und seine Grenzen in der Musik im Zusammenhang mit einigen Aussagen von mir geht.
Otoplastik hat geschrieben:Ich finde ja auch sehr interessant, dass das CI angeblich ganz tiefe Frequenzen nicht darstellen kann.
Ich habe das nicht geschrieben (lies meine Aussagen genau oder frage nach, wenn Du etwas nicht verstehst!).
Otoplastik hat geschrieben:Der Kammerton a der eingestrichenen Oktave, der ähnlich dem Freizeichen beim Telefon ist, liegt bei 440 Hz.
Auf dem Klavier sind meist noch 4 ganze Oktaven darunter zu finden. Da sich die Frequenz pro Oktave nach unten halbiert, landet man dann beim tiefsten Ton, dem ,,A der Subkontraoktave bei 27,5 Hz, d.h. 27,5 Schwingungen pro Sekunde.
Und sogar in diesem Bereich ist es bei uns nur mit dem CI möglich, Halbtonschritte zu unterscheiden. Nach Übung und mit musikalischer Vorbildung.
Kann aber doch gar nicht gehen.
Geht aber doch.
Ich habe nie behauptet, es sei unmöglich, Halbtonschritte unterscheiden. Ich habe das Gefühl, dass Du nicht ein mal die einfachsten Aussagen von mir richtig verstehtst*.
fast-foot hat geschrieben:Ja. Aber unten beginnt es "sehr hoch", im Bereich von einigen hundert Hertz. Von daher fehlen bereits etwa vier Oktaven. Wie sich dies genau auswirkt, kann ich im Moment nicht sagen (ich gehe davon aus, dass mit der Zeit eine "Verlagerung der Empfindung in einen tieferen Bereich statt findet"; möglicherweise fehlt dann hierdurch "oben noch mehr").
Die Bereiche der Cochlea, welche (beim normalen Hören) (inetwa) für die Erkennung der vier untersten Oktaven zuständig sind, werden mittels
CI nicht stimuliert.
Aus meiner gesamten Aussage kann man jedoch Deinen Schluss (ich hätte einen Fehlschluss gezogen) eindeutig nicht ableiten (es ist immerhin ein Leichtes, zu erkennen, dass ich keine solchen elementaren Fehler machen würde).
Die Aussage in ihrer Gesamtheit lässt dies eindeutig nicht zu.
*) von daher bin ich auch amüsiert über folgende Aussage von Dir:
Otoplastik hat geschrieben:Wieviel Energie kostet es, deutlich zu machen, dass fast-foot dauernd Sachen behauptet, von denen er aufgrund von mangelnder Weitsicht nicht wirklich Bescheid wissen kann. Auch sein angebliches Fachwissen wird hier in vielen Punkten mit viel Zeitaufwand widerlegt.
Aber wenn man hier wirklich bis bspw. 70 Hertz hinunter hört, muss ich dann doch das Prinzip der Tonotopie etwas in Frage stellen. Bei Grössenordung drei Oktaven oberhalb des optimalen Bereichs kann man meiner Meinung nach nur noch bedingt davon sprechen, dass der Ort der Reizung mit der Frequenz des zu erzeugenden Klangeindrucks überein stimme.
JND hat geschrieben:Das Erkennen von Intervallen und Harmonien ist kein gut geeignetes objektives Kriterium, da es sehr, sehr stark trainierbar ist. Sinn macht es nur, wenn vergleichbar trainierte Gruppen miteinander verglichen werden. Aber selbst dann bildet es nur einen Teil des Musikgenusses ab.
Ja. Deshalb müsste die Probandenzahl riesig sein. Oder man findet ein Einzelbeispiel, welches in der Lage ist, den Beweis zu erbringen.
Abgesehen davon: Wie soll man dann umgekehrt die Aussage rechtfertigen, dass mit
CI uneingeschränktes Hören von Harmonien möglich sein soll? Hier gerät man in Erklärungsnotstand.
Mir geht es nicht um die Frage, ob man das, was man mit
CI hört, wenn Musik gespielt wird, geniessen kann oder nicht (zum x-ten mal).
Aber weitere objektive Kriterien könnten die Unterscheidung reichhaltiger Klangcharakteristika und die Erkennung komplexer rhythmischer Strukturen sein etc.