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Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 28. Dez 2018, 22:36
von rabenschwinge
Für mich immer eine spezielle Herausforderung und ein Thema, was unsicher macht.

Tagsüber kann ich viel mit Sehen kompensieren. Im Gespräch genauso wie im Verkehr. Doch wenn es dunkel wird, dann fällt das flach und ich muss mich via Hören orientieren. Nicht immer einfach. Fahrräder ohne Licht sind für mich ein Alptraum geworden. Ich hör sie oftmals nicht und bemerke sie erst, wenn sie unmittelbar hinter mir sind.

Unschön, da meine IT Lady auf Fahrräder nicht gut zu sprechen ist und da auch gern nach vorn geht.

Auch einem Gespräch folgen ist nicht immer möglich. Spricht die Person leise oder mit Akzent wird es oft schwierig und nicht immer mag ich mich outen und nachhaken.

Wie geht es Euch im Dunkeln und wie geht Ihr damit um?

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 13:07
von Rondomat
Das kenne ich ähnlich. Als Gehörloser habe ich auch Einschränkungen mit dem Gleichgewicht, vor allem in der Dunkelheit, so dass ich ohne meine Taschenlampe nicht mehr abends aus dem Haus gehe. Im Licht von Straßenlaternen geht das noch, aber wo nichts hinleuchtet, fühle ich mich ohne eigene Lampe doch unsicher.
Das kann ich auch mit den CIs nicht ausgleichen.

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 15:50
von Oolong
@ Rabenschwinge,

ist Deine IT Lady ein Hund? -

Ich habe meinen Hund unbeabsichtigt dazu "ausgebildet" mir anzuzeigen, wenn etwas oder jemand von hinten kommt. - Man kann Hund gut als Service-Hunde für Behinderte abrichten.

Mit Gesprächen ist das wirklich schwierig. - Ich hatte in letzter Zeit mich öfters als schwerhörig geoutet und ausgesprochen blöde Bemerkungen kassiert. Da kann man noch so selbstbewusst sein, irgendwann sagt man nichts mehr.

@ Rondomat,
Als Gehörloser habe ich auch Einschränkungen mit dem Gleichgewicht, vor allem in der Dunkelheit,
- Das war mir nicht bewußt, wie schwierig das werden kann. Ich hatte mich vor einigen Jahren für mehr Straßenlaternen in meinem Wohnort stark gemacht. Da ging es aber eher um Frauen zu schützen. - Wegen der Barrierefreiheit wäre es wichtig, sich an Komunalpoititker zu wenden. Für Rollstuhlfahrer senkt man schließlich die Bordsteinkanten ab. Ich sehe da vom Prinzip keinen Unterschied.

LG

Ella

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 18:07
von rabenschwinge
Ja Ella, die IT Lady ist mein Irish Terrier Mädel. 😉 und ich bin dabei sie auf Anzeigen von Dingen zu konditionieren.

Mit den Outen war es bei mir z.T. ähnlich. Irgendwann sagt man in bestimmten Momenten nichts mehr.

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 19:00
von Oolong
@ Rabenschwinge,

Irisch Terrier sind schön. Ist sie auch gelehrig? Welche Form der Anzeige, bringst Du ihr bei? - Ein Hörsignal kann es ja nicht sein :lol: .
Unschön, da meine IT Lady auf Fahrräder nicht gut zu sprechen ist und da auch gern nach vorn geht.
Diese Situation kenne ich. So habe ich begonnen, meine SH als ernsthaftes Problem wahrzunehmen. Meine Malinois Hündin stellte irgendwann einen Jogger der sich von hinten näherte. Ich habe mich erschreckt, und dann lief mein Hund dem Jogger mit geknurre hinterher. Gott sei Dank ist sie nicht bissig.

Wegen dem Outen: Ich bin auf der Suche nach "coolen" Sprüchen. Dummen Bemerkungen begegnet man am besten mit Schlagfertigkeit.

So, ich glaube, ich bin lang genug vom Thema abgewichen.

Tschüß

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 19:13
von rabenschwinge
Ella, sie steht von sich aus schon ein bißchen vor, das kann ich draußen gut nutzen. Stehen bleiben und Hingucken.

Bei Türklingeln springt sie mich an und läuft dann zur Tür.

Malis finde ich toll, aber mit Gebrauchshunden komm ich nicht so zurecht. Passt irgendwie nicht zu mir.

Schlagfertig bin ich durchaus nur manchmal frag ich mich, ob es sich überhaupt lohnt.

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 19:14
von KatjaR
Ich habe zum Glück null Probleme mit Gleichgewicht, daher muss ich das nicht kompensieren und habe daher mehr Aufmerksamkeitsressourcen zur Orientierung zur Verfügung. Schreckhafter als vor der Ertaubung bin und bleibe ich, aber das hat sich ein Segen nicht zu erhöhter genereller Ängstlichkeit ausgeweitet.

Wenn mir jemand was Bösese will, spielt das glaube ich wenig eine Rolle, ob ich den vorher habe kommen hören oder nicht, schnell weglaufen würde denke ich wenig helfen, habe das aber auch als Hörende nie machen müssen.

Beim Hund halte ich das für eine gute Idee, ihm beizubringen dich auf akustische Signale hinzuweisen.

Auf die Erklärung zu meiner Taubheit, habe ich noch nie einen dummen Spruch geerntet, in den allermeisten Fällen stösst man da auf großes Verständnis ist meine Erfahrung. Je nach Situation kann man aber auch selbst das ganze schon humorvoll verpacken, damit nimmt man dem Gegenüber die Scheu nachzufragen, wenn ihm was unklar ist. Gut aufgenommen wird zum Beispiel die Erklärung, dass ein Schaden im Ohr nicht so schlimm ist, wie ein Schaden zwischen den Ohren ;-) Je mehr die Hörschädigung von einem selbst akzeptiert wird, um so leichter fällt es, das auch locker zu thematisieren, was man natürlich nicht immer muss, aber es hilft im Allgemeinen.
LG Katja

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 19:59
von Hörer2019
Es gibt durchaus viele Lebenssituationen, bei denen eine Replique auf irgendwelche Worte sinnlos sind.
Ich war mal dabei, als eine mir bekannte Mutter mit ihrem schwerbehinderten Sohn, ca 12J, zu Fuss unterwegs war. Er hatte seine schlechte Laune und fing an, in Richtung Passanten zu spucken. „...die kann ihr Kind nicht erziehen....“
Die Mutter zog ihn fort und antwortete gar nicht.

Die Leute haben oft keine Ahnung. Wenn Ungewöhnliches geschieht, kurz checken, ob Krankheit vorliegt!

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 29. Dez 2018, 20:34
von Birkbot
hatte nur einmal eine Situation, wo ich mir etwas doof vorkam. Für unsere Abizeitung durfte jeder Schüler zu jedem was schreiben... Einer hat über mich geschrieben "taub und doof". Da hatte ich dann spontan keine Antwort drauf, musste ich ja auch nicht (vergleichbar charmante Zitate auch über andere Schüler wurden dann von der Redaktion der Abizeitung nicht veröffentlicht).
Ansonsten bin ich da relativ offen. Ich sags eher von mir aus, dann kommt eher nur ein "oh" - und dann verrate ich, dass meine Lebensgefährtin schnarchen dürfe und es mir nix ausmacht - dann ist die Stimmung wieder gut.
Insofern pflichte ich KatjaR bei, offener und humorvoller Umgang mit der Erkrankung hilft...

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 30. Dez 2018, 13:00
von Dani!
Oolong hat geschrieben:Mit Gesprächen ist das wirklich schwierig. - Ich hatte in letzter Zeit mich öfters als schwerhörig geoutet und ausgesprochen blöde Bemerkungen kassiert. Da kann man noch so selbstbewusst sein, irgendwann sagt man nichts mehr.
Oha, das ist mir zum Glück noch nicht (bewusst) passiert. Andererseits komme ich nicht viel mit fremden Menschen in Kontakt. Meist nur am S-Bahnsteig, wenn mich ein Ortsunkundiger nach dem richtigen Zug fragt.
In Fällen wo ich der Frager wäre und man mir blöd kommt, frage ich halt den nächsten.

@rabenschwinge
Was Dunkelheit betrifft: da bin ich vorzugsweise allein unterwegs. Das allerdings, weil ich das "Glück" habe, neben SH auch noch schlecht bis gar nichts zu sehen. Da gilt meine ganze Aufmerksamkeit in erster Linie dem Weg/Strassenverkehr und kann keine Unterhaltung nebenbei brauchen. Dementsprechend strikt halte ich mich an Verkehrsregeln, um im Fall der Fälle wenigstens nicht Schuld zu haben.

Der tägliche Fußweg zur und von der Arbeit ist sehr ruhig. Die meisten Fahrradfahrer höre ich dann am Rollgeräusch (beim Mountainbike) oder alternativ ungeölte Kette (Rennradfahrer sind auf dieser Strecke eher keine). An Autoverkehrsreichen Straßen muss ich mich dagegen auf die Radfahrer verlassen, dass sie alle Regeln einhalten - hilft ja nichts. Ein Spaziergang in einem Stadtpark ist für mich tagsüber schon ein Graus, wenn der Weg mit Fahrradfahrern geteilt wird, nachts wirds dann auch nicht besser.

Wenn ich im Auto mitfahre, dann ist mir eine Fahrt tagsüber deutlich lieber, da ich dann auch mit den Augen "mithören" kann, das ist wesentlich weniger anstrengend bei Unterhaltungen.

So toll der Sommer auch war, sobald es dunkel wurde war für mich im Biergarten der abend gelaufen. Dann habe ich bei einem Glas Rotwein den wolken- und sternlosen Nachthimmel auf meiner eigenen Terrasse hier in einem eher ruhigen Dorf genossen.

Aber sonst geht's mir gut ;)
Immerhin habe ich vollkommen verständnisvolle Familie, Nachbarn und Kollegen. Das ist ja auch nicht selbstverständlich.

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 30. Dez 2018, 14:17
von rabenschwinge
Dani, allein geht bei mir schlecht weil raus muss ich mit dem Hundemädel auch im Dunkeln.

Ist so eigentlich kein Problem wenn man die Radfahrer auslässt. Hier in HH sind sie im Dunkeln vorzugsweise zu schnell, aggressiv, rücksichtslos und ohne Licht unterwegs. Ungute Kombination.

Allerdings ist es für mich auch unmöglich im Dunkeln Gespräche ohne Hörgeräte zu führen und auch mit ist es doch anstrengend. Mir fehlt einfach das Mundbild.

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 30. Dez 2018, 14:31
von Dani!
Mit "Allein im Dunkeln" meine ich: ohne Gesprächspartner, dem man zuhören muss. Hund ist da was anderes. Ich denke, wir sind uns einig.
Ich wohne ja vor den Toren von München, also quasi auf dem Land. Das tägliche (und nächtliche) Leben ist halt (auch als SH) anders als in der Großstadt.

Re: Schwerhörigkeit und Dunkelheit

Verfasst: 30. Dez 2018, 14:50
von rabenschwinge
Okay, da hatte ich Dich missverstanden, sorry. Aber ja, da hast Du recht. Wobei das bei bekannten Gegenden entspannter ist als auf mir nicht so bekanntem oder unbekanntem Gebiet.

Stimmt, in mehr ländlichen Gebieten ist das Leben anders als in der Großstadt und deren Randgebiete.