Auditiv Wahrnehmungsgestörte Kinder haben einige Fähigkeiten nicht hinreichend
entwickelt; in schwereren Fällen sind alle Bereiche betroffen.
Den betroffenen Kindern kann durch gezieltes Training geholfen werden, das Hören zu
erlernen oder mit der fehlenden Fähigkeit umzugehen, d.h. zu kompensieren.
Dazu sollten einige Rahmenbedingungen erfüllt sein. Beispielsweise wird ein Kind, das täglich viele Stunden mit den Geräuschen von Medien (Radio, Fernseher, Computer,
Kassettenrekorder) konfrontiert werden, Probleme haben, zuhören zu lernen. Zuhören lernt man nur in einer Interaktion, d.h. durch antworten, nachfragen und eine erneute Reaktion des Gesprächspartners. Medien sind einerseits keine Gesprächspartner und stören andererseits die Kommunikation , wenn sie als "Hintergrund" dienen. Gerade Kinder mit Schwierigkeiten beim dichotischen Hören haben dann kaum eine Chance, die Wahrnehmung zu trainieren.
Eine von Eltern vorgelesene Geschichte ist geeigneter, das Hören zu trainieren als eine Kassettengeschichte. Eltern, die vorlesen, werden erwarten, dass das Kind zuhört und nicht "abschaltet". Sie können gefragt werden, welche Bedeutung hinter einer gehörten Formulierung steht.
Wahrnehmung wird von Kindern immer trainiert; es bedarf keiner besonderen Übungszeit. Es muss nur jemanden geben, der Aufmerksamkeit weckt. Zu lauschen, woher ein Geräusch kommt, muss gelernt werden. Geräusche durch Lauschen zu erkennen, muss trainiert und abgefordert werden. Unterschiedliche Rhythmen oder Tonhöhen unterscheiden zu können, ist wichtig für die Silbentrennung, für melodisches Sprechen, für rhythmisches Laufen auf einer Treppe und vieles andere mehr. Je häufiger ein Kind im Alltag auf akustische Eindrücke gezielt aufmerksam gemacht wird, umso bessere Chancen hat es, die Wahrnehmung zu entwickeln.
Die Wahrnehmung lässt sich auch in der Übungssituation trainieren.
Hinweise auf Spiele und Materialien dafür finden Sie im Folgenden.
1. Förderung der auditiven Wahrnehmung
Richtungshören:
-Material: Tuch, Rassel o. ä.
Dem Kind werden die Augen verbunden. Es kniet auf dem Boden. Eine Person geht leise im Kreis um das Kind herum. Gelegentlich rasselt die Person vor hinter neben oder über dem Kind. Das Kind soll lauschen und dann zeigen, woher das Geräusch kommt.
Steigerung der Schwierigkeit: leise Radiomusik im Hintergrund
-"Mäuschen sag mal "Piep“!“
Material: Tuch
Verstecken spielen, der Sucher hat das Tuch um die Augen und darf nur nach Gehör suchen.Der Gesuchte gibt nach Aufforderung ein "Piep" von sich.
-"Topfschlagen"
Material: Topf, zwei Kochlöffel, Tuch, kleines Geschenk od. Bonbons
Dem Kind werden die Augen verbunden. Der Topf mit dem Bonbon wird platziert. Das Kind wird gedreht. Nun wird der Topf einmal angeschlagen. Das Kind soll diesem Ton folgen. Als Richtungshilfe wird nun nicht "heiß" oder "kalt" geäußert, sondern gelegentlich der Topf geschlagen. Eine andere Orientierungshilfe könnte sein, das "laut" und "leise" geklopft wird.
2. Trennung von Nutz- und Störschall:
-Gemeinsam musizieren
Material: Rassel oder Trommel, Xylophon, Flöte o.a.
Das Kind schlägt einen gleichförmigen Rhythmus, nun beginnt der Partner eine Melodie zu spielen. Der Rhythmus soll gleichmäßig gehalten werden. Je schwieriger der Rhythmus ist, umso größer der Schwierigkeitsgrad.
-Material: Vorlesegeschichte, Radio
Geschichte wird neben leiser Radiomusik vorgelesen. Wörter, die aus dem Zusammenhang
oder durch Bilder ergänzt werden können, werden Offengelassen, das Kind soll sie ergänzen. Z.B." Da setzte der Kasperl die Mütze von Seppl auf und .... nahm die Mütze von Kasperl."
3. Dichotisches Hören:
Gymnastische Übungen über Kreuz:
- rechte Hand an das linke Knie und linke Hand ans rechte Knie im Wechsel
- rechte Hand an die linke Ferse und linke Hand an die rechte Ferse
- liegende Acht mit der Hand in die Luft malen, mit den Augen verfolgen lassen
4.Auditive Diskrimination:
-Der zerstreute Reporter
(auch geeignet zum Training der aud. Ergänzung)
Material: Block, Bleistift
"Reporter" erzählt bekannte Kinderreime und ersetzt Reimwörter durch andere. (Z.B:
Himpelchen und Pimpelchen stiegen auf einen Berg, Himpelchen war ein Heinzelmann und Pimpelchen war ein JUNGE (richtig: Zwerg). Lange blieben sie da sitzen und wackelten mit den Bleistiften (richtig: Zipfelmützen). Das Kind erhält vorweg die Anweisung, dem Reporter zu helfen, alles in Ordnung zu bringen. Möglich ist bei älteren Kindern auch ein sich reimendes Gedicht, das entsprechend verändert
wird (z.B.: "Der Zauberlehrling" von Goethe).
-Lieder- Raten
(auch zum Training der aud. Merkfähigkeit)
Material: keines
Singen sie häufiger Lieder mit Ihrem Kind. Wenn Sie sicher sind, dass Ihr Kind die Lieder sicher beherrscht, wählen Sie ein Lied aus. Dann Klopfen Sie den Takt dieses Liedes auf den Tisch. Hilfestellungen wären, drei Lieder zur Auswahl zu geben oder alle Lieder immer wieder zu klopfen und zu singen.
-Gemalte Stimme
Material: großes Blatt Papier und Stift
Einer singt einen Ton und malt gleichzeitig einen Strich auf das Papier. Immer wenn die Stimme tiefer wird, geht der Strich nach unten. Wenn die Stimme heller wird, geht auch der Strich in Richtung des oberen Bildrandes. So entstehen (mehrmals gespielt) verschiedene Wellen auf dem Papier. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, könnte einer singen und der andere danach zeichnen.
5.Auditive Aufmerksamkeit:
-Lügenkönig
Material: Geschichte, die man mit falschen Reimwörtern vorbereitet hat
(auch geeignet zum Training der aud. Ergänzung)
Der Lügenkönig behauptet, das Kind könne seine Lügen nicht aufdecken und erzählt z.B. folgende Geschichte:
Es ist Sommer. Alle schwitzen, denn es ist sehr WEISS (hier ruft das Kind: Nein, heiss)Da wachsen viele Blumen auf einer LIESE (Wiese).
Wir spielen auf der Wiese mit dem FALL (Ball).
Davon bekommen wir WURST (Durst).
Wir schenken uns aus einer TANNE (Kanne) ein.
Der SEE (Tee) schmeckt gut.
Nun legen wir uns noch ein Stück Brot auf den KELLER (Teller)....
-Material: Gegenstände oder Bilder
Die Bilder liegen vor dem Kind. Das Kind schließt die Augen. Sie sagen in regelmäßigen Abständen mit unveränderter Stimme "mu, mu, mu..." und irgendwann mit tieferer Stimme "mä". Bei diesem Signal darf das Kind die Augen öffnen und sich ein Bild schnappen. Schwieriger wird das Spiel, wenn man zusätzlich zu den Silben mu und mä noch eine dritte, beispielsweise mi verwendet. Nun darf weder nach mu noch bei mä sondern erst bei mi nach dem Bild gegriffen werden.
6.Auditive Merkfähigkeit:
-Reihenfolgen von Klängen
Material: verschiedene Musikinstrumente (Auch Topf u. Löffel o. ä.)
Die Instrumente liegen auf dem Boden. Alle Instrumente werden einmal benutzt, um sich den Klang einzuprägen. Nun schließt das Kind die Augen. Jetzt werden 2,3,4 oder 5 Instrumente gespielt. Erst dann öffnet das Kind wieder die Augen und sortiert die Instrumente nach der gehörten Reihenfolge.
-Hör memory
Material: Filmdosen mit unterschiedlichem Inhalt (je 2 gleich)
Die Filmdosen werden bunt gemischt aufgestellt. Nun werden die Dosen geschüttelt und an den alten Platz gestellt. Wer zwei gleiche Geräusche findet, darf die Dosen behalten und ist noch einmal dran.
-Tonhöhe erkennen
Material: Glockenspiel oder ein anderes Musikinstrument
(auch geeignet zum Training der Diskrimination)
Man spielt einen tiefen und einen hohen Ton zügig hintereinander, ohne das das Kind
zusieht. Allein durch das Hören soll das Kind nun unterscheiden, welcher Ton zuerst gespielt wurde. Der zeitliche Abstand zwischen den Tönen muss individuell auf das Kind abgestimmt gewählt werden und sollte sich allmählich steigern.
7. Auditive Analyse:
-Wörter prellen
Material: für jeden einen gut springenden Ball
(ohne Ball kann man auch klatschen)
Zunächst kann man gemeinsam Wörter prellen und sprechen (Apfel, Tonne, Paula o.ä.). Je länger die Wörter werden, desto schwieriger die Silbeneinteilung.
Dann wählt man ein Thema (Gemüse) und prellt ohne zu sprechen. Der andere rät (Gur-ke, To-ma-te, Ar-ti-schok-ke). Tauchen dabei Wörter auf, die dem Kind unbekannt sind, sollte der Begriff später mit Hilfe des Gegenstandes oder eines Bildes geklärt werden.
-Wörterumdrehen
Material: Papier und Stifte
Die Mitspieler dürfen sich einige kurze Wörter mit höchstens fünf Buchstaben notieren und umdrehen. Der erste Spieler liest eines davon vor. Wer das Wort zuerst entschlüsselt, darf das nächste nennen. Beispiel: "Esav=Vase", " Dielk=Kleid"
8.Auditive Synthese:
-Silbenfangen
Material: keines
Greifen Sie mit einer Hand in die Luft und "fangen" Sie eine fiktive Silbe: "Bie!" Halten Sie die Silbe fest und fangen Sie eine zweite Silbe: "ne". Ihr Kind sollte nun raten, was die beiden Silben in ihren Händen zusammengesetzt ergeben: "Biene". Nun ist das Kind dran, Silben zufangen.
-Wörterduo
Material: Memoriekarten o.ä.
Beim Wörterduo geht es darum, zwei Karten zu finden, deren Kombination eine dritte Karte ergibt: "Baum+Haus=Baumhaus", "Hand+Schuh= Handschuh". Das Spiel kann man
ausweiten, indem man selbst Wörter sucht, die aus zwei anderen zusammengesetzt sind. Man stößt im Alltag ständig darauf.
9.Auditive Ergänzung:
-Lückengeschichte
Material: keines
Fangen Sie an, eine Geschichte zu erzählen. Lassen Sie aber immer das letzte Wort eines Satzes weg: "Eines Tages merkte die kleine Hexe Liesl, in ihrer Vorratskammer war kein..." Das Kind soll nun die Lücke füllen. Wenn das fehlende Wort erraten wurde, geht die Geschichte weiter. Anschließend darf das Kind eine Geschichte erzählen.
-Geheimsprache
Material: keines
Die normale Sprache wird zu Geheimsprache umfunktioniert. Das kann man etwa machen,
indem man jedes Wort mit "a" enden lässt: "Meina Mutta kanna guta Pfannkucha macha."
Lassen Sie Ihren Ideen freien Lauf!
10.Lautheitsempfinden:
Laute Trommel, leise Trommel
Material: Trommel
Ein Spieler ist ein Trommler, der andere eine Blüte. Die Blüte mag das trommeln gerne hören. Deshalb geht sie immer weiter auf, je lauter der Trommler trommelt. Wenn er leiser trommelt, wird die Blüte kleiner, bis sie sich ganz schließt.
Allgemeine Hinweise für die Kommunikation mit Kindern, bei
denen auditive Wahrnehmungsstörungen festgestellt wurden:
- Sprechen Sie in kurzen Sätzen.
- Halten Sie beim Sprechen Augenkontakt mit dem Kind
- Berühren Sie vielleicht auch Hände oder Unterarme des Kindes
- Achten Sie beim Erzählen auf logische und nachvollziehbare Gedankengänge.
- Machen Sie Pausen, damit das Kind das Gehörte verarbeiten kann.
- Fordern Sie Antworten in Sätzen ab, wenn Sie sicher sein wollen, dass Sie
verstanden wurden.
- Verbessern Sie Sprechfehler nicht, wiederholen Sie das Wort richtig.
Spielvorschläge wurden u.a. entnommen aus:
Hasselmann, Martina: Damit ich besser sprechen kann. Wie Eltern Kinder fördern können. ISBN-3-419-53305-5
Liebe Grüße und viel Spaß beim Spielen
Silvia;)
Gezieltes Training für Auditiv Wahrnehmungsgestörte Kinder
Gezieltes Training für Auditiv Wahrnehmungsgestörte Kinder
Liebe Grüße
Silvia
Tocher 11 mit AVWS geht auf Regelschule (Gymnasium)/ FM-Anlage / Edulink mit Sender Inspiro von der GEK per Einzelfallentscheidung bezahlt
Silvia
Tocher 11 mit AVWS geht auf Regelschule (Gymnasium)/ FM-Anlage / Edulink mit Sender Inspiro von der GEK per Einzelfallentscheidung bezahlt