Ich bin neu hier und auch Neuling was mein Wissen zu Hörgeräten betrifft.
Bin 49 Jahre alt, wohne am Bodensee, bin verheiratet und habe zwei Kinder.
Gleich mal vorne weg, mir ist klar, dass es hier Betroffene gibt die ein deutlich schwereres Schicksal haben. Wenn ich hier gelegentlich jammernd rüberkomme, verübelt es mir bitte nicht.
Aufgrund einer Hochtonschwerhörigkeit sehe ich mich immer stärker unter Druck mich mit HGs zu versorgen, da ich inzwischen meine eigenen Kinder beim Abendessen nicht mehr ausreichend verstehe und an Gesprächen in der Gruppe nur noch bedingt teilnehmen kann.
Da ich mich persönlich noch so gar nicht mit dem Gedanken an HdO Geräten anfreunden kann, will ich es erstmal mit IdOs versuchen.
Die ersten Eindrücke machen mir wenig Hoffnung und je mehr man liest und sich beraten lässt, entsteht der Eindruck, dass IdO für meine Art der Schwerhörigkeit ungeeignet sind. Ich will aber nicht vorschnell aufgeben und hier auch keine Grundsatzdiskussion anstoßen. Bin aber generell offen für alle Meinungen.
Nach ersten Netzrecherchen ist mir schier der Kopf geplatzt und die Werbungsflut hat mich völlig misstrauisch gemacht. Was wird man zugeballert, wenn man bei Google einmal das Wort „Hörgerät“ eingegeben hat…
Ich bin dann Aber doch irgendwann in so eine Audibene-Werbefalle reingetappt und habe mich zu einem Besuch beim Akustiker überreden lassen. Irgendwer muss einem halt mal Feuer unterm Hintern machen
Entschuldigt bitte, wenn das jetzt etwas ausführlich wird. Aber es fällt mir extrem schwer, meine Eindrücke verständlich zu beschreiben. Fachbegriffe wie Okklusion usw. will ich gar nicht erst verwenden, da ich hier beim Lesen bereits gemerkt habe, dass sich da nicht alle einig sind, was darunter im Detail alles zu verstehen ist…
Angefangen habe ich mit Audibene Horizon (Signia Silk X5) Geräten. Der Einstieg war die Hölle.
In den Räumlichkeiten des Akustikers klang ja alles noch ganz erträglich und auch erstmal verständlich. Aber kaum als ich den Laden verlassen hatte musste ich feststellen, dass ich erstmal keinen Spaß haben werde. Alles war völlig überzeichnet und ich hatte den Eindruck ich stehe permanent in einem Tunnel. Speziell helle Geräusche waren extrem unnatürlich. Kies unter den Schuhen klang z.B wie laufen auf Glasscherben. Zerknittern von Papiertüchern klang wie Cellophan Folie. Ich hörte jedes Klack-Geräusch wie z.B. eine zufallende Tür, immer mit mehrfachem Echo aus mehreren Richtungen. Auch wenn irgendwo anders im Raum eine Tür oder Fenster geöffnet oder geschlossen wurde. Beim Gespräch in der Gruppe klangen manche Stimmen natürlich manche aber völlig verzerrt wie in einer Tonne.
Ein Experiment war besonders beeindruckend. Wenn ich eine kleine Schraube vor mir auf den Tisch fallen ließ, tanzte diese eine Weile, bis sie zur Ruhe kam. Geklungen hat das, als wenn sie um meinen Kopf kreist, aber sicher nicht so, als ob das vor mir passiert. Also irgendwie, als wenn das Geräusch von links nach rechts und wieder zurück wechselt.
Mehrere Sitzungen beim Akustiker konnten alle unerwünschten Phänomene nur verändern aber nie beheben. Immer wenn Umgebungsgeräusche möglichst unauffällig klangen, war das Sprachverständnis wieder im Eimer.
Merken tu ich das immer erst wenn ich in der echten Welt unterwegs bin. Auf dem Stuhl beim Akustiker in steriler Umgebung ist irgendwie immer alles ganz gut.
Ich habe es ja mehrmals auch hier gelesen, aber ich konnte und kann bis heute nicht glauben, dass diese Signia Geräte wirklich so schrottig sind. Ich hege noch etwas Resthoffnung, dass jemand sagen kann, dass das an einer schlechten Anpassung lag.

Tragekomfort und Bedienung fand ich gut. Hatte am Ende nur noch so ganz kurze offene Schirmchen dran, damit sind sie auch nicht mehr gewandert. Mit den originalen Schirmchen sind sie beim Kauen rausgewandert.
Dann meinte mein Akustiker, das ganze schlechte Geräuschempfinden liege an dem zu sehr verschlossenen Gehörgang und empfahl angepasste Geräte mit einer extra Belüftung auszuprobieren.
Jetzt habe ich aktuell Unitron Insera 10A Omni (Discover next 7) Geräte drin.
Der erste Eindruck war deutlich besser. Das generelle Geräuschempfinden viel natürlicher und diese blöden Echos und Reflexionen aus allen Richtungen höre ich auch nicht mehr. Eine Tür klingt wie eine Tür, die Maus klickt nur einmal usw.
Aber… Jetzt klingt meine Stimme noch dumpfer als mit den Signias, ungefähr so als wenn ich mir die Ohren komplett zuhalte.
Essen geht gar nicht, dazu müssen die Dinger raus. Wenn ich feste Nahrung kaue hört es sich an wie auf Kieselsteine zu beißen.
Generell ist jetzt alles irgendwie weichgespült und ich habe das Gefühl eine dicke Wollmütze über den Ohren zu tragen. Das Sprachverständnis ist nur geringfügig besser als ohne, in Gruppen nur noch Gesprächsbrei. Leider kann man die Unitron Geräte nicht beliebig lauter und leiser stellen. Es gibt zwar die Taste auf den Geräten um zwischen verschiedenen Modi zu wechseln, das ist aber unkomfortabel und muss für jede Seite extra eingestellt werden. Die App bei den Signias war zwar auch nicht wirklich komfortabler, aber synchron auf beiden Seiten und man konnte einfach situationsbedingt beliebig lauter und leiser drehen.
Was mich aber an den Unitron am meisten stört ist diese Situationsautomatik. Wenn man nicht in einer perfekt ruhigen Umgebung ist, wechseln die Dinger ständig den Modus und das nicht mal synchron, was deutlich wahrnehmbar und permanent auffällig ist.
Man unterhält sich mit jemandem und wenn dann hinten im Büro eine Tür zufällt, wird plötzlich alles gedämpft und man kann dann abwarten, bis man sein Gegenüber langsam wieder anfängt deutlicher zu verstehen, bis dann die Kaffeemaschine angeht und alles wieder runtergeregelt wird.
Wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, klingt das erst gut und nach einem kurzen Moment höre ich ihn fast nicht mehr.
Manche Geräusche werden so stark rausgefiltert, dass es dann im Gesamten doch wieder unnatürlich klingt.
Irgendwie will ich nicht aufgeben und es gibt auch einige Situationen wo ich profitiere. Gespräche in einfachen Umgebungsbedingungen sind deutlich weniger anstrengend.
Was übrigens auch mit beiden Geräten positiv war, ist dass die Nutzung in Verbindung mit Headset absolut problemlos funktioniert hat. Das hat für mich auch noch einen gewissen Stellenwert, da ich doch viel mit Headset arbeite.
Aber ist es mir das wert, die gesamte Umwelt verfälscht wahrzunehmen und dadurch auch ständig an die Einschränkung erinnert zu werden? Ich werde auf lange Sicht nicht darauf verzichten können, bin aber stand heute noch nicht überzeugt dafür fast 4000€ auf den Tisch legen zu wollen.
Gibt es hier vielleicht jemanden, der eine ähnliche Ausgangssituation hatte und es mit IdO, möglichst IIC oder CIC, Geräten in den Griff bekommen hat?
Dann würde mich interessieren welche Geräte zum Erfolg geführt haben?
Kann jemand generell etwas zu der Marke Unitron sagen? Ich kann dazu bisher nichts Verwertbares finden was mir weiterhilft. Die Marke hatte ich, bevor sie mein Akustiker angebracht hat, gar nicht auf dem Radar. Deren Homepage ist für „Nichtakustiker“ eher ein Irrgarten als eine Informationsquelle.
Sorry für das lange Gelaber!