Schwerhoerigenforum.de

Liebes Forum,
ich bin neu hier und wollte ein paar Fragen loswerden. Ich habe einen fünfjährigen Sohn, der seit seiner Geburt schwerhörig ist. Durch die Beras am Anfang wurde eine Hörschwelle irgendwo bei 45/50 ermittelt. Der Grund seiner SH liegt in einem Gendefekt, den mein Mann und ich rezessiv vererben. Er hat außer der SH keinerleid Einschränkungen und entwickelt sich sehr gut. Er wurde mit 1 mit HG versorgt. Seine Sprachentwicklung ist überdurchschnittlich und auch sonst ist er gut entwickelt und ein glückliches Kind. Er hat viele Freunde und ist sozial integriert.

Wir haben von Anfang an ein Problem mit der subjektiven Hörprüfung. Manchmal macht er erkennbar nicht ordentlich mit, manchmal ist er aber zumindest nach meinem Eindruck sehr motiviert. Und dennoch hört er ohne Hörgeräte dabei sehr schlecht, zuletzt haben wir hier einen Test eingefahren, wonach er bei 90 bzw. 80 db nur gehört habe. Uns wurde jetzt geraten, über ein CI nachzudenken und dafür in die Uniklinik zu fahren, um weitere Tests zu machen. Ich habe prinzipiell keine Probleme damit - das Kind muss einfach bestmöglich versorgt sei und wenn CIs gut für ihn sind, ist das natürlich auch so. Allerdings habe ich eine gewisse Unsicherheit, die daraus resultiert, dass
1. die Bera so deutlich abweicht (zuletzt im März Bera bei 50/60 db),
2. er gut integriert ist und sich sehr gut entwickelt
3. er mich auch ohne Hörgeräte versteht, zum Beispiel wenn wir abends im Bett liegen und ich ihm in normaler Lautstärke vorlese und er mir nicht auf den Mund schaut, sondern das Buch ansieht (das keine Bilder hat).

Ich wäre sehr dankbar, wenn hier jemand Zeit hat, mir diese Fragen zu erklären. Unser HNO-Arzt ist insoweit ratlos und sagt, wir sollten eben weitere Tests machen. Das mache ich natürlich auch, wenn wir mal einen Termin bekommen (dauert leider lange). Allerdings würde ich mich sehr freuen, wenn es hier Erfahrungen oder Kenntnisse gibt, die diese Fragen beantworten können. Ich möchte natürlich nichts überstürzen mit einem CI, wenn es noch gar nicht die richtige Zeit dafür wäre.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Frida

Hi,
einerseits sagst du, er hört ohne Hörgeräte sehr schlecht, andererseits versteht er dich auch ohne Hörgeräte?
Gibt's denn neben der BERA eine normale Tonaudiometrie? Bei einem gut entwickelten Fünfjährigen ist eine normale Audiometrie ganz problemlos durchführbar. Das kann auch ein ganz normales Hörakustik-Fachgeschäft machen.

Was für eine Messung wurde denn gemacht, wo die Hörschwelle bei 80-90 dB lag?
Aus eigener Erfahrung in den letzten Wochen kann ich auch berichten, dass beispielsweise eine Infektion auch kurzzeitig auf das Hörvermögen schlagen kann. Meine Tochter hat vor einigen Wochen eine RSV-Infektion durchgemacht und hatte in der Zeit auch deutlich schlechter gehört. Jetzt ist alles wieder wie vorher.

Generell würde ich es aber aus dem Bauch heraus entscheiden. Du kennst dein Kind am besten. Reagiert er auf Ansprache, antwortet er auf Fragen? Will er den Fernseher lauter stellen, wenn Paw Patrol läuft?

Danke für die Antwort! Das ist das Problem: Immer bei diesen Tests funktioniert es überhaupt nicht. Das passt schlicht nicht zu dem Bild, das wir im Privaten von ihm haben - weder in die Kita noch in der Familie. Aber den Test muss ich ja auch ernstnehmen, denn es ist, wie du sagst: Es liegt sicher nicht daran, dass er nicht versteht, was man von ihm will. Er reagiert MIT den Hörgeräten wirklich gut. Ohne muss man ihn manchmal zweimal ansprechen, um seine Aufmerksamkeit zu wecken - das liegt dann auch am Abstand, den man von ihm hat. Die Messung, die gemacht wurde, war eine Tonaudiometrie und eine Sprachaudiometrie. Und dann eben die Bera - die Ergebnisse liegen bis zu 50db auseinander. Was den Schnupfen bzw. sonstige Infektionen angeht, kenne ich das auch... Selbst wenn keine Tubenbelüftungsstörung festgestellt werden kann, ist es oft so, dass er noch eine Woche oder sogar länger schlechter hört... Liebe Grüße!

Okay... also ich würde dann mal ganz locker an die Sache rangehen und nichts überstürzen. Wenn der Spracherwerb, das Entwicklungsniveau und die soziale Interaktion mit Hörgeräten völlig in Ordnung sind, dann sehe ich vorerst keinen Anlass für einen Eingriff.

Wenn es nächstes/übernächstes Jahr in Richtung Einschulung geht, kann die Sache ja erneut bewertet werden.