Hörgeräte als In-Ear-Monitor?

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Ohrbert
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Hörgeräte als In-Ear-Monitor?

#1

Beitrag von Ohrbert »

Das Thema hatten wir zwar schon - so eine wirkliche Antwort habe ich aber nicht gefunden für die Frage die mir vorschwebt.

Ausgangpunkt: Ich spiele in einer kleinen Kirchenband E-Gitarre. Die Band besteht aus 1-3 Sängerinnen, Keyboard, Schlagzeug (akustisch), 1-2 Saxophonen und eben der Gitarre. Der Kirchenraum ist eher klein (keine hallige große Kirche). Es gibt eine PA Anlage, wobei Gesang, Keyboard und Gitarre über die Anlage geführt werden. Schlagzeug und Saxophone haben keine Mikrofone. Ich weiß - ist alles nicht ideal aber so ist es nun mal. Zur Zeit haben wir 2 Monitorboxen. Wir stehen auf der Seite des Raumes, vorne im Raum sind jeweils links und rechts Boxen angebracht die dann die Gemeinde beschallen.
Nun ist das Problem, dass die natürlichen Instrumente (Sax, Schlagzeug) schon ziemlich laut sind und daher auch die Monitore schon relativ laut aufgedreht sind, so dass der Techniker am Mischpult immer ganz unglücklich ist weil wir dem Raum mit den Monitoren beschallen.

Da wir nur 2 Monitorboxen haben und relativ langgezogen stehen (Platzverhältnisse) müssen sich immer mehrere einen Monitor teilen. Vermutlich ist auch das ein Grund, warum wir die Monitore so laut aufdrehen weil diese ja eher gerade und nicht seitlich abstrahlen.
Nun habe ich zuhause zum Üben einmal einen Backing-Track auf die Hörgeräte gestreamt und dazu die Gitarre über den Kemper-Amp bzw. die Aktivbox gespielt. Das hat eigentlich super-gut funktioniert, ich merke da nicht wirklich einen Unterschied ob ich den Backing-Track auf die Boxen mische oder die Mischung "in den Hörgeräten" passiert.
In der Vergangenheit habe ich auch einmal versucht, in der Kirche mit In-Ear Monitoren zu spielen aber das habe ich als sehr unangenehm empfunden weil dann logischerweise die nicht verstärkten Instrumente nicht im Mix sind man diese somit nicht ordentlich hört.
Nun frage ich mich, ob ich mir nicht meinen eigenen Monitor-Mix in die Hörgeräte streamen kann. Das wäre doch eigentlich eine ideale Lösung weil ich dann zum normalen Sound den ich so mitbekomme meine Gitarre in beliebiger Lautstärke dazu mixen könnte. Dann kann die Gitarre in den Monitoren ruhig leiser sein und wir müssten nicht so um den Pegel kämpfen.
Kritisch ist dabei natürlich die Latenz. Bei meinem Test mit dem Backing-Track ist die Latenz vom BT Stream natürlich egal weil ich beim Spielen ja nur die für mich nicht wahrnehmbare Latenz der Hörgeräte (Mikro->Ohr) habe.
Hat das schon mal wer von euch ausprobiert? Hat das funktioniert? Was könnt ihr da als Streaming-Quelle empfehlen - das müsste dann ja auf einen Monitorausgang vom Mixer angeschlossen werden. Kann man da einen normalen BT Streamer nehmen (zB Sennheiser BT T100 oder was ähnliches) oder ist es besser einen Phonak TV Connector zu nehmen?
Oder ist das alles nichts und eine bessere Lösung, wenn wir noch 2-4 weitere Monitorboxen kaufen so dass mehr oder weniger jede(r) eine eigene Monitorbox mit dem individuellen Mix hat? Dann kann der wahrscheinlich auch leiser sein.
Bin gespannt auf eure Meinung/Erfahrungen
Phonak P70
gstanzl
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Re: Hörgeräte als In-Ear-Monitor?

#2

Beitrag von gstanzl »

Meine Situation ist eine ganz andere, aber Du hattest ja nach Meinungen/Erfahrungen gefragt. Also:

Ich spiele in einem akustischen Trio (Gitarren, Percussion, Mundharmonika, Melodica, etc) und fast alles (je nach Größe des Raums beim Gig) läuft über PA. Monitorboxen (wenn überhaupt) auch links und rechts, eher weit von mir.

Als ich noch keine Hörgeräte trug war meine Lösung eine kleine Monitorbox nur für mich direkt vor mir.

Jetzt mit meinen Geräten und dem passenden Musikprogramm genieße ich es, alles so zu hören (wenigstens ungefähr) wie meine Mitspieler. Aber das ist wahrscheinlich keine Option für Dich....

Bei Bluetooth würde ich die Latenz schon fürchten, auch ist mir die Tonqualität beim Streaming nicht gut genug.

Ich spiele meine Gitarre auf der Bühne über Mainstage, da könnte ich mir vorstellen, eine Lösung zu basteln, in dem ich den Monitorstream über das Interface in den Eingang schleife. Allerdings würde ich auch da letzten Endes die Latenz fürchten.

Meine Empfehlung wäre die Monitorbox. Sonst halt mit den BT-Streamern experimentieren, mit denn vorhandenen oder ausleihbaren oder billigsten zuerst...

Ich hoffe, Du findest etwas, das funktioniert!
svenyeng
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Re: Hörgeräte als In-Ear-Monitor?

#3

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Da ich auch Musiker bin und die Situation kenne, empfehle ich immer InEar Monitoring.
Aber auf keinen Fall über die HGs. Das klingt einfach nicht und es fehlen die Bässe.
Ausserdem ist BT für sowas nicht gedacht. Das dürfte die Latenz zu groß sein.

Ich habe von Sennheiser das IEM G4. Die Funkstrecke kostet zwar nen 1000er, aber das ist halt was richtig gutes.
Etwas preisgünstiger ist die XSW IEM von Sennheiser.
Bei Mikrofonen und InEar nehme ich nur noch Sennheiser.
Dazu hatte ich mir die C-Ear InEars bei Kind machen lassen. Die werden nach Ohrabdruck gefertigt.
Die sind preislich recht günstig. Mein Akustiker hatte leider nichts in der Preisklasse.

Die HGs nehme ich raus, und die C-Ears rein. Das geht perfekt.
Kommt aber auf den jeweiligen Hörschaden an.

Die InEar Funkstrecke ist bei mir fest im Rack verbaut und an 2 Aux-Wege verkabelt, wo auch der Mixer drin ist.
So kann ich meinen eigenen Mix ganz individuell für meine InEars abmischen.

Das Problem bei Dir werden aber Schlagzeug und Sax sein.
Da musst Du mal klären ob es möglich ist, die Instrumente mit Mikros abzunehmen.
Sonst hörst davon ja kaum was. Müsstest Du halt ausprobieren.

Gruß
sven
Ohrbert
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Re: Hörgeräte als In-Ear-Monitor?

#4

Beitrag von Ohrbert »

Mein Problem ist genau das Schlagzeug und Sax - dass sich daraus eben die Mischung aus mikrofonierten Instrumenten und den lauten Instrumenten ohne Mikros ergibt. Wie gesagt habe ich die In-Ears schon mal getestet, ich habe dazu auch einen Sennheiser-Funkstrecke in Kombination mit Shure SE315-CL verwendet - aber ohne Custom Shells.
Ist wie gesagt total unangenehm gewesen weil man eben die halben Instrumente nicht hört. Man ist einfach von der Welt "abgeschnitten".
Vom Sound her habe ich beim Streamen kein grosses Problem. Vielleicht fehlen die Bässe, mir gehen sie aber nicht ab. Meine Idess ist ja, dass ich den Monitorsound über die HGs höre und dann halt noch mein Gitarrensignal mit dem bisschen mehr Lautstärke über den Stream spiele, so dass ich mich selbst gut genug höre. Es muss halt quasi latenzfrei sein damit ich mir dan nich einen Chorus-Effekt im Ohr vorgaukle.

Prinzipiell lese ich ja immer mal gutes über den TV Connector, dass der eben eine geringere Latenz haben soll als ein BT Stream. Zumindest was den TV Ton angeht habe ich immer wieder gelesen, dass das die Synchronität mit dem TV Ton gut sein soll. Ist natürlich ein anderes Setup.
Hat dazu noch jemand eine Meinung? Sonst müsste ich mir auf verdacht mal einen TV Connector gönnen. Ich denke die Schritt zu einem Billig-Amazon-BT Streamer würde ich überspringen - das scheint mir eher hoffnungslos zu sein.
Phonak P70
svenyeng
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Re: Hörgeräte als In-Ear-Monitor?

#5

Beitrag von svenyeng »

Hallo!

Könnt ihr das Schlagzeug nicht mit Mikros abnehmen und ans Sax auch ein Mikro?
Dann wäre das Problem gelöst.
Schlagzeug und Bass lässt man dann nur auf Deinen InEars, müssen ja nicht in den Main Mix.

Gruß
sven
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