Statistik

Muss nichts mit Hören zu tun haben, kann aber ...
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Brittany
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Statistik

#1

Beitrag von Brittany »

Hallo allerseits,

ich habe gerade gelesen, dass im Norden die Zahl der schwerbehinderten Hörgeschädigten im Jahr 2021 (das ist die neueste Zahl) abgenommen hat:
https://www.statistik-nord.de/presse-ve ... 2021-64693
https://www.statistik-nord.de/presse-ve ... 2021-64692
Das ist eine leichte Abnahme, aber ich finde das als Tendenz trotzdem erstaunlich. Hätte ich raten sollen, hätte ich eher auf Zunahme getippt. Die Welt wird lauter, die Zahl der Kopfhörer steigt...
Natürlich gibt es viele Faktoren, die diese Zahlen beeinflussen können.

Brittany
ArsMachina
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Re: Statistik

#2

Beitrag von ArsMachina »

Das ist Evolution, die Ohren passen sich an und werden robuster :-)

Grüße Jochen
Resound Custom 9 (Onlinekauf bei Hearly)
R: -25 -25 -35 -30 -25 -40 -60 -70 -75
L: -25 -35 -35 -25 -40 -50 -70 -115 -xxx
Brittany
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Re: Statistik

#3

Beitrag von Brittany »

Ja, genau! Blitzevolution.
Wir bekommen robuste Ohren, überdimensionierte und muskulöse whatsapp-Daumen und verkümmerte Beinchen.
Charmant.
Dani!
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Re: Statistik

#4

Beitrag von Dani! »

Findest du? Ich empfinde dass die Welt im lauten Bereich ruhiger geworden ist. Güterzüge sind bspw im Schnitt deutlich messbar leiser. Bei Autos hört man Innerorts überwiegend nur noch Abrollgeräusche, früher überwiegend das Knallen der Motoren. In Betrieben werden Lärmvorschriften zunehmend eingehalten. Auf stationären Musikveranstaltungen (Disco) wird der zulässige Lärmpegel nicht mehr überschritten. Ohrumachließende heutige Kopfhörer dämpfen den Umgebungsschall, manche sogar aktiv, so dass die Musikwiedergabe leiser gemacht werden kann und wird.

Schwerhörig wird man nicht durch viel Lärm, sondern überwiegend durch sehr lautem Lärm. Es sei denn, die Schwerhörigkeit ist angeboren. Aber darum ging es ja nicht.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
gstanzl
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Re: Statistik

#5

Beitrag von gstanzl »

Oder viele sind wegen Corona zuhause geblieben und haben nicht gemerkt, daß sie schlechter hören.....
Wallaby
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Re: Statistik

#6

Beitrag von Wallaby »

Man darf auch nicht vergessen, dass nicht alle "Schwerbehinderten (Hörgeschädigte)" einen SchwebiAusweis besitzen und daher nicht in der Statistik auftauchen
Pinchrunner
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Re: Statistik

#7

Beitrag von Pinchrunner »

Ich hätte auch eher auf eine Zunahme getippt, allein schon wegen des steigenden Altersdurchschnitts der Bevölkerung. Aber wie hier schon einige schreiben, es gibt viele Faktoren, die so eine Entwicklung beeinflussen und die Abnahme ist so klein, dass das kaum seriös interpretierbar ist. Vielleicht sind auch die Ämter knausriger geworden mit der Vergabe von GdBs.
rabenschwinge
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Re: Statistik

#8

Beitrag von rabenschwinge »

Ich bin da eher bei Dani. Beim Thema Prävention hat sich auf der Ebene Schwerhörigkeit sehr viel getan.
Dazu kommt das der Lärmschutz auch im Arbeitsleben besser gegeben ist.
Dani!
Beiträge: 3431
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Re: Statistik

#9

Beitrag von Dani! »

Zu meiner Schande hatte ich den Link nicht gelesen bevor ich meinen ersten Beitrag hier gepostet hatte 🙈
Ändert zwar nichts an meiner Aussage. Aber meine Begründung für die Abnahme. Immerhin geht es hier um einen Zeitraum von gerade mal 2 Jahren. Da änderte sich Lärmtechnisch jetzt nicht wirklich viel.

In der Statistik geht es (in Hamburg) um eine Veränderung um gerade mal 104 Einwohner, die weniger geworden sind. Durchaus möglich, dass in dieser Zeit einige verstorben sind, die nach heutigen Maßstäben beim Bescheid "zu gut" weg gekommen sind, den SBA 2019 aber nunmal hatten. (mehr als die Hälfte der erfassten Personen sind über 65 Jahre alt).
Außerdem geht es in der Statistik nur um solche, bei denen "Schwerhörigkeit" die gravierendste Einschränkung war. Ich z.B. wäre von 2019 auf 2021 aus dieser Statistik rausgefallen, obwohl sich in dieser Zeit mein GdB für das Hören von 70 auf 80 verschlechtert hat.
Dominik
R: 20.2.20: Med-el Sonnet2
L: 16.12.20: Med-el Sonnet2
Vorsicht bissig.
cherusker
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Re: Statistik

#10

Beitrag von cherusker »

Ich denke, das der Beitrag von @gstanzl unter #5 ebenfalls nicht ganz falsch ist und bei der Begründung von Dominik ergänzt werden könnte.
Viele sind gerade in 2021 gar nicht erst zum Arzt gegangen. Dazu kam eine Überlastung der (Gesundheits-)Ämter und der daraus resultierenden Verzögerung bei der Bearbeitung. Ich vermute, dass in den Folgejahren 2022 und 2023 die Zahl wieder steigen wird, wahrscheinlich erst in 2023.
Grüße vom cherusker :cheers:
- - -
R 55 55 50 60 60 65 70 70 60 40 40
L 25 50 50 50 55 60 55 50 40 40 55
Brittany
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Re: Statistik

#11

Beitrag von Brittany »

Dani! hat geschrieben:Findest Du?
Ja, das finde ich tatsächlich. :-)
Es kommt natürlich auch darauf an, wie und wo man lebt und was man als Erfahrung heranzieht. Ich bin z.B. keine Autofahrerin, sondern benutze öffentliche Verkehrsmittel. Und die sind angefüllt mit Leuten, die Kopfhörer in den Ohren haben, die eins nicht sind, nämlich ohrumschließend. Und die die Lautstärke so weit aufdrehen, dass ICH das höre. Was ebenfalls zugenommen hat, sind Autofahrer, die ihre Musik bis zum Anschlag aufdrehen und mit dieser Wahnsinnslautstärke durch die Straßen wummern. Das gab es früher in dieser Form gar nicht.
Es gibt hier eine Nahverkehrslinie, deren Züge so laut sind, dass man sich beim Fahren eigentlich nicht unterhalten kann. Dementsprechend müssen die nicht ohrumschließenden Kopfhörer nochmal angepasst werden…

Ich habe mal in einem Raum gearbeitet, dessen Fenster direkt auf einen Busknotenpunkt ”guckten”. Das war so ein Rabatz, dass man selbst bei Sommerhitze die Fenster immer geschlossen halten musste. Ich habe nie gewusst, dass Busse so laut sind. (Und das fanden alle Kollegen, das war nicht nur ich. Es war damals ständiges Thema, ob man Hitzschlag oder Lärmschädigung vorzieht.) Dass die Verkehrsdichte und Busfrequenz deutlich zugenommen hat, hilft auch nicht so unbedingt.
Disco und Rockkonzerte betreffen mich nicht. Ich bin aber mal mit einer Gruppe in ein Stadtfest geraten, auf dem auf einer offenen Bühne Musik gemacht wurde. Wir alle haben uns nur angeguckt und sind – einen halben Straßenzug entfernt! – beigedreht. Das war schon in der Entfernung nicht mehr auszuhalten.

Das sind natürlich nur ein paar Beispiele. Ich finde aber ganz generell, dass Leute sich heute deutlich mehr ”zudröhnen” (akustisch, meine ich :mrgreen: ) und dass die Schmerzschwelle sich da deutlich verlagert hat. Und dass z.B. die Schwerhörigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunimmt, ist leider auch eine Tatsache.

Ich glaube tatsächlich, wie cherusker, dass die Coronazeit hier eine Rolle spielt. Ich glaube, dass es in ein oder zwei Jahren einen Sprung nach oben geben wird.
Ohrenklempner
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Re: Statistik

#12

Beitrag von Ohrenklempner »

Da täuscht aber womöglich die subjektive Wahrnehmung.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, wie laut die Ikarus-Busse damals waren. Wenn man drinnen saß, hat man sich oft selbst nicht reden gehört. Der Straßenverkehr hat zwar um ein Vielfaches zugenommen, dafür sind die Fahrzeuge um ein größeres Vielfaches leiser geworden.
Vor zig Jahren hat man schon prophezeit, dass die 80er-Disco-Generation und die darauffolgenden Generationen wohl alle früh schwerhörig werden würden. Das hat sich nicht bewahrheitet. Wenn man sich gelegentlich für 2-3 Stunden eine Rockkonzert-Dröhnung gibt, zieht das keine Lärmschädigung nach sich. Die Lärmschwerhörigkeiten haben als Ursache eine jahrelange Dauerlärmbelastung.

Ein guter Anhaltpunkt für die Risikobewertung ist z.B. diese Seite von der BG ETEM:
https://www.bgetem.de/arbeitssicherheit ... beurteilen
oder dieser Flyer vom Land NRW:
https://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/red ... _final.pdf

Die Schwellenwerte der sog. Tages-Lärmexpositionspegel sind da schon eher vorsichtig angesetzt.
Seit mehr als 10 Jahren gibt es auch Gesetze, die die Maximallautstärke von Kopfhörern auf 85 dB begrenzen. Technisch lässt sich das natürlich leicht aushebeln, wenn man will. Mit einem handelsüblichen Smartphone/MP3-Player und In-Ear-Kopfhörern müsste man sich aber täglich mindestens acht Stunden die Dauerdröhnung verpassen, um ein ernsthaftes Risiko einzugehen.

Dennoch würde ich aber zustimmen, dass die Welt lauter geworden ist. Überall wird man beschallt. Wo es früher ruhig war, gibt's jetzt Geräusch. Aber das, was früher wirklich laut bis sehr laut war, ist ruhiger geworden.
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