zwei Lautsprachen

Antworten
ria
Beiträge: 14
Registriert: 26. Jun 2006, 23:31
17

zwei Lautsprachen

#1

Beitrag von ria »

Hallo,
was hält ihr eigentlich von unserer Situation:
Wir leben in Deutschland. Unser Sohn ist drei. Bis vor ein paar Monaten glaubten wir noch, er sei mittelgradig SH. Dann hieß es plötzlich: hochgradig schwerhörig (um die 70 dB). Mehr dazu ein ander Mal. Unser Sohn lernt aber zwei Lautsprachen. Er spricht Niederländisch mit mir und Deutsch mit seinem Vater. Er macht in beiden Sprachen Fortschritte, aber es geht langsam. Er spricht mit mir auch ziemlich viel Deutsch, obwohl ich ihn konsequent in meiner Muttersprache anspreche. Ich selber spreche Deutsch mit meinem Mann.
Obwohl ich schon seit 10 Jahren in D wohne, identifiziere ich mich eher mit meiner Heimat, Belgien. Ich möchte meinem Sohn etwas davon mitgeben, diesen kleinen Unterschied eben. Obwohl er SH ist, möchte ich seine sprachlichen Kompetenzen nicht unterschätzen. Gleichzeitig habe ich tierischen Angst ihn mit meinem Niederländisch zu blockieren. Ich habe auch Angst vor der Schulzeit. Wie soll ich ihm denn helfen, wenn ich auf der anderen Seite konsequent Niederländisch sprechen soll?
Hat jemand von euch Erfahrung?
Grüße,
Ria
Momo
Beiträge: 5186
Registriert: 23. Jul 2002, 21:46
21
Wohnort: Niedersachsen

Re: zwei Lautsprachen

#2

Beitrag von Momo »

Hallo Ria
ich denke du machst das richtig. Man sollte mit seine Kindern (konsequent!!) in der eigenen Muttersprache sprechen. Dass er es langsamer lernt ist normal. Dass er deutsch spricht (in deutescher Umgebung) auch- ich würde weiter niederländisch mit ihm sprechen und ihm die Wahl lassen wie er antwortet. Ich habe eine Freundin, die macht es genauso (bewundernswert konsequent) mit ihren Kindern mit Französich. Die Kinder selber sprechen fast nur deutsch, können aber auf Französisch umsteigen wenn sie müssen (bei Oma usw.).
Ok bei euch kommt die Hörschädigung dazu, aber ich gakube das spielt kaum eine Rolle. Hier schreibt noch mind. eine ich glaube sogar zwei Mütter mit deren hg Kinder auch zweisprachig aufwachsen. Die werden sich sicher auch zu Wort melden!

Viele Grüsse
Momo
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Sabine
Beiträge: 838
Registriert: 18. Jul 2002, 17:57
21

Re: zwei Lautsprachen

#3

Beitrag von Sabine »

Hallo Ria,

Momo kündigte es ja schon an, hier gibt's noch mehr Kinder mit Hörschädigung und zwei Lautsprachen. Mein Sohn ist eines davon.
Er wächst, wie auch seine drei Brüder, mit Deutsch und Englisch auf. Er ist ertaubt und trägt zwei Cochlea-Implantate.
Bis zur Ertaubung habe ich ausschließlich Englisch mit meinen damals noch nur zwei Kindern gesprochen (Englisch ist nicht meine Muttersprache, aber es fühlte sich für mich trotzdem "richtig" an, Englisch mit den Kindern zu sprechen).
Als dann klar war, dass Christian taub war, schwenkte ich auf Deutsch um, was mir anfangs sehr schwer fiel.
Mittlerweile besucht er eine englische Schule, hat englisch- und deutschsprachige Freunde und benutzt die Sprache, die gerade zur jeweiligen Situation passt.
Er spricht beide Sprache altersgemäß fließend und akkzentfrei.
Gerade im Deutschen dauert der Grammatikerwerb jedenfalls bei meinen Kindern länger, aber es kommt.
Nicht alle zweisprachig aufwachsenden Kinder sind etwas zurück mit der Sprachentwicklung, aber meine gehören eindeutig dazu, wobei Christian derjenige von meinen vier Jungs war, der am frühesten angefangen hat zu sprechen.

Falls Du Fragen hast, melde Dich einfach, gerne auch per PN.

Viele Grüße,

lynda
Beiträge: 178
Registriert: 3. Sep 2005, 18:47
18

Re: zwei Lautsprachen

#4

Beitrag von lynda »

hallo
elsa ist drei und vier monate, sie war 2,5 als wir feststellte sie ist hochgradig SH auch ein werte um 70 DB,sie hatte aber nur französisch geredet (wenn man so nennen kann !) seit 4 oktober trägt digital HGs und hat so ein sprung gemacht,! sie redet auf deutsch viel besser als französisch im krankenhaus manche leute habe gesagt ich musste aufpassen so viel kinder haben die sprache so schlecht gelernt aber ich denke es ist ein unterschied die geht von Hgs bis inteligenz bis zum umfeld und so weiter,
ich muss sagen dass ich nicht konsequent mit hir umgehe(sprachlich da am abend rede mit michael eheman deutsch und bin seit 9 jahre mit ihm, und habe deutsch auch wegen him gelernt ) hatte in der schule englisch und spanisch gelernt damals hatte auch hier gefragt und die psychologin und aus emotionale grunden sie hatte mir empfohlen nicht die sprache aufzugeben , gestern habe noch mal gefragt da ich nicht so konsequent bin aber um 80 % mit elsa französisch rede, sie meinte naja im kindergarten werden sie sowieso sagen ob es gut ist oder nicht, aber meine zweite baby leslie gerade 5 monate ist nicht Sh und wird auch franösisch reden und naja wieso elsa nicht!
sie wirs schätze ich nur eine sprache gut schreiben und lesen können da französisch grammatik sehr kompliziert ist auch für französe
elsa hat immer sehr früh gemerkt da mama ein andere sprache spricht sie fragt sehr oft wie andere kinder daa sagen zb ich liebe dich wie sagt laura !? dann sage ich ihr auch ich liebe dich und ti amo ! da lauras mutter italienisch spricht und nicht sh ist es hat bei dem aber nicht geklappt laura wollte partout nicht italienisch reden, nun sagt mir elsa jeden abend gute nacht mama ti amo!! (Süss oder !)
und am fern sehen hat sie bei kika gehört dass ein kind bis 10 gezählt auf englisch hat dann ein paar stunde später sagt sie : 1,2,3,...und 10 aber auf englisch: jetzt zählt sie bis vier one two three four ! super oder ..
also nicht aufgeben aber auch dich kein drück machen das du nicht perfekt bist wenn du mal deutsch spricht , oder so
ich bin mir sicher es klappt aber ja langsamer weil doppelte wortschatz ! und SH auch noch !
liebe gruesse bin froh dass wir gestern es noch geschafft haben
elsa gefragt!wer gewinnt spanien oder frankreich : elsas antwort : spanreich!

elsa geb 11.02.03
sh fesgestellt am 22.08.05
hg seit oktb.05
sh kindergarten seit 09.06
münchen
Maike
Beiträge: 514
Registriert: 29. Jul 2002, 01:14
21
Wohnort: Nürnberg

Re: zwei Lautsprachen

#5

Beitrag von Maike »

Hallo Ihr alle,

ich bin leider nur einsprachig aufgewachsen (deutsch), hinzu käme höchstens noch die DGS und Schulenglisch - mit meinem Latinum kann ich ja kaum was anfangen...

Muss sagen: Finde es einfach klasse, wie Ihr mit Euren Kindern umgeht und möchte Euch nur Mut machen - macht weiter so! Versucht, konsequent mit Eurem Kind in Eurer Sprache zu reden, auch wenn es hörgeschädigt ist.

Dass dann die deutsche Sprache evtl. langsamer voranschreitet, ist - laut einer Lektüre, die mir mal unter die Nase kam - völlig normal und absolut nicht besorgniserregend. Im Gegenteil: Letztlich werden die Kinder davon sprachlich nur profitieren, wenn sie zweisprachig aufwachsen, auch wenn sie zunächst langsamer in beide Sprachen reingewachsen sind.

Also: Nicht aufgeben, sondern konsequent weitermachen. - Ich bin zwar nur "einsprachig" aufgewachsen, aber sehr überzeugt von einer zweisprachigen Erziehung, wie Ihr sie macht! :-)

Grüßle
Maike
von Geburt an gehörlos, lautsprachlich aufgewachsen (kann aber auch DGS), 2 CI's seit Dez 2000 und Juli 2003
ria
Beiträge: 14
Registriert: 26. Jun 2006, 23:31
17

Re: zwei Lautsprachen

#6

Beitrag von ria »

Hallo, vielen lieben Dank für eure ausführlichen Antworten! Noch halten wir durch, aber ein bisschen Aufmunterung von Leuten, die in einer ähnlichen Situation sind, tut gut. Danke.
Bis jetzt hat niemand uns davon abgeraten, unser Kind zweisprachig zu erziehen. Die ´Experten´(Logopädin, Akustikerin, Ärzte) finden unsere zweisprachige Erziehung trotzdem ziemlich gewagt.
Am 1. August fängt der Kindergarten an. Ich vermute mal, unser Sohn wird dort auch viel Deutsch aufschnappen.
Was meine Muttersprache betrifft, habe ich mir jetzt vorgenommen, mich auf der Suche nach anderen Niederländischsprachigen Kindern in unserer Nähe zu machen. Damit mein Sohn auch in dieser Sprache Input von anderen Personen bekommt.
Meine Familie wohnt leider zu weit weg, wir treffen uns vielleicht ein Mal im Monat ... .Das ist zu wenig.
Viele (verunsicherte) Grüße
Ria
---------------------------
mama und papa normalhörend, Sohnemann (3) hochgradig SH

Gudrun
Beiträge: 805
Registriert: 9. Jul 2002, 23:22
21

Re: zwei Lautsprachen

#7

Beitrag von Gudrun »

Hallo Ria,

die Experten, die das gewagt finden, sind keine Experten für Zweisprachigkeit. ;) Die Experten sind die, das das erfolgreich hinter sich haben oder duchziehen. :)

Ich bin auch für zwei Lautsprachen. Viel Erfolg!

Gudrun
lynda
Beiträge: 178
Registriert: 3. Sep 2005, 18:47
18

Re: zwei Lautsprachen

#8

Beitrag von lynda »

hallo ria bei mir auch experten wie du sagt , akkustikerin, kkhasu aber nicht die proffessor eher die hörtestmacher waren sehr eher nein lieber nicht blabla bla , hno und frühfordrung habe gesagt toll, kiarzt habe nicht gefragt wieso auch ?
mrin rfamilie sehe eher drei mal im jahr daher bekommt elsa nur von mir spass an der französisch sprache , sie ist aber sehr stolz zwei zu kennen und werde weiter so machen..liebe gruesse
elsa geb 11.02.03
sh fesgestellt am 22.08.05
hg seit oktb.05
sh kindergarten seit 09.06
münchen
Sabine
Beiträge: 838
Registriert: 18. Jul 2002, 17:57
21

Re: zwei Lautsprachen

#9

Beitrag von Sabine »

Und was wir uns erst anhören mussten, weil Englisch ja noch nicht 'mal meine Muttersprache ist.
Uns wurde von namhaften ExpertInnen dringend von diesem "Experiment" abgeraten.
Hat uns aber nicht gestört, denn wenn es um unsere Kinder geht, halten wir uns erstmal für die Experten. Wir holen uns zwar Rat und Meinungen, aber die letzte Entscheidung treffen dann immer noch wir und das unter genauer Beobachtung der Kinder.
Das ist bei Christian nicht anders als bei seinen Geschwistern auch.
Im übrigen habe ich ja hier immerhin vier "Testteilnehmer" zu Hause und kann sagen, dass meine Jungs allesamt enorm von den beiden Sprachen profitieren. Das ständige Wechseln zwischen Englisch und Deutsch je nach Situation hat sie ungemein flexibel gemacht im Gebrauch von Sprache allgemein.
Sie haben alle ein gutes Gehör für feine Unterschiede, und für Christian war es sicherlich hervorragendes Hörtraining, sich auf die verschiedenen Lautsysteme einzustellen.

Die Kritiker sind mittlerweile verstummt, allerdings gibt man natürlich nicht zu, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben ;-)
Macht aber nix.

Liebe Grüße,

Gudrun
Beiträge: 805
Registriert: 9. Jul 2002, 23:22
21

Re: zwei Lautsprachen

#10

Beitrag von Gudrun »

Erstellt von Sabine
Die Kritiker sind mittlerweile verstummt, allerdings gibt man natürlich nicht zu, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben ;-)
Besser, ich verkneife mir einen Kommentar...

Man glaubt ja nur zu gern, dass so etwas ein "Zufall" ist, aber mit der richtigen Förderung geht alles.

Liebe Grüße,
Gudrun
carole

Re: zwei Lautsprachen

#11

Beitrag von carole »

:D
hallo zusammen,
ich selber bin auch zweisprachig aufgewachsen. was man schon kann,braucht man später nicht noch extra zu lernen.

stegen bot nur englisch als erste fremdsprache an.

durch meine hörgeräte, die ich erst mit schuleinstieg erhielt, weil die hörbehinderung lange verkannt blieb, kann ich besser deutsch. selbst mit 39 habe ich den gedanken nicht verloren mich auch wieder dem frz.zu widmen - denn diese sprache ist für meine hörkurve besser.

jetzt hab ich engl und frz ein wenig - ich finde es toll nach bedarf auf die sprache zurück zu greifen, die man gerade in peto hat.

netten gruss carole
Charanga
Beiträge: 178
Registriert: 20. Aug 2006, 11:55
17

Re: zwei Lautsprachen

#12

Beitrag von Charanga »

Hallo,
ich stand vor kurzem auch vor dem Zweifel, ich wusste nicht soll ich auf spanisch weiter mit ihr reden oder doch lieber deutsch. Aber ich habe es jetzt 4 Jahre lang gemacht und ich finde (so sieht es die von der FF auch) wenn sie eine Sprache gut beherrscht kann sie eine zweite besser auf der aufbauen.Wir haben die SH bei ihr gemerkt, als sie 3,5 Jahre alt war. Klar, sie ist zurück mit der Sprache, aber sie macht trotzdem Fortschritte, halt eben langsamer. Sie geht zur Logopädin, das bringt natürlich für die Deutsche Sprache viel. Ich versuche ihr viel auf spanisch zu erzählen, Bilderbücher, Lieder und so. Aber nur Mut, das wichtigste ist wirklich konsequent bleiben, damit die nicht die Sprachen vermischen. Fast alles was meine Tochter auf deutsch kann, kommt von Logo oder Kiga, und es wird immer mehr. Und nicht entmutigen lassen oder sich von Ärzten etwas anderes einreden lassen. Mein HNo-Arzt hatte mir mal gesagt, ich wäre Schuld wenn meine Kinder ein schwerwiegendes Gehörproblem bekommen. Ich solle deutsch sprechen, denn ich lebe hier. Danach habe ich erfahren, dass meine Tochter SH hat, ich habe mir Vorwürfe gemacht, aber ich denke jetzt anders. Rede wie es aus deinem Herzen kommt, wenn du ein gutes Gefühl dabei hast, wenn du niederländisch sprichst, dann rede mit ihr niederländisch. Das andere kommt.
lg Charanga mit Tochter 12/02, links an Taubheit grenzend u. rechts hochgradig
Antworten