Gewöhnung an Hörgerät

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deafman
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Gewöhnung an Hörgerät

#1

Beitrag von deafman »

Hallo,
ich schlage mich jetzt seit einem halben Jahr mit meinen Hörgeräten (Starkey Muse IQ 1200 CIC) herum, und der Nutzeffekt ist sehr überschaubar.
Mit der Anhebung der hohen Töne, die ich eigentlich bräuchte, rasseln und scheppern die Dinger, daß es eine helle Freude ist.
Aber auch mit allen anderen Einstellungen bisher klingt Sprache irgendwie entstellt und verbogen, dafür wird der Umgebungskrach extrem verstärkt.

Mein Akustiker vertritt jetzt da so Philosophien, die mit hier im Forum vorherrschenden Mainstreammeinung nicht immer zu 100% deckungsgleich sind.
Er meint, daß sich das Gehirn an den Klang gewöhnen müßte, und das auch schon mal ein Jahr oder länger dauern könnte.
Auch würden mir andere Geräte nicht weiterhelfen, da alle namhaften und gängigen Hersteller gute Geräte produzieren, die genau das machen, wofür sie eingestellt werden. Nur im Klang sollen diese sich unterscheiden.

Ist das wirklich realistisch, darauf zu hoffen, daß sich das Sprachverstehen in den nächsten Monaten noch zum Guten wendet, oder ist diese Aussage nur eine Beruhigungspille? Nächste Woche bekomme ich nochmal einen Hörtest um zu sehen, ob sich in den letzten 7 Monaten was verändert hat.
Könnte ein Gerät mit Schirmchen vielleicht die Lösung sein? Wenn die Ohren nicht ganz so zugestopft werden, müßte doch dann alles auch weniger verzerrt klingen, oder bin ich da auf dem Holzweg?
viele Grüße

Manne
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Nele15
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7

Re: Gewöhnung an Hörgerät

#2

Beitrag von Nele15 »

Puuuuhhh, ich bin definitiv kein Experte, aber habe schon etliche HG getestet.
Wenn ein Hörgerät nach 6 Monaten nicht so eingestellt werden kann, dass du zufrieden bist, scheint es mir nicht das Richtige zu sein.
Natürlich, es wird nie wieder so sein wie ohne HG, aber solche extremen Probleme können behoben werden.
Aber wie waren die Hörgeräte beim Kauf?
Hast du sie so gekauft, obwohl es scheinbar nicht gepasst hat?
Ich kann von mir nur sagen, dass HG die spätestens beim 3 Termin immer noch komische Dinge getan haben, für mich auch nichts waren.
Natürlich dauert ein Einstellungsprozess seine Zeit, aber man merkt schnell, ob das Grundgerüst stimmt.

LG
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Hups
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2

Re: Gewöhnung an Hörgerät

#3

Beitrag von Hups »

Hallo Manne,

unsere Audiogramme sind nicht soooo unterschiedlich. Ich bin mit HDOs mit Schirmchen versorgt. Die Töne von außen, die ich noch gut höre, kommen auf dem natürlichen Weg ans Ohr und die hohen Frequenzen (bei mir so ab 2 kHz aufwärts) werden vom HDO dazugegeben. Da scheppert nichts und da klang nach wenigen Wochen auch nichts metallisch. Die Portion "Hochton" klingt völlig natürlich. Mein Akustiker meinte, ich wäre schon auf Vollgas (bin seit 2 1/2 Jahren versorgt). Will sagen, ich bin jenseits der "sanften Eingewöhnungseinstellung" - und nichts scheppert oder rasselt.

Ich würde das CIC an sich hinterfragen. Wir hatten das hier im Forum schon einige Male, dass CICs das Ohr halt doch ziemlich zumachen und vielleicht bei einer Hochtonschwerhörigkeit nicht soooo ideal sind?

Liebe Grüße
Hubert
leichte Hochtonmacke, gelöst mit Widex Moment 330
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Hebbie
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#4

Beitrag von Hebbie »

Ich würde den Aku wechseln und alternativ dann einmal RIC-HG mit Schirmchen testen. Dass sich das Gehirn so viel Zeit nimmt zum Dran-gewöhnen halte ich für eine Beruhigungspille.
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Birkbot
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#5

Beitrag von Birkbot »

Kommt halt auch ein bisschen auf die Tragedauer an. Wenn du das HG nur reinmachst, wenns grad passend ist (z.B. wenn du beim Familientreffen was hören willst) und dann wieder zwei Wochen nicht, weil du eh nur zuhause auf dem Sofa sitzt, hat das Hirn auch keine Chance, sich auf den Klang einzustellen. Aber trotzdem wäre ich nach nem halben Jahr auf dem Weg, dass es nicht die richtigen Einstellungen und nicht der richtige Typ Gerät ist.
Jeder Hörgeräte-Hersteller hat seinen eigenen Klang - ich glaub ein großer Teil der persönlichen Vorlieben der HG-Träger für eine Marke liegt einfach nur am Klang. Ich z.B. tu mich mit dem Signia-Klang schwer, aber ich weiß, dass sich auch Signia-Geräte auf einen Phonak- oder Oticon-Höreindruck einstellen lassen. Insofern hat dein Aku gleichzeitig Recht und Unrecht.
Aber wenn dein Aku dir nicht weiterhelfen kann oder will, ists wohl an der Zeit, den Aku zu wechseln, da gebe ich Hebbie recht. Evtl. kann dir ein anderer Akustiker noch weiterhelfen mit anderen Einstellungen, nicht unbedingt sofort mit nem anderen Gerät.
misterref
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#6

Beitrag von misterref »

deafman hat geschrieben: 27. Mär 2024, 14:06 Er meint, daß sich das Gehirn an den Klang gewöhnen müßte, und das auch schon mal ein Jahr oder länger dauern könnte.
Auch würden mir andere Geräte nicht weiterhelfen, da alle namhaften und gängigen Hersteller gute Geräte produzieren, die genau das machen, wofür sie eingestellt werden. Nur im Klang sollen diese sich unterscheiden.
*peng, das ist es halt, der Klang macht viel aus. Es gab früher HG's die habe ich beim Testen nach 5min oder nach 6h zurück gegeben weil sie einfach *scheisse* klangen, da bringt es einfach nichts die noch 6 Monate am Ohr zu haben weil sich das Gehirn dran gewöhnen könnte.

Ich kenne CIC nicht und ich kenne Starkey Muse nicht. Sind die nicht schon 6 Jahre alt?? Ich kann nur sagen das ich die Starkey von vor 7-8 Jahren überhaupt nicht gemocht habe! Ich hatte die nur kurz an. Die Evolv oder Genesis aber sind vom Klang deutlich besser und angenehmer. Eventuell liegts auch an dem.
HenryH
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#7

Beitrag von HenryH »

deafman hat geschrieben: 27. Mär 2024, 14:06
Könnte ein Gerät mit Schirmchen vielleicht die Lösung sein?
Die Geräte, die ich habe - siehe Signatur - sind von der Qualität her super. Ich höre sogar Musik mit Genuss.

Teste die mal.

Viele Grüße
Henry
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tabbycat
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#8

Beitrag von tabbycat »

Die Aussagen des Akustikers finde ich äußerst fragwürdig - genauso lief es übrigens bei meiner ersten Anpassung. Damals war ich leider dumm genug, mir das gefallen zu lassen und lief dann ein paar Jahre mit einem schlecht eingestellten Hörgerät herum - ging ja angeblich nicht besser, ich sollte gefälligst zufrieden sein.

Mehr durch Zufall bin ich dann bei einem anderen Akustiker gelandet. Dort gab's dann quasi den Total-Reset meines HG's, nachdem ein aktuelles Audiogramm gemacht worden war: Erstmal nen dicken Schallschlauch, und dann völlig andere Einstellungen - und siehe da, alles war viel besser.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wäre auch dafür, daß du mal einen anderen Akustiker ausprobierst ;)
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Manche Menschen wollen immer glänzen,
obwohl sie keinen Schimmer haben. :69:
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(Heinz Erhardt)
Kiki-Auris
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#9

Beitrag von Kiki-Auris »

Auch ich kenne das so nicht.
Eine Eingewöhnungsphase ist sicher ganz normal, ebenso wie ein Lernprozess. Letzterer dauert bestimmt, endet ja eigentlich nie das Lernen😉
Aber eine Gewöhnung sollte eigentlich viel schneller passieren.
Ich war vor zwei Jahren sehr sehr hörentwöhnt. Dementsprechend behutsam wurden die HG eingestellt. Ich musste mich auch an vieles neu gewöhnen, aber schräg, blechern, kreischend kam mir eigentlich nichts vor.
Natürlich habe ich mich auch erschreckt, bei der ersten Toilettenspülung, bei dem wahnsinnigen Vogelgezwitscher, bei der Gesprächslautstärke wenn mich mein Umfeld ansprach 😂🙈
Habe ich erstmal meinen Mann gefragt: Brüllen die mich immer so an?😅
Ja..
Aber die Gewöhnung ging eigentlich recht schnell. Dann ein paar Feinjustierungen und schon nach einigen Wochen waren wir im Zielbereich, und mit meinem jetzigen Wissen wurde da auch die Einstellung verändert auf dieses schärfere.. weiß gerade nicht mehr wie das heißt 🤷🏼‍♀️
Auf jeden Fall schaute ein anderer Aku aus dem Betrieb mal drauf und sagte: uiii, diese Einstellung hätte sich auch nicht jeder getraut 🤷🏼‍♀️

Ich würde dir auch zu einem Wechsel raten, denn die Gewöhnung sollte mittlerweile echt abgeschlossen sein.

Kleine Anmerkung noch: ich trage auch HDO mit Domes. Von Ido wurde mir direkt beim ersten Termin abgeraten.
deafman
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Re: Gewöhnung an Hörgerät

#10

Beitrag von deafman »

Hallo,
zuerst einmal vielen Dank an alle für Eure Antworten. Dann werde ich also am 3. 4. nochmal beim Akustiker zum Hörtest erscheinen, und gleich die Lage sondieren, ob er mir ein Gerät mit Schirmchen mal probeweise überläßt.
Wenn er sich erkennbar dagegen sperrt, gehe ich wirklich woanders hin. Die nächsten Geräte zahle ich ja eh komplett selbst.
Ich war so richtig naiv, und hatte ehrlich gesagt auch nicht die "Eier" um einfach Nein zu sagen, obwohl ich kein gutes Gefühl bei der Sache hatte.
An die Lautstärke des Wasserhahns, der elektrischen Zahnbürste und anderer Alltagsgeräusche habe ich mich auch sehr schnell gewöhnt, aber in der Fußgängerzone, auf Arbeit oder in einem Cafe, egal ob drinnen oder draußen, komme ich mir stets vor wie inmitten einer Horde Klingonen.
Ob jetzt Vater, Mutter oder Kind 3 Meter entfernt lautstark redet, ich verstehe nie auch nur ein Wort.
So, jetzt ist aber genug gejammert, am 3. April sehe ich weiter.
viele Grüße

Manne
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