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Otosklerose-OP - ja oder nein

Verfasst: 12. Mai 2024, 14:27
von sb1337
Hallo, bin ganz neu hier, habe jedoch schon zig Beiträge gelesen. Vielen Dank für das Wissen, dass ich so sammeln durfte!

Ich bin 37 Jahre alt und bei mir wurde vor 5 Jahren eine Otosklerose rechts diagnostiziert - damals hatte ich noch keine gravierenden Probleme Sprache zu verstehen, doch mein Hörvermögen (va rechts) fällt in den letzten 3 Jahren zusehends, sodass ich rechts noch ca. 20% Hörleistung habe - und links 80%. Momentan habe ich Hörgeräte, jedoch wäre auch eine Otosklerose-OP möglich - die Frage ist nur wie sinnvoll sie ist.

Ich habe die Hörtests der letzten 5 Jahre angehangen und man sieht, dass es zwischen 2019 und 2023 eine Verschlechterung gab. Oben Knochenleitung, unten Schallleitung. Dazu muss ich sagen, dass die Hörtests ja irgendwie sehr schwanken, auch zwischen den Ärzten. Und ich kann definitiv sagen, dass ich rechts extrem viel schlechter höre als 2019 - also Sprache ist absolut nicht mehr möglich! Ganz unten habe ich noch einen selbst gemachten Hörtest hinzugefügt, jedoch unkalibriert und nur über die Schallleitung (habe jedoch mit zwei Normalhörenden gegengeprüft und er scheint aussagekräftig zu sein) - demnächst kommt noch ein Knochenleitungsheadset zum gegenprüfen. Dort sieht man übrigens, dass ich auf 2khz in der Carhart-Senke auf dem rechten Ohr in der Schallleitung fast taub bin.

ArztA hat die ganze Zeit gesagt, dass die Otosklerose erst operiert werden sollte, wenn man die 40 db überschritten hat - das ist seit 2023 der Fall. ArztB hingegen hat mir von der OP abgeraten, da meine Knochenleitung schon so schlecht wäre und die 15 db Gewinn das Risiko nicht rechtfertigen würden.

Im rechten Ohr hatte ich zudem VOR 2019 schon drei mal eine Art Hörsturz - mit 7 Tage kaum hören und Tinnitus. Jedes mal hat sich das Ohr danach nicht mehr ganz erholt. Allerdings ist es auch ohne weiteren Hörsturz seit 2019 sehr viel schlechter geworden.

Bei Frau Schimanski hatte ich leider einen falschen Online-Termin im Oktober 2023 weshalb die Untersuchung nur ganz schnell gemacht wurde - sie hatte 5 Anzeichen für eine Otosklerose gesehen (ua der Tinnitus, Stimmgabeltest, Carhart-Senke). Ich habe ihr Audiogramm nicht, aber dort war auch die Carhartt-Senke zu sehen - und wenn man die Stimmgabel an den Knochen am linken Ohr hält, dann höre ich ihn extrem laut im rechten Ohr (hab jetzt auch so eine Stimmgabel hier). Leider hatte ich damals bei dem Termin nicht die alten Audiogramme dabei. Ich könnte dort aber einen OP-Termin für eine Stapesplastik bekommen.

So, die große Frage kommt jetzt. Ich persönlich sehe nicht, dass die Otosklerose sich in den 5 Jahren sehr weiterentwickelt hätte - der Abstand zwischen Schnall- und Knochenleitung hat nicht so extrem zugenommen, sondern stattdessen ist das Innenohr immer mehr kaputt gegangen - oder sehe ich das falsch? Auf der Hörgeräteverordnung steht ja auch "kombinierte Innen- und Mittelohrschwerhörigkeit". Sollte ich mich trotzdem rechts mit einer Stapesplastik operieren lassen? Und wenn die Innenohrleistung weiter fällt, wäre ja irgendwann wohl mal ein CI notwendig. Sollte die Otosklerose dann jedoch das Innenohr befallen haben, kann man ja kein CI mehr einsetzen. Jedoch hatte ich niemals Schwindel (Symptom der Kapselotosklerose). Lasse ich sie operieren besteht die Möglichkeit, dass sie sich nicht weiter entwickelt. Oder ist sie vielleicht schon im Innenohr? Ich würde halt ungern eine unnötige Stapesplastik im Ohr haben, wenn da ohnehin im schlimmsten Fall noch ein CI hinterher kommt. Gibt es eine Klinik, die sowas mit bildgebenden Verfahren überprüft? Am besten in der Nähe von Köln oder Frankfurt. Bei mir wurde nur anhand des Audiogramms und den Stimmgabeltests beschlossen, dass man es operieren kann. Leider bin ich etwas ratlos und würde bitten, dass jemand der sich ein wenig auskennt oder Erfahrung hat etwas dazu schreibt.

Grüße, sb1337

Re: Otosklerose-OP - ja oder nein

Verfasst: 13. Mai 2024, 14:02
von gstanzl
Hallo und willkommen im Forum!

Zu den Details Deiner persönlichen Situation kann ich wegen mangelnder Sachkenntnisse nichts sagen, aber aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich berichten, ich weiß nicht, ob Dir das was hilft.

Ich habe mir etwa in Deinem Alter vor über 30 Jahren beide Ohren wegen Otosklerose operieren lassen und meine Hörsituation hat sich sehr verbessert danach. Ich war froh es gemacht zu haben.

Mir war die Operation schon zehn Jahre vorher nahegelegt worden, aber ich habe sie aus Angst vor Ertaubung und möglicher Komplikationen immer verweigert.

Wichtig wäre für Dich wohl, glaube ich, einen Arzt zu finden, dem Du wirklich vertraust und dessen Rat Du dann befolgen kannst.
Und natürlich einen guten Operateur zu suchen.

Natürlich weiß man im Leben nie, was später noch alles kommt, aber die Verbesserung des Lebens in der Gegenwart ist auch ein wichtiger Wert, finde ich.
Nach meinen Operationen habe ich oft darüber nachgedacht, wieviel einfacher mein Leben die letzten Jahre gewesen wäre, wenn ich mich früher getraut hätte.

Ich wünsch Dir alles Gute für Deine Entscheidung

Re: Otosklerose-OP - ja oder nein

Verfasst: 13. Mai 2024, 14:20
von Ohrenklempner
Ich finde das schwierig abzuschätzen. Der Schallleitungsanteil ist (bis auf in den ganz tiefen Frequenzen) mit durchschnittlich 10-15 dB nicht so dramatisch. Durch den Schallempfindungsanteil und die Luftleitungs-Hörschwelle insgesamt ist eine Hörgeräteversorgung ohnehin in der Indikation, und ob das Hörgerät die Schallleitung mit ausgleicht oder nicht, macht keinen großen Unterschied.
Was ich nicht weiß, ob durch eine Operation das Fortschreiten der Otosklerose eingedämmt werden kann. Falls die Möglichkeit besteht, würde ich's vielleicht doch machen.
Der Mittelweg wäre, einfach ein Hörgerät zu tragen und die Situation beobachten, ob sich auf lange Sicht etwas verändert oder nicht.