Seite 1 von 1
Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 09:08
von ravenna
Hallo,
habe drei Audiogramme vorliegen, die innerhalb kurzer Zeit gemacht wurden.
Angedacht ist ein knochenverankertes Hörgerät.
Seit ich 4 Jahre alt bin trage ich Hörgeräte. Ebenfalls wurden auf einem Ohr die Hörknöchelchen mittels Titan implantat eingesetzt.
Seit dem letzten Arztbesuch hat sich mein Gehör nochmals verschlechtert. Ich weiß nun nicht, ob das psychisch bedingt ist und überhaupt möglich ist, daß sich ein Gehör in kurzer Zeit so verschlechtern kann.
Es wäre hilfreich, wenn ich die Audiogramme verstehen könnte. Auch hinsichtlich SB-Grad.
Sehe keine Option zum Hochladen. Bitte um Hilfe. Danke. Oh, gefunden.
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 09:34
von Captain
Rein zum Verständniss, du hast je ein Diagramm für jedes Ohr.
Ganz oben in der wagrechten stehen verschiedene Zahlen die mit 0,125 beginnen, das sind die Frequenzen, also die verschiedenen Töne die dir vorgespielt wurden.
0,125 ist ein Basston und ganz hinten die 8 ist der hellste Ton. (der Bärenanteil der Hörgeräte überträgt bis 8KHz)
An der senkrechten Seite stehen die Zahlen -10 bis 120. Das ist die Lautstärke in Dezibel dB.
Beim Hörtest wurden dir an jedem nacheinander alle Töne/Frequenzen ganz leise vorgespielt. Der Akustiker oder Arzt beginnt z.B. ganz keise bei 1KHz und macht den Ton dann immer lauter bis zu du ihn hörst.
Auf dem Diagramm für rechts wird diese Stelle mit einem Kreis makiert, für das linke Ohr wird es mit einem Kreuz makiert. Bei dir sind diese Messpunkte für 1KHz rechts bei 55dB und links bei 75dB.
Diese Messung wurde mit einem Kopfhörer durchgeführt, das heißt der Schall kommt mehr oder weniger so ins Ohr wie auch im normalen Alltag.
Wie schwerwiegend nun ein Hörverlust ist, wird in vier Stufen durch die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert.
Dabei werden die vier Messpunkte von 500Hz, 1KHz, 2kHz, 4KHz des BESSEREN Ohrs zusammen addiert und durch 4 geteilt.
26 - 40dB ist eine geringgradige Schwerhörigkeit
41 - 60dB mittelgradig
61 - 80dB hochgradig
81 oder mehr an Taubheit grenzend
In Ihrem Fall ergibt sich der Mittelwert von 66dB, also hochgradig.
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 10:15
von ravenna
Danke für die Erklärung.
Wie sieht es mit den Sprachtests aus? Ich verstehe überhaupt nichts mehr bzw. nur unter großer Mühe. Es ist anstrengend zuzuhören, und ich schalte recht schnell ab, vermutlich weil es stresst.
Mit welchem Grad der Behinderung kann/muss ich rechnen? Aktuell liegt er bei 40 (damals vermutlich mittelgradig hörgeschädigt).
Bezüglich knochenverankertem Hörgerät wurde mir nur eines "vorgestellt". Es war eins mit Magnet. Dieses will ich nicht. Die "flapsige" Bemerkung der Ärztin, dann wird der Magnet rausgenommen und nach MRT wieder eingesetzt ... das hat mich fertig gemacht. Einmal die ganze Organisation bei langen Wartezeiten auf Termine. Dazu, wie oft soll man an sich rumschnippeln lassen, bloß weil die neueste Technik mit Magnet nur vorhanden ist. Das fühlte sich an wie "friss oder ..." Hab dann komplett dicht gemacht und bin geflüchtet.
Der sogenannte BAHA Test war witzlos. Gerät auf, Hörtest, Gerät ab. Das bildet in keinster Weise den Alltag ab, so daß meine Entscheidung auf Nein für dieses Gerät fiel.
Ich bin Mützenträger und suche was passendes dazu.
Früher hatte ich mal einen Test mittels Zähne. Heute lese ich von Stirnband zum Testen im Alltag. Ich fühle mich überfordert mit meinen Fragen.
Wie genau kann ich vorgehen, um ein Gerät im Alltag testen zu können, das auch mit Mütze machbar ist?
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 10:28
von gereon
Meines Erachtens (ich bin leider kein Fachmann hierfür, dies können Dani, Muggel und Emilblog besser) müsste demnach ein GdB von 50 möglich sein. Einen noch höheren GdB (zum Beispiel 70) bekommst Du nur wenn Du auf einem Ohr an Taubheit grenzend schwerhörig bist. Dies ist bei Dir aber nicht der Fall.
Wichtig wäre nur, dass Du einen GdB von 50 bekommst, damit Du den besonderen Kündigungsschutz erhalten kannst. Alles andere macht sich nur bei der Steuer bemerkbar. Sollte Dir kein GdB von 50 gewährt werden, kannst Du immer noch einen Antrag auf Gleichstellung mit einem Schwerbehinderten stellen. Vorsicht Gleichgestellte haben lediglich einen erhöhten Kündigungsschutz, aber nicht Anspruch auf 5 Tage Zusatzurlaub.
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 12:55
von Captain
Im Sprachaudiogramm kommen Sie auf 100% Verständlichkeit, das ist super!
Ihr Hörverlust sollte mit einem normalen Hörgerät ausgleichbar sein.
Wichtig sind in Ihrem Fall dichte
Otoplastiken und ein starkes Hörgerät. Stark heißt aber nicht groß und klobig
Ein kleines RIC Gerät mit Power Hörer sollte gut machbar sein.
Was tragen Sie denn aktuell für eine Art von Hörgerät?
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 13:58
von ravenna
Wegen Entzündungsgefahr trage ich die Hörgeräte nicht mehr. Deshalb sollen knochenverankerte abgeklärt werden. Siehe ersten Beitrag.
Ich danke für die Antworten.
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 5. Mär 2025, 19:29
von emilsborg
ravenna hat geschrieben: ↑5. Mär 2025, 09:08
habe drei Audiogramme vorliegen, die innerhalb kurzer Zeit gemacht wurden.
Angedacht ist ein knochenverankertes Hörgerät.
….
Es wäre hilfreich, wenn ich die Audiogramme verstehen könnte. Auch hinsichtlich SB-Grad.
Also, zur Erläuterung, die Datei mit …Gev ist das Tonaudiogramm. Darauf basierend kann man zum einen sagen, ja, der wesentlich größere Anteil deines Höverlustes für Töne kommt von Leitungsverlusten, da die Knochenleitung deutlichst niedrigere Hörschwellen (weniger Hörverlust ) wie die Luftleitung (untere Kurve). Jeweils links ist deine rechte Seite und rechts deine linke Seite notiert (nämlich so wie dich der Audiologe /Akustiker sieht).
Mit Tabelle B (Seite 47 im Dokument unten) in Abschnitt 5 der Tabellen in der Versorgungsmedizinverordnung kommst du daher mit der Schalleitung auf rechts 74% und links 84% Hörverlust (das ist besser als bei mir selbst).
Die Datei mit …Bo2 enthält den Sprachtest, leider aber bezüglich der einsilbigen Wörter (Freiburger Sprachtest) nicht bei 60/80/100 dB jeweils je Ohr. Daher muss ich nun interpolieren.
Rechts ist die 50% Schwelle bei Zahlen (obere Kurve bei 50% ablesen und nächsthöhere durch 5 teilbare Zahl abrunden) bei 45 dB und die Einsilber bei 0+70+100 (letzteres nicht gemessen sondern als Maximalwert abgeschätzt), also in Summe 170, was am Kreuzungspunkt in Tabelle A (Seite 46 im Dokument unten) im gleichen Abschnitt auf 60% sicher herausläuft, wenn man (warum auch immer im Audiogramm da auf 50 dB aufgerundet wurde) diese nimmt wären es 70% Hörverlust.
Links sieht das 68-> 65 dB und 75 Gesamtverstehen nach 95% Hörverlust aus.
Beides zusammen nach Tabelle D (auf Seite 49 im Dokument unten) in diesem Abschnitt ergibt das nach meiner Interpretation eigentlich Minimum einen GdB von 60, wobei man natürlich auch auf einen GdB von 70 argumentieren könnte (wobei ich letzteres aber nicht ganz sehe oder für durchsetzbar halte).
Hier noch der Link zur Versorgungsmedizinverordnung:
https://www.publikationen-bundesregieru ... g-1837236ö
Die letzte Datei ist soweit ich das beurteilen kann ein Tympanogramm, welches aber für die GdB Einstufung nicht relevant ist.
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 6. Mär 2025, 08:23
von Jackie1
Hallo,
es sollte eigentlich möglich sein über einen Akustiker ein Knochenleitungshörgerät zu testen. Die Variante ohne OP sieht so aus, dass das Hörgerät mit Hilfe eines Stirnbandes an den Schädel gedrückt und dort gehalten wird. Es gibt auch Varianten, die geklebt werden. Aber da weiß ich nicht wie gut das funktioniert.
Ich würde deswegen mal bei deinem Akustiker nachfragen und sonst bei anderen Akustikern.
Nach solch einem Test solltest du in der Lage sein, zu beurteilen, ob es dir hilft oder nicht und wenn du nichts gegen das Stirnband oder tägliches Kleben hast, brauchst du auch keine OP. Wobei die OP-Varianten eine bessere Hörqualität ermöglichen.
Nach meinem Kenntnisstand gibt es auch Knochenleitungshörgeräte, die mit Hilfe eines implantierten Steckers am Schädel befestigt werden können. Für diese Art von Hörgeräten gibt es nicht so viele Anbieter, also ggf. einfach mal googeln.
Ich hoffe, diese Informationen helfen dir weiter.
Alles Gute!
Jackie
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 6. Mär 2025, 13:10
von Dani!
emilsborg hat geschrieben: ↑5. Mär 2025, 19:29
Beides zusammen nach Tabelle D (auf Seite 49 im Dokument unten) in diesem Abschnitt ergibt das nach meiner Interpretation eigentlich Minimum einen GdB von 60, wobei man natürlich auch auf einen GdB von 70 argumentieren könnte (wobei ich letzteres aber nicht ganz sehe oder für durchsetzbar halte).
Bei den %-Werten komme ich auf dasselbe. Beim GdB allerdings auf 40-50
Auch wenn es immer heißt, "ohne ö fehlt dir was". Hier ist es besser ohne selbiges:
https://www.publikationen-bundesregieru ... ng-1837236
Re: Aussagekraft Audiogramme
Verfasst: 8. Mär 2025, 11:33
von emilsborg
Dani! hat geschrieben: ↑6. Mär 2025, 13:10
emilsborg hat geschrieben: ↑5. Mär 2025, 19:29
Beides zusammen nach Tabelle D (auf Seite 49 im Dokument unten) in diesem Abschnitt ergibt das nach meiner Interpretation eigentlich Minimum einen GdB von 60, wobei man natürlich auch auf einen GdB von 70 argumentieren könnte (wobei ich letzteres aber nicht ganz sehe oder für durchsetzbar halte).
Bei den %-Werten komme ich auf dasselbe. Beim GdB allerdings auf 40-50
Danke für die Korrektur bezüglich des Links, da ist mir tatsächlich ein ü beim Kopieren dazugekommen…
Bei den Prozenten werte ich bei Grenzwerten (20/40/60/80/95%) dann die Kategorie, in die auch das Tonaudiogramm nach Tabelle B fällt.
Rechts: 74% Tonaudiogramm, 60/70% Sprachaudiogramm -> 60-80% (und nicht 40-60%)
Links: 84% Tonaudiogramm, 95% Sprachaudiogramm ->80-95% (und nicht 95-100%)
Damit sind wir in Tabelle D immer bei GdB 50 und 60 ist ebenfalls begründbar weil 95% Hörverlust bei Sprache ja eben auf einem Grenzwert ist und formal Sprache priorisiert zu bewerten ist für den GdB. Mit dem GdB von 70 gebe ich zu, da war ich zu voreilig.