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Audiogramm lesen GdB fürs Hören
Verfasst: 26. Jul 2025, 06:45
von Apollonia
Hallo Zusammen,
ich habe jetzt so viele Beiträge gelesen und bin richtig wirr im Kopf.
Ist einer von Euch Routinierten bereit, mein Audiogramm zu übersetzen? Für Hören und Tinnitus mit psychischen Auswirkungen wurde mir 20% zuerkannt.
Bin gerade am Widerspruch schreiben...
Bin Euch sehr dankbar, wenn jemand interpretiert. Ich kapiere einfach nicht, wie man die Tabelle A handelt.
Liebe Grüße
Re: Audiogramm lesen GdB fürs Hören
Verfasst: 26. Jul 2025, 10:38
von emilsborg
Hallo Apollonia,
Da hilft dir ein Blick in die Versorgungsmedizinverordnung (
https://www.gesetze-im-internet.de/vers ... 00008.html) in Abschnitt 5.
Mit dem unteren Audiogramm für Sprache benötigst du für Tabelle A das kumulierte Wortverstehen von einsilbigen Wörtern (Freiburger Sprachtest) bei 60, 80 und 100dB sowie den Schnittpunkt mit der 50% Schwelle für die mehrsilbigen Wörter (Zahlen).
Das ergibt bei dir:
Links 220% und 30% ->30%
Rechts 200% und 30-35% -> 30-40%
Und daraus folgt aus Tabelle D im gleichen Abschnitt: GdB 20, außer es fließt noch etwas anderes ein, was nicht mit der Schwerhörigkeit bereits berücksichtigt wurde, damit wechselwirkt (du hast beim Tinnitus die Details nicht beschrieben und ebenso für deine psychische Belastung) und ebenfalls alleine bereits in einer ähnlichen Größenordnung eingestuft wird. In diesem Fall wäre auch GdB 30 realistisch möglich. Deutlich mehr als das ist aber nach deiner bisherigen Beschreibung nicht wirklich möglich.
Re: Audiogramm lesen GdB fürs Hören
Verfasst: 26. Jul 2025, 10:51
von Apollonia
Emilsborg vielen Dank!! Das hilft mir schon sehr.
Für mich ist tatsächlich nicht das schlechtere Hören sondern der extrem laute Tinnitus im ganzen Kopf die eigentliche Belastung.
Kann wirklich nachts nicht mehr schlafen und habe inzwischen eine schwere Depression mit Anpassungsstörung. Dies wurde auch vom Neurologen und Arzt für Psychotherapie auch so angegeben.
Die Depression wurde dann isoliert auch mit Gdb 20 bewertet. Deshalb der Widerspruch. Sollte nicht Schwerhörigkeit, Tinnitus und Depression insgesamt in einem bewertet werden, dass es höher ausfällt?
Für mich war halt jetzt wichtig, ob überhaupt das Gehör richtig eingestuft wurde.
Das hat mir schon sehr geholfen. Bin durch den Schlafmangel echt benebelt und begriffstutzig.
Liebe Grüße und nochmal Dankeschön.
Re: Audiogramm lesen GdB fürs Hören
Verfasst: 26. Jul 2025, 15:33
von gereon
Ich schließe mich meinen Vorredner, in diesem Fall Emilblog, an. Einen GdB von mehr als 20 wird nie alleine durch die Ohrgeräusche (Tinnitus) sondern nur in Verbindung mit psychischen Begleiterscheinungen (z.B. bei starken Depressionen) und Störungen erzielt. Dann wäre auch ein GdB von 30 bzw. 40 möglich. Ein GdB von 50 wäre demnach nur möglich, wenn der Tinnitus bei Dir zu schweren psychischen Begleiterscheinungen bis hin zur völligen Dekomposition und drohender Berufsunfähigkeit führt.
Wichtig sind bei Deinem Widerspruch detaillierte, präzise schriftliche Attestierungen der Dich behandelnden Ärzte. Beschreibe so präzise wie möglich wie sich der Tinnitus auf deinen Alltag und Dein Berufsleben auswirkt und welche Einschränkungen Du hierdurch ausgesetzt bist. Vielleicht hilft Dir dieser Link ja weiter:
ttps://
www.kalmeda.de/service/tinnitus-fragebogen
Denn hiermit kann anhand von 12 Fragen, die Du mit stimmt (2 Punkte), stimmt nicht (0 Punkte) und stimmt teilweise (1 Punkt) bewerten wie stark sich der Tinnitus bei Dir auswirkt.
Kategorie 1 (leichtgradig): 0- 7 Punkte, Kategorie 2 (mittelgradig): 8- 12 Punkte, Kategorie 3 (schwergradig). 13 - 18 Punkte und Kategorie 4 (sehr schwergradig) 19 Punkte.
Vielleicht nimmst Du diesen Fragebogen mit zum HNO Arzt, damit er die Auswirkungen des Tinnitus auch auf Deine Psyche so präzise wie möglich attestieren kann.
Viel Erfolg
Gruß
Gereon