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Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 28. Jul 2025, 15:27
von all_ears
Hallo liebes Forum,
ich habe hier jetzt schon öfter gelesen, dass eine sog. Badewannenkurve besonders schwierig mit Hörgeräten zu versorgen ist. Und ich frage mich, warum ist das eigentlich so? Ist es den Hörgeräten nicht relativ egal, welche Frequenzen sie verstärken müssen? Würde mich freuen, wenn das mal jemand erklären könnte :) und sag schon mal vorab danke.

Re: Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 28. Jul 2025, 15:41
von gereon
all_ears hat geschrieben: 28. Jul 2025, 15:27 Hallo liebes Forum,
Ist es den Hörgeräten nicht relativ egal, welche Frequenzen sie verstärken müssen? Würde mich freuen, wenn das mal jemand erklären könnte :) und sag schon mal vorab danke.
Es hängt davon ab, welche Frequenzen bzw. Töne durch die vorliegende Hörschädigung betroffen sind oder im schlimmsten Fall komplett weg sind. Daher bringt es dann nichts alles nur einfach lauter zu machen. Denn wenn man zum Beispiel ständig eine Verstärkung von 100 db oder sogar mehr auf die Ohren bekommt, ist das eher schädlich für die Ohren. In diesem Fall muss dann mit einer Frequenzverschiebung gearbeitet werden. Also verschiebt man die Töne dann in den Frequenzbereich, der noch wahrnehmbar ist. Sollte ich etwas falsch erklärt haben, dann sollen dies bitte Ohrenklempner, Captain oder Der Junggeselle richtig stellen. Denn die genannten Personen sind Akustiker und können so etwas bestimmt verständlich erläutern.

Re: Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 28. Jul 2025, 16:01
von all_ears
Was du schreibst, ist ja allgemeingültig. Warum aber die "Badewanne" deshalb komplizierter zu versorgen ist, erklärt sich (für mich) damit noch nicht.

Re: Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 28. Jul 2025, 16:49
von Gerhard Weber
Ich glaube die Erklärung mit der Frequenzverschiebung ist falsch. Soweit ich weiss, verschiebt man vom Hochtonbereich in die mittleren Frequenzen. Aber niemals die mittleren Frequenzen in die hohen oder tiefen Frequenzen.

Eventuell kommt der Ansatz der "schwierigen Versorgbarkeit" daher, dass für das Sprachverstehen vor allem auch die mittleren Frequenzen sehr wichtig sind. Wenn die "fehlen" hat man schon mal schlechtere Vorraussetzungen, als wenn z.b. die tiefen und mittleren Frequenzen "ok" sind und nur die hohen Frequenzen unterstützt werden müssen. Aber es stimmt, soweit ich weiss, ist es dem Hörgerät egal welche Frequenzanteile verstärkt werden müssen (aber dem HG-Träger ist es halt nicht egal ;) ).

Re: Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 4. Aug 2025, 21:34
von Chocolate
Also als jemand der selbst so eine Kurve hat kann ich mal schildern was einerseits mir gesagt wurde was schwierig ist und andererseits was ich als schwierig empfand.
Mein Akustiker sagte mir damals direkt, dass ein Kassengerät von der Anzahl der Kanäle alleine nicht ausreichen würde um das adäquat zu versorgen. Standardmäßig sind HG ja eher darauf ausgelegt Verluste auszugleichen die im Hochtonbereich am schlimmsten sind. Man hat bei der Wanne ja auch in einem Bereich der bei anderen in Richtung Hochton "nur" abfällt nicht mehr nur den Abfall sondern auch wieder Anstieg. Und mehr Kanäle machen es da leichter die Verstärkung der HG an die Kurve anzupassen.
Das vorhandene Gehör bestmöglich zu nutzen ist das nächste "Problem", also es ist ja an sich schön natürliches Gehör zu haben, aber es ist teilweise sehr schwer es zu nutzen. Man hört Tieftöne sehr gut, das stört eher, aber den Gehörgang zu zu machen macht den Klang unnatürlicher und blockiert das Hochtongehör.
Offene Versorgung wird zusätzlich auch erschwert durch die Tiefe der Wanne, da wird teilweise ja ordentlich Verstärkung benötigt was zu Rückkopplung führen kann.
Also vielleicht kommt es schon einigermaßen rüber: es gibt irgendwie keinen ausschließlich guten Weg das zu Versorgen.

Re: Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 5. Aug 2025, 17:13
von Moondale
Das Hörgerät verstärkt immer Frequnzbereiche. Nur weil da 1kHz dransteht, wird ja nicht nur 1kHz verstärkt. Es wird ja auch 1.1khz und 1.2khz anhand der Verstärkung der 1kHz-Einstllung mit verstärkt. Wenn nun deine Hörkurve im Bereich 800Hz - 1.2kHz sich besonders stark ändert, kann man das nur gleich anpassen. Wird also bei 800Hz zu laut, bei 1.2kHz aber noch zu leise. Da können dann Hörgeräte mit mehr Kanälen helfen, aber auch da kann man Pech haben, wenn eben der Verlust in einem sehr kleinen Frequenzbereich sehr stark abfällt/ansteigt und ungünstig liegt.

Re: Warum ist eine "Badewannenkurve" schwierig?

Verfasst: 7. Aug 2025, 09:09
von all_ears
Vielen Dank, Chocolate, für deine persönlichen Erfahrungen. Jetzt kann ich's mir in etwa vorstellen, was das Problem dabei ist, bzw. auch wie sich das Problem anhört.