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Auswirkung von Ventöffnungen auf Zusatzfunktionen

Verfasst: 4. Nov 2025, 20:33
von Oolong
Hallo,
meine Hörgeräte kommen langsam in die Jahre. Das ist das erste Mal, dass sie ausgewechselt werden. Manche Fragen habe ich mir bei der ersten Versorgung gar nicht gestellt, weil die Gewöhnung im Vordergrund stand.

Leider ist mein Audiogramm, für die erste Versorgung abhandengekommen. Ich nehme an, dass wegen der Neuanpassung eine neues Audiogramm erstellt wird. Eigentlich könne ich mit meiner Frage bis dahin warten. Da ich aber ein neugieriger Mensch bin, möchte ich gerne vorab Informationen haben.

Zur groben Einordnung meiner Situation: Der Akustiker sprach / spricht von einem nicht so großen Hörbedarf (was auch immer das heißen mag). Meine Schwerhörigkeit liegt ausschließlich im Hochtonbereich. – Ich hoffe es kann jemand etwas mit diesen Infos anfangen.

Frage: Ich trage Otoplastiken. Diese haben, relativ große Vent-Öffnungen. Deshalb, so sagte mir damals der Akustiker, würden nicht alle Features, die ein modernes Hörgerät zur Verfügung stellt, zur Geltung kommen z. B. Störschallunterdrückung. Meiner Vorstellung nach geht der Störschall einfach durch die Vent-Öffnungen hindurch. Ist das in etwa richtig? - Von welchen Funktionen würde ich überhaupt profitieren (nur Bluetooth 😉?)

Solche Überlegungen haben konkrete Auswirkungen auf die Budgetierung. Ich muss kein teures Hörgerät mit jedem Firlefanz haben, wenn ich davon so gut wie nichts mitbekomme.

Danke schön fürs Mitüberlegen,
LG Oolong

Re: Auswirkung von Ventöffnungen auf Zusatzfunktionen

Verfasst: 5. Nov 2025, 08:49
von Ohrenklempner
Hi,
man kann im Grunde davon ausgehen, dass das Hörgerät nur 100% seiner Leistung hörbar ans Ohr bringen kann, wenn der Gehörgang von den natürlichen Außengeräuschen abgeschirmt ist. Das heißt: verschlossen oder mit sehr kleiner Zusatzbohrung, max. 0,8 Millimeter.

Wenn du auf eine effektive Störschallunterdrückung angewiesen bist, dann geht das praktisch nur mit einem nahezu verschlossenen Gehörgang. Tieftonwiedergabe, beispielsweise beim Audiostreaming, ist auch nur möglich, wenn die Ohren mehr oder weniger "dicht" sind.

Eine Frage, die man sich stellen muss: Brauche ich eine Störschallunterdrückung für tieftonige Geräusche? Bringt es etwas, wenn die Richtmikrofone sich von der Störschallquelle weg fokussieren? Wenn man im Tieftonbereich noch annähernd normal hört, dann bringt es eher weniger. Das Gehör kann mit diesen tieftonigen Geräuschen sehr gut umgehen.

Hörgeräte haben aber noch mehr Funktionen, die auch "offen" gut funktionieren: Impulsschall- und Windgeräuschunterdrückung, Richtmikrofone (Sprachfokussierung) und gewisse Extras, die diese Features teilweise enorm verbessern: Binaurale Signalverarbeitung, KI und so weiter. Diese Funktionen wirken sich größtenteils auf Signale mit Frequenzen von mehr als 1 kHz aus, also da, wo auch der Hörverlust besteht und wo die Hörgeräteverstärkung auch bei offener Versorgung effektiv ans Trommelfell gelangt.

Je mehr der Tieftonbereich von der Hörschädigung betroffen ist, desto verschlossener sollte die Versorgung sein.

Man kann eine verschlossene Versorgung unter Umständen mit Domes testen (wenn es audiologisch sinnvoll ist), ohne extra Otoplastiken anfertigen zu müssen. Aber auch eine schon gefertigte Otoplastik mit sehr kleiner Belüftung kann in der Werkstatt des Hörakustikers mit größerer Belüftung versehen werden.

An der Stelle hier habe ich neulich ebenfalls ein paar Gedanken geteilt:
viewtopic.php?p=182996&hilit=geschlossen#p182996