Hmmmm - was mich hier etwas nachdenklich macht, ist, dass das Mädchen
einerseits beliebt ist und andererseits aber doch täglich darum kämpft,
verstehen zu können trotz optimaler Räumlichkeiten und einer tollen
Referendarin

, die sich für das Mädchen einsetzt. WENN das mit dem
Verstehen nicht besser wird trotz optimierter FM-Anlage, sollte überlegt
werden, ob nicht doch eine SH-Klasse besser wäre für das Mädchen.
Denn: In meiner Familie gibt es zwei hörgeschädigte Kinder (von drei
Kindern). Ich selber bin das eine hörgeschädigte davon und von Geburt an
gehörlos, allerdings lautsprachlich aufgewachsen, war bereits im
Kindergartenalter genauso lautsprachkompetent wie hörende Gleichaltrige.
Trotzdem schickten meine Eltern mich in die Schwerhörigenschule, in eine
Klasse, in der ich nach demselben Lehrplan wie an Regelschulen unterrichtet
wurde, denn meine Eltern sagten sich, dass ich nicht täglich meine Grenzen
beim Verstehen innerhalb der Klasse spüren sollte, sondern unbeschwert
aufwachsen sollte. - Meine Schwester dagegen ist "nur" an Taubheit grenzend
schwerhörig, konnte also mit FM-Anlage den Lehrer eigentlich sehr gut
verstehen und hatte dann auch keine Probleme, dem Unterricht folgen zu
können. Allerdings hat sie die Mitschüler (obwohl ihre FM-Anlage von
Sennheiser umschalten konnte und auch fast immer gut funktionierte) nicht
immer verstehen können und das blieb bis zu ihrem Abitur (= das sie übrigens
mit 1,1 bestand - also die Schule war - so gesehen - nicht das Problem...)
so.
Ich möchte nicht viel dazu sagen, vor allem wäre es besser, wenn meine
Schwester selber ihre eigenen Erfahrungen (= auch sie war "akzeptiert" im
Sinne, dass sie sogar mal Klassensprecherin war...) schildert.
Daher zu mir selber: Es war eine sehr sehr gute Entscheidung, mich auf die
SH-Schule zu schicken. Mir sind so die Erfahrungen erspart geblieben,
täglich ständig an meine Versteh-Grenzen (bewusst oder auch unbewusst) zu
kommen - ich konnte später z.B. im Deutsch-Leistungskurs auf dem
SH-Gymnasium ständig mitdiskutieren (und ich bin eine leidenschaftliche
Diskutiererin...) und wenn ich dann von anderen regelschulbeschulten Leuten
hörte, wie viele Stunden sie in der Schule trotz z.T. sehr guter Noten
tagein, tagaus absitzen mussten ohne "vollwertig" mitdiskutieren zu können
(= selbst wenn sie sonst "vollwertig" dabei waren und von den
KlassenkameradInnen akzeptiert worden sind, sprich: integriert waren), dann
weiß ich, dass ich nicht um eine glückliche Jugend (= da sind ja gerade
solche Diskussionen sehr wichtig...) betrogen worden bin...
Integration ist eh ein sehr relativer Begriff. Es gibt sehr unterschiedliche
Definitionen darüber (= ich habe darüber mal eine Arbeit geschrieben). Grob
gesagt, es gibt eine "äußere" und "innere" Integration.
Wie relativ dieser Begriff ist, merkst Du, Esther, selber, wenn Du Dich mal
fragst: Bin ICH wirklich integriert (= z.B. in einer bestimmten Gruppe) -
und Du wirst feststellen, dass die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen
werden - "obwohl" Du hörst...
Liebe Grüße von Maike