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Integration, aber wie?????

Verfasst: 24. Okt 2007, 21:52
von Fibi
Hallo,

unser Sohn besucht ja einen integrativen Kiga. Allerdings zweifle ich im Moment an der Integration. Es waren in letzter Zeit mehrere Sachen, die mir nicht gefallen haben. Heute dies:

Wir gehen nach dem Kiga noch zu einem Sport, wo mehrere andere Kinder aus seiner Kigagruppe auch sind. Danach spielen die Kinder meist noch eine Weile gemeinsam im Umfeld der Sporthalle. So war es auch heute geplant.

Sohnemann kam später dazu, da er der Lehrerin beim Aufräumen geholfen hatte und ein Kind meinte, du darfst nicht mitspielen. ER fragte dann warum und da muss das Kind geantwortet haben, wegen deiner Höris. Daraufhin unser Sohn, aber der ..... hat doch auch welche (in der Gruppe sind es zwei Kinder mit Höris)! Das andere Kind dazu, aber der ist anders :( . Oma und er sind dann auch ziemlich schnell nach Hause gegangen.

Leider war ich selbst nicht anwesend, Oma war mit ihm unterwegs. Als Oma mir das erzählt hat, hat mich das sehr getroffen. Leider sind damit aber meine Beobachtungen bestätigt worden. Und ehrlich gesagt wundere ich mich auch nicht mehr, warum er zur Zeit im Kiga sehr aggressiv ist. Wie soll er sich gegen die Stänkereien und das Ausschliessen der anderen sonst wehren. Verbal? Da hat er schon im Vorfeld verloren.

Jetzt überlege ich, wie ich das im Kiga ändern kann. Nur ein Gespräch wird nicht wirklich fruchten, fürchte ich :( .

Habt ihr nen Tipp?

Vor längerer Zeit fand im Kiga mal ein "Projekt" zum Thema anders sein statt. Ist aber schon ungefähr 1,1/2 Jahre her.
Andererseits erwarte ich einfach von einem integrativen Kiga mehr Engagement oder sehe ich das falsch????

Bin grad etwas durch den Wind!

LG Fibi


Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 25. Okt 2007, 09:59
von Andrea Heiker
Hallo Fibi,

Kinder sind grausam, das sieht man wieder Mal hier. Das andere Kind kann wahrscheinlich noch nicht abschätzen, wie weh es Deinem Sohn solche Bemerkungen tun. Ich würde einfach mal mit den Erziehern im KiGa sprechen und mal hören, was die dazu sagen. Bemerken die Erzieher im KiGa solche Ausgrenzungen? Wenn es immer ein bestimmtes Kind ist, dass Deinen Sohn ausgrenzt, dann würde ich durchaus mal das Gespräch mit den Eltern suchen.

Gruß
Andrea

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 25. Okt 2007, 23:26
von Sabine
Hallo Fibi,

das sitzt :-/

Es liegt also nicht an den Hgs, sondern an .... ja, woran denn? Ist Dein Sohn besonders still? Besonders laut? Spielt er nicht gerne Fußball oder ist sonst irgendwie "nicht der typische Junge"?
Nicht, dass es eine Rolle spielen sollte, solche Verhaltensweisen und Ausgrenzungen sind in meinen Augen überhaupt nicht tolerierbar.
Aber irgendwie musst Du ja anfangen, und Du musst ja auch wissen, wo die Probleme evtl. liegen könnten.
War dieses Kind denn eins aus der Kiga-Gruppe?
Wenn ja, würde ich umgehend bei den Erzieherinnen nachfragen, ob sich dieses Verhalten auch im Gruppengeschehen zeigt.
Ich würde im übrigen auch ein ernstes Wörtchen mit diesem Kind führen. I.d.R. sind solche Kinder ja äußerst feige, wenn sie mit ihrem Verhalten konfrontiert werden.
Wenn es Dir nicht zu unsympathisch ist, könntest Du es ja vielleicht auch mal nach Hause einladen?

Wir hatten heute auch so einen Vorfall hier zu Hause. Wir hatten eine verfrühte Halloween-Party, und alle unsere Jungs durften jeweils einen Freund einladen. Der Freund unseres Ältesten attackierte Christian: Mit Deinen CIs siehst du aus wie ein Roboter.

Mein Problem ist, dass ich dieses Kind sowieso nicht mag, daher hatte ich auch nicht den Nerv, das pädagogisch irgendwie auszusitzen, sondern habe mir das Kind gleich vorgeknöpft. Ich konnte es einfach so nicht im Raum stehen lassen.
Ich bekomme hier gerade einen kleinen Wutschub, während ich es nur aufschreibe.

Ich hoffe, Du kannst das Problem für Deinen Sohn/Euch gut lösen.

Die Phrase, dass Kinder grausam sind, darf nicht dazu führen, dass wir so etwas nur schulterzuckend hinnehmen. Ich habe vier Jungs, aber "grausames" Verhalten kommt hier gar nicht erst auf (abgesehen mal vom normalen Geschwisterstreit).
Ausgrenzendes Verhalten, wie Dein Sohn es erleben musste, ist ja weit verbreitet, auch gegenüber Kindern ohne diagnostizierte und sichtbare Behinderung. Unerträglich.
Aber vielleicht bin ich ja auch einfach nur zu streng in dieser Hinsicht.

Viele Grüße,


Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 10:49
von hadhami
nee sabine du bist nicht zu streng. wir versuchen ja alle, dass unsere kinder rücksicht auf andere nehmen und andere kinder akzeptieren so wie sie sind und das erwarten wir auch von anderen. auch ich hatte zuletzt einen vorfall. es war keine ausgrenzung und nicht von einem kind, sondern von einem erwachsenen und habe irgendwie "sauer" reagiert:

beim trampolin-springen am sonntag hat ein vater Taha am rücken angefasst, weil er der meinung war, er fällt nach hinten. ich stand direkt daneben. und dann hat er einen komischen gesichtsausdruck gemacht und den taschenprozessor (über den pullover natürlich) voll gepackt und hat angefangen zu lachen und sagte: hahaha was das denn für ein ding. dabei war es offensichtlich, dass mimo irgendwelche "medizinische" geräte trägt. ich habe dann geantwortet: das ist ein CI und das dürfen Sie NICHT anfassen! darauf meinte er: aber er könnte sich beim trampolinspringen weh tun! und ich: wir wissen was wir tun.

meistens bin ich eher offen und locker, aber manchmal sind die menschen irgendwie unverschämt in ihrer art zu fragen und dann reagiere ich ein wenig wütend.

ich muß aber sagen, die kinder aus dem kindergarten von Taha sind total lieb und wenn sie mit ihm auf dem spielplatz sind, dann versuchen sie taha zu beschützen. manchmal laufen mir die tränen vor soo viel aufmerksamkeit, rücksicht und liebe. aber leider nicht alle sind so!

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 12:34
von Nina M.
Hm, ich finde sowas immer sehr schwierig... Natürlich sollte man sowas keinesfalls einfach hinnehmen. Aber ich frage mich auch gelegentlich, ob es denn Wirkung hat, wenn dann die Mutter/der Vater des Betroffenen hingeht und mit dem anderen Kind schimpft. Manche Kinder schämen sich dann vielleicht und machen es dann nicht wieder, aber dann vielleicht eher aus Angst wieder beschimpft zu werden und nicht, weil sie wirklich verstanden haben was daran falsch war. Und andere Kinder machen es dann evtl. trotzdem munter wieder, sobald eben Mama/Papa außer Sichtweite sind...

Wäre es also nicht besser zu versuchen den Kindern klar zu machen warum so ein Verhalten verletzend ist? Bzw. eben den Kindern genauer zu erklären was Sache ist und warum diese komischen Geräte getragen werden müssen? Am idealsten ist es z.B. mit Sicherheit, wenn das betroffene Kind unter den anderen Kindern einen Freund/Fürsprecher hat, der dann auch mal Partei ergreift. Denn das hat glaube ich viel mehr Wirkung als das maßregelnde Eingreifen eines Erwachsenen.

Ich fände es einfach wichtig, dass Kinder allgemein mehr für die Schwierigkeiten anderer sensibilisiert werden und das müsste natürlich dann auch im KiGa/in der Schule passieren...

Fibi, wurden denn bei euch im Kindergarten die Hörgeräte jemals thematisiert? Also gab es z.B. mal eine Projektwoche zum Thema Hören oder so, wo die Kinder eben auch selber Versuche machen konnten (mit Kopfhörern o.ä.) und selber merken wie es ist, wenn man schlecht hört? Und wo auch die Hörgeräte z.B. mal erklärt wurden, was sie machen und warum sie wichtig sind?

Gruß,
Nina

PS: Nochmal ganz klar, ich will hier keine Partei ergreifen für Kinder die so einen Mist machen, damit das keiner falsch versteht! Natürlich ist das nicht ok! Aber ich denke auch, dass man als Eltern/KiGa-Leiter/Erzieher das betroffene Kind eben immer nur begrenzt schützen kann und es daher doch sinniger wäre, zu versuchen den Kindern das Falsche an ihrem Verhalten genauer zu erklären...

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 16:37
von Sabine
Hallo Nina,

es sollte selbstverständlich sein, dass man dem betreffenden Kind erklärt, warum das Verhalten nicht akzeptabel war.

Und ja, in allen Fällen, die wir bisher hatten (Christian hatte bisher kaum solche Erfahrungen, aber das gibt es ja bei anderen Kindern genauso), hatte ich Erfolg damit, dass ICH eingeschritten bin.
So etwas würde ich nie den Lehrern/Erziehern (alleine) überlassen, da traue ich mir einfach eher zu, das Kind wachzurütteln und entsprechend auf solche Verhaltensweisen zu reagieren.
Bisher immer mit langanhaltendem Erfolg.

Viele Grüße,


Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 16:44
von Nina M.
Sabine, ich meinte ja auch nicht, dass ihr es den Lehrern/Erziehern überlassen sollte...
Nur oben klang es halt so: man schnappt sich das Kind und schimpft mit ihm und gut. Ich meinte nur, dass eben nicht nur geschimpft, sondern eine ausführliche Erklärung gegeben werden sollte, damit das Kind auch versteht warum das nicht gut war... :)

Gruß,
Nina

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 18:49
von Gudrun
Hallo Sabine,

ich finde es auch sehr viel effektiver, wenn eine Mutter bzw. ein Vater einschreitet, denn bei Erziehern/Lehrern ist die Hemmschwelle doch niedriger, ein Kind zu ärgern. Darf ich hier fragen, wie Christian es aufgefasst hat? Aber solange so etwas die Ausnahme bleibt, wird so etwas leicht verarbeitet. Wenn einem ein Kind unsympathisch ist, findet man immer etwas, über das man herziehen kann und bei hörgeschädigten Kindern bietet sich die Hörschädigung an. Hörende Kinder werden für andere Macken, Eigenschaften usw. gehänselt.

Ich dachte auch wie Nina, dass Thematisierung der Hörschädigung hilfreich sein könnte, da kann schon ein kleiner Rahmen genügen, z.B. das Thema, wie es ist, nicht laufen, sehen, hören usw. zu können.

Kinder stecken Hänseleien besser weg, wenn Eltern sich nicht reinsteigern und das Kind nicht zu sehr bedauern, sondern kurz trösten und nüchtern sagen, dass das eben vorkommt. Allgemein sollten Kinder lernen, sich verbal zu wehren. Hilfreich ist es, wenn gehänselte Kinder erfahren, dass die hänselnden Kinder auch ihre Schwächen haben. Hänseleien kann man mit Freundlichkeit teilweise vorbeugen, aber dass das leider nicht immer hilft, ist bekannt.

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 22:26
von Fibi
Guten Abend zusammen,

vielen Dank erst einmal für eure Antworten.

Es ist sicher nicht so einfach den richtigen Weg zu finden. Wäre ich in der Situation dabei gewesen, hätte ich sicher gleich reagiert. Nicht mit schimpfen, sondern eher mit nachhaken.

Jetzt hatten wir heute kurzfristig einen Termin im Kiga. Dort habe ich die Situation und eben auch unsere Beobachtungen angesprochen. Man zeigte sich sehr einsichtig und hatte Verständnis für unsere Sorgen. Am Montag soll das Thema beim Stuhlkreis thematisiert werden. Auch wollen sie verstärkt beobachten und eben auch ein wenig einwirken. Sohnemann spielt wohl angeblich lieber alleine bzw. mit einem Kind, was ebenfalls besonders ist (nicht hg) und "übrig" bleibt.

Mein Einwand, unser Sohn würde sich schon bemühen, mit anderen zu spielen, aber leider oft ne Abfuhr erfahren und sich deshalb zurückziehen oder eben aggressiv werden, wurde sehr ernst genommen.

Auch über mein Vorhaben (Tag des Hörens) haben wir gesprochen und sie sind sehr interessiert daran. Also werde ich mich jetzt dahinter klemmen.

Wir haben aber auch darüber gesprochen, dass es eben auch den Eltern "verklickert" werden sollte. Ist sicher nicht so einfach. Da wir(als Kigagruppeneltern) aber eigentlich einen Elternstammtisch betreiben (leider etwas eingeschlafen, wird wieder erweckt), wollen wir es über diese Schiene versuchen. Mal sehen, wie die Beteiligung sein wird!

Der nächste Weg muss von uns dann sein, Franz stark zu machen. Da hab ich zwar noch nicht so richtig nen Plan, aber irgendwie wird der zu finden sein.

Ich werde aber weiter berichten, wie es funktioniert. Wenn ihr wollt ;-)!

LG Fibi

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 26. Okt 2007, 22:30
von Gudrun
Was den "Tag des Hörens" betrifft, könntet ihr auch einen Lehrer von einem Förderzentrum kommen lassen, für den Schulbereich gibt es den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst; Analoges gibt es auch für Kindergartenkinder (mir fällt der Begriff grad nicht ein). Das könntet ihr bei einem Förderzentrum erfragen, wie man so einen Tag organisieren könnte. Ich würde es sinnvoll finden, das jemand Neutralen machen zu lassen.

Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 27. Okt 2007, 11:38
von Sabine
Nee, Nina, von Schimpfen hatte ich ja nu' nix geschrieben.
Es ist aber sicher ein Unterschied, ob ein Kiga-Kind irgendwie komisch reagiert oder wie in unserem Fall ein 9-Jähriger mit "Vorgeschichte". Da erkläre ich nicht lange und pädagogisch wertvoll (weil nämlich schon alles längst bekannt ist), sondern kurz und knapp und als betroffene Mutter.

Gudrun, Christian hatte weder mit der Bemerkung ein Problem noch mit dem Kind an sich (Du kennst ihn ja, da braucht's schon mehr, um ihn aus der Fassung zu bringen). Aber es waren andere Kinder dabei (auch jüngere), und so ein Verhalten lasse ich nicht durchgehen, schon gar nicht in meinen eigenen vier Wänden. Ich wäre genauso eingeschritten, wenn ein Besucherkind angegangen worden wäre.
Fraglich ist, ob es dauerhaft etwas bringt bei diesem einen Kind.
Ansonsten ist meine Theorie ja immer, den "Störenfried" mit ins Boot zu holen. Aus Erzfeinden können so die besten Freunde werden ;-)

Viele Grüße,


Re: Integration, aber wie?????

Verfasst: 27. Okt 2007, 11:53
von Gudrun
Hallo Sabine,

ich kann es mir lebhaft vorstellen, wie du den Jungen zurechtgewiesen hast, obwohl ich dich noch nie wütend erlebt habe. :D Ich glaube, dass du das richtige Maß findest, und ich finde es auch in Ordnung, ein fremdes Kind zu maßregeln, und wenn andere Kinder mit dabei waren, finde ich das umso wichtiger.

Ich bin beruhigt, dass Christian darauf gelassen reagert hat, so schätze ich ihn auch ein, er hat ja auch viele Freunde hinter seinem Rücken, das macht auch stabiler gegen Angriffe von einzelnen.

Deinem letzten Satz kann ich nur zustimmen.