Hi Momo,
Momo hat geschrieben:was für eine Sonderschule war das denn?
Leider keine spezielle Schwerhörigenschule, sondern ein "Sammelbecken" für Behinderte aller Art. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es dort überhaupt eine eigene Klasse für Schwerhörige gab.
Ich denke vielleicht war es für dich persönlcih so der richtige Weg, aber das kann man doch nicht verallgemeinern.
Absolut, und anders hatte ich das auch nicht gemeint.
Meinst du denn das andere Kind hätte trotz der Sprachproblem auf der Regelschule wirklcih eine Chance gehabt?
Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, dass er es mit viel Unterstützung hätte bewältigen können. Klar, seine Aussprache wäre davon auch nicht perfekt geworden, und gerade bei den Fremdsprachen hätte man sich etwas einfallen lassen müssen -- aber dafür gibt's ja durchaus Möglichkeiten. Auch ihm hätte ich einen guten Realschulabschluss wenn nicht gar die Oberstufe zugetraut.
Der Spiegel-Artikel bringt es, wie ich denke, gut auf den Punkt: Auf (manchen) Sonderschulen werden die Behinderten nur abgeschoben und sind (mitunter) völlig unterfordert. Es gelten die üblichen Lehrpläne nicht, weshalb die nur einen Bruchteil des Stoffs vermittelt bekommen wie an einer Regelschule. Wie sollen denn ein Sonderschüler mit diesen Vorzeichen einen Realschulabschluss schaffen, oder sogar die Aufnahme auf eine gymnasiale Oberstufe? Ihm fehlen doch ganze Stoffgebiete, die für ein Abitur nuneinmal vorgeschrieben sind.
Gerade für Mehrfachbehinderte mögen die Behindertenwerkstätten eine sinnvolle Einrichtung sein (wobei ich mir nicht anmaße dies zu beurteilen), für die meisten Schwerhörigen sind sie das meiner Meinung nach aber nicht. Meine Vorstellung von beruflicher Erfüllung sieht da ganz anders aus. Noch dazu lässt sich mit dem Handicap im Alltag in vielen Berufen gut umgehen, wenn man die richtigen Hilfsmittel verwendet und die Möglichkeit erhält, sich den Arbeitsplatz einwenig einzurichten. Doch ohne eine entsprechende Ausbildung wird man gar nicht die Möglichkeit dazu erhalten, einen solchen Beruf auszuüben. Und wir alle wissen, dass Betriebe nicht grad Behinderte suchen, um sie einzustellen, sondern sie maximal "bei gleicher Qualifikation und Eignung bevorzugen".
Sofern man nicht auf einen geringqualifizierten Beruf aus ist, und ihn wirklich aus den persönlichen Neigungen heraus ergreifen will, muss man mindestens einen Realschulabschluss, öfter noch ein Abitur, vorweisen. Doch dafür sind, zumindest aus meiner beschränkter Sicht heraus, die Sonderschulen nicht wirklich das geeignete Mittel.
Bei einer spezialisierten Schwerhörigenschule mag der Fall anders gelagert sein, dazu habe ich keine Erfahrungswerte und kenne auch nicht die Statistiken, welche Abschlüsse die dortigen Schüler zu welchem Anteil erreichen. Ich weiß nur, dass wenn ich auf diese Sonderschule gegangen wäre wie der andere Junge aus unserem Dorf, hätte ich nicht erreichen können, was heute für mich fast selbstverständlich ist.
Viele Grüße, Mirko