wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

Für Ratsuchende, Erfahrungsaustausch, Hilfestellungen
Fiene
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wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#1

Beitrag von Fiene »

Hallo Zusammen,

Ich heiße Elke und wir wohnen in Fulda. Und seit der Diagnose stoße ich immer wieder an meine Grenzen. Seit 8 Wochen wissen wir die Diagnose und seit dem fängt das Verarbeiten, rennerei zu Ärzten, finden eines guten Arkustikers an.
Vielleicht kommt ja jemand von Euch aus der Nähe von Fulda. Hier sind wir leider nicht so gut bestückt mit guten Ärzten oder Arkustikern, soweit ich das beurteilen kann.
Seit drei Wochen haben wir auch einen Platz bei der Frühförderung. Aber die gute Dame kann mir nicht wirklich weiterhelfen. Kennt sich hier jemand mit AVT aus.
Gibt es noch außer Berlin andere Anlaufstellen und wenn ja wie sind die Adressen und nehmen die auch Leute von weiter weg auf.
Kennt hier jemand zufällig einen guten Pädarkustiker in der Nähe oder im Umkreis (Kassel, Würzburg, Frankfurt).
Eigentlich habe ich noch viel mehr Fragen aber wenn ich hierrauf schon mal ein paar Antworten bekommen würde wäre das super. :}

Viele Grüße
Elke
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#2

Beitrag von Momo »

hallo elke

erstmal herzlich willkommen.

leider komme ich nicht aus deiner ecke, kann dir da also keine empfehlungen geben.

warum kann die dame von der frühförderung dir nicht helfen?

wie alt ist ein kind? und wie kommuniziert ihr bzw. wie stark ist der hörschaden?

vielleicht findest du auch hjier hilfreiche infos, auf jeden fall nette kontakte:
http://www.gehoerlosekinder.de/seiten/t ... ungen.html

grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Sabine
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#3

Beitrag von Sabine »

Hallo Elke,

herzlich willkommen hier im Forum - auch wenn Du natürlich eigentlich erstmal lieber keinen Grund hättest, hier zu sein. Aber Du wirst sehen, das ist ein sehr freundlicher Ort, an dem Du immer Antworten auf Deine Fragen finden wirst.
Und mit der Zeit wird alles gut werden und Du wirst Expertin in eigener Sache sein ;-)

Einer meiner Söhne ist vor über 10 Jahren durch eine Krankheit ertaubt und hat im Alter von 10 Monaten zwei CIs bekommen. Das betrifft Euch ja nun nicht.
Allerdings fragst Du ja auch nach AVT. Auf dem Gebiet kenne ich mich nach all den Jahren ganz gut aus, da wir diesen Ansatz auch verfolgt haben.
Schick mir doch eine Mail mit Deinen Fragen, oder lass uns dazu mal telefonieren - bei Bedarf schicke ich Dir meine Nummer gerne per PN.

Liebe Grüße,
Sabine
Gudrun
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#4

Beitrag von Gudrun »

Hallo Fiene,

ein Elternverein in deiner Nähe, der sich sehr in Richtung AVT engagiert, ist der "Verein der Eltern und der Freunde hörgeschädigter Kinder in Südniedersachsen e.V.". Seine Internetadresse lautet: http://www.ge-hoer.de/ - die können dir sicher weitere Anlaufstellen nennen.

In und um Hessen herum orientiert ist der Elternverein "Kleine Lauscher", und auch sehr engagiert: http://www.kleine-lauscher.de/

Ich wünsche dir viel Erfolg und einen guten Weg. :)
Zuletzt geändert von Gudrun am 8. Mär 2011, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#5

Beitrag von Momo »

hallo elke,

ok die frage nach alter und grad der sh ziehe ich dann mal zurück.... wer lesen kann ist klar im vorteil, sorry hatte die überschrift "überlesen".

trotzdem nochmal die frage warum euch die frühförderung nicht hilft?
und was weißt du denn über avt und kennst du auch alternativen bzw. wurdest du über die verschiedenen fördermöglichkeiten/ ansätze informiert?
was genau möchtest du denn wissen?

gruß
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Katja
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#6

Beitrag von Katja »

Hallo Elke,

ich bin eine Frühförderin aus Kassel, die unabhängig von irgendeiner Frühförderstelle arbeitet und Frühförderung mit Gebärdensprache anbietet. Wir kombinieren Hörfrühförderung, Lautsprachförderung und Gebärdensprachförderung miteinander. Wenn Du mehr wissen möchtest: www.quietschehaende.de
Unter Standorte findet sich eine Deutschlandkarte mit unseren derzeitigen Frühförderregionen. Du kannst mir auch gerne über die angegebenen Kontaktdaten mailen! Meine Kolleginnen und ich kennen sich in Kassel und Umgebung gut aus was Pädakustiker etc betrifft :)
Ich kann nur heute grad nicht mehr Tipps geben, da ich schon wieder auf dem Sprung bin und nicht die Zeit habe..

Viele Grüße,
Katja
Quietschehände - Frühförderung mit Gebärdensprache
www.quietschehaende.de
Fiene
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#7

Beitrag von Fiene »

Hallo Zusammen.

erstmal vielen Dank für die ganzen Anworten.

@Sabine vielen Dank für die lange Mail und die lieben Worte ich melde mich noch bei Dir.

@Gudrun danke für die Adressen, da bin ich jetzt noch dran Kontakt herzustellen.

@Momo bis jetzt wurde ich noch nicht über verschiedene Fördermöglichkeiten oder Ansetzt informiert, daß was ich weiß habe ich mir selber aus dem Internet angeeignet.Es ist bestimmt sehr lückenhaft.
Die Frühförderung hat sich hier nach Kreisen aufgeteilt.
Ich fühle mich bei Ihr einfach ganz schlecht aufgehoben. Was ist den wenn es schon auf der menschlichen Ebene nicht hamoniert, das ist doch auch wichtig. Dann habe ich das Gefühl sie kommt nur zum Tee trinken. Mit meiner Tochter hat sie sich noch gar nicht befasst. Wenn sie mal mit Ihr spricht wird Ihre Stimme ganz leise. Auf meine Fragen hat sie keine Antworten. Annelie hat jetzt seit drei Wochen Hörgeräte und leider auch noch einen Paukenerguß bds. Ich weiß also gar nicht ob etwas bei Ihr ankommt.
Letztes mal wollte sie mir Infos geben zur Babygebärdensprache, aber ich möchte doch Tipps bekommen wie Annelie hören und später sprechen lernen kann und wie ich jetzt schon feststellen kann ob etwas bei Ihr ankommt. Fühle mich gerade etwas Hilflos da mir die unterschiedlichen Ärzte auch alle etwas anderes sagen. Ich dachte die Frühförderstelle kann mir Fragen beantworten und mich unterstützen. Sieht aber nicht so aus. Sie druckst auch rum wenn ich sie nach Adressen fragen von anderen Betroffenen hier aus der Gegend. Leider ist das alles nicht sehr Hilfreich für mich. Und sie wird später nur 2x im Monat vorbei kommen, weil sie so viel zu tuen hat.(ist in Ihrem Fall auch nicht besonders schlimm)

Und was ich über AVT gelesen habe (auch die Erfahrungsberichte) gefällt mir. Weil es ein Konzept gibt. Weil geschaut wird das die Kinder sprechen und hören lernen und wenn das nicht so ist woran das liegt.......

@Katja werde mir Deine Seite auch mal anschauen oder mal anrufen.

erstmal viele Grüße
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#8

Beitrag von Momo »

liebe Fiene

ok, ich verstehe.
ja es muss auch menschlich passen, das ist wichtig.
aufgabe der ff wäre es euch aufzuklären über die versch. möglichkeiten der förderung und zwar möglichst neutral. danach muss man besprechen welche art der förderung diese ffstelle anbietet und ob es sich mit deinen vorstellungen deckt.

in der regel haben die ff-stellen schon ihr eigenes konzept (sollten sie jedenfalls) und dann sollte sie euch das vorstellen und ihr könnt euch überlegen, ob es euch passt oder nicht.
auch die aufklärung über die art und das ausmaß der hörschädigung gehört dazu. genauso auch elternberatung im umgang mit dem kind, im sinne von "was kann ich meinem kind zuhause, im alltag gutes tun? wie verhalte ich mich, wie kommuniziere ich?" usw. das ist wichtig, um die eltern im umgang mit ihrem kind zu bestärken und unsicherheit zu nehmen, denn die hauptförderung findet zuhause statt!

das wichtigste ist deinem kind eine kommunikationsmöglichkeit anzubieten. wie das passiert, müsst ihr nach genaueren infos selber entscheiden, im idealfall unterstützt und begleitet von einer kompetenten ffstelle.

schade, dass die ff dinge verspricht und dann nichts kommt. was hat sie den vor mit euch? hat sie irgendwas zum weiteren ablauf gesagt?

in der regel läuft ja ff eher spielerisch ab: sie beschäftigt sich mit dem kind altersentsprechend und zwar nach einem mit euch abgesprochenen konzept (z.b. mit oder ohne unterstützende gebärden, bilingual usw.). zusätzlich sollte auch zeit sein für fragen, sorgen von euch eltern oder beratung was man eben im alltag selber machen kann/ worauf man achten kann.
auch sollte sie euch bei der hg anpassung begleiten, euch tipps geben wie man hörreaktionen beurteilt, aufschreibt und was wichtig ist an rückmeldung für den akustiker. normalerweise haben die auch ein mobiles audiometer (das gibt töne von sich und es wird geguckt ob und ab welcher lautstärke ein kind reagiert) und es wird dann ab einem gewissen alter auch "geübt" hörtests zu machen -->spielaudiometrie (ist bei euch noch zu früh).

wenn du möchtest, kannst du mich gerne anmailen und mir fragen stellen und/ oder die hörkurve(n) deines kindes und ich kann dir ein paar dinge dazu sagen. wenn du willst, melde dich.

grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Eine

Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#9

Beitrag von Eine »

Liebe Fiene, und auch andere Eltern, die ihren Fokus nur auf AVT-Therapie setzen,

ich bin selbst hörgeschädigt und wurde nach dem Konzept der Fr. Schmid-
Giovannini gefördert, daher rede ich auch als betroffene Erwachsene.
Bitte vermittelt vorallem, dass euer Kind was ganz normales ist, egal ob
es hört oder nicht. Ich bin froh, dass meine eigenen Eltern diesen
Unterschied nicht machten. Bitte therapiert den Hörschaden nicht weg,
sondern akzeptiert den Hörschaden des Kindes und nimm das Kind, so
wie es ist. Daher finde ich den Ansatz der Frühförderung nicht verkehrt,
es gibt genug Eltern, die die Gebärdensprache nicht können und
auch schade finden, dass die FF die Möglichkeit nicht anbot - zu meiner
Zeit war das nicht üblich (vor 15 Jahre).
Ich habe Freunde, deren Eltern den Hörschaden ihres Kindes nicht
akzeptiert hatte und das hatte manchmal fatalere Folgen (vorallem psychische) als wenn
das Kind ein wenig schlechter spricht, aber eine glückliche Kindheit hatte.

Und in dem Alter ist es noch ein wenig zufrüh festzulegen, wie das
Kind hören und sprechen lernt. Man muss erstmal schauen, worauf
das Kind reagiert. In den Alltag hineinleben. Ihr seid wohl eine
normalhörende Familie. Als Eltern könnt ihr ganz normal in Anwesendheit
des Kindes miteinander reden und mit dem Kind, wie ein normalhörendes
Kind reden, spielen.

Bitte verkrampf dich da nicht zu sehr, damit kannst du das Gegenteil
erreichen.

Und die FF darf KEINE Adresse rausrücken aus Datenschutzgründen.
Als Selbstbetroffene kann ich nur sagen, dass sie richtig gehandelt hat.

Andere Eltern mit hörgeschädigte Kinder oder erwachsene Hörgeschädigte kannst du auch so finden.

Geh zum nächsten GL/SH-Verein, es gibt genug Elternvereine.
Und dann gibt es von der FF noch Gruppen später, wofür dein Kind
noch zu klein ist.

Stell dir vor: Früher hat man viel, viel später losgelegt, weil man nicht
anders konnte. Und diese Kinder haben aber trotzdem sprechen gelernt.

Gruß
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#10

Beitrag von Momo »

hallo eine

danke für deinen wortbeitrag.

ich wollte genau darauf hinaus, dass erst mal eine aufklärung über die verschiedenen ansätze gemacht werden sollte. (wie ja auch von mir geschrieben)
das ganze sollte möglichst neutral (ohne wertung) geschehen und die eltern können sich dann ein bild machen und entscheiden mit welcher methode sie sich am besten für ihr kind identifizieren mögen/ können.

ich stimme dir voll und ganz zu, dass es völlig verkehrt wäre sein kind nur auf die hörschädigung zu reduzieren und nur an förderung denkt, wenn man mit ihm zusammen ist. aber es gibt einfach ein paar tips die ffstellen geben können, um den alltag mit einem sh kind kommunikativer, hörfreundlicher und entspannter zu machen, so z.b. darauf zu achten in kommunikationssituationen das radio nicht im hintergrund laufen zu haben, das kind ansehen beim sprechen, sehen wie das kind beim vorlesen sitzt usw. außerdem ist es aufgabe der ff den eltern "entspannung" zu vermitteln, das scheint hier aber eher nicht geschehen zu sein. die fförderin hätte ja sagen können, dass sie aus datenschutzgründen keine adressen rausgeben darf/ kann. aber wenn man will kann man kontakte vermitteln, zur not selbst als vermittler eintreten. auch sollten frühförderstellen die daten von selbsthilfegruppen anderer betroffener eltern zur hand haben (aber das ist leider oft nicht der fall oder sogar (über die gründe mag sich jeder selber gedanken machen) nicht erwünscht und bewusst unterbunden).

ja und es ist richtig, dass man bei einem so kleinen kind noch schwer sagen kann wie es hören und sprechen lernen wird. das wird erst die zeit zeigen und den eltern/ begleitern bleibt nur immer zu beobachten und dann entsprechende maßnahemen einzuleiten. aber auch das kann man den eltern vermitteln. man kann auch den hörverlust des kindes (laut gemachten messungen) anhand eines audiogramms mit sprachbanane anschualich erklräen, damit die eltern mal eine vorstellung davon haben wie der hörverlust sich auf die sprachverständlichkeit auswirkt. man kann auch zumindest in etwa abschätzen wieivle zusätzlichen hv paukenergüsse ausmachen, zumindest plus minus 20 dB.

Und ich habe nirgends geschrieben, dass der ansatz mit babxzeichen oder gebärden schlecht ist.

fine, informiere dich über die verschiedenen möglichkeiten. du kannst das ganz ruhig und entspannt angehen, dein kind ist noch kelin und man muss erstmal geduld haben wie sich das hören entwickelt. versuche möglichst natürlich mit deinem kind umzugehen, denn man macht als mutter instinktiv eigentlich das richtige. und informiere dich in ruhe und bitte versteife dich nicht darauf, dass dein kind nur ohne babyxgebärden/ oder unterstützende gebärden sprechen lernt. das stimmt nicht, das ist mittlerweile erwiesen und ich habe hier ein lebendiges beispiel dafür, dass ein sh kind auch mit unterstützenden gebärdenzeichen sprechen lernt, und meiner meinung nach auch viel entspannter.
vielleicht solltest du mit der ff mal besrpechen welchen ansatz sie verfolgt (scheinbar mit unterstützenden gebärden?) und ob sie dir darüber was erzählen kann und evtl. literatur hat. dann kannst du dich damit auseinandersetzen.
und bitte: nicht hören und sprechen allein sollte im vordergrund stehen, sondern die fähigkeit zu kommunizieren.
[size=small](ich kenne leider auch kinder bei denen jahrelang versucht wurde nach avt-ansatz lautsprache zu vermitteln und die dann bei einschulung keine sprache hatten und erst in der grundschule dann mit gebärden ihre sprache gefunden haben. oder auch kinder, die erst mit hilfe von gebärden angefangen haben zu sprechen, nachdem avt "gescheitert" ist. genauso gibt es eben auch super ergebnisse mit avt. usw. jedes kind ist eben verschieden und man muss eben individuell entscheiden was richtig ist, manchmal auch umentscheiden je nach situation/ erfolg usw.)][/size]

wenn du fragen hast, mein angebot steht.

grüße
Zuletzt geändert von Momo am 10. Mär 2011, 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Sabine
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#11

Beitrag von Sabine »

Hallo in die Runde,

ja, eine Rundum-Aufklärung, möglichst neutral, wäre perfekt. Leider gab es die vor 10 Jahren nicht, als wir sie gebraucht hätten und offensichtlich hat sich daran noch nichts geändert.
Das Internet kann da schon eine große Hilfe sein, wenn man es schafft, sich durch die Fülle von Infos, Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten zu kämpfen und selber Lichts ins Dunkle zu bringen.

Dieses Forum hier leistet dazu einen großen Beitrag, wie ich finde. Hier sind so viele verschiedene Ansätze, Lebensentwürfe, Diagnosen etc. vertreten, das ist eine gute Ausgangsbasis zum Weitersuchen.

Als Mutter, die sich seinerzeit für den AV-Ansatz entschieden hat, teile ich voll und ganz die Forderung, das Kind nicht auf die Hörschädigung zu reduzieren. Genau das wird im AV-Ansatz auch nicht gemacht.
Mir scheint, bei einigen schwingen doch noch einige Vorbehalte gegen AV mit.

Wie unterschiedlich allerdings die Herangehensweise ist, zeigt sich u.a. auch darin, dass wir z.B. extra das Radio laufen gelassen haben, wenn wir mit unserem Sohn gesprochen haben.
Natürlich gab es auch immer ruhigere Phasen, hier läuft das Radio nicht rund um die Uhr, aber uns war auch dieser Aspekt der Normalität wichtig. Zudem sind wir, mit 4 Jungs, bei denen der jüngste noch nicht mal 6 Jahre jünger ist als der älteste, ohnehin eine sehr laute Familie.
Das ist eben unsere Normalität und in der ist auch unser hörbehindertes Kind aufgewachsen.
Uns ging es nie ums stupide Hören- und Sprechen-Lernen, sondern immer um Kommunikation und um Alltagsbewältigung.

Da wir den AV-Ansatz in unseren Alltag eingebaut haben, konnten wir auch sehr entspannt sein. Jede wache Minute konnte man zum Kommunizieren nutzen (wie bei anderen Ansätzen ja auch).
Mit Sicherheit war das vor 20, 30 Jahren anders, aber heutzutage ist der AV-Ansatz sehr entspannt und steht einer glücklichen Kindheit sicher nicht im Wege.

Dass jahrelang erfolglos der AV-Ansatz verfolgt wurde und dann bei Einschulung keine Sprache vorhanden war, verwundert mich. Die (seriösen) AV-Therapeuten, die ich kenne, haben in solchen Fällen immer beizeiten die Problematik erkannt und dann mit den Eltern besprochen, dass es ratsam ist, andere Wege zu gehen.

Den einen Ansatz, der für alle Kinder bzw. Familien passt, gibt es nicht und das ist auch gut so.

Es führen vielleicht in diesem Zusammenhang nicht viele Wege nach Rom, aber doch viele Wege in Städte, die einem dann gut gefallen. Und da hat jeder wohl auch andere Vorstellungen von dem, was er sich wünscht, erhofft, erwartet.

Liebe Grüße,

Sabine
Eine

Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#12

Beitrag von Eine »

Hallo Sabine,

ich finde auch, dass der AVT ein guter Ansatz ist, jedoch hatte dein Sohn
bestimmt eine sehr gute Ausgangsbasis, was nicht jedes Kind hat und
damit meine ich diverse Faktoren, die einfach stimmen müssen, damit
das Konzept absolut erfolgswirksam ist.

Dein Sohn ist und war von den Genen heraus ein hörorientiertes Kind.
Ich bin von den Genen her kein hörorientierter Mensch, ich habe niemals
gut gehört und daher sind meine Augen und das taktiles Empfinden
meine große Stärke. Meine weitere Stärke ist das Kombinieren.
Ich habe die Gebärdensprache später erlernt und das viel einfacher
als die Lautsprache davor. Ich bin zwar sehr dankbar, dass ich sie
dank meinen Eltern gelernt habe - jedoch gab es zu meiner Zeit kein
so gutes CI, wie dein Sohn erhalten hat, also es war mit mehr Kraft
verbunden.

Ich habe Freunde, die seit Kindesalter hörgeschädigt sind, sowohl
erworben (zB durch Meningitis) und auch wohl nicht erworben, deren
Lautsprachekompetenz so hervorragend ist, dass sie dann für das
Leben nach der Schulzeit dann "aufgebraucht" waren.
Und sie beneiden mich heute darum, dass ich weniger gut spreche als
sie, aber dafür voller Energie bin und viele andere Dinge erreicht habe,
die mit Lautsprache weniger zu tun haben.

Dein Zitat, Sabine:
"Da wir den AV-Ansatz in unseren Alltag eingebaut haben, konnten wir auch sehr entspannt sein. Jede wache Minute konnte man zum Kommunizieren nutzen (wie bei anderen Ansätzen ja auch)."

Als Erwachsene und wohl von Geburt an hörgeschädigte Person merke
ich an diesem Satz sehr gut, dass da die Perspektive eines schon immer
hörgeschädigte Person fehlt. Ich möchte niemals meine ganze wache,
fitte Zeit für Kommunikation verbrauchen.

Eine lautsprachliche Kommunikation ist für einen Hörgeschädigten
nicht immer eine Entspannung. Ganz im Gegenteil - es wird Energie
reingesteckt, eben mehr als bei einem normalhörigen Menschen.

Vielleicht sollte man nicht nur die Schwächen löschen, sondern die Stärken nutzen.

Hörgeschädigte Babys gucken in den ersten Lebenstagen sehr viel,
das fällt schon in der Klinik manchmal auf, wenn man genau hinsieht.
Sie sind ausgeglichen und achten viel auf die Mimiken der Eltern.

Zudem habe ich mit ein paar Mütter der hörgeschädigten Babys und
normalhörende Babys diese Beobachtung gemacht.
Hörgeschädigte Babys können viel und früh lachen und sind manchmal
etwas ausgeglichener.

Aber wie du schon sagtest, es gibt gerade zum Thema Hörschädigung
viele Möglichkeiten und Ansätze, es gibt nicht DEN Weg.

Ich möchte nur einigen Eltern ans Herz legen, auf sich und ihr Kind
zu hören und nicht zu sehr auf das Umfeld. Es ist ein Schock zu erfahren,
dass das Kind hörgeschädigt ist, und dann wenn man selbst hörend ist
und dann selbst auch in einer hörenden Umgebung integriert ist, kann
man sich einfach nicht vorstellen, ein Kind zu haben, das schlecht hört
und das Umfeld, in dem man lebt, trägt manchmal dazu bei, dass manche
Eltern unter "Erfolgsdruck" stehen, und deswegen wollen, dass ihr
eigenes hörgeschädigtes Kind nicht auffällt. Manche Eltern vergleichen
ihr Kind mit anderen Kindern und wollen in dem ersten Moment, dass
ihr Kind genauso hört und spricht wie jedes andere nichtbehinderte Kind.

Eben drum, weil viele Leute in unserer heutigen Gesellschaft sich
einfach nicht vorstellen können, dass jemand ohne Gehör bzw. mit
einer weniger guten Aussprache trotzdem eine sehr gute Bildung haben
kann oder exzellente Fähigkeiten entwickeln kann.

Trotzdem wünsche ich allen hier alles Liebe und hoffe, dass ihr durch
meinen Beitrag nicht vor Kopf gestoßen fühlt. Ich wollte nur mal eine
andere Perspektive aufzeigen.
Gruß.
Sabine
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#13

Beitrag von Sabine »

Hallo,

das mit dem Zitieren habe ich hier immer noch nicht raus, ich entschuldige mich schon mal im voraus ;-)

>Sohn
bestimmt eine sehr gute Ausgangsbasis, was nicht jedes Kind hat und
damit meine ich diverse Faktoren, die einfach stimmen müssen, damit
das Konzept absolut erfolgswirksam ist.>

Eine gute Ausgangsbasis braucht man für jeden Ansatz ... auch für den gebärdensprachlich orientierten, denn auch das erfordert viel Einsatz von den (hörenden) Eltern, diese Fremdsprache überhaupt erstmal sehr gut zu lernen, um sie dann anwenden zu können.

>Dein Sohn ist und war von den Genen heraus ein hörorientiertes Kind.
Ich bin von den Genen her kein hörorientierter Mensch, ich habe niemals
gut gehört und daher sind meine Augen und das taktiles Empfinden
meine große Stärke. Meine weitere Stärke ist das Kombinieren.>

Mein Sohn hat im Mutterleib + 6 Lebensmonate gehört, das ist richtig, aber das ist keine Voraussetzung für den AV-Ansatz.
Kombinieren ist übrigens auch eine Stärke meines Sohnes.

Ich schrieb ja auch extra weiter oben, dass man die Förderung heute nicht mehr mit der von vor zig Jahren vergleichen kann, weil die technischen Möglichkeiten ganz andere sind.

>Und sie beneiden mich heute darum, dass ich weniger gut spreche als
sie, aber dafür voller Energie bin und viele andere Dinge erreicht habe,
die mit Lautsprache weniger zu tun haben.<

Das finde ich sehr wichtig und ist auch immer eines meiner Hauptziele für meinen Sohn gewesen. Wie ja auch schon gesagt, es geht nicht ums bloße Hören- und Sprechenlernen.

>Dein Zitat, Sabine:
"Da wir den AV-Ansatz in unseren Alltag eingebaut haben, konnten wir auch sehr entspannt sein. Jede wache Minute konnte man zum Kommunizieren nutzen (wie bei anderen Ansätzen ja auch)."

Als Erwachsene und wohl von Geburt an hörgeschädigte Person merke
ich an diesem Satz sehr gut, dass da die Perspektive eines schon immer
hörgeschädigte Person fehlt. Ich möchte niemals meine ganze wache,
fitte Zeit für Kommunikation verbrauchen.>

Das hast Du falsch verstanden. Erstens verbrauchen wir hier nicht jede wache Minute mit Kommunikation. Aber man KANN jede wache Minute dazu nutzen. Ich schrieb das, um klar zu machen, wie entspannt wir das Ganze angehen konnten. Genauso wie man ja DGS auch immer und jederzeit anwenden KANN.
Der AV-Ansatz kann sich genauso durchziehen und er ist dann nicht anstrengend.

>Eine lautsprachliche Kommunikation ist für einen Hörgeschädigten
nicht immer eine Entspannung. Ganz im Gegenteil - es wird Energie
reingesteckt, eben mehr als bei einem normalhörigen Menschen.<

Es ist eben so, dass es für meinen Sohn (und genau wie Du möchte ich hier einfach nur meine persönliche Erfahrungen beschreiben) Lautsprache nicht anstrengend ist. Das hatten wir immer im Blick, weil wir ja auch von so vielen Seiten gewarnt worden waren.

>Vielleicht sollte man nicht nur die Schwächen löschen, sondern die Stärken nutzen.>

Auf jeden Fall. Das sollte eigentlich für alle Kinder gelten und hat mit einer Hörschädigung ja nichts zu tun. Wir sehen übrigens die Hörschädigung unseres Kindes auch nicht als Schwäche.

>Zudem habe ich mit ein paar Mütter der hörgeschädigten Babys und
normalhörende Babys diese Beobachtung gemacht.
Hörgeschädigte Babys können viel und früh lachen und sind manchmal
etwas ausgeglichener.>

Mit dem Wort "manchmal" passt diese Beobachtung sicherlich. Es kann so sein ... oder eben auch mal nicht.
Mein Sohn ist extrem ausgeglichen, viel mehr als seine hörenden Brüder. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht einfach eine glückliche Fügung, dass ausgerechnet er mit dieser Charaktereigenschaft ausgestattet ist.

>man sich einfach nicht vorstellen, ein Kind zu haben, das schlecht hört
und das Umfeld, in dem man lebt, trägt manchmal dazu bei, dass manche
Eltern unter "Erfolgsdruck" stehen, und deswegen wollen, dass ihr
eigenes hörgeschädigtes Kind nicht auffällt. <

Den Gedanken, dass mein Kind nicht auffallen soll, hatte ich nie. Diese Einstellung wäre natürlich in der Tat ein schlechter Berater, denn dabei steht ja dann nicht das Kind im Vordergrund.

>Trotzdem wünsche ich allen hier alles Liebe und hoffe, dass ihr durch
meinen Beitrag nicht vor Kopf gestoßen fühlt. Ich wollte nur mal eine
andere Perspektive aufzeigen.<

Dankeschön ;-)
Und andere Perspektiven können ja nur hilfreich sein bei der Suche nach dem eigenen Weg.

Eigentlich schreibe ich auch gar nicht mehr so öffentlich über unsere Situation, weil es eben unser Weg ist, der für uns gepasst hat, aber wenn es dann schon mal (unter anderem) um AV geht, melde ich mich dann doch nochmal zu Wort, eben um auch mal zu sagen, wie anders der AV-Ansatz heutzutage ist verglichen zu dem, was mitunter noch in den Köpfen an Vorurteilen besteht.
Unsere Situation kann man nicht mit der von vor zig Jahren vergleichen und ich bezweifle auch, dass ich das in der damaligen Zeit hätte durchziehen können.

Liebe Grüße,
Sabine
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#14

Beitrag von Momo »

Sabine hat geschrieben:ja, eine Rundum-Aufklärung, möglichst neutral, wäre perfekt. Leider gab es die vor 10 Jahren nicht, als wir sie gebraucht hätten und offensichtlich hat sich daran noch nichts geändert.
Richtig, hat sich nicht. Die Aufklärung ist auch heute absolut einseitig, egal in welche Richtung. Und sie ist von beiden Seiten, leider, mit sehr vielen Vorbehalten und Vorurteilen den "anderen" gegenüber besetzt.
Sabine hat geschrieben:Als Mutter, die sich seinerzeit für den AV-Ansatz entschieden hat, teile ich voll und ganz die Forderung, das Kind nicht auf die Hörschädigung zu reduzieren. Genau das wird im AV-Ansatz auch nicht gemacht.
Mir scheint, bei einigen schwingen doch noch einige Vorbehalte gegen AV mit.
Diese Meinung teile ich voll und ganz. Ich denke bei allen guten Ansätzen sollte das Kind nicht auf seine Hörschädigung reduziert werden und der Alltag auch nicht darauf sein Kind möglichst unauffällig zu machen, so dass keiner merkt dass es vielleicht ein "Problem" gibt. Ich denke alle seriösen Ansätze sollten so arbeiten.
Sabine hat geschrieben:Wie unterschiedlich allerdings die Herangehensweise ist, zeigt sich u.a. auch darin, dass wir z.B. extra das Radio laufen gelassen haben, wenn wir mit unserem Sohn gesprochen haben.
Natürlich gab es auch immer ruhigere Phasen, hier läuft das Radio nicht rund um die Uhr, aber uns war auch dieser Aspekt der Normalität wichtig. Zudem sind wir, mit 4 Jungs, bei denen der jüngste noch nicht mal 6 Jahre jünger ist als der älteste, ohnehin eine sehr laute Familie.
Das ist eben unsere Normalität und in der ist auch unser hörbehindertes Kind aufgewachsen.
Uns ging es nie ums stupide Hören- und Sprechen-Lernen, sondern immer um Kommunikation und um Alltagsbewältigung.
Und ich denke es ist auch gut und richtig so, denn das sh Kind ist ja nun einmal Teil seiner jeweiligen individuellen Familie. Und ja Kommunikation ist das wichtigste.
Sabine hat geschrieben:Da wir den AV-Ansatz in unseren Alltag eingebaut haben, konnten wir auch sehr entspannt sein. Jede wache Minute konnte man zum Kommunizieren nutzen (wie bei anderen Ansätzen ja auch).
Mit Sicherheit war das vor 20, 30 Jahren anders, aber heutzutage ist der AV-Ansatz sehr entspannt und steht einer glücklichen Kindheit sicher nicht im Wege.

Nur der Vollständigkeit halber: auch alle anderen "Konzepte" sollte man in seinen Alltag einbauen, denn dort passiert die meiste natürliche Frderung des Kindes in seiner Gesamtentwicklung und auch die Entwicklung einer Kommunikation.
Sabine hat geschrieben:Dass jahrelang erfolglos der AV-Ansatz verfolgt wurde und dann bei Einschulung keine Sprache vorhanden war, verwundert mich. Die (seriösen) AV-Therapeuten, die ich kenne, haben in solchen Fällen immer beizeiten die Problematik erkannt und dann mit den Eltern besprochen, dass es ratsam ist, andere Wege zu gehen.
Tja, Sabine, ich kenne trotzdem solche Kinder. Die Therapeuten sind keine zertifizierten AVT-Therapeuten, aber sie arbeiten eben nach dem Konzept. Leider leider schaffen sie es aber nicht sich einzugestehen, dass auch dieser Ansatz eben nicht für jedes Kind, jede Familei der richtige ist und können dann nicht zulassen, dass ein anderer Ansatz versucht wird. Verkaufen können sie aber dann natürlich als Problem des Kindes und seiner Familei im Sinne von "Lernbehinderung, schwieirige Famile, usw.". Dass sie selber vielleicht hätten die Notbremse ziehen sollen auf die Idee kommt keiner... Schade eigentlich, wenn ein Kind mit 8 oder 9 jahren erst anfängt Sprache und Kommunikation zu entwickeln und auch dannb noch nicht gut unterstützt, da die Pädagogen an GL Schulen selber nicht ausreichen gebärdenkompetent sind...
Ich habe einen Vortrag von W. Estabrooks gehört und da hat er auch erzählt, dass man als seriöser Therapeut seine und vor allem auch die Grenzen der Kinder und Familien erkennen muss und dann auch offen für andere Wege sein muss (sei es nun als AV Therapeut offen dem Kind dann andere Förderung z.B. Gebärden anzubieten oder andersherum). Das verstehe ich unter seriös, aber leider geht es an vielen Stellen in Dland immer noch darum recht zu haben und nicht um die Kinder.
Sabine hat geschrieben:Den einen Ansatz, der für alle Kinder bzw. Familien passt, gibt es nicht und das ist auch gut so.
Ja, wäre das Leben dann nicht langweilig...
Sabine hat geschrieben:Es führen vielleicht in diesem Zusammenhang nicht viele Wege nach Rom, aber doch viele Wege in Städte, die einem dann gut gefallen. Und da hat jeder wohl auch andere Vorstellungen von dem, was er sich wünscht, erhofft, erwartet.
Ja! Und nicht jeder mag Rom. Nicht jeder kommt in Rom gut klar und mag dann vielleicht lieber Paris oder Amsterdam und kommt dort besser zurecht und ist dort glücklciher. Ich glaube einfach wir müssen lernen andere Lebenswege und Vorleiben zu akezptiueren und Entscheidungen zu respektieren und davon sind wir hier leider leider oft sehr weit entfernt in Deutschland (siehe oben)-->Recht haben).

Solange dass so ist, ist es dann leider an uns Eltern uns mühsam alles zusammenzu suchen an Infos, um dann eine eigene Entscheidung treffen zu können, die zu der eigenen Familie passt.

Grüße
Zuletzt geändert von Momo am 13. Mär 2011, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#15

Beitrag von Gudrun »

Hallo Eine,

was ist denn für dich eine "gute Ausgangsbasis"? Es ist Fakt, auch wenn viele sich das nicht eingestehen möchten, dass der AVT-Ansatz bei jedem Kind in diesem Alter möglich ist, sofern keine besonderen zusätzlichen Beeinträchtigungen vorliegen und mindestens ein Elternteil die Bereitschaft und Zeit hat, sich dafür zu engagieren. Die eigentliche "Arbeit" müssen die Eltern machen, nicht so sehr das Kind. Eine "Hörorientierung" ist keineswegs Voraussetzung, Voraussetzung sind optimale Hörhilfen, um überhaupt erst mal eine Hörorientierung zu schaffen. Sprich, wenn der Hörnerv intakt ist und "nur" Mittel- und Innenohr geschädigt sind, dann reicht das bei den meisten (!) Kindern, um AVT zu beginnen.

Allerdings muss die AVT auch zur Persönlichkeit des Kindes und zur Familie passen. Wenn die Eltern sich mit AVT nicht identifizieren können, ist der Ansatz für sie der falsche. Ich kenne Familien, die engagieren sich für den bilingualen Weg (Lautsprache und DGS) und fahren damit sehr gut.

@Momo:
Tja, Sabine, ich kenne trotzdem solche Kinder. Die Therapeuten sind keine zertifizierten AVT-Therapeuten, aber sie arbeiten eben nach dem Konzept. Leider leider schaffen sie es aber nicht sich einzugestehen, dass auch dieser Ansatz eben nicht für jedes Kind, jede Familei der richtige ist und können dann nicht zulassen, dass ein anderer Ansatz versucht wird.
Das liegt dann aber nicht am Ansatz, sondern an den Eltern, die sich damit nicht identifizieren können. Ich glaube, das war es, was Sabine meinte. Sie spricht ja von explizit "seriösen" AVT-Therapeuten und nicht von slchen, die es gerne sein möchten und den AVT auf Biegen und Brechen durchzusetzen versuchen.

@Eine:

Ansonsten gebe ich dir recht, dass eine umfassende Aufklärung über sämtliche Ansätze notwendig und sinnvoll ist. Jedoch stelle ich mich gegen die weit geläufige Auffassung, dass der AVT bzw. die lautsprachliche Erziehung für ein Kind mit Qualen verbunden sein muss, weil es immer auf das WIE ankommt.

Ich wurde auch nach dem Konzept von Schmid-Giovannini erzogen, allerdings nicht auditiv-verbal, weil die Voraussetzungen hierzu nicht gegeben waren (unterentwickelte Hörgerätetechnik zu meiner Kleinkinderzeit), sondern "nur" lautsprachlich. Meine Mutter hat sich richtig viel Mühe gemacht, das Ganze so spielerisch wie möglich zu gestalten. Für mich war es anstrengend, da die Hörhilfen unterentwickelt waren, aber so wie meine Mutter es gemacht hat, war es gut und ich bin froh, dass sie sich für diesen Weg entschieden hat. Die Folge ist, dass ich mich mit fast jedem verständigen kann und mich selbst verständlich machen kann, ohne Assistenz zu benötigen. Für Dienstgespräche in größeren Runden setze ich allerdings Schreibdolmetscher ein.

Ich habe Kontakt zu anderen Hörgeschädigten und kommuniziere viel über lautsprachbegleitende Gebärden. Ich muss sagen, Kommunikation mit jemandem, der ein gutes Mundbild hat und NICHT gebärden kann, ist für mich viel einfacher als die Kommunikation mit jemandem, bei dem ich nicht gut vom Mund absehen kann, obwohl er zusätzlich gebärdet; einfach weil ich nicht von klein auf Gebärden gelernt habe. Kurzum: Mit einem Großteil der hörenden Menschen kann ich mich entspannt verständigen, wenn sie die Regeln des deutlichen Sprechens verinnerlicht haben. Unterstützt werde ich dabei von meinem Restgehör. Hätte ich von klein auf Gebärden gelernt und wäre die Entwicklung meiner lautsprachlichen Fähigkeiten auf der Strecke geblieben, wäre das mit Sicherheit nicht der Fall.

Für mich ist Kommunikation mit Menschen mit gutem Mundbild ganz entspannt, weil ich das von klein auf gelernt habe, auch wenn das mir manche gebärdensprachorientierte Menschen zu meinem großen Ärger absprechen wollen. Wer das nicht von klein auf lernt, sondern sich in allererster Linie auf Gebärden(sprache) stützt, tut sich mit dem Mundabsehen im späteren Alter schwerer. Dafür kann der- oder diejenige sich umso besser in Gebärden(sprache) und mittels Gebärdensprachdolmetschern verständigen.

Wichtig erscheint mir daher, dass die Absehfähigkeiten bei jedem hörgeschädigten Kind, egal ob es mit oder ohne Gebärden(sprache) erzogen wird, auch mit gefördert werden, auch beim AVT.

Ich glaube, ich mache hier besser einen Schnitt, wir kommen immer weiter ab vom Thema, ich weiß nicht, ob unsere Diskussion Elke hilft. Aber ich konnte einige Aussagen hier einfach nicht so stehen lassen. Ich lese hier auch nurmehr sporadisch mit.
Zuletzt geändert von Gudrun am 13. Mär 2011, 13:04, insgesamt 5-mal geändert.
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#16

Beitrag von Momo »

Gudrun hat geschrieben:@Momo:

....Das liegt dann aber nicht am Ansatz, sondern an den Eltern, die sich damit nicht identifizieren können. Ich glaube, das war es, was Sabine meinte. Sie spricht ja von explizit "seriösen" AVT-Therapeuten und nicht von slchen, die es gerne sein möchten und den AVT auf Biegen und Brechen durchzusetzen versuchen.
.
Das wiederum kann ich so nicht stehen lassen. Die Eltern sind in manchen Fällen den Therapeuten schon ausgeliefert (manchmal auch vom Wissen unterfordert). Meiner Meinung ist es dann Aufgabe der professionellen Betreuung einen Schnitt zu machen und andere Wege einzuschlagen oder einzuleiten, wenn man merkt dieser Weg ist für dieses Kind oder/ und die Familie nicht der richtige. Aber dann wird dieser Förderweg einfach durchgezogen und die Reißleine erst viel zu spät gezogen. "Schuld" sind dann meiner Meinung nach alle Beteiligten: die Eltern, weil sie sich nicht informieren und blind vertrauen(?), aber genauso auch die Beratungsstellen/ Kindergärten/ Frühförderstellen, die sich nicht eingestehen können/ wollen, dass der von ihnen als richtig angesehene Weg nicht funktioniert und die sich dann aus Prinzip gegen andere Wege versprerren und diese den Eltern nicht einmal als Option vorschlagen oder wenn dann nur halbherzig mal so nebenbei versuchen, da aber dann viel schneller zu sagen "ach das geht auch nicht".

Um es klar zu stellen, ich denke nciht dass es der AVT Ansatz ist der "schuld" ist, sondern teilweise die Frühförderstellen die ihr eigenes Konzept als das einzig richtige sehen, nicht über den Tellerrand schauen und die Eltern auch nicht über den Tellerrand schauen lassen wollen, weil sie einfach recht haben wollen, dass ihr Weg der einzig wahre ist. Und das finde ich sch...

Aber es gibt natürlich auch die die tolle Arbeit leisten, ihren Ansatz (welcher auch immer) gut erklären und vermitteln, die aber auch Grenzen erkennen und dann handeln und die den Eltern auch alle/ andere Fördermöglichkeiten aufzeigen und dann die Entscheidung der Eltern mittragen/ unterstützen/ akzeptieren und diese wenn nötig entsprechend weitervermitteln. Davon muss es einfach mehr gegen!

Grüße
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#17

Beitrag von Gudrun »

Liebe Momo, ich habe explizit von seriösen AVT-Therapeuten gesprochen. Das Verhalten, das du schilderst, fällt nicht in die Kategorie "seriös". Aber es ist Fakt, dass AVT sehr wohl bei einem Großteil der hörgeschädigten Kinder möglich ist, so wie es ebenfalls Fakt ist, dass bilinguale Erziehung bei einem Großteil der Kinder möglich ist. Nur, der Ansatz muss auch zur Familie passen.

Mal abgesehen davon sind Frühförderstellen mit einer bestimmten Ausrichtung nicht neutral. Wenn ich zu einer AVT-Therapeutin gehe, kann ich nicht erwarten, dass sie mich über die Vorzüge der bilingualen Erziehung aufklärt, genauso kann ich von Frühförderern, die als Gebärdensprachdolmetscher arbeiten, nicht erwarten, dass die mich über die AVT aufklären oder mir den Weg dahin zeigen.

Eltern sind gefordert, sich selbst in alle Richtungen zu informieren. Ideal wäre eine zentrale Anlaufstelle, die Adressen zu den Frühförderstellen mit verschiedenen Ansätzen vermittelt.
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#18

Beitrag von Momo »

Gudrun hat geschrieben:Liebe Momo, ich habe explizit von seriösen AVT-Therapeuten gesprochen. Das Verhalten, das du schilderst, fällt nicht in die Kategorie "seriös". Aber es ist Fakt, dass AVT sehr wohl bei einem Großteil der hörgeschädigten Kinder möglich ist, so wie es ebenfalls Fakt ist, dass bilinguale Erziehung bei einem Großteil der Kinder möglich ist. Nur, der Ansatz muss auch zur Familie passen.

Mal abgesehen davon sind Frühförderstellen mit einer bestimmten Ausrichtung nicht neutral. Wenn ich zu einer AVT-Therapeutin gehe, kann ich nicht erwarten, dass sie mich über die Vorzüge der bilingualen Erziehung aufklärt, genauso kann ich von Frühförderern, die als Gebärdensprachdolmetscher arbeiten, nicht erwarten, dass die mich über die AVT aufklären oder mir den Weg dahin zeigen.

Eltern sind gefordert, sich selbst in alle Richtungen zu informieren. Ideal wäre eine zentrale Anlaufstelle, die Adressen zu den Frühförderstellen mit verschiedenen Ansätzen vermittelt.
Ja, richtig. Ich bin ganz deiner Meinung. Nur wann weiß ich als (noch) unerfahrenes Elternteil wer seriös ist und wer nicht? Die Frage gilt jetzt für alle Stellen/ Therapeuten. Das mit der neutralen "Vermittlungs- und Beratungsstelle" finde ich eine tolle Idee!

Grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#19

Beitrag von Sabine »

Hallo nochmal,

das Zitieren hier ist mir in privater Nachhilfe jetzt nochmal erklärt worden (vielen Dank der lieben Lehrerin *g*), leider konnte ich es aus Zeitmangel noch nicht üben, ich werde das nachholen.
6, setzen ;-)

>Nur der Vollständigkeit halber: auch alle anderen "Konzepte" sollte man in seinen Alltag einbauen, denn dort passiert die meiste natürliche Frderung des Kindes in seiner Gesamtentwicklung und auch die Entwicklung einer Kommunikation.<

Das ist klar, Momo. Ich schrieb das auch nur als Reaktion darauf, dass es auch hier leider noch in einigen Beiträgen so durchklang, dass der AV-Ansatz (also ohne Gebärden) weniger entspannt sei als andere Ansätze, dass das vom Kind mehr Energie abverlangt etc.
Das ist so einfach nicht richtig, aber diese Vorbehalte halten sich hartnäckig.

>Tja, Sabine, ich kenne trotzdem solche Kinder. Die Therapeuten sind keine zertifizierten AVT-Therapeuten, aber sie arbeiten eben nach dem Konzept.<

Ich kenne solche Kinder auch, Momo, aber wie Du ja auch sagtest, die Begleitung fand dann eben nicht durch AV-Therapeuten statt und das ist ein großer Unterschied.
Ich will auch nicht sagen, dass jeder zertifizierte Therapeut eine Granate ist ... auch da gibt es himmelweite Unterschiede.
Aber es ist besonders ärgerlich, wenn jemand behauptet, er würde nach dem Konzept arbeiten ... Das ist genauso, als wenn ich mit meinen doch sehr begrenzten DGS-Kenntnissen bilinguale (DGS und LS) Förderung anbieten würde.

>Ich habe einen Vortrag von W. Estabrooks gehört und da hat er auch erzählt, dass man als seriöser Therapeut seine und vor allem auch die Grenzen der Kinder und Familien erkennen muss<

Eben. Und gute AV-Therapeuten tun das auch. Das ist Teil des Konzepts.

>Das wiederum kann ich so nicht stehen lassen. Die Eltern sind in manchen Fällen den Therapeuten schon ausgeliefert (manchmal auch vom Wissen unterfordert). Meiner Meinung ist es dann Aufgabe der professionellen Betreuung einen Schnitt zu machen und andere Wege einzuschlagen oder einzuleiten,<

Auf unserem Weg bin ich irgendwann davon abgekommen zu denken, dass FF-Stellen oder sonstige Professionelle schuld sind am evtl. Scheitern eines Ansatzes.
Ich habe es schon sehr früh nur noch als unsere Aufgabe (als Eltern) gesehen, den (für uns) richtigen Weg zu suchen und zu finden. Kein Außenstehender, auch kein sog. Profi, war dazu so gut in der Lage wie wir. Natürlich wäre es gut gewesen, ich hätte diese Verantwortung abgeben können, aber abgesehen von der AV-Therapeutin war da niemand, der unser Vertrauen verdient hätte.

Leider gibt es in diesem Punkt dann keine Chancengleichheit und man kann nicht die ganze Welt retten, denn, Momo, ich gebe Dir Recht, dass nicht alle Eltern dazu in der Lage sind.
Die Forderung nach umfassender Aufklärung und durchgängiger Beobachtung und Begleitung durch offizielle Stellung klingt gut, aber ich halte das leider für komplett unrealistisch. Wer sollte das leisten?
Es steht und fällt alles mit den Möglichkeiten und dem Engagement der Eltern und wie unterschiedlich das ist, sieht man nicht nur im Bereich "hörgeschädigte Kinder9.

>Um es klar zu stellen, ich denke nciht dass es der AVT Ansatz ist der "schuld" ist, sondern teilweise die Frühförderstellen die ihr eigenes Konzept als das einzig richtige sehen, nicht über den Tellerrand schauen und die Eltern auch nicht über den Tellerrand schauen lassen wollen,<

Doofe Frage: Gibt es tatsächlich mittlerweile FFstellen, die den AV-Ansatz anbieten? Wohl eher nicht, oder?
Wenn, dann ist das vermutlich bei näherem Hinsehen einfach die Forderung nach LS-Förderung, aber das alleine ist ja noch längst nicht AV.

>Ja, richtig. Ich bin ganz deiner Meinung. Nur wann weiß ich als (noch) unerfahrenes Elternteil wer seriös ist und wer nicht?<

Das weiß man leider nicht. Da hilft nur, sich selbst umfassend und immer wieder zu informieren und die eigenen Erwartungen mit denen der Profis zu vergleichen, im Gespräch zu bleiben etc.

Und ich finde, dass das, was wir hier machen, auch sehr hilfreich ist. Wir stellen, mehr oder weniger, unsere Entscheidungen und Lebenswege zur Verfügung, so dass andere sich ein Bild machen und selber entscheiden können.

Für uns war das damals die entscheidende Hilfe: Andere Kinder kennenzulernen und zu entscheiden, wen davon wir als "Vorbild" für unseren Sohn sehen wollten. Und dann haben wir uns den Weg der jeweiligen Eltern genau angesehen und einen ähnlichen benutzt.

Ich glaube, ich werde es dann erstmal dabei belassen und wünsche Elke und Familie auch von hier alles Gute.
Melde Dich doch nochmal, um zu sagen, wie es bei Euch weitergeht.

Liebe Grüße,
Sabine
Eine

Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#20

Beitrag von Eine »

Was ich mich auch im Nachhinein frage:

Ob Elke eine private Frühförderin kontaktiert hat, die auch gekommen ist, und keine "staatliche" FF aus einer Förderschule.
Weil das macht schon einen Unterschied, weil die privaten oft nicht neutral handeln, sondern eine Zielsetzung (mehr oder weniger) verfolgen.

Kurz noch Momo, Sabine und Gudrun: Ich stimme immer mehr Euch zu, was ihr geschrieben habt! Ich "verteufle" keineswegs den AVT-Ansatzes, sondern mir ist vielmehr das Wohl des Kindes wichtig. Daher betrachte ich die Haltung mancher Eltern kritischer, wenn sie sich zu sehr an AVT krallen und den Hörschaden ihrer Kinder nicht akzeptieren und versuchen, das Kind in eine bestimmte Form zu "pressen".
Manche Folgen sieht man erst einige Jahrzehnte später.
Sabine
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#21

Beitrag von Sabine »

Oh, Eine, vertu' Dich da nicht:

>Ob Elke eine private Frühförderin kontaktiert hat, die auch gekommen ist, und keine "staatliche" FF aus einer Förderschule.
Weil das macht schon einen Unterschied, weil die privaten oft nicht neutral handeln, sondern eine Zielsetzung (mehr oder weniger) verfolgen.<

Falls Du damit ausdrücken möchtest, dass die FF von der Förderschule neutraler handeln, muss ich Dir diese Illusion leider nehmen.
Aber zum Glück wird ja niemand gezwungen, diese FF auch in Anspruch zu nehmen, wenn es nicht passt.

>was ihr geschrieben habt! Ich "verteufle" keineswegs den AVT-Ansatzes, sondern mir ist vielmehr das Wohl des Kindes wichtig. Daher betrachte ich die Haltung mancher Eltern kritischer, wenn sie sich zu sehr an AVT krallen und den Hörschaden ihrer Kinder nicht akzeptieren und versuchen, das Kind in eine bestimmte Form zu "pressen".<

Ich kann mir kaum einen Ansatz vorstellen, bei dem das Kind mit seinem Hörschaden mehr im Mittelpunkt steht als bei AV .... Was Du meinst, ist vielleicht ein unausgegorener Ansatz, bei dem irgendwie LS erworben werden soll und niemand merkt, ob das Ziel auch erreicht wird. AV presst das Kind ganz sicher in keine bestimmte Form. Und AV-Eltern akzeptieren den Hörschaden ihres Kindes.

Ich rede hier und überhaupt immer von seriösen AV-Therapeuten und engagierten AV-Eltern, nicht von irgendwelchen selbsternannten AV-Scharlatanen, die dem Ruf des ganzen Konzeptes schaden.

Gute Nacht allerseits,

Sabine
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#22

Beitrag von Karin »

Weil das macht schon einen Unterschied, weil die privaten oft nicht neutral handeln, sondern eine Zielsetzung (mehr oder weniger) verfolgen.
Gurdrun, Sabine und Momo hatten gerade festgestellt, dass die Frühförderstellen nicht neutral sind.

Das Ziel muss sein, den Kindern Kommunikation zu ermöglichen und die Eltern auf diesem Weg zu unterstützen und zu begleiten, Grenzen und Möglichkeiten aufzuzeigen.

Elke, vielleicht wäre es für dich eine Option, die Bundeselterntagung gehörloser Kinder zu besuchen. Dort kannst du neben den Eltern auch die verschiedenen Kinder kennen lernen. Es werden Kinder von gehörlos bis leicht schwerhörig da sein, mit Hörgeräten und CI.
Tagung

Mache dir ein Bild und lasse das Gehör weiterhin untersuchen, denn mit 4 Monaten ist Diagnose noch nicht sicher.

LG
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#23

Beitrag von Gudrun »

Danke, Sabine. Ich glaube, das kann nicht oft genug betont werden, dass die Eltern die Hauptverantwortung tragen und sie nicht an die Frühförderstellen abgeben können. Ich finde es auch ein wenig zu einfach, den Frühförderstellen die Schuld zu geben, wenn das Kind nach drei Jahren z.B. keine erkennbaren Fortschritte zeigt. So lange sollte es nämlich nicht dauern.

@Eine:

Mich stört an dieser Diskussion ganz gewaltig, dass wieder mal unterschwellig der Eindruck vermittelt wird, als bestehe bei der die AVT ein höheres Risiko für eine gestörte Identitätsentwicklung des Kindes als bei anderen Ansätzen. Dieser Ansicht widerspreche ich entschieden, weil es zum Konzept der AVT gehört, die Bedürfnisse des Kindes explizit zu berücksichtigen.

Auch ist es ein weit verbreitetes, für mich höchst ärgerliches Vorurteil, dass das Kind mit Hörhilfen sofort Reaktionen zeigen können muss. Im Gegenteil, bei AVT geht es darum, überhaupt erst mal eine Basis zum Hören zu schaffen.

Drittens wehre ich mich gegen die weit verbreitete Ansicht, dass lautsprachliche Kommunikation mit Hörschädigung nicht entspannend sein kann. Tut mir leid für alle, auf die es nicht zutrifft, aber das gibt ihnen niemandem das Recht, das auf alle Hörgeschädigten zu übertragen. Auf mich und viele meiner Bekannten trifft das definitiv nicht zu. Natürlich läuft die Kommunikation bei mir wesentlich langsamer ab als zwischen zwei Hörenden oder zwei DGS-kompetenten Gehörlosen, aber ich empfinde sie nicht als anstrengend, sofern Mundbild stimmt und die Umgebung nicht zu laut ist.

Fiene, wie ist der Stand der Dinge, hast du was Neues erfahren?
Zuletzt geändert von Gudrun am 14. Mär 2011, 07:41, insgesamt 2-mal geändert.
Momo
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#24

Beitrag von Momo »

Sabine hat geschrieben:Kein Außenstehender, auch kein sog. Profi, war dazu so gut in der Lage wie wir. Natürlich wäre es gut gewesen, ich hätte diese Verantwortung abgeben können, aber abgesehen von der AV-Therapeutin war da niemand, der unser Vertrauen verdient hätte.
Sabine, das kann ich genauso mit unterschreiben. Hätte ich auf die "Profis" gehört, wäre mein Sohn ganz sicher nicht da wo er jetzt ist....
Eine hat geschrieben:Was ich mich auch im Nachhinein frage:

Ob Elke eine private Frühförderin kontaktiert hat, die auch gekommen ist, und keine "staatliche" FF aus einer Förderschule.
Weil das macht schon einen Unterschied, weil die privaten oft nicht neutral handeln, sondern eine Zielsetzung (mehr oder weniger) verfolgen.
Dazu merke ich an, dass ich die Erfahrung gemacht habe und auch hier beobachte, dass gerade die staatlichen Stellen (SH Schulen) überhaupt nicht neutral sind, die Eltern bedrängen, keine andere Meinung zulassen und sich und ihre Förderung als das einzig richtige ansehen und leider leider sehr oft die Eltern untergraben und nicht als gleichberechtigte Partner sehen, sondern als die "Doofen", denen geholfen werden muss alles richtig zu machen. Und richtig ist nur das was sie meinen.
Gudrun hat geschrieben:Danke, Sabine. Ich glaube, das kann nicht oft genug betont werden, dass die Eltern die Hauptverantwortung tragen und sie nicht an die Frühförderstellen abgeben können. Ich finde es auch ein wenig zu einfach, den Frühförderstellen die Schuld zu geben, wenn das Kind nach drei Jahren z.B. keine erkennbaren Fortschritte zeigt. So lange sollte es nämlich nicht dauern.
Ja, Gudrun- du hast natürlich recht, dass die Eltern da auch Mitschuld (wenn man überhaupt von schuldig sprechen kann) tragen. Trotzdem finde ich es ein Skandal, dass sog. professionelle Frühförderstellen da nicht eingriefen/ etwas ändern oder meintetwegen zugeben, dass sie nicht mehr der richtige Ansprechpartner sind. Stattdessen wird Eltern eines Schulkindes noch gesagt wie toll es sei, dass es bei der Einschulung schon "Papa, Auto und Bär" sagen kann.

Und ich möchte noch einmal betonen, dass ich keinesfalls Vorurteile schüren wollte gegen die eine oder andere Therapie- auf keinen Fall.
Ich bin auch der Meinung jeder ist für sich (oder eben sein Kind) selbst verantwortlich und muss den für sich guten Weg finden und sich die entsprechenden Partner suchen. Man sollte vielmehr auf seine innere Stimme hören und manchmal weniger den "Profis" vertrauen (manchmal das sogar blind). Die meisten Eltern von solchen "gescheiterten" Kindern hatten nämlcih immer ein schlechtes Gefühl, haben es aber nicht zugelassen- vielleicht auch aus Angst sich dann einzugestehen, dass der gewählte Ansatz (welcher auch immer) nicht der richtige ist.
Daher kann ich auch nur immer wieder betonen wie wichtig der Austausch mit anderen Eltern/ Familein ist, um sich ein Bild der verschiedenen Lebenswege/ Förderwege zu machen und um eben auch von den (negativen und positiven) Erfahrungen anderer zu profitieren, sich Unterstützung, Rat und Kraft, Sicherheit zu holfen, um dann eine eigene Entscheidung zu treffen.
FFstellen können eeigentlich nie netural sein, da habt ihr auf jeden Fall recht, denn sie werden immer ihr eigenes Konzept vertreten.

Daher mal zusammenfassend: Fiene, informiere dich. Höre auf dein bauchgefühl, treffe andere Betroffene und dann wird deine Tochter einen guten Weg finden. Ich hoffe du berichtest uns was du herausgefunden hast wund wie es weitergeht. Und wenn du bei einer FFstelle ein "ungutes" gefühl hast, vertraue darauf und schau dich weiter um, denn noch hast du ein wenig Zeit, da deine Tochter ja auch noch sehr jung ist.

Liebe Grüße
Wiebke und Sohn (fast 21 Jahre) mit 1 HG und 1 CI
Nanda
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Re: wieder eine Neue mit Annelie (4 Monate)Schallempindungsschwerhörigkeit bis 70db (Fulda)

#25

Beitrag von Nanda »

Guten Morgen!

Auch wir praktizieren mit unserer Tochter diese Therapierichtung. Wir besuchen wöchentlich AVT Sitzungen bei einer ausgebildeten Therapeutin in Duisburg und sind sehr glücklich damit. Amalia macht wunderbare Fortschritte und ist ein fröhliches aufgewecktes Kind, welches noch nie zu uns gesagt hat: "Ich möchte nicht zur Therapie. " Ganz im Gegenteil, jede Woche möchte sie ihrer Therapeutin ein kleines Geschenk mitnehmen und nach der Therapiestunde beginnt der Kampf, sie aus der Praxis zu bekommen... :lol:

Sie ist für uns in erster Linie ein ganz normales Kind, welches eine ganz normale Kita-Regeleinrichtung besucht und sich gemäß ihrem Höralter sehr gut entwickelt. Nach fast zwei Jahren CI spricht Amalia 9-Wortsätze incl. Nebensätze. Die Artikel und die Zeiten sind allerdings noch sehr abenteuerlich... :D Niemals würde ich mein Kind auf seine Schwerhörigkeit reduzieren. Sie ist gut so, wie sie ist und genau das versuchen wir ihr jeden Tag zu vermitteln. Manche Menschen werden hörend geboren, andere nicht, manche können schlecht sehen, andere wiederum haben Spitzen-Äuglis, manche sind dick, manche dünn...unsere Kinder hören nicht gut...und?!?! Sie müssen halt einen besonderen Weg gehen und wir Eltern sollten diesen Weg (welcher auch immer es sein mag - im Vordergrund sollte immer das Kind mit seinen Fähigkeiten stehen) mitgehen.

Das ist unsere Sicht der Dinge. Und vorweg, der Weg zu dieser Einstellung war nicht immer einfach. Aber es lohnt, sich auf den Weg zu machen.

Also Kopf hoch, alles wird gut!

Herzliche Grüße!

Nanda
Fernanda (normalhörend) mit Amalia Catarina 01/07 hochgradig schwerhörig /beidseits CI und kerngesund :)
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