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Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 10:12
von Mone
Hallo zusammen,

bin schon öfter auf dieser Seite gewesen und habe mich gestern neu registrieren lassen. Kurze Vorstellung: Bin 40 Jahre alt, Sozialpädagogin und fange leider erst seit einigen Monaten an, mich mit meiner Schwerhörigkeit so richtig auseinander zu setzen (festgestellt mit 13 Jahren, seitdem immer weitere Verschlechterung, was nicht vorhersehbar war). Habe schon in der Schulzeit viele schlechte Erfahrungen im Umgang mit meiner Sh gemacht und gehe leider damit nicht sehr selbstbewusst und nicht immer offen damit um, Überspielen und Improviesieren, Rätselraten usw. war da eher Thema. Die schlechten Erfahrungen gibt es leider auch im Erwachsenenleben.
Ich arbeite in der Berufsvorbereitung und habe darum gebeten, vom Unterricht befreit zu werden und lediglich Einzelbegleitung zu machen. Selbt da stoße ich mittlerweile an meine Grenzen, fühle mich immer weniger belastbar und dem Stress nicht mehr gewachsen. Auch wenn ich mit der Sh den Jugendlichen offen gegenüber bin, sind die meisten nicht in der Lage, deutlicher zu sprechen, wie denn auch, wenn das schon viele Erwachsene/ KollegenInnen nicht schaffen (Sh seit langem bekannt). Ich würde deshalb gerne meinen Beruf wechseln, zumal meine Sh immer mehr zunimmt, weiß aber absolut nicht, was ich machen kann, wie ich was angehen soll, eine Beratung des Integrationsamtes war auch nicht sehr hilfreich. Möchte gerne einen Antrag auf Umschulung stellen, weiß aber auch nicht, welche Berufe geeignet wären bzw. sehe ich für manche Berufe im ländlichen Raum keine Chancen auf einen Arbeitsplatz. Die Chancen für eine Umschulung sehen wahrscheinlich auch nicht gerade rosig aus.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir antworten würdet, wenn ihr ähnliche Problematiken kennt oder Tipps für mich habt, weil ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.

Mone

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 11:41
von maryanne
Hallo Mone,
hast du an die Möglichkeit gedacht, eine Stelle in deinem Beruf im Schwerhörigenbereich (Beratungsstellen, Reha-Kliniken usw.) zu suchen?
Umschulungen für Akademiker sind meist problematisch, da Schwerhörigen ebenso klassische wie unmögliche Berufe angeboten werden, sei es Maler und Lackierer oder auch Bürokauffrau (!). Du könntest auch eine Beratung bei der Rentenversicherung beantragen, ggf. kann man dir da mit Ratschlägen weiterhelfen.
Wichtig ist auf jeden Fall eine gute technische VErsorgung (z.B. FM in der Einzelberatung).
Es gibt zahlreiche Schwerhörige, die ihren Beruf als Soz.Päd. ausüben.
Jugendliche als Zielgruppe sind wirklich nicht das Gelbe vom Ei.

Maryanne

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 12:47
von Mone
Hallo Maryanne,

ja, ich habe schon daran gedacht, in diesem Bereich zu arbeiten, auch z. B. eine Ausbildung zur Audiotherapeutin zu machen, weiß aber nicht so genau, wie ich an die Sache heran gehen soll. Ich habe Bedenken, dass es hier im ländlichen Bereich nicht viele Arbeitsmöglichkeiten gibt, aber vielleicht ist es auch eine Marktlücke :) Kennst du Weiterbildungsmöglichkeiten, die für Hörgeschädigte infrage kommen?

Ein gutes Hörgerät habe ich eigentlich (Phonak Mikro Power IX 300), es wird nur nicht mehr lange ausreichend und wahrscheinlich auch von moderneren Geräten überholt sein- ich hab´s erst 4 Jahre. Beim Verstehen habe ich dennoch Probleme. Leider weiß ich nicht, was du mit "FM" meinst.

Danke für den Tipp mit der Beratung bei der Rentenversicherung. Das werde ich auf jeden Fall machen!

Freue mich auf weitere Antworten!

Viele Grüße

Mone

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 14:56
von maryanne
Hallo Mone,
FM = drahtlose Funkübertragungsanlage (z.B. Smartlink von Phonak). Wenn deine Hörschädigung so massiv ist, hast du dich schon mal mit dem Thema CI befasst?
Audiotherapie wäre evt. etwas für dich als Weiterbildung, allerdings ist sie relativ kostspielig (könnte aber u.U. von der RV bezahlt werden) und eine Marktlücke füllst du damit nicht, das die KK die Kosten für Audiotherapie nicht übernimmt. Du könntest jedoch als Soz.päd. mit Zusatzausbildung bei einer Beratungsstelle o.ä. arbeiten - falls es so etwas in deiner Gegend überhaupt gibt.
Man kann nicht so allgemein von Weiterbildungsmöglichkeiten für Hörgeschädigte sprechen, denn es kommen ja viele Aspekte zum Tragen. Ich denke nicht, dass du gerne als Maler und Lackierer arbeiten würdest ... Evt. etwas im IT-Bereich???
Aber wenn du die Beratungsarbeit gerne machst, solltest du dich davon nicht weg-bilden lassen, sondern eher gucken, wo du deiner Schwerhörigkeit entsprechend einen Einsatzsort findest. Bist du ortsgebunden?
Du kannst mich auch gerne direkt anmailen (über meine Website) ...
Gruß
maryanne

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 19:28
von spedinet
Hallo Maryanne,

"Maler, Lackierer, Bürokauffrau, alles unmögliche Berufe!"

Etwas unglücklich ausgedrückt, oder ist das Dein Ernst?

Gruß
Norbert

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 20:17
von santiago
Hallo!
Man muss diese Aussage im Zusammenhang der Vorbildung sehen.

Ich bin zwar kein Akademiker sondern nur ein Maschinenbau Ingenieur aber würde eine gehörbedingte Umschulung zum Maler schon als Verarschung empfinden.

Das hat nichts damit zu tun ob Maler jetzt ein "guter" oder "schlechter" Beruf ist sondern es geht dabei um meine bisher erreichte Ausbildung und berufliche Tätigkeit.

Gruß
santiago

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 20:20
von info
Abgesehen davon, dass dieses Zitat nirgendwo gefallen ist. Und gemeint war wohl eher, dass Maler und Lackierer "klassische" Berufe seien und Bürokauffrau unmöglich (wegen der Kommunikation).

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 20:35
von santiago
Hallo!
Zum eigentlichen Thema - die SH wertfrei als Teil der eigenen Persönlichkeit zu akzeptieren scheint mir wichtig zu sein. Beim "Überspielen und Improvisieren" besteht immer die Gefahr dass man vom Gegenüber, je nach Naturell, entweder als Idiot oder komischer Kauz gesehen wird...

Welcher Beruf für Dich in Frage kommt kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Ich habe früher mit CAD gearbeitet und jetzt ua. als EDV-Trainer verstärkt mit Menschen.

In der Sozialbranche sollten sich schon passende Tätigkeiten finden lassen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit irgendwo im staatlichen/staatsnahen Bereich unterzukommen?

Gruß
santiago

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 21:24
von Spedinet
Hallo,

ich bin kein Akademiker und auch kein Ingenieur, sondern eben nur Bürokaufmann und kann diesen Beruf trotz meiner hochgradigen Schwerhörigkeit sehr gut ausüben.

Sehe aber auch, dass es sicherlich schwierig ist unter seinem Ausbildungsniveau zu arbeiten.

Grüße
Norbert

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 7. Mai 2011, 22:31
von maryanne
Sorry, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe:
Maler und Lackierer gibt es wie Sand am Meer, viele von ihnen sind arbeitslos und ob es das Ziel einer Umschulung einer Akademikerin sein soll, ist zumindest fragwürdig, schießlich wurde in die akademische Ausbildung staatlicherseits viel Geld investiert und es wäre sinnvoll, diese Ressourcen auch verfügbar zu halten.
Hörbehinderte Bürokaufleute haben es sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt, vor allem dann, wenn sie nicht oder kaum telefonieren können. Das hängt natürlich vom individuellen Hörstatus ab.

"Unmöglich" meinte ich also im Zusammenhang mit den Arbeitsmarktchancen, nicht in bezug auf das Berufsbild als solches oder gar auf Menschen, die diese Berufe ausüben.

Maryanne

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 9. Mai 2011, 20:38
von Spedinet
Hallo,

ob man als Hörbehinderter telefonieren kann hängt m. E. doch wesentlich davon ab, mit welcher technischen Ausstattung man versorgt ist.

Ich telefoniere schon seit Jahren mit der FM-Anlage und inzwischen via Bluetooth. Und was die Verständlichkeit angeht, ist die bei mir beim Telefonat super. Fast 100 % je nach Gesprächspartner und Thema. Umgangssprache ohne Probleme. Fachterminilogie im kaufmännischen Bereich ebenfalls gut. Und das obwohl ich nach dem GdB-Rechner taub bin.

Grüße
Norbert

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 9. Mai 2011, 22:01
von santiago
Hallo!
Ich kann mit mir bekannten Personen auch ganz gut telefonieren aber es kommt schon auf die Art der Telefonate an.

Bei Telefonate mit vielen unterschiedlichen Personen, Namen, Straßenbezeichnungen, Bestellnummern, usw. kommt am als stark SH trotz bester Ausstattung leicht an seine Grenzen.

Gruß
santiago

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 10. Mai 2011, 08:04
von Mone
Guten Morgen zusammen,

ich freue mich über die zahlreichen Antworten. Dazu: für mich ist wichtig, dass ich eine Tätigkeit für mich finde, die mir gut tut und die ich mit der Sh vereinbaren kann, dabei ist es mir nicht so wichtig, ob sie "unter Ausbildungsniveau" (um bei dem Begriff zu bleiben, für mich existiert er in dem Sinne nicht) ist, übrigens, einen Handwerksberuf auszuüben fände ich toll, wenn ich die Begabung dafür hätte :)
Der selbstbewusste Umgang mit der Sh ist sehr wichtig, ich arbeite daran!
Mit dem Telefonieren ist das so eine Sache, ich habe auch mal mehrere spezielle Telefone für Sh ausprobiert, das ging ja gar nicht!

Mone

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 22. Mai 2011, 14:41
von Taube - Nuss
Hallo Mone,
hey dein Problem kenne ich zu gut. Ich arbeite selber im sozialen Bereich also weiß ich wie schwer es ist ohne gute Ohren hinzuhören.
Erst einmal ein ganz praktischer Tipp. Ohne hören ist hinschauen eine Idee.
In Beratungsgesprächen schalte ich meistens das Lippenlesen und die Körpersprache dazu. Was ich allerdings brauche ist eine ruhige Umgebung. Brüllen hat mit mir eh keinen Sinn. :-)
Das ist allerdings keine dauerhafte Lösung. Wie währe es wenn du dich in Richtung Gebärdensprache weiterbildest?
Gruß iris

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 5. Jun 2011, 09:29
von Mone
Hallo Iris,

ja, daran habe ich auch schon gedacht. In Richtung Audiotherapie schaue ich auch schon...
In welchem Bereich bist du tätig?
Mittlerweile ist ein Gespräch mit Integrationsamt und Arbeitsgeber gelaufen, ob eine Umbesetzung möglich ist- ich arbeite bei einem großen Bildungsträger-, angeblich gibt es keine andere Arbeit oder sie wollen sich nicht darauf einlassen. Jetzt habe ich das Gefühl, sie wollen mich schnellstmöglich dahin ziehen, mich zu kündigen, weil ich die Problematik angesprochen habe. Sie wissen ja das ich schwerhörig bin, machen sich aber keine Gedanken, was das eigentlich bedeutet. Das Integrationsamt war natürlich super hilfreich und schlug vor, den Betriebsarzt einzuschalten. Wenn ich dann nicht aufpasse, was ich sage, sitze ich wahrscheinlich bald schon auf der Straße und das Integrationsamt gibt mir dann auch keine Arbeit. Des Weiteren soll ich mir überlegen, ob ich auf 30 Std. gehe, was es auch nicht bringt, weil ich dann trotzdem arbeite für 40... und mein Hausarzt sagt, ich soll micht nicht ´runterziehen lassen und keinenfalls weniger arbeiten, ganz toller Tipp.

Hat jemand Erfahrung, ob es hilft, auf 30 Std. zu gehen, damit man mehr Erholung hat??

Allen ein schönes Restwochenende :)

Mone

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 5. Jun 2011, 10:28
von Coralie
Hast Du deine Schwerbehinderung enerkennen lassen? Gerade wenn Du um Deinen AP fürchstest, solltest Du das ansonsten sehr kurzfritig in die Wege leiten, da es für einen großen Arbeitgeber eher schwiereig ist nach zu weisen, dass er keine Möglichkeit hat, Dich auch mit Schwerhörigkeit zu beschäftigen. Eine Reduktion der Arbeitszeit ist sicherlich etwas weniger Belastung aber keine Lösung des Problemes. Der Betriebsrzt unterliegt der Schweigepflicht. Du kannst mit ihm sprechen und sehen, ob er dich unterstützen kann.

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 5. Jun 2011, 10:50
von Mone
Ja, ich habe einen GdB von 60 und der Arbeitgeber ist informiert. Mein Hausarzt hat mir dies gesagt, das ich aufpassen soll, was ich dem Betriebsarzt sage, sonst würde ich dem Arbeitgeber einen Kündigungsgrund in die Hand geben...
Ich habe schon Vorschläge gemacht, was für Arbeiten ich ausüben könnte, aber angeblich füllen diese Tätigkeiten keine Stelle aus. Ich habe den Eindruck, dass sich meine Chefin nicht ernsthaft damit beschäftigen will.

Re: Neu hier/ Berufliche Problematik

Verfasst: 5. Jun 2011, 13:51
von santiago
Hallo!
Leider ist sogar in der Sozialbranche bzw. bei Leuten die selbst mit Behinderten arbeiten das Verständnis für die SH nicht immer so wie man es eigentlich erwarten würde :(

Eine Reduktion auf 30 Stunden ist häufig auch ein Zeichen das der AN in der Arbeit unzufrieden ist. Ich habe es einige Male erlebt das der AN zuerst seine Stunden reduziert und später dann gekündigt hat. Will die Firma die Stundenverringerung durchdrücken deutet es ebenfalls auf Probleme in der Arbeit hin welche man so bequem lösen möchte.

Mehr Erholung würden 30 Stunden natürlich schon bringen aber die Probleme werden daurch nicht wirklich gelöst und Du verdienst dann natürlich auch weniger. Falls Du nicht selbst weniger arbeiten willst wäre ein passender Arbeitsplatz natürlich die bessere Variante...

Gruß
santiago