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Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 13. Jan 2012, 02:20
von Grübelgrübel
hallo alle miteinander,
ich habe im gegensatz zu den meisten eltern hier im forum das problem, das ich das gefühl habe, mein sohn hört ganz normal und die ärzte, logopäden etc. versteifen sich darauf, dass mein sohn eine leichte schwerhörigkeit hat. ich möchte jetzt nichts falsch machen und nichts versäumen, frage mich aber, ob es ihm schaden kann, wenn er normal hört und ein hörgerät bekommt - wird das gehör dadurch nicht eventuell geschädigt?
was bisher geschah:
- das neugeborenen-screening hat nicht funktioniert (der test funktioniert bei meinem mann auch nicht)
- mit 2 monaten bera-test: mir wurde gesagt, dass die werte nicht super sind, jedoch einem neugeborenen entsprechen, eine schwere hörschädigung konnte ausgeschlossen werden - die genauen werte hab ich leider nicht.
- seither in immer kürzeren abständen freifeldtest in der pädaudio. ich habe aber immer den eindruck, dass meinem sohn dieser test nicht spannend genug ist. während dem test entdeckt er dinge am kasten, erklärt mir, dass die frau hinter dem spiegel ist und so weiter. ich habe immer den eindruck, dass nach den ersten 4 geräuschen einfach kein interesse mehr besteht, weiter mitzumachen. erst wenn dann nach vielen ewig gleichen geräuschen so eine komische polka ertönt, schaut er, was sich da tut. ich weiß aber aus meinen alltagserfahrungen, dass er derart laute geräusche auf alle fälle hört.
- er geht 2x in der woche in die kindergruppe und die betreuerin hat auch noch nie irgendein "nichthören" oder irgendeine auffälligkeit bemerken können.
- ich hatte nie nie nie das gefühl, das er irgendetwas nicht hört.
- er wird bald 3 und hat keine extrem schöne aussprache und er kann auch das "sch" noch nicht. aber ich kenne andere jungen, die das auch noch nicht drauf haben.
- eine spezielle sonderkindergartenpädagogin hat 2x seine spielgruppe besucht und gemeint, er würde viel beobachten. (meine große tochter hat ein sehr gutes gehör und hat in seinem alter im kindergarten monatelang nur beobachtet) ist das nicht normal?
morgen(heute) hat er wieder hörtest und auf anraten der sonderkindergarten-beraterin werden wir ihm dann ein hörgerät anbieten. irgendwie hab ich angst, das falsche zu tun.
kann mir irgendjemand sagen, wie ich mich richtig verhalten soll?
ich will ja nur das beste für mein kind. soll ich auf die fachleute oder auf mein gefühl vertrauen?
Re: Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 13. Jan 2012, 12:53
von MichaelV
Hallo,
zunächst einmal möchte ich Dich beruhigen, ihr könnt ruhig ein Hörrgerät ausprobieren. Bei so kleinen Kindern ist es oft nicht genau klar, wie schlecht oder gut sie hören. Gerade eine leichtere Schwerhörigkeit ist für Laien kaum erkennbar. Aber in Deiner Schilderung gibt es Anzeichen für eine Schwerhörigkeit. Ihr könnt ruhig ein Hörgerät ausprobieren. Wenn das Kind beobachtet wird, werdet ihr schon merken, ob es sinnvoll ist. Auch so kleine Kinder zeigen schon, ob es sinnvoll ist. Schaden tut es, wenn die Hörgeräte zu laut sind, und trotzdem länger getragen werden. Da von einer leichten Schwerhörigkeit ausgegangen wird, wird man die Hörgeräte auf eine niedrige
Lautstärke stellen. Wenn das Kind die Hörgeräte annimmt, ist das ein gutes Zeichen. Wenn das Kind die Hörgeräte ablehnt, muß man schauen warum. Reagiert es "ablehnend" bei lauten Geräuschen ist es wahrscheinlich zu laut.
Also probiert es ein paar Tage aus. Und wenn Du mag, schilder Deine Beobachtuingen hier im Forum, dann wirst Du schnell genug wissen, was Sache ist.
Gruß Michael
Re: Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 13. Jan 2012, 13:28
von fast-foot
Hallo Grübelgrübel,
erst Mal eine Kurzantwort:
...frage mich aber, ob es ihm schaden kann, wenn er normal hört und ein hörgerät bekommt - wird das gehör dadurch nicht eventuell geschädigt?
Ein Hörgerät bedeutet immer eine potentielle Gefahr für das Innenohr. Begrenzt man die Ausganspegel auf 85 dB, minimiert man das Risiko. Es kommt nicht nur auf die Verstärkung an, sondern auch auf die Begrenzung (und die Kompression etc.).
Bei einer leichten Schwerhörigkeit sollte eine normale Sprachentwicklung möglich sein.
Ist die Pädaudiologie wirklich fähig, das Gehör Deines Kindes ausreichend gut zu prüfen?
Hier wäre vielleicht das Umsehen nach einer hervorragenden Alternative eine Möglichkeit.
Dies vorerst.
Gruss fast-foot
Re: Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 13. Jan 2012, 13:37
von Momo
Hallo
und herzlich willkommen.
die frage, die sich mir aufdrängt: wenn nach der bera alles ok gewesen ist, warum wurden dann weitere tests veranlasst? und auch eine betreuung/ beratung durch die frühförderstelle der sh schule findet nicht einfach nur so statt, da muss schon jemand einen begründeteten verdacht haben, dass eine sh vorliegt. in der regel wird es nach einer normalen bera dabei belassen und ein kind wird nur dann weiter kontrolliert, wenn weiterhin der verdacht auf sh im raum steht. magst du dazu was sagen?
wo wurde denn das 1. screening gemacht?
wer hat die bera durchgeführt?
wo seid ihr jetzt in behandlung?
habt ihr ihn schonmal in einer pädaudiologischen beratungsstelle einer sh schule vorgestelllt? dort werden auch hörtests gemacht- mit dem großén vorteil, dass
1. meist 2 leute dabei sind: einer misst, einer beobachtet das kind
2. die überprüfer mesit über sehr viel erfahrung mit der messung bei kindern haben
und 3. da auch so kleine tricks kennen wie die kinder besser mitmachen
4. habendie dort wesentlich mehr zeit und geduld einen hörtest (zur not auch an mehreren terminen) zu machen
5. sind sie unabhängig von klinik und akustiker und begleiten auch nach einer evtl. festgestellten sh weiter.
richtig ist, dass eine leichtgradige sh nicht so leicht zu diagnostizieren ist, da die kinder ja noch realtiv gut hören, aber eben nicht alles verstehen. die sprachentwicklung verläuft daher relativ normal. was typisch ist wäre eine schlechtere, unsaubere aussprache. das "sch" allerdings ist kein anhaltspunkt, da viele kinder den zu beginn der schule noch nicht auber aussprechen können. anzeichen wären wenn best. buchstaben, z.b. s am ende eines wortes weggelassen werden oder anlaute wegfallen, die nicht betont sind usw.
aus der ferne kann ich nicht viel dazu sagen. meine m,einung ist, solange keine sh festgestellt ist würde ich kein hg einsetzen. und ja ein hg kann schaden, aus denen von fast foot geannten gründen. von daher sollte, wenn überhaupt, da nur jemand mit sehr viel erfahrung ran.
wenn du uns sagst (gern auch per pn) wo ihr betreut werdet oder herkommt, kann man vielleicht mehr sagen.
grüße
Re: Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 13. Jan 2012, 16:02
von Grübelgrübel
also vielen dank für die schnellen antworten.
beim test heute hat unser sohn zum ersten mal echt konzentriert mitgemacht. diesmal wurden die geräusche über kopfhöhrer eingespielt. das ergebnis war offensichtlich wieder das gleiche: 20 bis 40 db hörschwelle. also jetzt hab ich das gefühl, dass ich der diagnose vertrauen kann, weil er ja beim test aufmerksam dabei war. ich hoffe jetzt, dass die hge von ihm nicht abgelehnt werden, damit ich nicht wieder ins grübeln komme ...
zum bera-test: das ergebnis war nicht einwandfrei (entweder 30 oder 50 db - bin mir eben nicht mehr so sicher), aber man hat mir damals erklärt, dass bei so kleinen babys nicht mehr nachweisbar ist. die oberärztin wollte dann später immer noch einen 2. bera zur absicherung - ich hab mich aber wegen der erforderlichen narkose immer geweigert, da ich keinen dringenden grund dafür gesehen hab - er hat sich ja ganz normal entwickelt.
danke liebe momo für deine erklärung "wenn best. buchstaben, z.b. s am ende eines wortes weggelassen werden oder anlaute wegfallen, die nicht betont sind". das könnte bei meinem sohn schon manchmal stimmen. ich dachte immer: wenn er ein "s" einmal gehört hat und in einigen worten benutzt, dann versteht er ein "s" eben. aber wenn dann noch wichtig ist ob es ein anfangs- oder ein end-s ist ...
ich hab langsam das gefühl, ich sollte mich doch eingehender in das thema einlesen.
ich bin jetzt aber auf alle fälle gespannt, wie's mit dem hg weitergeht und ob man an der sprachentwicklung dann eine verbesserung merken wird.
lg und danke für eure schnelle hilfe
Re: Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 13. Jan 2012, 17:38
von Momo
hallo
das klingt doch ganz gut.
von den werten tippe ich dann schon auf eine leichtgradige hochtonsh, die tatsächlöcih schwer zu diagnostizieren ist und sich im alltag zunächst kaum bemerkbar macht, da die sprachentwicklung (wie oben bereits beschreiben) realtiv gut verläuft. trotzdem fehlt eben der hochtonanteil, was evtl. in der schule (rechtschreibung) zu problemen führen kann.
auf jeden fall sollte die hg anpassung ein akustiker mit viel erfahrung in der kinderversorgung machen. ich würde mich da mehr als auf empfehlungen von kliniken auf die anderer eltern verlassen. wenn du hier eine empfehlung suchst, müsstest du uns allerdings noch veraten wo du herkommst.
grüße
Re: Hörgerät für Kleinkind bei nicht wirklich nachgewiesener leichter Hörschädigung sinnvoll?
Verfasst: 25. Okt 2012, 22:21
von Grübelgrübel
Hallo miteinander,
ich wollte mich nur für eure Hilfe bedanken. Unser Sohn trägt seine Hörgeräte jetzt sehr gerne und bis auf wenige Ausnahmen täglich den ganzen Tag. Ich bin sehr froh über eure kompetenten Informationen - sie haben mir in der damaligen Situation sehr geholfen.
Die Eingewöhnungsphase war etwas schwierig (max. 10 Minuten am Tag über mehrere Wochen). Dann wurde nach einem neuen Hörtest mit und ohne
HG die Einstellung am HG optimiert und seit dem trägt er die HG ganztägig (außer, wenn er zornig auf mich ist

)
liebe Grüße
Grübelgrübel