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Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 20. Apr 2013, 21:56
von _Pamina
Hallo erstmal alle zusammen,
ich muss ganz ehrlcih sein, ich fühle mich grade komisch, da ich hier "herein platze".
Ich bin weder Elternteil noch 'wirklich' Betroffene, sondern mache eine Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin und bin in diesen Beruf wirklich total verliebt.
Ich habe mir in den Kopf gesetzt danach noch eine Ausbildung zur CI-Akustikerin zu machen, bzw. eine WEiterbildung. Und obwohl ich momentan noch am Anfang meiner Ausbildung stehe, so hängt mein Gedanke daran.
Und irgendwie will ich wissen, was die Menschen die damit leben und umgehen, wie sie sich eben fühlen.
Ich will mir eine Meinung bilden auf der Ebene der Betroffenen und hoffe, dass ich das hier kann/darf.
Wenn es nicht okay ist, dann kann ich das auch verstehen - also, wenn es Leuten unangenehm ist, dass ich das als Außenstehende lese.
Bitte ehrlich sagen!
Und zu einem Teil bin ich irgendwie auch Betroffenen, oder glaube es zu sein.
Vor einigen Jahren hatte ich einen vorübergehenden sehr starken Hörverlust - psychischer Natur. Soweit geht es mir damit zwar wieder gut, doch ich frage seither ständig bei Leuten nach was sie gesagt haben - vor allem wen Nebengeräusche dazukommen. Ich hatte anfangs gedacht, dass es eine Angewohntheit von damals sei, doch sie geht nicht weg.
Bin jetzt im Geschäft auf AVWS gestoßen, doch ich frage mich ob das wirklich die Antwort ist, denn dazu bin ich - meiner Meinung nach - zu gut durchs Leben gekommen.
Okay, ich höre jetzt auf euch zuzutexten und würde mich freuen, wenn es nicht stört, dass ich hier bin *verlegen kuckt*.
Viele liebe Grüße,
Pamina
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 20. Apr 2013, 23:13
von maryanne
Hallo Pamina,
es gibt keinen Grund, hier verlegen zu gucken. Hier "dürfen" auch Leute lesen und schreiben, die gut hören.
Ich finde es gut, wenn Akustiker mal nachfragen, was denn ihre Kunden sich wünschen, z.B. in Sachen Service, Kommunikation, Verständnis usw. Insofern kannst du hier bestimmt einiges erfahren.
Maryanne
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 21. Apr 2013, 09:35
von _Pamina
Danke, meine Liebe.
Bin wie gesagt noch ganz am Anfang und muss noch viel lernen. Aber ich finde, dass es sich auf jeden Fall lohnt - grade eben auch mit diesem Ziel vor Augen.
Mein Wunsch in diese Beruf (ebenso auch mein Bestreben) ist es, Menschen zu helfen.
Vielleicht will ich auch gerade deswegen in die CI-Akustik, weil ich da letztenendes auch nicht im Verkauf bin - was ehrlich garnicht mein Lieblingstun ist...
Ich hab gestern Abend schon sehr viel hier gelesen und auf Youtube Videos zum Punkt Kinder und CI angeschaut. Natürlich gibt es da auch negative Ergebnisse, doch mein Herz schlägt irgendwie einfach höher, wenn ich so Erfolgsgeschichten hör!
Ich wünsche einen wundervollen Sonntag
Pamina
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 21. Apr 2013, 09:40
von Momo
hallo pamina
herzlcih willkommen.
natürlich darfst du hier mitlesen und schreiben. ich finde es sogar gut, wenn sich auch fachleute über das drumherum informieren.
wobei mir persönlich sich allerdings die nackenhaare sträuben ist, wenn akustiker ci eisntelllungen machen.- ich bin der meinung das gehört in die hand studierter audiologen/ ingenieure und so sollte es auch bleiben, ganz besonders bei kindern!
und leibe pamina: es gibt sie auch "die anderen geschichten" und zwar nicht zu kanpp. man muss da sehr sehr vorsichtig sein, was die erwartung der eltern angeht und realsitisch bleiben. viele kinder lernen trotz früher impalntation nie ausreichen lautsoprache und im schlimmsten fall sind sie dann, mangels alternativer angebote, ihr leben lang sprachlos (zumindest nicht mit ausreichender sprache).
Gruß
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 21. Apr 2013, 17:15
von _Pamina
Liebe Momo,
Ich werde da ja auch eine richtige Weiterbildung machen. Nicht einfach so als Akustiker, denn definitiv sind
HGs und
CI zwei Unterschiedliche Dinge.
Ich bin generell auch ein verfechter von Gebärdensprache. Ich finde schlimm, dass in vielen SH-Schulen die Lehrer nicht mal gebärden können.
Ich melde mich heute Abend nochmal, bin grad unterwegs und wollte nur kurz schreiben
Liebe Grüße
Pamina
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 21. Apr 2013, 17:56
von maryanne
Ich denke schon, dass man für die Einstellung der CI nicht unbedingt studiert haben muss - zumal an der Uni: da lernt man überhaupt nichts Praktisches! Allerdings würde ich auch sagen, dass ein Großteil der Akustiker die Voraussetzungen nicht erfüllt für die Arbeit am CI. Fortbildung ist da dringend nötig.
Gebärdensprache: auch das sehe ich differenziert. Als "Muttersprache" der Gehörlosen absolut ok. Für Schwerhörige und Spätertaubte: schwierig! Das Umfeld muss ebenfalls gebärdenkompetent sein, sonst kann man das vergessen.
Ob Lehrer an SH-Schulen gebärden können müssen? Ich weiß es nicht. Hier würde ich der Lautsprache und dem Erwerb einer möglichst umfassenden Allgemeinbildung den Vorzug geben.
Wir haben ja nun das Theater "Inklusion" - ergo müssten da Lehrer DGS-kompetent sein, Brailleschrift beherrschen und noch ein paar Dinge mehr.
Nichts gegen DGS (im Gegenteil) - aber für das Leben draußen vor der Tür ist die Lautsprache wichtig. Wenn Akustiker LBG und Fingeralphabet beherrschen und vor allem allen Hörgerätekunden ein ordentliches Hörtraining vermitteln würden, wäre schon viel gewonnen.
maryanne
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 21. Apr 2013, 21:15
von _Pamina
So, ich versuche jetzt mal alles zu beantworten *grins*.
maryanne:
Ich bin auch nicht der Meinung, dass man studiert haben muss, den ehrlich gesagt es ist doch viel wichtiger, dass die Leute menschlich gut angenommen sind und natürlich auch fachlich. Für eine dementsprechende Ausbildung plädiere ich auch jeden Fall - und anders will ichs ja auch gar nicht machen *lach*. Und wie gesagt, ich würde mir niemals anmaßen - auch als ausgelernte Gesellin nicht - dass ich das kann, was so eine Perosn kann. Wir haben keine Ahnung von diesen Geräten ,den Softwares und der Reaktion im "Gehör" und Gehirn.
Zum Thema Gebärdensprache bin ich halt so, dass ich ganz klar sage, dass Deutschland zu passiv ist, was das angeht. Natürlich gibt es Lebenssituationen in denen auch mit der DGS nicht mehr so weit gekommen werden kann, aber dann wenigstens LBG - oder etwas nicht?
Und zur DGS in der Schule... ich hab ein Praktikum in einer Schule gemacht und eine Lehrerin gefragt, wieso sie nicht gebärdet. Ich bin mir sicher, dass sie es einfach nicht wirklich konnte - aber sie behauptete schlicht, dass die Schüler so aufmerksamer wären, also wenn sie Lautsprache benutzt. Was soll das denn?
Ich meine, des waren galube ich 7 Schüler - einer davon bei dem die CI-Implantation nicht funktioniert hat. Und dieser Junge soll zuhören?
Ich fand es damals reichlich unschön um ehrlich zu sein.
Inklusion... ehrlich gesagt - ich bin kein großer Fan davon, weil es gibt nunmal besondere Bedürfnisse die in einer Regelschule nicht gewährleistet sind! Und dazu gehören eben solche Dinge! Integration ist eine Sache, eine Sprache lernen, wenn man sie lernen kann! Wenn man die Fähigkeit hat.
Doch ein Blinder wird nicht lernen zu sehen, weil er in einer Inklusionsklasse ist und seine Sehleistung wird sich nicht verbessern.
Ich finde das Thema sehr, sehr schwierig. Weil klar, Ausgrenzung finde ich auch nicht gut - aber muss man mit aller Gewalt eine Zusammenführung schaffen? Ich habe Bedenken und Angst, dass das ganze Projekt einfach irgendwann in einem riesigen Knall untergeht.
Und mit den Akustikern - ich werde da versuchen neutral zu bleiben - ist es eine solche Sache. Wir sind, und das muss sich jeder von uns eingestehen, auf eine gewisse Weiße 'einfach' Verkäufer. Genau deswegen will ich das eben nicht für immer machen, da ich immer wieder Bedenken haben werde.
Bedenken, dass ich eventuell 'Gott' spiele. Also auf eine ganz schräge Art.
Ich will diesen Beruf machen um Leuten zu helfen und deswegen ist es mir vielleicht auch so wichtig, hier in einer externen Atmosphäre Informationen zu bekommen.
Liebste Grüße
Pamina
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 21. Apr 2013, 22:24
von maryanne
Hallo Pamina,
deine kritische Haltung gefällt mir

Die Einstellung von
CI hat sehr wenig mit Kenntniss der Software zu tun, vielmehr ist es eine empirische Angelegenheit: man braucht sehr viel Erfahrung (die man sich natürlich erstmal erarbeiten muss), sehr viel Wissen, WIE das CI funktioniert und selbst ein genaues, analytisches "Gehör" i.d. Sinne, dass man als Audiologe wirklich versteht, was der Proband (so heißt da ja bei den Akustikern) als Feedback gibt.
Maryanne
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 22. Apr 2013, 08:04
von _Pamina
Man muss aber auch immer kritisch bleiben. Weil ich kann es nicht brauchen, wenn man Dinge einfach schluckt - zumal das einfach mein Traumberuf ist.
Eine angebrachte, spezialisierte Ausbildung ist ein Muss, die praktischen Erfahrungen müssen zusätzlich gemacht werden. Stichwort Hospitation, kein Plan wie in dieser Weiterbildung diesbezüglch gearbeitet wird.
Auf jeden Fall ist das alles total interessant. So sehr, dass ich selbst meine Freundinnen beim Schwimmen gestern voll in den Bann gezogen habe *lach*. Bis die eine Freundin plötzlich meinte:"Du stehst echt in Flammen grade!".
Bin jetz auf dem Weg zur Arbeit, ganz begierig darauf neue Dinge zu lernen.
Liebste Grüße
Pamina
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 22. Apr 2013, 17:00
von JND
Hallo,
zum CI-Techniker/in: Alle Leute, die bei den Kliniken in diesem Bereich arbeiten wollen,
müssen zusätzlich zum Studium / HG-Akustiker mit Weiterbildung in den ersten Monaten erstmal hospitieren und sich in den CI-Systemen einarbeiten (als angehende HG-Akustikerin dürftest du ja das Kabelanschluss und Softwareversionengewirr kennen... Wird mit dem CI leider nicht wirklich besser).
Beim HG kann man ja in gewissen Rahmen noch die Einstellung am eigenen Gehör erleben, beim CI ist das nicht möglich. Wie Marianne schon geschrieben hat ist die "Performance" der CI-Träger sehr, sehr unterschiedlich. Von gar keinen Nutzen mit dem CI, über Umweltgeräusche mehr oder weniger gut differenzieren, Sprache in Ruhe gut zu verstehen, bis hin zu Sprache im Störgeräusch sehr gut zu verstehen (für CI-Verhältnisse).
Wenn du in dem Bereich später arbeiten willst, würde ich dir auch empfehlen in verschiedenen Kliniken Praktika zu machen, die Einstellungsphilosophien sind immer ein wenig unterschiedlich.
Schöne Grüße,
JND
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 23. Apr 2013, 09:32
von _Pamina
Hallo JND,
kommst du denn aus dem Fachbereich? *mal ganzdirekt fragt*, weil so wie du das schreibst, scheinst du dich ja intern sehr gut mit den Abläufen auszukennen.
Ohne hospitieren fände ich es auch eine echte Zumutung für den Patienten und auch für den Akustiker, denn wenn ich nicht weiß was ich da tue, bin ich total angespannt und kann dem Gegenüber auch keine Entspannung 'verschaffen'. Das mit den Gewirren denke ich mir und deswegen meinte ich eben, dass man ja auch da erstmal einen Überblick über die ganzen technischen Sachen braucht.
Das mit der "Performance" habe ich ja in der Schule auch so mitbekommen und kann mir denken, dass es manchmal sehr, sehr schwer ist.
Du empfiehlst mir Praktika zu machen - hast du Erfahrung zu welchem Zeitpunkt man da anfangen sollte?
Das mit den Einstellungsphilosophien kann ich mir denken - das unterscheidet sich ja auch von Akustiker zu Akustiker... echt krass eigentlich, weil wir ja alle mit demselben Material arbeiten und den Unterschied eigentlich nur die Individualität der Kunden machen dürften... Oder zumindest sollten *seufz*.
aber da bin ich wirklich geläutert und lange nichtmehr so blauäugig und gutgläubig wie früher.
Schöne grüße und einen wunderschönen Tag,
Pamina
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 23. Apr 2013, 10:36
von franzi
Ich denke jeder Akusitker interpretiert das gesagte vom Patienten ( Kunden) etwas anders. Ich hatte ne Zeitlang 2Akustiker zusammen beim Hg einstellen, und da kamen teilweiße total unterschiedlichen einstellungen dabei raus obwohl beide das selbe von mir erzählt bekamen zum selben Zeitpunkt.
Re: Vorsichtig anklopft...
Verfasst: 23. Apr 2013, 12:35
von _Pamina
Franzi,
da hast du allerdings recht mit der Interpretation.
Aber es sind ja eben so viele Komponenten.
Was ich meinte war eher die Art und Weise wie eingestellt wird - also das unterscheidet sich halt krass. Und das hat nicht unbedingt etwas mit der Interpretation zu tun. Aber zu hast schon recht, das hatte ich etwas unter den Tisch fallen lassen.
Ich bin jetzt aber eben in meinem zweiten Ausbildungsbetrieb und muss sagen, dass die Arbeitsweise hier mir wesentlich mehr zusagt. Es wird mehr auf den Kunden eingegangen - und das ist wichtig! Und darauf war das mit der Einstellungsphilosophie auch eher bezogen.
Liebste Grüße
Pamina