Seite 1 von 1

Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 19:28
von Jeanny
Hallo ihr lieben,
Ich habe mich hier angemeldet da ich ein kleines Problem habe und Antworten suche.

Mein Sohn ist sprachentwicklungsverzögert und daher wurde seit Oktober bis Januar diesen Jahres verschiedene Hörtests gemacht. Die OAE's waren wohl links auffällig und eine Bera brachte das Ergebnis er rechts bis 20db hört und links bis 30db, ist jetzt sehr wenig und es sollte weiter hin kontrolliert werden. Diagnose Verdacht auf geringgradige Schallempfindungsschwerhörigkeit. Es bestand noch keine Indikation für ein Hörgerät.
Es sollten noch Audiotests durchgeführt werden.
Nun waren wir jetzt im September bei einen anderen pädaudiologen und der schloss mit Hilfe von verschiedenen Hörtests eine Schwerhörigkeit jeglicher Art aus.

Jetzt meine frage, ich dachte eig immer das eine bera aussagekräftiger sei wie die Audiotest. Da ja bei der bera direkt gemessen wird was im Gehirn ankommt oder nicht.
Könntet ihr mich da aufklären? Der HNO hatte sehr wenig zeit und ich bin kaum dazu gekommen meine Fragen zu stellen.

Liebe Grüße jeanny

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 19:42
von fast-foot
Hallo Jeanny,

herzlich willkommen!

Wie alt ist denn Dein Sohn?

TEOAEs sind einigermassen aussagekräftig (lassen aber eher qualitative Aussagen zu (im Sinne von "es besteht eine Hörstörung bzw. nicht"). Voraussetzung ist allerdings eine intakte Schallleitung (Mittelohr, Gehörgang) (es sei denn, man wolle hier nicht differenzieren).

Bei der BERA hängt die Aussagekraft auch vom Alter ab (und auch davon, wie ruhig das Kind bei der Messung war). Ausserdem entwickeln sich ab der Geburt die retrocochleären Hörbahnen erst; man muss daher wissen, dass in den ersten vielleicht zwei Jahren eine leicht erhöhte Hörschwelle eigentlich normal ist.

Lässt sich eine Spielaudiometrie wirklich "korrekt" durchführen (das Kind ist aufmerksam, weiss, worum es geht und macht gut mit), so ist sie präziser als eine BERA (man kann in der Regel auch mehr verschiedene Frequenzen messen).

Bei Fragen bitte melden!

Gruss fast-foot

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 20:19
von Jeanny
Vielen Dank für die schnelle Antwort, mein Sohn ist jetzt 3 3/4 Jahre alt.
Ich wollte ja gerne die arztbriefe anhängen aber sie sind zu groß, muss sie erstmal irgendwie verkleinert bekommen. :-) Steig da nicht so ganz durch.

Er war bei der bera wach aber ruhig.
Spielaudiometrie? Er musste in so einen Raum mit verschiedenen Lautsprechern sitzen und wenn er ein Geräusch aus den vor ihm stehenendem Lautsprecher hörte auf einen roten buzzer drücken. Zudem hat der Lautsprecher vor ihm 10 Wörter genannt und er musste sie wiederholen. Hat er alles super mitgemacht und auch alles gewusst, bis auf das Wort Papier, da hat er Papa gesagt. :-) das war alles.

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 20:32
von Jeanny

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 20:34
von Jeanny
http://www.directupload.net/file/d/3755/344tyn89_jpg.htm

Hab jetzt die Briefe mal so hochgeladen, ich hoffe man kann es erkennen. Der erste Brief ist von vor 3 Tagen und der 2 hier vom Januar.

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 20:34
von fast-foot
Das waren eine Spielaudiometrie und ein Sprachtest im Freifeld (oder so ähnlich).

Wurde(n) diesbezüglich kein(e) dB-Wert(e) genannt? Eigentlich könnte man sie mit Kopfhörern durchführen, so dass man die Hörschwellen für beide Ohren getrennt ermitteln kann.

Es sieht mir nach einem Grenzfall aus (laut Werten liegt eine leichte Hörstörung vor), wobei sich die Hörbahnen so weit entwickelt haben sollten, dass die Schwellen im Normalfall bei etwa 0 dB liegen.

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 20:41
von Jeanny
Ok, ich dachte eig auch das sie das mit Kopfhörern machen würde, denn so könnte ja sein gesundes Ohr das gehörte ausgleichen oder?

Das mit den Schwellen habe ich jetzt nicht verstanden. Das heißt beide Werte der Bera wären Grenzwertig und nicht nur links? Ich dachte bis 20db ist völlig normal?

Reichen denn diese beschriebenen Tests von vor paar Tagen aus um eine hörtsörung völlig auszuschließen? Er hat das so eindeutig gesagt und ich bin halt echt noch ein Laie auf diesem Gebiet.

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 20:59
von fast-foot
Ich habe Deine Dateien erst jetzt gesehen.

Die erste habe ich mir kurz angschaut. Vom peripheren Gehör her ist alles in Ordnung laut Bericht, wobei gleichzeitig steht, dass eine leichte Schwerhörigkeit nicht sicher ausgeschlossen werden könne, was ich nicht ganz verstehe (sieht zunächst nach einem Widerspruch aus).

Ich schaue mir dann die zweite Datei etwas später an und melde mich nochmals.

Gruss fast-foot

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 21:09
von Jeanny
Vielen Dank, ich warte gespannt auf deine Antwort.

Ach und der Satz bezieht sich bestimmt auf den 2. Arztbriefe von der Bera im Januar.

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 21:51
von fast-foot
Also, im Januar sind die TEOAEs auffällig.

Da die Tympanometrie unauffällig war, sieht es nach einer leichten innenohrbedingten Schwerhörigkeit aus.

Ich verstehe nicht ganz, weshalb die Spielaudiometrie nicht mittels Kopfhörer durchgeführt wurde. Hast Du ein Diagramm davon oder sind irgendwo noch dB-Werte für verschiedene Frequenzen aufgeführt?

Für eine Hörgeräteanpassung wäre meiner Meinung nach eine Spielaudiometrie mit Kofphörern notwendig. Es wäre gut, dies jetzt bereits durch zu führen und nicht noch zu warten (nur auf Grund dessen, was ich sehe; vielleicht sind irgendwo noch die dB-Werte der Spielaudiometrie aufgeführt).

Gruss fast-foot

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 22:10
von Jeanny
Hallo,

Nein leider ist das alles was ich habe.
Was ich aber nicht verstehe, der Arzt hat ja auch das Ergebnis der bera gesehen und meinte aber das mein Sohn überhaupt keine Schwerhörigkeit hätte, auch keine leichte? Was stimmt denn nun? Was ist aussagekräftiger? Ich möchte einfach gerne das mein Sohn alles bekommt was er braucht und nicht das wir etwas übersehen nur weil 2 Ärzte 2 verschiedene Meinungen haben und ich steh dazwischen und habe keinen plan. :-(

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 22:23
von fast-foot
Jeanny hat geschrieben:Das mit den Schwellen habe ich jetzt nicht verstanden. Das heißt beide Werte der Bera wären Grenzwertig und nicht nur links? Ich dachte bis 20db ist völlig normal?
Eigentlich schon, da ja eine Wahrnehnung bis 20 dB nachgewiesen wurde und man dann davon ausgeht, dass die Schwelle bei 10 dB liegt, was für dieses Alter normal ist.
Trotzdem sind die TEOAEs auch bei diesem Ohr nicht bei allen Frequenzen auslösbar.
Deshalb wäre es meiner Meinung nach gut, eine Spielaudiometrie mit Kopfhörern duchzuführen.

Wobei laut aktuellem Bericht die TEOAEs regelrecht seien. Siehe unten.
Reichen denn diese beschriebenen Tests von vor paar Tagen aus um eine hörtsörung völlig auszuschließen?
Meiner Meinung nach nicht ganz. Es könnte sein, dass ein Ohr (vermutlich das linke) etwas schlechter hört als normal. Dies könnte man durch eine Audiometrie mit Kopfhörern heraus finden.

Die TEOAEs sind jedoch diesmal unauffällig.

Es ist meiner Meinung nach nicht zu 100 % klar, wobei es gemäss Messergebnissen auf jeden Fall nichts Gravierendes ist, insbesondere auch, da die Ergebnisse der Spielaudiometrie als regelrecht bezeichnet werden (aber eben nicht seitengetrennt).

Gruss fast-foot

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 24. Sep 2014, 22:39
von fast-foot
Nachtrag:

Meiner Meinung nach sieht es aber so aus, dass eine Hörgeräteversorgung nicht indiziert ist (dies würde ich auf Grund der Messergebnisse einigermassen sicher ausschliessen).

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 25. Sep 2014, 10:21
von muggel
Hallo,

in den Arztbriefen steht doch, dass eine therapiebedürftige Schwerhörigkeit nicht besteht.
Die Bera zeigte "normale" Ergebnisse für das rechte Ohr, für das linke Ohr maximal eine sehr geringgradige. Eine Indikation für Hörgeräte ist bei einem Hörverlust von 30 dB nicht gegeben, auch würde eine so leichte einseitige SH nicht die vorhandenen Sprachprobleme erklären. Eine Hörgeräteversorgung steht ärztlicher Seite nicht zur Debatte, d.h. falls eine Schwerhörigkeit links vorliegt, ist sie so leicht, dass die Indikation für ein Hörgerät nicht gegeben ist.
Hier würde ich persönlich nach einer gewissen Zeit (ein halbes Jahr) den Hörstatus erneut kontrollieren lassen. Logopädie wurde ja verordnet und ist nach den Ärzten auch nötig, allerdings nicht aufgrund von schwerhörigkeitsbedingten Sprachproblemen.

Grüße,
Miriam

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 25. Sep 2014, 16:57
von Momo
Hallo Jeanny,
also das meiste wurde ja schon gesagt.

Folgendes noch von mir ergänzend:
1. Du hast das Recht alle Befunde in Kopie zu bekommen, d.h. neben dem Arztbrief auch die Hörkurven usw. Ich würde mir auch die Kopien geben lassen, einfach nur um sie ggf. für spätere Vergleiche zu haben.

2. Eine BERA misst in der Regel nicht bei Null, d.h. ergibt die BERA Werte von 20/ 30 dB gilt das als guthörend.

3. Der Sprachtest (Wörter hören und nachsprechen) scheint auch unauffällig zu sein, wobei hier interessant wäre wie laut er war.

4. Der HNO kann keine Aussagen über die Ohren getrennt machen, wenn im Freifeld gemessen wurde. D.h. wenn es im Freifeld war, hat man keine Ergebnisse für das evtl. schlechtere Ohr, da alles auf dem Gegenohr gehört wird.

5. Bei Kindern ist es in einer Audiometrie (Spiel oder Reaktion) nicht so ganz einfach in dem Alter wirklich die Hörschwelle rauszubekommen. Die meisten Kinder reagieren nicht wenn sie den Ton gerade eben hören (das wäre die Hörschwelle), sondern erst wenn sie ihn deutlich hören (was dann bedeuten würde, dass sie eigentlich besser hören).

6. Auch eine BERA gibt nur einen Anhaltspunkt und ist nur ca. +- 10 dB genau, was bei einer gemessenen Hörkurve von 20-30 dB ja schon was ausmacht, wenn man davon ausgeht, dass wahrscheinlich schlechter gemessen wurde als es wirklich ist.

Ward ihr auch beim zweiten mal in einer Pädaudiologischen Praxis oder bei einem „einfachen“ HNO?
Im Zweifel hättet ihr auch noch die Möglichkeit in einer an die zuständige Hörgeschädigteneinrichtung angeschlossenen Päd.-audiologische Beratungsstelle zu gehen und euch dort beraten zu lassen. Dort werden oft auch Hörtest (meist ausführlicher und mit mehr Ruhe und zeit) durchgeführt und ihr könnt alle Fragen loswerden, auch ob es sich vielleicht um eine Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungs-Problematik handelt, die oft ähnliche Symptome hat wie eine Schwerhörigkeit und zu Sprachauffälligkeiten führen kann.

Ansonsten: wo kommt ihr denn her? Vielleicht hat dann noch jemand eine Idee…

Grüße

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 26. Sep 2014, 20:47
von Jeanny
Hallo,

Fast-Food vielen dank dir für deine schnelle Hilfe! Ja das mit den HG stimmt, da war ich natürlich auch echt froh darüber das es damals nicht verordnet wurde

Es geht mir ja echt nicht um Hörgeräte oder sonst was, sondern wirklich nur dadrum ob wir an der Sache dran bleiben sollen oder ob wir, wie der pädaudiologe gesagt hat, die Sache vollkommen ruhen lassen können da nach seiner Aussage das Gehör völlig gesund ist.
Also ob man es einfach im Auge behalten sollte, da wohl 10% der Fälle auch progrident verlaufen könnte, oder eben nicht.

@momo danke auch dir!
Beim ersten mal, wo die wiederholten OAE's und die Bera stattfanden waren wir in einer normalen HNO Praxis, der HNO Arzt ist aber ein sehr guter und hat früher jahrelang in der pädaudiologie gearbeitet.
Jetzt bei der 2. Untersuchung waren wir im olgahospital in Stuttgart in der pädaudiologie :-)
Wurde uns von der frühförderung u.a. empfohlen
Wir wohnen Übrigens bei Stuttgart. :-)

Re: Aussagekraft von Bera und Audiotest

Verfasst: 28. Sep 2014, 14:54
von fast-foot
Hallo Jeanny,
Jeanny hat geschrieben:Es geht mir ja echt nicht um Hörgeräte oder sonst was, sondern wirklich nur dadrum ob wir an der Sache dran bleiben sollen oder ob wir, wie der pädaudiologe gesagt hat, die Sache vollkommen ruhen lassen können da nach seiner Aussage das Gehör völlig gesund ist.
Also ob man es einfach im Auge behalten sollte, da wohl 10% der Fälle auch progrident verlaufen könnte, oder eben nicht.
Da ich keine Einsicht in gewisse Unterlagen habe (insbesondere die Potentialkurven der BERA und das Reintonaudiogramm der Freifeldaudiometrie), ist es (noch etwas) schwieriger, hier eine Aussage zu treffen.

Deshalb beschränke ich mich darauf, zu erwähnen, dass ich zumindest keine Progredienz oder Hinweise darauf erkennen kann.

Wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe, verläuft ja die Sprachentwicklung zur Zeit gut, obwohl der Logopädie-Unterricht abgesetzt wurde?

Ich persönlich fände es eine Idee, nochmals eine Untersuchung durchführen zu lassen (das kann in einem halben Jahr oder vielleicht auch etwas später sein), wobei im Vorfeld noch zur Sprache gebracht werden sollte, ob allenfalls gewisse Abklärungen in Bezug auf eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung vorgenommen werden könnten (vor allem, um diese so weit wie möglich auszuschliessen; ist aber bei Kindern in diesem Alter nur beschränkt möglich, so viel ich weiss). Ausserdem fände ich die Durchführung einer Spielaudiometrie mit Kopfhörern sinnvoll.

Oder dann aber zumindest das Thema AVWS zur Sprache zu bringen (so dass man es im Auge behält, so lange es nicht ausgeschlossen werden kann).

Wurde nie ein Sprachtest im Störschall durchgeführt, oder ist Dir je aufgefallen, dass Dein Sohn in geräuschhafter Umgebung besonders Mühe hat, Sprache zu verstehen?

Gruss fast-foot