Seite 1 von 1

Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 20. Okt 2014, 20:17
von Silvia1969
Ich habe in drei Wochen meine CI-Voruntersuchung.
Ich mache mir aber schon Gedanken, ob mein Gehörnerv wohl in Ordnung ist oder ob er geschädigt ist.
Links bin ich hochgradig schwerhörig. Hier käme evtl. ein CI-Implantat in Frage.
Allerdings kann ich die ganz lauten Töne beim Audiogramm auf diesem Ohr nicht wirklich hören, sondern ich fühle sie, ich spüre es, wenn der Ton ganz laut ist.
Müsste ich den Ton denn nicht eindeutig hören, wenn der Hörnerv in Ordnung ist?
Meine HNO-Ärzte vermuten alle drei, dass mein Gehörnerv nicht geschädigt ist.....
Welche Erfahrungen habt ihr hier gemacht? Welche Meinung habt ihr dazu?
Danke für eure Antwort.
Liebe Grüße, Silvia

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 20. Okt 2014, 20:26
von franzi
Im der Gehörschnecke sind hat Sinneshärrchen. Diese Sinnehäärchen bewegen sich wenn ein Ton kommt und leiten das dann an den Hörnerv weiter grob gesagt. Wenn aber ganz viele davon kaputt sind findet diese weiterleitung nicht mehr statt und von daher kann es sein das du auch ganz laute töne nicht mehr hörst sondern nur noch fühlst ohne das der Hörnerv kaputt ist. Gerde die Tiefentöne spürt man ab einer gewissen lautstärke.

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 20. Okt 2014, 21:26
von fast-foot
Hallo Silvia1969,

wenn bspw. die inneren Haarzellen des Innenohrs komplett geschädigt sind, kann nichts gehört werden, selbst wenn der Hörnerv funktionstüchtig sein sollte.

Es existiert in der Tat keine Messmethode, welche die Funktionsfähigkeit dieser Sinneszellen überprüfen könnte.

Der subjektive Promontoriumstest erlaubt gewisse Rückschlüsse über die Fähigkeit der retrocochleären Hörbahnen (also einschliesslich des Hörnervs), Frequenzen bis etwa 1600 Hz zu verarbeiten. Allerdings wird er vermutlich kaum noch durchgeführt.
Der objektive Promotoriumstest lässt zwar eine genauere Differenzierung in Bezug auf den Ort der Störung zu (da die zeitliche Verzögerungen der elektrischen Reizantworten auf den Ort der Generierung schliessen lassen), ist jedoch wegen Artefakten nicht sehr zuverlässig.
Silvia1969 hat geschrieben:Meine HNO-Ärzte vermuten alle drei, dass mein Gehörnerv nicht geschädigt ist.....
Haben sie dies auch begründet?

Gruss fast-foot

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 20. Okt 2014, 22:48
von Franki
Hallo Silvia, ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich selbst habe die Töne bei zum Teil 100 db nicht mehr wahrgenommen , mein Hörnerv ist jedoch einwandfrei in Ordnung. Auch ich hatte sehr große Angst dass das Ci nicht funktionieren könnte. Mir wurde dann aber gleich gesagt dass der Hörner v während der OP wunderbar reagiert hat und bei einem abschließenden Test des CIs vor der Entlassung konnte ich mich dann überzeugen, dass es wirklich so ist :)

Schick Dir ganz viel Kraft- lass die Voruntersuchung entspannt auf Dich zukommen, es wird sicher alles gut !

VlG Franki

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 21. Okt 2014, 08:47
von franzi
Bei mir wurde dieser Promontoriumtest durch geführt der objektive. Das Ergebnis davon war nicht gerade das was man sich wünschte. Da ich aber zu dem Zeitpunkt noch was hörte auf dem Ohr, ging man davon aus das der Hörnerv noch intakt ist.
Hast du auf dem Ohr das implantiert werden sollte schon mal gehört ?

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 21. Okt 2014, 11:13
von Silvia1969
Hallo!
Es hieß immer, dass ich von Geburt auf links taub bin.
Ich kann mich nicht wirklich erinnern, dass ich links etwas gehört habe.
Da ich aber ein angenehmes Empfinden habe, wenn ich meine Hörgeräte beidseitig habe und links ja die Töne spüren kann, kenne ich ein "Hören" in diesem Sinne auf dem linken Ohr nicht, auch ein Sprachverständnis ist hier nicht vorhanden.
Aber wenn ein Ton ans linke Ohr geleitet wird (Hörgerät, Kopfhörer, Audiogramm), dann weiß ich es schon (wenn es sehr laut ist) - aber wie gesagt, es ist mehr ein "fühlen", als ein eindeutiges Hören.

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 21. Okt 2014, 11:30
von Silvia1969
Hallo fast-foot!
Auf deine Frage, warum meine HNO-Ärzte meinen, dass mein Hörnverv nicht geschädigt ist....
Nun ja, bei meinen Audiogrammen sind ja Wahrnehmungen vorhanden, ich kann es ja sagen, wenn ein Ton da ist, vernehme (fühle, spüre) ihn auf dem linken Ohr.
Einmal bekam ich hochdosiert Cortison, da hatte ich wirklich den Eindruck, ich könnten mein Klavier plötzlich auch links hören....
Aber es ist schwer für mich, links wirklich von einer "Hörempfindung" zu sprechen, mir wurde ja als Kind immer gesagt, ich sei auf dem linken Ohr völlig taub und ich habe mein linkes Ohr eigentlich bis vor ein paar Jahren mehr oder weniger nie so richtig bewusst "in Anspruch genommen"; auch eine beidseitige HG Versorung bekam ich erst vor ein paar Jahren, vorher hatte ich mein HG nur rechts.
Plötzlich ziehen meine Ärzte ein CI-Implantat in Erwägung, nun geht mir natürlich vieles durch den Kopf....
LG, Silvia

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 22. Okt 2014, 10:58
von fast-foot
Hallo Silvia1969,
Silvia1969 hat geschrieben:Auf deine Frage, warum meine HNO-Ärzte meinen, dass mein Hörnverv nicht geschädigt ist....
Nun ja, bei meinen Audiogrammen sind ja Wahrnehmungen vorhanden, ich kann es ja sagen, wenn ein Ton da ist, vernehme (fühle, spüre) ihn auf dem linken Ohr.
Deine Schilderungen klingen mir eher danach, als würdest Du mittels "Tastsinn" durch akustischen Schall ausgelöste Vibrationen wahr nehmen. Das ist natürlich etwas anderes als hören.

Es ist vermutlich auch nicht die Frage entscheidend, ob der Hörnerv geschädigt ist oder nicht, sondern, ob die retrocochleären Hörbahnen für das linke Ohr in ausreichendem Masse angelegt sind, so dass ein Hören mittels CI möglich ist.
Wenn Du links noch nie gehört hast, halte ich das für fraglich.

Wurden denn links nie TEOAEs bzw. DPOAEs durchgeführt?

Gruss fast-foot

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 22. Okt 2014, 12:57
von Silvia1969
Hallo!
Nein, die von dir genannten Untersuchungen wurden nie durchgeführt.
Wie gesagt, ich habe erst im November einen ersten CI-Voruntersuchungstermin, ein CI ist erst seit einigen Wochen bei mir im Gespräch, ich wurde erst jetzt darauf hingewiesen, dass es für mich interessant sein könnte....
LG, Silvia

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 22. Okt 2014, 20:46
von fast-foot
Ich sehe das etwa so:

Ich sehe nicht viele Möglichkeiten, die Frage zu klären, ob Du mittels CI etwas hören könntest.

Wenn Du auf dem betreffenden Ohr nie etwas gehört hast, konnten sich die retrocochleären Hörbahnen nie entwickeln, was zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr nachgeholt werden kann.

Nun ist es allerdings möglich, dass Du ganz früher mal etwas gehört hast. In diesem Falle würdest Du vermutlich bei einem subjektiven Promontoriumstest keine bzw. kaum Höreindrücke wahr nehmen; trotzdem wäre es möglich, dass Du mit der Zeit wieder ("brauchbare") Höreindrücke gewinnen könntest.
Ein subjektiver Promotoriumstest wäre höchstens dann aussagekräftig, wenn Du etwas hören würdest. Aber zu erwarten wäre dies nicht unbedingt; abgesehen davon, dass er kaum mehr durchgeführt wird.

Wurdest Du je über die Möglichkeit einer BI-CROS-Versorgung informiert?

Gruss fast-foot

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 14:51
von Silvia1969
Danke für deine Antwort.
Was genau ist eine BI-CROS Versorgung?
Danke für deine Erklärung.
LG, Silvia

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 15:55
von franzi
Eine Bi-crossversorung ist wenn man auf dem einen Ohr ein Hörgerät trägt und auf der anderen seite ein mikrophon das das gehörte auf das Ohr mit dem Hörgerät überträgt. Das heißt alles wenn auf der Seite mit dem Mikrophon gesprochen wird wird auf die andere Seite übertragen. Das Mikrophon ist sehr klein. Somit verstehst du dann auch die Sachen auf der nicht hörenden seite besser, also voher weil dann dein Kopf nicht mehr im weg ist.

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 16:33
von fast-foot
Noch als Ergänzung:

Bei der BICROS-Versorgung ist die eine Seite unversorgt. Signale von dieser werden auf die versorgte übertragen und dort noch zusätzlich verstärkt - im Gegensatz zu einer CROS-Versorgung, bei welcher nur eine Uebertragung auf die andere Seite statt findet, welche nicht versorgt ist (der akustische Input von der "eigenen" Seite wird ebenfalls nicht verstärkt).

Ein Knochenleitungshörgerät auf der schlechteren Seite wäre vermutlich ebenfalls indiziert.

Natürlich hat jede Lösung ihre Vor- und Nachteile.

Gruss fast-foot

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 17:02
von maryanne
Falsch, fast-foot! Es gibt mittlerweile eine ganze Anzahl Menschen, die auf dem geburtstauben Ohr mit CI versorgt wurden und da auch ein Sprachverstehen entwickelt haben.

Maryanne

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 17:15
von fast-foot
Gibt es darunter auch solche, welche erst im Erwachsenenalter mit CI versorgt wurden, wobei das taube Ohr nicht mit Hörgerät versorgt worden war?

Und abgesehen davon ist taub nicht gleich nichts hören.

Gruss fast-foot

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 17:43
von tschilly
Ja Fast-Foot,

davon gibt es sehr viele und ich persönlich kenne einige.
Viele verstehen Sprache.
Nicht alle, doch die allermeisten, auch wenn der Weg um einiges länger dauert wie bei einem Menschen, der zuvor schon gehört hat auf dem Ohr.
Und die meisten, die ich kenne, die sind geburtstaub und haben noch nie auch nur eine einzige Frequenz bei 130dB gehört.

Wenn wenigstens ein Ohr schon frühzeitig implantiert oder mit HGs versorgt wurde und dadurch dann Sprache wahrgenommen wurde, kann das andere Ohr allermeist Erfolg erzielen.
Ich selber habe 2 Freunde, die mir spontan einfallen, die beide geburtstaub sind -überhaupt keine Frequenzen je wahrgenommen wurden- und beide haben in frühester Kindheit ein CI bekommen (1990-er Jahre) und haben sich beide ein zweites implantieren lassen im Jahr 2011 bzw. die andere im letzten Jahr (2013) und beide haben auf der neu implantierten Seite ein Sprachverstehen, wenn auch nicht so gut wie auf der Gegenseite, doch Sprache wird wahrgenommen, verstanden.
Es ist anstrengender, doch machbar.
Ausnahmen bestätigen die Regel.

LG
Kim

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 17:59
von fast-foot
Hallo tschilly,

das sind interessante Nachrichten. Immerhin kann man doch wieder Sprache verstehen, was ich nicht erwartet hätte (ich hatte allerdings auch klar deklariert gehabt, dass es meine Sichtweise sei).

Gruss fast-foot

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 18:58
von KatjaR
Richtig Kim, und ich kenne persönlich eine Frau die sich mit 50 ein CI auf dem geburtstauben Ohr hat implantieren lassen und damit mittlerweile ein offenens Sprachverständnis hat. Es hat, wie du richtigerweise sagst, länger gedauert als auf dem Ohr welches mal gehört hat, hat sich aber trotzdem super entwickelt. Maryanne, du kennst die Dame auch ;-)
Gruß Katja

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 19:33
von KatjaR
Ich hab dir per PN einen Erfahrungsbericht geschickt Silvia, ich wünsche dir viel Erfolg
LG
Katja

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 19:38
von KatjaR
Den darf ich jetzt auch hier posten:
http://www.facebook.com/l.php?u=http%3A ... =WAQFdIltm

Prof Batttmer (ein Experte auf diesem Gebiet) sagt zu dem Thema, dass in 98% der Fälle der Hörnerv intakt ist, auch bei geburtstauben Ohren.

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 20:58
von Silvia1969
Mein großer Dank an euch alle!
Fürs Schreiben, fürs Zusenden der links, fürs Mut-machen,....
Ich habe am 11.November meinen CI-Voruntersuchungs-Termin, bis dahin muss ich noch eine Weile geduldig sein.....
Vieles geht mir durch den Kopf.....
Ich wünsche mir sehr, dass ein CI für mich in Frage kommen wird. Dass alles klappt.
Ich bin sehr dankbar für eure Worte, die meinen Optimismus wieder stärken.
Herzliche Grüße, Silvia

Re: Hörnerv geschädigt? Wie erkennbar?

Verfasst: 23. Okt 2014, 21:44
von fast-foot
ABBC3_OFFTOPIC

Also, ich habe mir doch noch ein paar Gedanken gemacht und schreibe diese nieder:
tschilly hat geschrieben:Wenn wenigstens ein Ohr schon frühzeitig implantiert oder mit HGs versorgt wurde und dadurch dann Sprache wahrgenommen wurde, kann das andere Ohr allermeist Erfolg erzielen.
Das erklärte ich mir spontan mit dem Umstand, dass bei den retrocochleären Hörbahnen (nach dem Nucleus Cochlearis) Signale von einem Ohr auf beide Seiten gelangen (der grössere Teil auf die Gegenseite). Hierdurch entwickelt sich auch der "bei normalem Hören vorwiegend vom anderen Ohr genutzte" Teil der Hörbahn .

Auf Grund dieses Umstandes kann Hören sich zwar entwickeln und wieder möglich werden, allerdings eingeschränkt, zumindest gemäss folgender Quelle:

Kral A et al. (2013) Single-sided deafness leads to unilateral aural preference within an early sensitive period. Brain 136: 180-193

Dort findet man eigentlich meine Aussage bestätigt. Des Weiteren heisst es, dass die Entwicklung einer guten Hörfähigkeit nicht mehr möglich sei, wenn auf diesem Ohr lange nichts gehört wurde.

Absolut gesehen heisst "Sprache verstehen" natürlich noch lange nicht "gut hören".

Trotzdem muss ich meine Aussage korrigieren:

fast-foot hat geschrieben:Wenn Du auf dem betreffenden Ohr nie etwas gehört hast, konnten sich die retrocochleären Hörbahnen nie entwickeln, was zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr nachgeholt werden kann.


"...nur in eingeschränkten Masse nachgeholt werden kann."

Natürlich muss der Hörnerv (zumindest eingeschränkt) funktionieren. Allerdings ist dies lange nicht die einzige Voraussetzung, wie ich ja bereits ausgeführt hatte.
Ich frage mich allerdings, wie man auf eine bestimmte Zahl kommen kann (wie man bspw. heraus finden will, wenn der Hörnerv nicht funktioniert (es sei denn in Einzelfällen durch bildgebende Verfahren)).

Gruss fast-foot