HG verschlechtern das Gehör?

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anita77
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HG verschlechtern das Gehör?

#1

Beitrag von anita77 »

Hallo.
Ich bin Anita, Mutter einer jetzt 5jährigen Tochter.
Ich selber bin wohl seit Kindheit schwerhörig, trage aber erst seit meinem 18. LJ ein HG.
Einseitig, weil links mein Ohr eine reine Zierfunktion hat. Mit 18 hörte ich dort 8%, jetzt sind wir bei 4%.
Rechts ging es, da war ich damals bei fast 80%, jetzt bin ich bei 47%....

Meine Tochter wurde geboren, und die erst 3 Jahre war kein kein Problem ersichtlich.
Dann fing es schleichend an, daß sie ab und an mal nachfragte, eine Erzieherin meinte wir sollten mal einen Hörtest beim HNO machen, usw..... sie ist jetzt 5 geworden und hat seit etwa einem halben Jahr HG beidseitig,
Oticon.
In pink :lol:
Sie trägt sie täglich und annähernd ganztags.

Nun haben mein Mann und ich den EIndruck, daß sie, seit sie die HG hat, OHNE HG deutlich schlechter hört als vorher. Sehr deutlich schlechter.

Kann es sein daß die HG ihr Gehör weiter verschlechtern? Sollten wir sie die Teile nur noch im KiGa tragen lassen und Zuhause rausmachen?

Ich muß dazu sagen, daß ich mein HG früher nur bei der Arbeit trug und privat gut ohne zurechtkam. Seit die Kleine da ist trage ich es fast permanent, wenn ich wach bin, damit ich sie höre - und mein Gehör ohne HG hat sich meßbar verschlechtert.

Sophia hat nun seit kurzem noch FM verordnet bekommen. Natürlich funktioniert das prima, und ich finde es auch für die Schule eine prima Sache. Daß sie es jetzt schon bekommen hat liegt daran, daß sie sich bis zur Schule (2016/17) daran gewöhnt haben soll.

Ab nächstem Sommer, wenn sie in der Vorschule ist, wird das FM auch regelmäßig angewendet. Vorher nicht, nur situationsbedingt vielleicht mal von uns Eltern. Sehr, sehr selten. Einmal in 2 Monaten....

Die Pädakustikerin will und regelmäßig sehen mit den FM. Mir ist die Fahrerei zu stressig, ehrlich gesagt, dafür, daß es nix und wieder nix Neues dabei gibt.
Soll ich ihr sagen daß wir damit erst wiederkommen wenn die Vorschule begonnen hat?
Xaver
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#2

Beitrag von Xaver »

Hallo Anita,
Es kann 2 Ursachen haben. Die eine ist eigentlich normal.
Wenn jemand nicht so gut hört, dann lernt er oder sie rasch aus den Fragmenten die sie Wahrnimmt ganze Sätze zusammen zu setzen. Das braucht man auch. Deshalb merken viele Leute gar nicht das sie Schwerhörig sind. Wenn jedoch jemand immer ein Hörgerät trägt dann hört er die Worte und Sätze besser und verlernt das auch recht schnell. Nach etwa 1/2 bis 1 Jahr merkt man dann wie er oder sie wirklich hört.
Aber es kann auch sein, je nach Art des Hörverlust das das Gehör abnimmt. Aber dann würde er oder sie auch mit Hilfe der Hörgeräte immer schlechter hören. Wenn das nicht der Fall ist ist es nicht umbedingt das Gehör das abnimmt.
Wichtig ist jedoch dass auch wenn man ein Hörgerät trägt regelmässig einen Hörtest macht, damit man weiss wie es sich mit dem Gehör entwickelt.
Gruss Xaver
Seit dem 16.Lebensjahr leichte bis mitelgradige Schwerhörigkeit.
20 25 35 40 35 35 30 25
0.25 0.5 1 2 3 4 6 8
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fast-foot
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#3

Beitrag von fast-foot »

Hallo anita77
anita77 hat geschrieben:Kann es sein daß die HG ihr Gehör weiter verschlechtern?
Das kann man nicht ausschliessen. Darüber hinaus kann die Verschlechterung auch voran schreiten, wenn keine Hörgeräte getragen werden (aber es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Hörgeräte einen zusätzlichen Beitrag leisten).

Wurden denn regelmässig Hörtests durchgeführt, und kann man eine (raschere) Zunahme des Hörverlusts seit Tragen der Hörgeräte feststellen? Ein kausaler Zusammenhang ist nicht auszuschliessen - allerdings im individuellen Fall auch kaum zu beweisen. So etwas wie ein "Schwellenschwundtest" könnte Hinweise auf einen möglichen, durch Hörgeräte bedingten Hörverlust liefern.

Die Gefahr eines Hörverlusts kann minimiert werden durch eine tiefe Begrenzung und die Durchführung einer in Situ-Messung o.ä., so dass garantiert wird, dass auch tatsächlich die Schalldruckpegel am Trommelfell (maximal) so hoch sine, wie sie es gemäss Einstellung sein sollten. Eine tiefe Begrenzung kann allerdings zu einem Verlust des Sprachverstehens führen.

Liegen die Begrenzungen bei um die 79 dB bis 85 dB, sollte im Normalfalle keine Schädigung zu erwarten sein.

Gewisse Ohren sind allerdings speziell schädigungsanfällig in Bezug auf Lärm. Da ist es gut möglich, dass auch die von Hörgeräten mit tief eingestellter Begrenzung abgegenen Lärmdosen zu einer Verschlechterung des Gehörs beitragen.

Das Problem ist vor allem, dass man nicht genau wissen kann, welche Lärmdosen von Hörgeräten abgegeben werden. Aber auf Grund der Einstellungen und der Möglichkeit von besonders lärmanfälligen Ohren kann man eine Gefährdung des Gehörs nicht ausschliessen.

Gruss fast-foot
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fast-foot
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#4

Beitrag von fast-foot »

Gelöscht wegen versehentlichen Doppelpostings...
Zuletzt geändert von fast-foot am 26. Mär 2015, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
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tschilly
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#5

Beitrag von tschilly »

Hallo Anita,

natürlich kann es sein, dass ein HG das Gehör verschlechtert, dafür müsste aber die Einstellung ziemlich grottenschlecht sein und für sie viel zu laut, was ich eigentlich bezweifle, da sie die HGs ja fast den ganzen Tag trägt.

Ich versuch das "Problem" mal etwas bildlich darzustellen.

Deine Tochter hört ohne HGs nicht so gut wie ein Normalhörender, was bedeutet, dass ihr gewisse Töne,Klänge und Geräusche fehlen, die jemand mit gutem Gehör hört.
Bevor sie die HGs hatte, war ihr dieses fehlen von gewissen Dingen nicht bewusst und ihr Hörvermögen war für sie ganz normal.
Dann kamen die HGs hinzu, welche ihr, sobald sie sie trägt, sehr viel mehr Informationen geben, welche sie ohne HGs nicht hört.
Wenn sie die HGs am Abend abnimmt, dann wird es schlagartig still um sie herum, doch ihr Hirn hat immer noch in Erinnerung, was alles Lärm machen sollte, jetzt aber nicht mehr macht.

Das wäre in etwa so, wie wenn Du morgens aufwachst, die Geräusche hörst, die um Dich rum sind und dann Musik anmachst.
Dein Kopf nimmt die Musik war und stellt sich auf diese ein...Du hörst also mehr Sachen, welche vorher nicht da waren.
Wenn Du aber nun jetzt die Musik aus machst, dann kommt Dir die Umgebung viel leiser vor, weil ja die Musik selber fehlt und Du nur noch die Dinge hörst, die es ohne Musik gibt.

Ohne HG am morgen = Umgebungsgeräusche, die je nach Hörverlust wahgenommen werden
Mit HG = mehr Informationen aus der Umwelt, da die fehlenden Frequenzen ab nun gehört werden können
Nach HG-Nutzung HG raus = nur noch die Umgebungsgeräusche, die mit dem Hörverlust wahrgenommen werden, doch gleichzeitig fehlen dem Kopf die Informationen, die sie mit HG wahrgenommen hat, da das Hirn gerade noch auf "Informationszuwachs" steht und diese urplötzlich fehlen.

Das Hirn gewöhnt sich also an den Nutzen von einem HG (= mehr Informationen) und dadurch fällt es ihr bzw. auch euch als Eltern auf, dass sie ohne HGs viel weniger wie zuvor wahrnimmt, was meist nicht an einer Verschlechterung von der Hörkurve liegt, sondern einfach nur an der Tatsache, dass sie sich an die Geräusche mit HG gewöhnt hat und es beim Absetzen plötzlich viel leiser wird, wobei sie eigentlich weiß, dass da mehr sein sollte.

Falls es etwas zu kompliziert ist tut es mir leid.

LG
Kim
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Deutsche Gebärdensprache und Lautsprache vorhanden
KatjaR
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#6

Beitrag von KatjaR »

Auch worauf sich das Kind und auch du konzentriert verändert sich ja bei Tragen oder Nichttragen von Hörgeräten. Wenn ohne Hörgerät Sprache nur unzureichend akustisch wahrgenomen, wird erlernt man oft sehr gut von den Lippen ergänzend abzusehen. Wenn sich beim Tragen der Hörgeräte aber ein gutes offenes Sprachverstehen entwickelt, geht diese Fähigkeit wieder ein Stück weit verloren, so dass man ohne Hörgeräte schlechter versteht, nicht unbedingt hört. Das ist meine Vermutung woran das zum Teil auch liegen könnte. Eine Tragepause des Hörgerätes halte ich auch für keine schlechte Idee, um den Ohren auch mal wieder eine Ruhepause zu gönnen.
LG Katja
Langjährige CI-Trägerin (AB) Das Leben und dazu eine Katze, das gibt eine unglaubliche Summe.
(Rainer Maria Rilke)
Gabriele
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#7

Beitrag von Gabriele »

Liebe Anita

Ob Hörgeräte das Gehör verschlechtern, mag ich nicht beurteilen, ich kann die nur von uns erzählen.
Mein Mann und ich sind normalhörend und unsere drei Kinder sind hörgeschädigt.
Die Töchter ( Kind 1 bekam mit 3 Jahren HG und Kind 3 mit 13 mon.) sind progredient und bekamen im Teeny-alter beidseits CI´s, der Sohn trägt seid seinem 4. ten Lebensjahr Hörgeräte und hat sich bis heute minimal verschlechtert.
Bei uns liegt, ganz klar, ein genetischer Defekt vor (woher auch immer der kommt).

LG
Gabi
Theresa 27, beids. CI ´08 u.´10 (N5)
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Lorenz 26, beids. Hg Sophia 23, beids. CI ´09 u.11 (Hybrid L )u.Kolobom
Alle Kinder progredient.
fast-foot
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#8

Beitrag von fast-foot »

Auch richtig eingestellte Hörgeräte können das Gehör schädigen. Eine Gefährdung kann bereits bei Begrenzungen um 85 dB oder tiefer bestehen (die Begrenzungen dürften im Normalfalle darüber bis deutlich darüber liegen). Dies gilt unabhängig vom Hörverlust und von der subjektiven Empfindung (nach welchen ein Hörgerät angepasst wird).
Darüber hinaus dürften schlechte bzw. nicht otptimale Einstellungen so selten nicht sein, da eine in Situ-Messung o.ä. nicht Standard ist und von daher Abweichungen bis zu 15 dB vom Soll-Wert möglich sind. Dies entspricht bereits " einer Grössendordnung des 32-fachen Gefährdungspotentials*".

*) zumindest gilt dies, wenn es um Pegel bis etwa 105 dB geht (den genauen Wert habe ich nicht ganz präsent)

Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 28. Mär 2015, 09:59, insgesamt 3-mal geändert.
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Gabriele
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#9

Beitrag von Gabriele »

Genauso gut kann es aber auch eine progredients sein, eine Verschlechterung des Gehörs ohne Wirkung von außen.
Zuletzt geändert von Gabriele am 28. Mär 2015, 20:57, insgesamt 1-mal geändert.
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AlfredW
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#10

Beitrag von AlfredW »

Hallo,

und es kann auch sein, dass HGs das deutlich kleinere Übel sind und einem ein - so weit möglich - normales Leben ermöglichen (Regelschule, Studium); darauf zu verzichten wäre Dummheit hoch drei;
Dann würde ich heute vermutlich wohl arbeitslos sein.
Da bei mir mindestens alle 6Jahre ein Hörtest gemacht wird und der sich kaum merklich verschlechtert (könnte auch altersbedingt sein), bin ich in dieser Hinsicht ziemlich gelassen und lasse mir da auch nicht ins Bockshorn jagen.

mich würde mal interessieren, ob eine Lärmschädigung auch auftreten kann, wenn die Hörschwelle bei 90dB liegt. dann findet doch keine Reitzung der Nerven statt. Würde dann die Hörschädigung bei 160dB auftreten? weil 90dB wäre ja das was beieinem Normalhörenden 0dB ist. Kann man das so linear rechnen?

Gruß

Alfred
bds Innenohrschwerhörigkeit ca. 80 dzb
Phonak Audeo R P50 13T UP + TV-Link
fast-foot
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#11

Beitrag von fast-foot »

Hallo AlfredW,
AlfredW hat geschrieben:mich würde mal interessieren, ob eine Lärmschädigung auch auftreten kann, wenn die Hörschwelle bei 90dB liegt. dann findet doch keine Reitzung der Nerven statt. Würde dann die Hörschädigung bei 160dB auftreten? weil 90dB wäre ja das was beieinem Normalhörenden 0dB ist. Kann man das so linear rechnen?
Deine Frage wurde bereits beantwortet (es ist zwar bald Ostern; falls Dir das Suchen trotzdem zu mühsam sein sollte: lies mal Beitrag #8).

Gruss fast-foot
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Re: HG verschlechtern das Gehör?

#12

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC
Da sind gerade ein paar Statements abgegeben worden, zu welchen ich mich noch kurz meine Sichtweise darlegen möchte:

1. Der Hörverlust kann auch schubweise erfolgen. So kann eine bestimmte Lärmbelastung nach Jahrzehnten zu einer plötzlichen Hörverschlechterung führen - nachdem er bisher einigermassen konstant geblieben ist etc.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jede übermässige Belastung eine Folge zeitigen kann, welche jedoch nicht unmittelbar eintreten muss (aber bestimmte Prozesse einleiten kann, welche viel später dann rasch zu einer Hörverschlechterung führen können).

2. Aus wirtschaftlicher Sicht würde ich die Gesundheit des Arbeitnehmers als Repetierfaktor einordnen, ebenso wie die Umweltbelastung. Ich vertrete die Auffassung, dass für beides grundsätzlich der Arbeitgeber aufkommen muss (also eigentlich der Konsument) und nicht der Arbeitnehmer. Jetzt könnte man die selbsverständliche "freiwillige" Uebernahme der Folgen und deren Kosten durch den Arbeitnehmer als "Dummheit hoch drei bezeichnen" - oder als pragmatisch (je nach Sichtweise).

3. Auch bei Hörverlusten um 90 dB kann eine Schädigung des Gehörs eintreten, selbst wenn der Schalldruckpegel der akustischen Ereignisse darunter liegt. Dies mag zwar nicht intuitiv einleuchten; das gilt jedoch für viele Gesetze (in Mathematik, Physik, Medizin etc.).

Es ist zu bedenken, dass bspw. die Schädigung sich in einem anderen Bereich des Gehörs ereignen kann, als für die Erfassung und Verarbeitung des schädigenden akustischen Ereignisses zuständig ist. Ausserdem können bspw. die äusseren Haarzellen des Innenohres völlig intakt sein - selbst bei absoluter Taubheit (durch bspw. eine auditorische Neuropathie). Dies kann auch nur vorübergehend der Fall sein (bspw. nach einem Hörsturz, wobei bei AN, MM, LAV etc. ebenfalls Schwankungen des Hörvermögens auftreten können). Oder aber die Funktion der OHCs ist auf Grund einer Ueberbelastung eingeschränkt (durch eine chemische Vergiftung der Zelle durch nicht mehr vollständig durchführbaren Abbbau der vermehrt entstehenden Abfallprodukte des auf Grund einer übermässigen Lärmbelastung stark erhöhten Stoffwechsels. Es dürfte einleuchten, dass in der Regenerationsphase statt findende weitere Belastungen erstere behindern kann - auch wenn auf Grund einer "chemischen Ueberlastung" momentan "nicht gut gehört wird", also die Sensivität des Hörorgans eingeschränkt ist. Dies zeigt, dass die Gleichung

geringe Sensitität = hohe Robustheit

nicht zutreffen muss. Das Gegenteil kann sogar der Fall sein. Wobei bei einer moderaten Belastung eine auf Grund der oben erwähnten Zusammenhänge erhöhte Ruhehörschwelle auch einen Schutz bedeuten kann, so dass die Gleichung für diesen Fall anwendbar ist.

4. Zu "genetisch bedingtem Hörverlust":

Eine genetische Prädisposition kann auch zu einer erhöhten Schädigungsanfälligkeit gegenüber Lärmimmissionen führen. In diesem Falle kann man nicht behaupten, das Tragen von Hörgeräten hätte keinen Einfluss. Aber auch sonst ist diese Aussage natürlich nur dann korrekt, wenn die Krankheit die Schädigungsanfälligkeit mindestens so weit erniedrigt, dass die von den Hörgeräten abgegebenen Lärmdosen keine Schädigung bewirken können. Da man in den seltensten Fällen in der Lage sein dürfte, dies zu beurteilen, ist eine Aussage im Sinne von "der Verlauf der Schwerhörigkeit ist progredient, infolgedessen hat das Tragen von Hörgeräten keinen Einfluss auf diesen" rational kaum begründbar.

5. Hörgeräte ermöglichen vielfach eine Verbesserung des Hörvermögens. Trotzdem können sie auch zu einer weiteren Verschlechterung beitragen. In Anbetracht dessen kann man sich überlegen, ob es wirklich notwendig ist, dass sie rund um die Uhr getragen werden. Zur Verhinderung einer sensorischen Deprivation mit den entsprechenden Folgen ist dies nicht notwendig. Angesichts der zunehmenden "akustischen Umweltverschmutzung", welche mehr belastet denn Nutzen erbringt, kann man sich die Frage stellen, wann es wichtig ist, dass gut gehört wird, und wann man (mehr oder weniger) gut darauf verzichten kann. Ein selektives Tragen bzw. das Einschalten von Pausen dürfte also ebenfalls einen Nutzen hervor bringen.

Natürlich kann vermehrtes Tragen in bestimmten Phasen sinnvoll sein (in der Anpassungsphase von (neuen) Hörgeräten); aber auch hier ist es nicht notwendig, dass sie rund um die Uhr getragen werden.

Eine bewusster(er) Umgang in Bezug auf das Hören (bspw. die Erkenntnis, wie wertvoll es ist; dass es aber auch eine Belastung bedeuten kann und Pausen einen Nutzen erbringen können etc.) kann - im Gegensatz zum permanenten Tragen von Hörgeräten - nicht schaden.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
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