Erste Erfahrungen mit Widex Unique

nokasch
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Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#1

Beitrag von nokasch »

Erst mal eine Voraussetzung erklären:
Ich trage seit mehr als 50 Jahren HGs, besitze daher eine gewisse Erfahrung. Meine bisherigen Geräte sind die Phonak Excelia.
Jetzt bin ich soweit, daß ein Wechsel ansteht.
Einige Wochen wurden Widex Dream 440 getragen. Bin eigentlich weitgehend zufrieden gewesen, vor allem mit der Telefon+ Funktion, weil das das Telefonieren sehr erleichert. Probleme waren, daß 2x nachjustiert werden mußte, weil ein ständiges Rauschen (wie laufendes Wasser) zu hören war.
Jetzt sind die Unique 440 seit vergangenen Donnerstag getragen worden. Der Erfahrungen waren eher ernüchternd. Im Freien und zuhause schien das Gerät eigentlich störungsfrei. Es fiel mir auf, daß es auf dem re. Ohr beim Essen häufiger zu Pfeifen kam als beim Dream, obwohl gerade das Unique eine bessere Unterdrückung der Rückkopplung haben soll.
Aber im Auto: rechtes Gerät pfiff dauernd, linkes Gerät schaltete mehr oder weniger ab, manchmal auch wieder ein.
Dann kam gestern abend der Supergau: eine Gesellschaft von ca. 50 Personen, gemeinsames Essen, gepflegte Unterhaltung, und das linke Gerät stellte sich taub. Ich verstand meine Nachbarin zur linken nicht, obwohl sie vielleicht 20 cm von meinem li Ohr entfernt war. Dabei war es egal, ob das Universal- oder das Restaurantprogramm benutzt wurde. Es änderte auch nichts, die Lautstärke mit der Fernbedienung um 4 Stufen zu erhöhen. Eine derart peinliche Situation habe ich zuletzt erlebt, als ich noch zu feige war, Hörgeräte zu tragen, und das ist, wie gesagt, 50 Jahre her. War wirklich entsetzt.
Da scheint ziemlich viel Programmautomatik eine Rolle zu spielen.
Am kommenden Di habe ich einen neuen Termin, aber da will ich Gerät einer anderen Firma. Es hat keinen Sinn, wenn ich die Geräte nicht unter der eigenen Kontrolle halten kann.
Bin gespannt über andere Erfahrungen.
Allgemein scheint es ja heute desöfteren Probleme mit der Software zu geben. In einem anderen Thread kann man ja auch lesen, daß das Gerät selbständig die Lautstärke wechselt, dort ist es Phonak.
Ich hoffe, ich finde doch noch was Brauchbares.
Grüße
Norbert
Musiker_72
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#2

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo,

ging das linke Gerät dann nach der Gesellschaft wieder? Als ich Widex getestet habe, ist auch ein Gerät ausgefallen, aber das war Hardware.

Ich wünsche Dir viel Glück beim Finden eines neuen Gerätes. Ich hatte damals auch viel erwartet von Widex, aber für mich war das nichts.
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#3

Beitrag von nokasch »

Hallo Musiker,
ich hatte leider mein altes Gerät nicht als Reserve dabei. Deshalb war alles megaschlimm. Wir fuhren am nächsten Tag von dort nach Hause. Während der Fahrt schaltete das linke Gerät auf stumm, das rechte pfiff fröhlich. War kein Vergnügen.
Ich hab regelrecht die Nase voll. Und das ist mir noch nie beim Ausprobieren von Geräten so gegangen. Ich werde auch den Akkustiker wechseln.
Schönes Wochenende
Norbert
asterix79
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#4

Beitrag von asterix79 »

Guten morgen Nokasch,

hört sich erstmal ernüchternd an dein Test.

Für mich zum Verständniss: Wie sieht dein Hörverlust aus (Ton und Sprache)? Trägst du die Unique mit "Schirmchen" oder mit Otoplastik? Und wenn was für Schirmchen / Otoplastik, sprich wie groß / klein ist die Zusatzbohrung?

Das alles hat großen Einfluss darauf wie gut oder schlecht man mit einem Hörgerät zurecht kommt. Und, was viele unterschätzen, wie ein Hörgerät an die Ohren angekoppelt ist, ist dafür verantwortlich wie sehr die Automatiken der Geräte zum tragen kommen. Wichtig ist hier auch zu wissen wie die alten Geräte (Exelia) angekoppelt waren.

Vielleicht können wir dir dann wichtige Tipps geben und die eine oder andere Problematik etwas "auflösen".

:jump: just my 2 Cents.
Asterix79, HG-Akustik-Meister, Augenoptiker
[hr]
Ich tue Recht und scheue keinen Feind. (aus "Wilhelm Tell", Friedrich Schiller)
Im Krieg wird kein zweiter Preis vergeben. (Omar N. Bradley)
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#5

Beitrag von nokasch »

Hallo Asterix,
meine alten Gerät haben rechts eine volle Otoplastik, links ein Plastikschirmchen, beide mit Schallschlauch.
Bei den neuen Geräten haben wir eine kleine Otoplastik im Gerhörgang, Lautsprecher darin. Die Zusatzbohrungen sind verwinkelt, d.h. ich kann sie gar nicht durchstoßen, vielleicht mit etwas Mühe, aber gelingt eigentlich nicht. Die Bohrungen haben einen Durchmesser von geschätzt 1,5 mm.

Hörverlust:
kHz...... 0,125....0,25 .....0,5....1.....1,5....2.....3 .....4.....6
re:......... -- ........50 .......55.....45.....25....30....45...55....85
li:............-- ........35........40.....30.....35....40....65...80

Diskriminationsverlust:
re: 15 %
li: 0 %

Die untere Tabelle verstehe ich nicht. Ich versuche mal wiederzugeben, was sie enthält:
re: 40 % = 55 db, 60 % = 70 db, 75 % = 80 db 85 % = 100 db
li: 25 % = 60 db, 85 % = 80 db, 100 % = 100 db

Ich habe hier versucht, die Linie zu erklären, ich hoffe, es ist gelungen.

Ehrlich gesagt, ich habe noch nie derart große Probleme bei einer Anpassung erlebt und vermute, das hat mit der Automatik zu tun, die in die neuen Geräte eingebaut ist. Vielleicht ist Unique auch noch nicht völlig ausgereift, aber ich bin tatsächlich entnervt.

Viele Grüße
Norbert
Musiker_72
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#6

Beitrag von Musiker_72 »

Die untere Tabelle ist Dein Sprachverstehen. Bei 55 dB verstehst Du rechts 40% usw.

Da Du rechts selbst bei 100 dB nur 85% verstehst, sind die restlichen 15% sozusagen nicht durch ein HG zu erreichen, deswegen die 15% Diskriminationsverlust.
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#7

Beitrag von nokasch »

Vielen Dank!
Ist ja nicht allzu gut, mein Gehör, aber immerhin: nach den letzten OPs vor 3 Jahren höre ich sogar was, wenn ich kein HG trage, und das ist ja auch schon was.
Da Du mit Widex auch nicht klargekommen bist, was wurde es dann?
Auf meinem Plan stehen noch Siemens, Phonak und Oticon. Wobei ich nach den letzten Erfahrungen allzu viel Automatik doch lieber vermeiden möchte, die HGs müssen unter meiner Kontrolle bleiben, denke ich.
Schönen Sonntag
Norbert
Musiker_72
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#8

Beitrag von Musiker_72 »

Hallo Norbert,

ich habe ein Bernafon Juna 9. Bernafon verfolgt einen grundlegend anderen Ansatz bei der Signalverarbeitung ("kanalfreie" Signalverarbeitung").

Dabei hast Du natürlich trotzdem viele Frequenzbänder, die Du einstellen kannst, aber das Signal wird immer als ganzes verarbeitet, und nicht in Bänder "zerhackt". Das hat Vor- und Nachteile, für mich überwiegen die Vorteile.

Bei Widex muss man dazusagen, dass man die natürlich auch noch ganz anders einstellen kann, Asterix hatte dazu hier mal einen Beitrag geschrieben.

Ich habe bei den Bernafons auf Programm 1 ein Programm, das keinerlei Automatiken enthält. Auf Programm 4 habe ich alternativ eines mit leichter Störgeräuschunterdrückung und Umgebungs-Optimierer "Sprache im Lärm", das nehme ich, wenn es mal lauter wird und ich trotzdem noch alles verstehen muss.

Prog. 2 und 3 sind verschiedene Musikprogramme, mehr Programme gibt´s beim Juna allerdings nicht.

Die Automatik beim Juna ist recht dezent. Wenn Sprache im Lärm erkannt wird, wird die Kompression geändert, sodass die Sprache besser erhalten bleibt, vielleicht auch sonst noch ein paar Kleinigkeiten, aber im Vergleich zu Phonak arbeitet das sehr dezent.

Widex fand ich einfach vom Klang her schrecklich, damit habe ich mich so unwohl gefüht, dass alles Weitere keinen Sinn hatte. Dabei klang Widex auch fundamental anders alls alle anderen HG, die ich getestet hatte.

Mein Akustiker meinte: Widex ist nichts für Anfänger (ok, das wärest Du ja nun nicht, ich war das schon), ist für manche aber, gerade vom Sprachverstehen, das Nonplusultra.

Ich bin letztlich froh, dass es so viele verschiedene Ansätze gibt, denn die Sache ist, glaube ich, äußerst subjektiv.

Viel Erfolg bei der weiteren Auswahl,

Musiker_72
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#9

Beitrag von nokasch »

Hallo Musiker,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Interessehalber sah ich mir mal die Site von Bernafone an, aber ich muss zugeben, sie ist eher für Laien nicht besonders aussagekräftig.
Ich bin ja im Grunde eher technikfreundlich, und der Gedanke, daß sich ein HG jeder Hörsituation anpasst, ist für mich eher angenehm. Aber das es abschaltet, wenn es mir gerade nicht recht ist, will ich natürlich auch nicht.

Nun mag es sein, daß ich die Flinte etwas zu schnell ins Korn werfe, weil die Geräte in konkreten Situation (Auto und Gesellschaft) richtig versagt haben. Auf der anderen Seite lässt sich nicht jede Situation beliebig wiederholen (Essen in derartiger Umgebung ist doch eher ungewöhnlich für mich). Es mag ja auch sein, daß hier ein Nachstellen der Geräte möglich wäre.

Es gab nicht nur negative Dinge an diesen Geräten: in normaler häuslicher Umgebung einwandfreie Verständigung, TV sehr gut verständlich, an Stellen, an denen Hall zu erwarten wäre, war keiner für mich hörbar.

Was den Klang angeht: Der war bei dem vorher getesteten Gerät Dream 440 wesentlich voller. Hatte ich als Ergebnis nicht erwartet. Auch hier merke ich ein eingeschränktes Hören im li Ohr.

Meine Alternativen sind:
a) Akkustiker wechseln (nach meinem Eindruck ist er auf Widex eingestellt und führt andere Geräte nur auf sehr ausdrücklichen Kundenwunsch - davon halte ich dann allerdings auch nichts, denn dann kennt er sich mit anderen Gerät nicht gut aus)
b) Unique weiter probieren und einstellen lassen
c) Rückkehr zu den vorherigen Dream-Geräten und hoffen, daß das Rauschen nicht irgendwann wieder auftaucht.

Im Moment heiße ich eher
Rudi Ratlos :(
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#10

Beitrag von nokasch »

Na, ich sehe, Ihr seid genau so ratlos wie ich.
Da ich heute wieder Termin habe, werde ich mal auf den Busch klopfen: wie sieht es mit Geräten anderer Marken aus?
Widex ist auf jeden Fall raus.

Grüße
Norbert
fast-foot
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#11

Beitrag von fast-foot »

Musiker_72 hat geschrieben:Bernafon verfolgt einen grundlegend anderen Ansatz bei der Signalverarbeitung ("kanalfreie" Signalverarbeitung").
Ich verstehe nicht ganz, was das bringen soll. Durch den Umstand, dass man nur bei bestimmten Frequenzen den Hörverlust misst, ergibt sich automatisch eine "Anzahl von Kanälen", also von Bereichen, für deren einzelne Frequenzen nur eine Näherung der "idealen Verarbeitung" möglich ist.
Konsequenterweise müsste eine entsprechende Reintonaudiometrie Basis für die Hörgeräteeinstellung mit dem Prädikat "channelfree" sein, soll sie diesen Namen wirklich verdienen*. Eignen könnte sich hierfür bspw. die Békésy-Audiometrie.

*) und nicht nur einfach bestimmten Marketing-Zwecken

Sollte ich etwas übersehen, bin ich dankbar für Hinweise.

Gruss fast-foot
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme
Musiker_72
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#12

Beitrag von Musiker_72 »

ABBC3_OFFTOPIC
Du musst unterscheiden zwischen Frequenzkanälen - von vielen auch Frequenzbänder genannt - und Kompressionskanälen. Letztere gibt es bei Bernafon nicht.

Was die ersteren betrifft, so interpoliert Bernafon die Verstärkungswerte zwischen den Messpunkten, während bei den Kanälen für den ganzen Kanal die gleiche Verstärkung gilt.

In Abb. 4 dieses Dokumentes wird das dargestellt:

http://www.bernafon-us.com/professional ... gy_uk.ashx

Was die Kompressionskanäle betrifft, so sind die bei normalen Hörgeräten getrennt. Wenn Du z.B. bei 500 Hz einen lauten Ton hast, bei 3 kHz gleichzeitig einen leisen, dann kannst Du den noch hören, weil nur bei 500 Hz die Verstärkung runtergeregelt wird.

Das kann zu ungewollten Effekten führen: So hatte ich schon mal eine Chorprobe (damals mit Siemens Pure), wo ich dann, als es lauter wurde, plötzlich andere Konsonanten hörte, als tatsächlich gesungen wurden (ich glaube, ch statt p oder sowas).

Der Vorteil ist natürlich, dass man durch diese Kanäle bei tieffrequentem Störlärm trotzdem in den hohen Frequenzen noch was hören kann.

Wie Bernafon das genau macht mit der Kompression habe ich leider noch nicht wirklich herausgefunden. Ich vermute aber, dass eine Gesamtlautstärke irgendwie gemessen wird, und nach dieser wird dann die Gesamtverstärkung berechnet. Dadurch bleibt die Klangbalance erhalten, es klingt natürlicher und besser, aber es leidet das Verständnis von Sprache im Lärm.

Dafür gibt´s bei Bernafon nun den Umgebungs-Optimierer, der die Kompression ändert, wenn es laut wird. Das funktioniert auch so weit.
Musiker_72
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#13

Beitrag von Musiker_72 »

nokasch hat geschrieben:Na, ich sehe, Ihr seid genau so ratlos wie ich.
Da ich heute wieder Termin habe, werde ich mal auf den Busch klopfen: wie sieht es mit Geräten anderer Marken aus?
Widex ist auf jeden Fall raus.

Grüße
Norbert
Das Problem ist, dass man - besonders aus der Ferne - überhaupt nicht wissen kann, ob die Geräte an sich "schlecht" sind, ob sie nicht zu Dir passen oder ob sie einfach nur schlecht eingestellt sind.

Wenigstens eines ist hinreichend sicher: Da Du die teuersten Geräte getestet hast und der Akustiker auch keine andere Marke verkaufen will, wird er es wohl so gut gemacht haben, wie er kann.
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#14

Beitrag von nokasch »

Musiker_72 schrieb:
Da Du die teuersten Geräte getestet hast und der Akustiker auch keine andere Marke verkaufen will, wird er es wohl so gut gemacht haben, wie er kann.
Wobei ich ihm allerdings zugute halten muß, daß es für ihn die erste Anpassung dieser völlig neuen Geräte war und er erst einen Tag zuvor bei der Firma darüber eine Schulung hatte. Die Geräte wurden ja auf der Messe Mitte Nov. erstmals überhaupt vorgestellt.
Vielleicht kann er gar nicht so viel dafür, es war nur für mich eine haarsträubende Erfahrung, die ich lange nicht haben mußte, weil ich normalerweise Hörgeräte habe, die mir in schwierigen Situationen helfen.
Gleich habe ich Termin, da erfahre ich hoffentlich etwas Neues.

Grüße
Norbert
fast-foot
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#15

Beitrag von fast-foot »

ABBC3_OFFTOPIC
Musiker_72 hat geschrieben:Was die ersteren betrifft, so interpoliert Bernafon die Verstärkungswerte zwischen den Messpunkten, während bei den Kanälen für den ganzen Kanal die gleiche Verstärkung gilt.
An diese Möglichkeit habe ich bereits beim Schreiben gedacht. Das ist aber nicht wirklich eine kanalunabhängige Verstärkung (bei richtiger Verwendung einer Békésy-Audiometrie wäre es das).
Musiker_72 hat geschrieben:Was die Kompressionskanäle betrifft, so sind die bei normalen Hörgeräten getrennt. Wenn Du z.B. bei 500 Hz einen lauten Ton hast, bei 3 kHz gleichzeitig einen leisen, dann kannst Du den noch hören, weil nur bei 500 Hz die Verstärkung runtergeregelt wird.
Der durch die Schwingungen der Basilarmembran auftretende Maskierungseffekt kann reduziert werden.
Musiker_72 hat geschrieben:Das kann zu ungewollten Effekten führen: So hatte ich schon mal eine Chorprobe (damals mit Siemens Pure), wo ich dann, als es lauter wurde, plötzlich andere Konsonanten hörte, als tatsächlich gesungen wurden (ich glaube, ch statt p oder sowas).

Der Vorteil ist natürlich, dass man durch diese Kanäle bei tieffrequentem Störlärm trotzdem in den hohen Frequenzen noch was hören kann.
Vermutlich wurden durch die Aufwärtsmaskierung die Intensitäten der für gewisse Konsonanten typsichen Frequenzbereiche derart ungünstig verändert, dass sie durch das pathologische Gehör falsch wahr genommen wurden (idealerweise würden sie durch die vom Hörgerät durchgeführte Klangveränderung durch das pathologische richtig wahr genommen).
Aber ob es besser ist, wenn "gar nichts gehört wird" (also nicht ein mal, dass überhaupt Konsonanten vorhanden sind), ist eine andere Frage.
Musiker_72 hat geschrieben:Wie Bernafon das genau macht mit der Kompression habe ich leider noch nicht wirklich herausgefunden. Ich vermute aber, dass eine Gesamtlautstärke irgendwie gemessen wird, und nach dieser wird dann die Gesamtverstärkung berechnet. Dadurch bleibt die Klangbalance erhalten, es klingt natürlicher und besser, aber es leidet das Verständnis von Sprache im Lärm.
Fazit: Für mich hat das Ganze bei der Verstärkung nicht viel mit "kanalfreier Bearbeitung" zu tun, und bezüglich Kompression steht in den Sternen, ob das wirklich Vorteile sind (wenn ich die Kompression einfach nur auf den Gesamtpegel beziehe, erscheint mir dies zunächst ein mal als ein Rückschritt - es soll ja eine möglichst genaue (frequenzspezifische) Anpassung an die Restdynamik des Gehörs erfolgen), wobei natürlich eine Anpassung des Gesamtpegels am Eingang sinnvoll ist und je nach Gerät bereits vorgenommen wird.

Der Punkt mit den "einheitlichen Verzögerungszeiten" ist jedoch ein Argument: Wenn möglichst wenig Unterschiede in den Verarbeitungszeiten der einzelnen Kanäle auftreten, dürfte es einfacher sein, charakteristische Merkmale von bspw. Konsonanten etc. zu erkennen. Wobei die Bezeichnung "channelfree" etwas überrissen ist, da ja nur die Verzögerungszeiten angeglichen werden und nicht die Kanäle aufgehoben. Damit letzteres der Fall ist, müsste ja auch hierfür als Grundlage eine Békésy-Audiometrie vorgenommen werden.

Dann noch zu folgender Aussage auf der Webseite des Herstellers:

"Phonemgenaue Signalverarbeitung Warum ist das so wichtig? Sehen wir uns den Satz ”in vino veritas“ (im nachstehendem Video) etwas genauer an, stellen wir starke Pegelunterschiede zwischen den Phonemen fest. Der Vokal "e" hat eine grössere Amplitude als der stimmlose Konsonant "t". Um in diesem Fall das stimmlose "t" hörbar zu machen, muss es höher verstärkt werden als der Vokal "e". Erfolgt die Verstärkung nicht phonemgenau, werden die schnellen Änderungen bei den Sprachsignalen übergangen. Als Folge dessen kommt es zu Missverständnissen."

Dies könnte möglicherweise ein Argument sein, da bspw. beim Wegfall der Funktion der OHCs die Aufwärtsmaskierung eine Rolle spielen könnte. Somit müssen die "Höhen etwas mehr verstärkt werden". Wobei dies möglicherweise der Grund ist für die Ausgestaltung modernerer Anpassregeln ("Höhen werden "gegenüber früher" etwas mehr verstärkt") - ob hier Bernafon wirklich so viel Neues und Besseres bietet, darf zumindest hienterfragt werden.
Wobei dies darüber hinaus folgender Aussage von Musiker_72 in dem Sinne widersprechen würde, als hierdurch das Problem nicht zwingend besser behoben wird (da es ja bereits durch die Anpassregeln angegangen wurde):
Musiker_72 hat geschrieben:Das kann zu ungewollten Effekten führen: So hatte ich schon mal eine Chorprobe (damals mit Siemens Pure), wo ich dann, als es lauter wurde, plötzlich andere Konsonanten hörte, als tatsächlich gesungen wurden (ich glaube, ch statt p oder sowas).
Gruss fast-foot
Zuletzt geändert von fast-foot am 10. Nov 2015, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#16

Beitrag von s-fa »

Sehr geehrter ‚Nokasch‘,

auch wir von Widex haben Ihren Beitrag hier mit Interesse gelesen. Jede Hörminderung ist individuell, ebenso wie die Erfahrungen der Nutzer im Umgang mit Ihrem jeweiligen Hörsystem. Ohne mehr über die Situation und die Hintergründe zu erfahren, können wir hier über Ursachen daher nur spekulieren. Aber natürlich möchten wir wissen, was zu dieser Erfahrung geführt hat. Wir würden uns daher freuen, wenn Sie uns unter kontakt@widex-hoergeraete.de die Kontaktdaten Ihres Hörakustikers mitteilen, damit wir uns mit ihm hierzu austauschen können, um eine Lösung für Sie zu erarbeiten.

In den letzten Tagen und Wochen hat uns bereits eine Fülle von Erfahrungsberichten aus der Praxis mit Unique erreicht hat – von Hörakustikern und Nutzern. Sie zeigen, dass unsere neue Hörsystem-Generation den Ansprüchen und Bedürfnissen der Nutzer in ganz besonderem Maße entspricht, selbst in schwierigen Hörsituationen. Wir sind daher sicher, dass es gemeinsam gelingen kann, auch bei Ihnen optimale Hörergebnisse zu realisieren und freuen uns auf Ihre Rückmeldung.

Herzliche Grüße
Zuletzt geändert von s-fa am 12. Nov 2015, 14:13, insgesamt 2-mal geändert.
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#17

Beitrag von nokasch »

auch wir von Widex haben Ihren Beitrag hier mit Interesse gelesen.
Toll!
Ich war heute dort, er hatte auch mit Ihnen telefonische Rücksprache. Möglicherweise war einfach ein Lautsprecher defekt, der ausgetauscht wurde.
Jetzt probieren wir mal weiter.
Grüße
Norbert
Tinu76
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#18

Beitrag von Tinu76 »

Vielen Dank für die ersten Erfahrungen.

Bin auch sehr gespannt auf weitere Erfahrungswerte... Für mich haben die Widex bis jetzt sehr gut gepasst (natürlich gibt es auch ein paar Einschränkungen).

Grundlegend erachte ich es als eine Herausforderung, mit den verschiedenen Gehörsituationen ein ganzheitliches Bild zu kreieren, welches nicht immer wieder durchtrennt wird durch das automatische Wechseln der Programmeinstellungen.
Da Widex jedoch ein hoher Standard anstrebt, bin ich mal hoffnungsfroh, dass dieser Ansatz genügend intelligent umgesetzt ist.

Freue mich auf weitere Berichte.
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An Widex: Wenn Sie den Boost für die höchsten Töne auch für das Dream aktivierbar machen könnten, wäre das sehr toll!
LG
Tinu
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#19

Beitrag von nokasch »

Wir sind jetzt mittlerweile ein ganzes Stück weiter.
Geklärt ist, daß die ersten geschilderten Probleme mit einer Störung der Verbindung zum Lautsprecher im Ohr zu tun hatten.
Tatsächlich hat das Gerät den wohl schwersten Test bestanden: Weinstube in fortgeschrittener Laune mit zwei Personen am Tisch, die einen Schlaganfall erlitten hatten und deren Sprache verwaschen ist. Am Tisch mit 8 Personen wurde jeder verstanden. Der Akkustiker konnte es kaum fassen, denn diese Weinstube ist ihm wegen schwieriger Akkustik bekannt.
Weiteres ist noch Einstellungssache:
- im Auto hatte ich das Empfinden, daß mir jemand die Ohren zuhält bei gleichzeitig guter Sprachverständlichkeit. Das hat etwas mit der Automatik zu tun, bei der ich um Änderung bat, denn mir ist das unangenehm.
- daß die hellen, für mich unhörbaren Töne in den für mich hörbaren Bereich transportiert werden, muß ich noch ausprobieren
- Musikhören ist jetzt ebenfalls besser, der Klang ist wieder voll.

Ok, im großen und ganzen hört sich alles mal ganz gut an und an den Feineinstellungen muß noch ein wenig gearbeitet werden.

Grüße
Norbert
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#20

Beitrag von nokasch »

Ich hatte ja schon einmal über Probleme bei der Autofahrt berichtet und kann nach erfolgter Einstellung jetzt neu berichten:
starke Fahrtwindgeräusche, steigern sich mit zunehmenden Tempo bis hin zu ständigem Rückkopplungspfeifen links (Position als Fahrer), Verständigung mit Beifahrer kaum möglich, Hörgerät muß ausgeschaltet werden.
Das während 600 km Fahrt, bin völlig entnervt gewesen.
Zuhause:
TV:
Sendung: Jauch
links klirren, ständiges Zischen der Z- und Sch- Laute.
Derart große Probleme bei der Einstellung von Hörgeräten habe ich noch nie erlebt. Mir scheint, die Programmierung ist heute derart komplex geworden, daß die Probleme eher größer als kleiner geworden sind.
Musiker_72
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#21

Beitrag von Musiker_72 »

Schade, erst klang es doch vielversprechend mit den neuen Einstellungen!
nokasch
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#22

Beitrag von nokasch »

Ja, es ging mir fürchterlich auf die Nerven. So lange fahren müssen mit schlechtem Hörvermögen ist nicht das, was mir gut tut.
Derart große Probleme hatte ich auch nicht mehr erwartet. Die Programme entscheiden heute wohl zu sehr selbständig, was sie tun.

Grüße
Norbert
Tinu76
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#23

Beitrag von Tinu76 »

Guten Tag Nokasch

Deine Probleme deuten für mich darauf hin, dass du auf der linken Seite noch eine zu offene Versorgung (oder eine schlecht sitzende Plastik) hast. Das Widexgerät scheint zu wenig gut mit der damit auftretenden Rückkopplungsneigung umgehen zu können. Dies erklärt das Pfeifen, aber auch das Zischen beim Fernseher etc. auf nur einem Ohr.

Es kann sein, dass dies bei anderen Anbietern besser sein wird, muss aber nicht.

Wegen den Windgeräuschen im Auto habe ich keine Tipps. Bin bei deinen Schilderungen nicht ganz nachgekommen, da du einerseits von einem zuhalten der Ohren sprichst, bei super Verständigung und danach von zu vielen Windgeräuschen... habt ihr dazwischen noch etwas geändert?

Wünsche dir viel Glück bei der weiteren Suche und dem Testen.

Lieber Gruss
Tinu
Zuletzt geändert von Tinu76 am 18. Nov 2015, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#24

Beitrag von nokasch »

Guten Morgen Tinu,
Wegen den Windgeräuschen im Auto habe ich keine Tipps. Bin bei deinen Schilderungen nicht ganz nachgekommen, da du einerseits von einem zuhalten der Ohren sprichst, bei super Verständigung und danach von zu vielen Windgeräuschen... habt ihr dazwischen noch etwas geändert?
Es sind zwei verschiedene Schilderungen von jeweils langen Fahrten. Beim ersten Mal hatte ich das Gefühl, jemand hält mir die Ohren zu. Fand ich sehr unangenehm. Danach nahm der Akkustiker Veränderungen an der Einstellung vor. Danach kam wieder eine längere Autobahnfahrt mit den geschilderten Unannehmlichkeiten, die so stark waren, daß ich das linke Gerät zumindest ausschalten mußte.

Die Messungen beim Akkustiker zeigten übrigens, daß gerade das linke Ohr als gut geschlossen gelten kann. Mehr Probleme macht eigentlich das rechte wegen der dort früher erfolgten Radikal-OP. Die Probleme waren bei dem vorher probierten Widex Dream 440 besser im Griff. Ich vermute, hier liegen noch Anfangsprobleme mit dem Unique vor, weil es noch ganz neu ist.

Die Plastiken sind übrigens das Problem, wenn man andere Geräte probieren will. Irgendwie geht das nicht mit den ext. Hörern, weil die Fassungen nicht kompatibel sind, erklärte mir mein Akkustiker. Aber egal, ich will jetzt zumindest noch das Siemens Pure probieren, und das ist auch schon bestellt.

Grüße
Norbert
Tinu76
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Re: Erste Erfahrungen mit Widex Unique

#25

Beitrag von Tinu76 »

Das finde ich nun aber doch noch beeindruckend, wenn der Akustiker mit den Hörsituationen-Schiebereglern für das Autofahren solche Unterschiede hinbekommen hat... das würde darauf hindeuten, dass Widex es wirklich hingekriegt hat die Umgebungsgeräusche von der Sprache ganz separat zu bearbeiten.

Aber Pfeifen, Quitschen, Zischen etc. geht natürlich gar nicht. Da nützt alles andere dann nichts mehr.

Gruss
Tinu
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