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Die Frage der Fragen

Verfasst: 20. Jul 2017, 20:04
von Doris Z.
Hallo zusammen!

Doris und Hannes melden sich mal wieder.
Gefühlt sind wir wieder an dem Punkt wie im Februar 2016.
Hannes' erstes BERA ging von einer an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit aus, eine Abklärung für oder wider CI wurde uns in Hamburg ans Herz gelegt Bis dahin sollte er aber mit HG versorgt werden. Wir bekamen ein Kärtchen von Ki**.

Die Pädakustikerin war aber nach der eigenen Audimetrie (wie es bei Babys eben möglich ist) der Meinung, dass höchstens eine mittelgradige Schwerhörigkeit vorliegt. Sie sagte sogar, dass Hannes in ein paar Jahren vielleicht garkein HG bräuchte (meines Erachtens eine unqualifizierte und fragwürdige Aussage)
Sie wolle ihn nicht mit mehr als 10db Verstärkung versorgen, ehe sie nicht eine neue BERA habe. Wir bekamen Lübeck empfohlen. Die dortige BERA (Hannes wach und dauerweinend) gab einen Mittelwert der Hörschwelle von 70db aus. Frequenzbera war nicht möglich. Daraufhin bat sie uns Widex Baby an, die wir aufgrund der Größe natürlich auswählten.
Hannes' Hör-und Sprechentwicklung lief meiner Meinung nach seitdem immer noch zu schleppend, was ich auch mehrfach kundtat. Er hörte die Katzen nicht miauen, war sehr langsam in den Reaktionen und es war so gut wie kein Richtungshören, vorhanden. Meine Bedenken, dass noch sehr viel Luft nach oben sei, wurden nonchalant weggeredet. In der Audiometrie ging sie nie unter 50 db. Erst vor 4 Wochen wurden die HG 2-5 db lauter gestellt.

Vor 2 Wochen hatten wir die nächste BERA

Ergebnis:
rechts
.5 kHz 40db
1 kHz 60db
2 kHz 70db
4 kHz 50db

links
.5 kHz 60db
1 kHz 70db
2 kHz 70db
4 kHz 70db

2 Wochen vorher waren wir vetretungsweise bei einem anderen Akustiker der Kette, dieser offenbarte mir dann auf Nachfrage, dass die HG nicht mal auf Grundlage der letzten BERA aus Lübeck eingestellt waren, sonder mit einer Verstärkung zwischen 12 und 15db.

Mir ist es echt hochgekommen...
Als wir zur Neuanpassung nach der 3. und letzten BERA da waren, war unsere Akustikerin leider oder zum Glück im Urlaub. Die Vertretung empfahl uns die HG der aus dem BERA abgeleitete neue Zielverstärkung erst Schritt für Schritt anzugehen, weil die der Gegensatz zu alten Einstellung zu krass sei. Trotzdem sind wir nach vielem hin und her glücklicherweise ohne negative Reaktionen seitens Hannes mit der hoffentlich nahezu korrekten Neueinstellung wieder nach Hause gefahren.

Auf mein Nachfragen gab die Akustikerin jedoch zu, dass die Widex Baby am Leistungslimit und teilweise darüber hinaus seien....wir bräuchten neue HG. Das hatte ich schon nach der BERA befürchtet..., aber wer zahlt die jetzt? Brauchen wir eine neue Verordnung oder ist Ki** in der Schuld einfach auszutauschen? Leider können wir erst Mitte August mit unserer Akustikerin reden, weil sie im Urlaub ist.

Und nun stehen wir da....
Ich habe mich versucht ein bisschen schlau zu lesen, da ich in unsere Akustikerin das Vertrauen verloren habe.
Phonak und Oticon scheinen gute KinderHG zu machen, aber was braucht ein Kind wirklich? WindSpeech und und und?
Was habt ihr für Erfahrungen? Oder doch lieber CI? Denn wir sind wieder mit einer CI-Broschüre von der Pädaudiologin wiedergekommen.

Hannes spricht keine hochfrequenten Konsonanten. Allgemein summt er eher als das er den Mund wirklich aufmacht. Mama, Papa, Oma sind fast die einzigen Wörter die verständlich rauskommen. Er wird Ende November 2 Jahre alt.
Uns wurde auch Logopädie empfohlen, zu früh? Vom Bauchgefühl würde ich sagen nein.

seit der Neuanpassung sind die Rückkopplungen kaum zu ertragen, sobald es piept, zeigt Hannes auf sein Ohr oder zieht die HG raus. Mir ist bewusst, dass es ohne Rückkopplung nicht geht, aber es zerrt natürlich zusätzlich an unseren Nerven.

Auf jeden Fall hört er jetzt das erste Mal die Katzen miauen und freut sich wie ein Schneekönig:-)

Für Tipps bezüglich Alternativen zu den jetzigen Widex Baby bin ich sehr dankbar

Liebe Grüße

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 20. Jul 2017, 20:16
von Anosk
Ich bin absolut kein Fachmann deswegen einfach mal aus eigener persönlicher Erfahrung:
Nach den gemessenen Werten würde man ja eigentlich eher (noch) nicht zum CI raten oder?
Wir haben bei beiden Kindern dann eine Messung in Vollnarkose durchführen lassen (bei Oskar aus Unwissen heraus nur erst diese Messung, bei Emma gleich das volle Programm mit MRT usw weil wir ahnten dass sie auch CI Kandidatin sein würde).
Und aufgrund dieser Ergebnisse wurden die Hörgeräte in einem sehr guten Kinderhörzentrum eines Akustikers angepasst. Erst leiser, dann mit mehr Speed.

Also wenn er noch nicht in Vollnarkose getestet wurde und ihr euch unsicher wegen den Werten und der Anpassung seid würde das vielleicht Sinn machen? Dann wisst ihr auch genauer ob er CI Kandidat ist oder eher nicht.

Wir hatten bei beiden immer nur dieses komische Rauschen bei den Hörgeräten wenn sie drauf lagen oder so.

Oskar hatte bis zum 18ten Lebensmonat auch starke Hörgeräte und sagte MAU MUH MAMA PAPA DA und JA. Aber es kam halt nix neues dazu. Mittlerweile spricht er mit den CI´s mehr als 60 Wörter (natürlich teilweise noch undeutlich).

Alles Gute!

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 20. Jul 2017, 20:58
von Doris Z.
Die letzte BERA (die Werte die ich gepostet habe) war unter Narkose, das hätte ich dazu sagen müssen.

Vom Bauch her würde ich auch sagen, eher kein CI, aber es ist halt immer das gleiche. wenn man beim Akustiker ist, heißt es auf keinen Fall Ci. Beim Audiologen heißt es, Grenzbereich, kann schon ein Ci in frage kommen.

In erster Linie stellt sich für mich auch die Frage, welche Hörgeräte sind jetzt die Besten für ihn

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 20. Jul 2017, 21:15
von KatjaR
Ich würde es auch erstmal mit Hörgeräten weiter testen. Wenn diese richtig eingestellt wären, müßte auch das Verstehen der hochfrequenten Konsonanten möglich sein damit.
Dies sollte dann aber gezielt getestet werden. Ohne diese ist die Sprachentwicklung sehr gefährdet und es kann auch die aussprache dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Dafür muss aber eben nicht sooo hypervorsichtig eingestellt werden. Bekommt Hannes Frühförderung? Das wär ganz wichtig finde ich. Ich hoffe ihr findet bald die richtigen Hörgeräte und es klappt mit der Sprachentwicklung.

LG
Katja

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 20. Jul 2017, 22:04
von fast-foot
Hallo Doris Z.,

laut Empfehlung DGPP sollten folgende Untersuchungen (und ev. weitere) ebenfalls durchgeführt worden sein:

- Tympanometrie

- TEOAEs/DPOAEs

- Verhaltensaudiometrie

Wie sehen die entsprechenden Resultate aus (wenn gewisse Untersuchungen nicht durchgeführt wurden, würde ich dies nachholen lassen)?

Bei Interesse kannst Du sämtliche Untersuchungsergebnisse (inklusive Diagramme und insbesondere die Potentialkurven der BERAs ("Zickzack-Linien") anonymisiert hier hochladen.

Zu den Hörschwellen gemäss BERAs:

Wenn die Hörgeräte zu schwach eingestellt waren, wurde die Entwicklung der retrocochleären Hörbahnen möglicherweise kaum angestossen, so dass man bei der Bewertung der Hörschwellen berücksichtigen muss, dass normale Werte bei um die 25 dB liegen würden. Um bis zu 45 dB erhöhte Schwellen sind so dramatisch nicht, wobei natürlich auch andere Faktoren eine Rolle spielen können (im Extremfalle kann eine Taubheit vorliegen trotz Hörschwellen im Normbereich).

Wenn eine Schallleitungskomponente vorliegt, besteht noch ein grösseres Verbesserungspotential, sofern diese bspw. durch Paukenergüsse verursacht wird. Wenn nicht, würde ich davon ausgehen, dass die TEOAEs nicht auslösbar sind und die DPOAEs auffällig sind. Was ist nun genau der Fall?

Rein auf Grund der Werte würde ich davon ausgehen, dass ein ausreichender Erwerb der Lautsprache möglich sein wird. Allerdings sollten Hörgeräte entsprechend sorgfältig angepasst werden.

Ist die Frühförderung informiert?

Je nachdem könnte der Erwerb von Gebärden den Erwerb (auch) der (Laut-) Sprache fördern (falls nicht bereits geschen - vermutlich aber nicht).

Hier noch ein Link, welcher auf eine Seite mit weiteren Informationen verweist:

http://www.kestner.de/n/elternhilfe/elt ... ehrung.htm

Gruss fast-foot

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 20. Jul 2017, 22:24
von Musiker_72
Hallo,

ich kenne mich mit Kinder-HG leider nicht aus, aber zwei Anmerkungen:

Zitat:
seit der Neuanpassung sind die Rückkopplungen kaum zu ertragen, sobald es piept, zeigt Hannes auf sein Ohr oder zieht die HG
raus. Mir ist bewusst, dass es ohne Rückkopplung nicht geht, aber es zerrt natürlich zusätzlich an unseren Nerven.

Hörgeräte sollten nicht rückkoppeln, bei Dir klingt es so, als würden Rückkopplungen eben "dazugehören". Natürlich ist es so, dass je stärker HG versärken, desto schwieriger sind Rückkopplungen zu vermeiden. Zwei Mögllichkeiten (aus meiner Laiensicht) gibt es da:
a) Dichterer Sitz der Ohrstücke. Sobald hier die kleinste Lücke entsteht, kann Schall entweichen und zur Rückkopplung führen
b) Digitale Rückkopplungsvermeidung. Die Widex Baby haben diese Möglichkeit, hier z.B. ist das nachzulesen:
http://www.hacavie.com/pdf/docs/26180doc.pdf
Eventuell wurde dieses Feature bei Euch bei der Einstellung nicht aktiviert.

Zur Verstärkung: 70 dB liegen noch im Anpassbereich der Widex Baby, siehe hier:

https://www.widex.pro/en/products/heari ... r-children

Bei mehr als 70 dB ist aber tatsächlich Schluss.

Ich wünsche Euch, dass Ihr einen Akustiker findet, dem Ihr vertrauen könnt.

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 21. Jul 2017, 08:04
von svenyeng
Hallo!

Also Rückkopplungen kann man heutzutage ziemlich gut verhindern.
Beim einstellen der Hörgeräte macht der Akustiker einen Rückkopplungstest.
Das geht automatisch. Man hört kurz eine Art Rauschen im Ohr.
wie schon geschrieben wurde, braucht man notfalls auch ne Otoplastik die sehr dicht ist, grade wenn starke Verstärkung nötig ist.

Wenn Hörgeräte vor Ablauf der 6 Jahre nicht mehr ausreichen, zahlt die Krankenkasse auch eher wieder den Zuschuss.

PS:
Die Akustikerketten wie Geers usw. würde ich eher meiden.

Gruß
sven

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 21. Jul 2017, 10:37
von smallhexi79
Hallo Sven,

für den Sohn von der Doris Z. ist der Pädakustiker zuständig und gerade bei Babys oder Kleinkinder muss der Pädakustiker viel Zeit nehmen für eine Anpassung.

Katja-R hat schon nach gefragt, ob das Kind schon Frühförderung bekommt. Ich denke, dass die Frühförderung auch andere Pädakustiker nennen können.

Doris Z. für die Hörgeräte gibt es eine Art Kette für Hörgeräte (ähnlich wie die Schnullerkette), die man Hörgerät und an den Oberteil befestigen kann. Ein beim Pädakustiker nachfragen. Du kannst ein Hörtagebuch für dein Kind führen, z. B. das er auf die Laute von den Katzen hört, ob er auch die Musik ganz interessant findet und wie er die Musik endfindet, ob er auf leise so wie auch auf laute Geräusche reagiert.

lg Smallhexi

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 21. Jul 2017, 11:58
von Doris Z.
Hallo zusammen!
Hörfrühforderung bekommt er seit über einem Jahr, im Januar hat er Paukenröhrchen bekommen, das Mittelohr als zusätzliche Problematik ist somit laut audiologin auszuschliessen. Die Polypen wurden auch schon entfernt.

Vielen Dank zu dem link der Broschüre, ich finde leider keine deutsche Version dazu.

Ich dachte, dass sich Rückkoppelungen bei hochgradiger Hochtonschwerhörigkeit quasi garnicht wirklich reduzieren lasen. Jetzt habe ich aber nach euren Posts nochmal bei KI** angerufen und einen Termin für morgen vereinbart.

Diese Kette für die Hörgeräte haben wir auch zu Hause. So gehen die HG wenigstens nicht verloren, wenn er sie rausnimmt.

Ein Tagebuch zu führen ist eine gute Idee. Da muss ich unbedingt die nötige Disziplin aufbringen!!

Re: Die Frage der Fragen

Verfasst: 21. Jul 2017, 15:24
von Anosk
Ich bin immer wieder froh dass wir damals so eine gute Anlaufstelle(Hörgeräteakustiker) für Kinder gefunden haben als diese noch ihre Hörgeräte trugen. Wir hatten nie Probleme mit der Rückkopplung (obwohl grade bei Emma die Hörgeräte ja wirklich auch Full Speed gestellt waren).
Außerdem sind die sich dort der Grenzen der Hörgeräte absolut bewusst, akzeptieren aber völlig die Entscheidung der Eltern in welche Richtung die Reise gehen soll.
Und auch jetzt gehen wir gerne wieder hin wenn Oskar für seine CI´s neue Ohrpasstücke braucht.
Wir hatten übrigens Geräte von Phonak - war ich immer sehr zufrieden mit.

Alles Gute weiterhin!