Betreff: Re: Schwerhörige Lehrerin stellt sich vor
Ich habe keine Erfahrung als Lehrerin und auch nicht mit dem "Outen" einer leichten Schwerhörigkeit, aber langjährige Erfahrungen mit dem Umgang mit Hörschädigung im sozialen Umfeld. Tatsächlich ist es so dass ich nach Ertaubung mit nicht auf einen bestimmten Hörstatus festgelegt werden kann, sondern dass die Fähigkeit zum Hören und Verstehen je nach Situation stark schwankt. Dies dürfte auch bei leichter Schwerhörigkeit so sein, vom prolemlosen Verstehen in Ruhe, zu erschwertem auf Entfernung und mit leichten Nebengeräuschen und zu stark erschwertem in geräuschvoller Umgebung wie Feiern mit lauter Musik im Hintergrund.
Wenn man seine Hörbehinderung für sich behält, droht die Gefahr, dass erwartungsabweichendes Verhalten dennoch auffällt, aber falsch interpretiert wird. Arroganz oder Ignoranz, anstatt etwas überhört zu haben, verlängerte Reaktionszeiten, aufgrund von zeitversetztem Hören und Verstehen als "lange Leitung", Taktlosigkeit aufgrund von falsch Verstandenem und dann falsch Kommentiertem etc. Die Liste der durch "Verhörer" entstandenen möglichen Probleme ist lang.
Auch verhindert ein Verschweigen die Integration einer Behinderung in das Selbstbild, was zu Verstecktaktiken führt, Dissimulation, Rückzug aus schwierigen Hörsituationen aufgrund von Ängsten entarnt zu werden etc. Das kann einem leicht den Ruf als "kauzig geworden sein" einhandeln. Da ziehe ich es vor, dass die Menschen wissen, dass ich eine Hörschädigung habe. Grade als Lehrerin kann man auch als Rollenvorbild dienen, es ist ok nicht perfekt zu sein, man kann und darf das outen, muss sich nciht schämen. Das kann bei den Schülern auch positiv angenommen werden. Darüber offen zu sprechen, um Rücksicht zu bitten in Bezug auf einhaltung der Gesprächsdiziplin, halte ich für wichtg und sinnvoll.
LG Katja
Langjährige -Trägerin (AB) "Nehmt nur mein Leben hin in Bausch und Bogen, wie ich´s führe; Andre verschlafen ihren Rausch, Meiner steht auf dem Papiere."
Johann Wolfgang von Goethe