Betreff: Re: AVWS und Steiner-Schule (Waldorf-Schule)? Andere alternative Schulen?
Hier noch die eine oder andere Anmerkung und eine Frage von mir:
Jedenfalls lässt sich die auditive Merkspanne durch entsprechendes Training verbessern (ob in jedem Falle, weiss ich nicht).
Ist denn das periphere Gehör in Ordnung (wenn die Reintonaudiometrie auffällig ist, muss AVWS per Definition ausgeschlossen werden)?
Wie es scheint, bestehen keine besonderen Probleme bezüglich Sprachverstehen im Störschall. Es sieht danach aus, als ob eine FM-Anlage nicht viel bringen würde (wobei ich mir das so vorstelle, dass das Sprachverstehen ohne Störschall bereits ziemlich schlecht ist und im Störschall nicht mehr wesentlich abfällt).
Bei Interesse kannst Du sämtliche Untersuchungsergebnisse und Berichte bezüglich des Gehörs hier anonymisiert hochladen - dann kann ich mir ein genaueres Bild machen (im Moment sieht es für mich so aus, als würde wegen der eingeschränten Phonemdiskriminierung massive Probleme beim Verstehen von Sprache auftreten).
Hier noch einige Auszüge aus der Schrift "049/012 – Praxishilfen für Eltern und Lehrer AVWS aktueller Stand: 05/2010" der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie:
"Empfehlungen bei AVWS für den Schulunterricht
(Modifiziert nach [14])
Für Kinder mit AVWS sind Veränderungen und Anpassungen im Klassenraum hilfreich, um ihr schwaches auditives System zu unterstützen. Spezifische Empfehlungen sollten auf den Resultaten standardisierter Tests sowie auf Verhaltensbeobachtungen beruhen.
Alle Veränderungen sollten individuell erfolgen.
Einige empfohlene Veränderungen für den Schulunterricht sind:
- Ein hörfreundliches Umfeld sollte geschaffen werden (siehe Anhang D: Veränderung der Klassenraumakustik)
- Die Lehrpersonen sollten gut über AVWS informiert sein, ggf. über Kontakte mit dem mobilen Dienstder pädagogisch-audiologischen Beratungsstelle.
- Hilfreiche Empfehlungen sind:
o Sitzplatz: Falls eines der Ohren des Kindes schwächer hört als das andere, sollte das bessere Ohr zum Lehrer zeigen. Der Sitzplatz sollte so gewählt werden, dass das betroffene Kind das Gesicht der Lehrperson gut sehen kann und zwar aus einem Winkel, der mindestens 45° beträgt. Gleichzeitig sollte der Sitzplatz fern von Geräuschquellen liegen (z.B. Geräusche von Overheadprojektoren, Lärm von außen, z.B. in der Nähe von
oft während des Unterrichts geöffneten Fenstern). Vom Sitzplatz aus sollte das Mundbild des Lehrers für den betroffenen Schüler gut sichtbar sein.
o Ein häufiger Sitzplatzwechsel sollte vermieden werden. Der Sitzplatz sollte stabil bleiben und nicht verändert werden, da Kinder mit AVWS bedeutend länger als andere benötigen, um sich auf veränderte oder wechselnde akustische Bedingungen einzustellen.
o Schüler mit AVWS sollten ermutigt werden, sich zu äußern, wenn etwas nicht verstanden wurde oder die Umgebungsverhältnisse (Störgeräusche, Sitzplatz z.B. bei häufigerem Wechsel von Unterrichtsräumen) ungünstig sind.
o Die Aufmerksamkeit des Kindes kann vor wichtigen Instruktionen mit einem verbalen oder taktilen Hinweis an das Kind verstärkt werden („Peter, als Hausaufgabe lest Ihr im Buch Seite ….).
o Vorlesungsähnliche Instruktionen sollten auf möglichst kurze Zeitperioden begrenzt werden.
o Beim Sprechen sollte das betroffene Kind angeschaut werden (Blickkontakt!).
o Das Sprechtempo sollte ruhig, natürlich und vor allem nicht überhastet sein.
o Die Lehrperson sollte die natürlichen Sprechpausen im Sprechfluss etwas verlängern, um Verarbeitungszeit für das Gesagte zu geben.
o Die Lehrperson sollte möglichst deutlich artikulieren und lebendig betonen, jedoch nicht übertrieben.
o Gestik und Mimik sollten zum Unterstreichen der vermittelten Unterrichtsinhalte lebendig eingesetzt werden.
o Die ersten Beispiele zu einer Aufgabe sollten möglichst demonstriert und nicht nur erklärt werden.
o Wichtige Informationen sollten mehrfach wiederholt werden.
o Wichtige Vokabeln sollten evtl. schon vorab geklärt und gelernt werden.
o Ggf. sollten den Schülern evtl. Unterrichtsskripten vorab zur Verfügung gestellt werden.
o Den Kindern mit AVWS sollte Gelegenheit gegeben werden, Fragen zu stellen, um zu erfahren, wo noch Unklarheiten bestehen.
o Falls von der Lehrperson nachgefragt wird, um sich zu versichern, dass der Schüler verstanden hat, ist es wichtig, sich die Inhalte sinngemäß und in eigenen Worten vom Schüler kurz wiederholen zu lassen. Dies erscheint notwendig, da Kinder mit AVWS, wie Schwerhörige auch, dazu neigen, aus Zurückhaltung mit „ja“ zu antworten, selbst wenn sie etwas nicht genau verstanden haben.
o Das Kind sollte möglichst nahe beim Lehrer sitzen.
o Während an die Tafel geschrieben wird, sollten nicht gleichzeitig Erklärungen oder Aufträge gegeben werden.
o Ausschließlich mündlich erteilte, mehrschrittige Aufträge sollten vermieden werden.
o Redensartliche oder dialektale Ausdrücke sollten vermieden werden.
o Während der Vermittlung wichtiger Informationen sollten Nebengeräusche auf ein Minimum reduziert werden (z.B. Bleistiftspitzen, Einsammeln von Papier, Füßescharren).
o Schlüsselwörter und –konzepte sollten an die Tafel geschrieben werden.
o Neue Wörter sollten hervorgehoben und in verschiedenen Sätzen verwendet und nicht vom Kind selbst im Wörterbuch nachgeschlagen werden.
o Dem Kind sollte erlaubt werden, Notizen und Mitschriften anzufertigen.
o Dem Kind sollte mitgeteilt werden, auf welche Informationen es speziell hören soll, um dem Kind zu helfen, bei der Aufgabe zu bleiben und darauf zu achten, welche Informationen besonders wichtig sind.
o Für Fragen des Lehrpersonals und zur Unterstützung des Schülers steht der mobile Dienst der Schwerhörigenschulen und der pädagogisch-audiologischen Beratungsstellen als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Telefonnummer bzw. die Adresse kann bei der örtlichen Schwerhörigenschule oder über eine phoniatrisch-pädaudiologische Abteilung bzw. einen Arzt für Phoniatrie und Pädaudiologie erfragt werden.
Ausgewiesener Spezialist* / Name: Wechselhaft** / Wohnsitz: Dauer-Haft (Strafanstalt Tegel) / *) zwecks Vermeidung weiterer Kollateralschäden des Landes verwiesen / **) Name fest seit Festnahme